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Märchenbasar

Die Schlange und ihre Eltern

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Es war einmal ein alter Mann und eine alte Frau, die hatten keine Kinder, und die Alte sehnte sich einst so sehr nach einem Kinde, daß sie zu dem lieben Gott sprach: »lieber Gott, gieb mir ein Kind und wenn es eine Schlange sein sollte.« Da wurde der Leib der Frau gesegnet, und als ihre Zeit kam, gebar sie eine Schlange und sie zog dieselbe groß. Nachdem aber die Schlange ausgewachsen war, da verließ sie das Haus ihrer Eltern, und machte sich eine Höhle unter einem Baume und wohnte darin.
Weil nun die Alte wieder allein war, wurde sie noch zänkischer als vorher, und als sie sich wieder einmal mit ihrem Manne zankte, sagte sie: »so halte ich es nicht länger aus, du alter Tropf, ich will zu meinem Sohne gehen und mir von ihm so viel geben lassen, daß ich leben kann.« Da ging sie zu der Höhle und fing an zu weinen und zu jammern, bis es die Schlange hörte und sie fragte, was sie wolle. Darauf sprach die Alte: »gieb mir so viel, daß ich davon leben kann.« Und die Schlange gab ihr einen Esel und sagte: »nimm diesen Esel und füttere ihn nur mit Erbsen, und er wird dir Goldstücke machen.«
Die Alte nahm den Esel und fütterte ihn mit Erbsen, und dafür machte er ihr Goldstücke. Eines Tages aber kam die Alte auf den Einfall, den Esel zur Tränke zu führen, und hörte nicht auf den Alten, der ihr vorhersagte, daß ihr der Esel davon laufen würde; und wie der gesagt hatte, so geschah es, der Esel lief fort und die Alte hatte das Nachsehen. Als sie nach Hause zurückkam, geriet sie mit ihrem Manne in Hader, und dabei wurden die Alten so heftig, daß sie einander in die Haare gerieten und sich so lange rauften, bis sie müde wurden.
Darauf sprach die Alte: »höre, du alter Tropf, ich gehe nun zu meinem Sohne, der giebt mir schon wieder etwas, um davon zu leben.« Darauf ging sie zu dessen Höhle und weinte und jammerte so lange, bis die Schlange herauskam und fragte, was sie wolle. – »Gieb mir soviel, daß ich davon leben kann.« – »Ich gab dir ja den Esel.« – »Der ist mir fortgelaufen.« – »So nimm diesen Krug, der wird alles tun, was du zu ihm sagst.«
Da nahm die Alte den Krug und ging damit nach Hause, und der tat alles, was sie ihm hieß. Als aber der König von diesem wunderbaren Kruge hörte, ging er zu der Alten und sagte: »ich gebe euch ein ganzes Haus voll Goldstücke für diesen Krug.« Der Handel gefiel der Alten und sie wollte den Krug hergeben, aber der Alte widersetzte sich, und sie gerieten darüber dermaßen hintereinander, daß sie sich schlugen und rauften, bis sie nicht mehr konnten. Die Alte bestand auf ihrem Sinne; sie gab dem König den Krug und erhielt dafür ein Haus voll Goldstücke. Als sie aber dieses Geld verzehrt hatten, da sagte die Alte: »höre du alter Tropf, ich will zu meinem Sohne gehn, damit mir der wieder etwas giebt, um davon zu leben.« Sie ging darauf zur Höhle und weinte und jammerte so lange, bis die Schlange hervorkam und fragte, was sie wolle; als sie aber erfuhr, daß die Alte den Krug an den König verkauft habe, da sprach sie: »gehe hin, Alte, und sage dem Alten, daß er zu mir kommen solle.« Wie nun der Alte zur Höhle kam, sprach die Schlange zu ihm: »wenn du wieder zu Hause bist, so sage einmal zu deinem Stabe: Wurr Stäbchen! und dann sollst du sehn, was er dir für schöne Sachen bringt.« Drauf ging der Alte nach Hause und rief: »Wurr Stäbchen!« Da fuhr ihm dieser aus der Hand und schlug die Alte tot und von da an hatte der Alte ein ruhiges Leben.

[Griechenland: Johann Georg von Hahn: Griechische und Albanesische Märchen]

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