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Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne. Eines Tages bestellte er sie zu sich und sagte, daß er schon alt sei und sein Reich irgendeinem seiner Söhne übergeben möchte. Dazu sollten sie sich jeder eine Frau nehmen, und derjenige, der die schönste Frau anbrächte, sollte sicher sein, daß er das Reich bekommen würde. Alle drei zogen aus. Die beiden älteren kamen nach kurzer Zeit mit zwei hübschen Mädchen, die keine Prinzessinnen waren, verheiratet zurück. Der Jüngste zog durch viele Orte, ohne eine Frau zu finden, die ihm gefallen hätte. Eines Tages kam er zu einem schönen Schloß inmitten einer weiten Aue, und er entschied, dort zu übernachten. Er wurde von einem Alten empfangen, der ihm ein prächtiges Zimmer gab und ihn aufs beste bewirtete. Am nächsten Tag erzählte der Prinz vom Anlaß seiner Reise. »Da dankt nur Eurem Schicksal, denn Ihr hättet an keine bessere Tür als an die meine klopfen können,« sagte der Alte. »Ich habe eine Tochter, die ist eine Schönheit, und sie ist klug und reich.« Der Prinz freute sich und bat, die Braut sehen zu können. Der Alte antwortete, daß das nicht möglich sei; wenn er seinen Worten traute, würde er sie erst am Tage der Hochzeit zu Gesicht bekommen. Der Knabe willigte ein, und bald nahte der Tag der Vermählung. Es kamen viele Kutschen mit prächtigem Geleit, aber der Prinz kannte niemanden. Zum Schluß kam die Kutsche der Braut, und alle gingen, um sie zu empfangen. Sie war ganz von Geschmeide bedeckt, aber dem Jungen verschlug es die Sprache, denn sie war so häßlich wie eine Äffin. Da er jedoch nun einmal sein Wort gegeben hatte, schluckte er die bittere Enttäuschung hinunter. Er heiratete und führte seine Frau an den Hof seines Vaters. Dort sprach man von nichts anderem als von der Äffin. Der König war über seinen Sohn verärgert und gab ihm ein altes Schloß, das er besaß, wo er mit seiner Frau leben sollte. Der Prinz war unzufrieden, aber er behandelte seine Frau gut. Eines Tages ließ der König seinen Söhnen mitteilen, daß er seine Schwiegertöchter besuchen wollte. Alle reinigten ihre Häuser, nur die Äffin sprang vor Vergnügen und verwandelte ihr Haus in ein Tohuwabohu. Sie zerrte die Betten auseinander, zerbrach Gläser und richtete noch weiteres Durcheinander an. Als die Ankunft des Königs kurz bevor stand, und der Prinz sah, daß sein Haus wie ein Schweinestall aussah, sagte die Äffin zu ihm: »Geh zu meinem Vater, er soll mir die Apfelsine schicken, die ich auf meiner Kommode zurück gelassen habe.« Der Prinz machte sich auf den Weg, richtete dem Schwiegervater die Botschaft aus, kehrte zurück und übergab seiner Frau die Apfelsine. Die Äffin baute aus ein paar Tischen und Stühlen einen Thron, setzte sich darauf, und ihr Mann erduldete alles. Als der König bei der Tür war und schon die Treppe heraufkam, reichte die Äffin ihrem Mann die Apfelsine und sagte: »Wirf sie mit aller Kraft gegen die Decke!« Sofort verwandelte sich das Haus in das allerprächtigste Schloß, und die Tische und Stühle wurden zu einem goldenen Thron, und die Äffin zu einem Mädchen, das so schön war wie die Sonne. Der König staunte über das, was er sah, und die Prinzessin sagte ihm: »Ich danke Euch für Euren Besuch, Ihr könnt Euer Königreich schenken, wem Ihr wollt, denn ich bin die Königin des Feenreichs, die solange verzaubert war, bis sie jemanden fand, der fähig war, das für mich zu tun, was der Prinz, mein Gemahl, für mich tat.«
[Portugal: T. Braga: Contos tradicionaes do povo portuguez]