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Es war einmal in einem fernen, fernen Lande hart am Meere ein reicher Kaufmann; der hatte einen einzigen Sohn. Als dieser großjährig wurde, übergab ihm der Vater eines seiner größten Schiffe und hieß ihn hinausfahren in das Meer, um mit fernen Völkern zu handeln und kostbare Güter in die Heimath zu bringen. Der Sohn segelte fröhlich hinaus in die See und begegnete da, wo er nichts als Himmel und Wasser sah, einem schwarzen Schiffe, welches das seinige anhielt. Der Kapitän jenes Schiffes entrollte seine blutig rothe Flagge und stieg auf das Verdeck des Kaufmannsschiffes, und zwar allein; denn der graue, finstere Mann leitete sein Schiff mit eigener Hand und hatte keine Bemannung. Dem Kaufmannssohne bot der Schiffsmann ein Spiel an, und die Beiden spielten und spielten, bis der junge Kaufmann Alles und dann sich selbst an den Unbekannten verlor. Dieser nahm indessen dem Jüngling nur das Versprechen ab, innert Jahresfrist das Land Amerika an einem gewissen Punkte zu betreten und schied rauh und ohne Gruß.
Der junge Kaufmann aber kehrte in die Vaterstadt zurück, wo er aber immer bleicher und stiller wurde, so daß sein Vater ob der Veränderung unruhig zu werden begann. Lange wich ihm der Sohn aus; aber endlich gestand er sein Spiel und sein Versprechen. Darob härmte sich der alte Vater, welcher den einzigen Sohn hatte und suchte Hülfe bei einem weisen Manne im Walde.
Und der weise Mann wußte Rath: Der Sohn solle, so sagte der Greis, in die See hinausfahren bis zur Insel, wo drei Schwanenjungfrauen wohnen. Von einem Versteck aus werde er die wunderbaren Vögel betrachten können, und gelinge es ihm, während Jene baden, eines der drei Schwanenkleider zu erhalten, so werde ihm die Schwänin, der das Kleid gehöre, jeden Wunsch erfüllen.
Der Kaufmannssohn befolgte den Rath und kam zur Schwaneninsel, als die drei Schwäninnen sich zum Bade anschickten. Und sie legten das Schwanenkleid ab, und ins Meer stiegen drei Jungfrauen von überirdischer Schönheit. Der junge Mann, der von einem Gebüsche aus die Schwäninnen beobachtet, sprang rasch herbei und hob das eine der drei wunderzarten Kleider auf, worauf die jüngste und schönste der Schwanenjungfrauen zu ihm heraufgeschwommen kam und nach seinem Begehren fragte. Der Jüngling forderte von ihr Hülfe zu jeder Zeit und Treue für immer. Das sagte ihm die Jungfrau zu, und er küßte sie auf die Stirne.
Und die Jungfrau gab ihrem Bräutigam eine Gerte, und er schlug damit auf das Meer und kam trockenen Fußes nach dem fernen Amerika.
Am Ufer harrte schon seiner der grimme Spieler und führte ihn in sein Haus, wo in fünfzehn goldenen Käfigen fünfzehn abgeschlagene Köpfe hingen. »Der sechszehnte«, sprach der harte Mann, »ist für deinen Kopf, sofern du nicht die drei Arbeiten vollbringst, die ich dir auferlegen werde.« Die erste Aufgabe bestund darin, einen Urwald mit gläserner Axt zu fällen. Beim ersten Hieb aber zersprang die Axt, und der Kaufmannssohn rang die Hände vor Jammer und Schmerz. Da legte sich eine weiche Hand auf seine Schulter, und als er sich umsah, lächelte ihm mild seine Schwanenbraut entgegen und schmollte mit ihm im liebevollsten Ton, daß er ihrer vergessen habe im Augenblicke der Noth. Er solle sich nur hinlegen und schlafen, es werde ihm geholfen werden. Und er schlief, und als er erwachte, war der Wald gefällt und das Holz gespalten, die Schwanenjungfrau aber verschwunden. Die zweite Arbeit bestund im Abtragen eines Berges und Anpflanzung eines Weingartens. Der Jüngling vergaß aber diesmal seine mächtige Freundin nicht, rief sie herbei, und sie kam, ehe er noch den Ruf vollendet, und er legte sich hin und schlief, und als er erwachte, war die Arbeit vollendet. Die dritte Arbeit aber war die schwerste. Der Grimme warf seinen goldenen Ring ins Meer und hieß den Kaufmann denselben auf papiernem Schiffe suchen und binnen drei Tagen zurückbringen, sofern ihm sein Kopf lieb sei.
Und der Jüngling gieng traurig auf sein sonderbares Schiff und wollte verzweifeln, als die Schwanenjungfrau plötzlich wieder an seiner Seite stund und mit ihrer lieben Stimme sagte, er solle ihr das Haupt vom Rumpfe trennen, und es werde ihm geholfen werden. Ob der entsetzlichen Zumuthung schauderte der junge Mann und weigerte sich, die That zu vollbringen. Aber die Jungfrau bestand darauf, und als das Haupt herniederrollte, fielen drei Blutstropfen in das Meer, und der goldene Ring kam sofort an die Oberfläche des Wassers, woraus auch die Schwanenjungfrau, herrlicher als je, emportauchte und in die Arme ihres Bräutigams eilte. Hand in Hand giengen die zwei Glücklichen in das Haus des grimmen Schiffers, dessen ehernes Antlitz sich aber glättete beim Anblick der wunderholden Jungfrau; denn sie war seine eigene Tochter. Und er gab sie dem Kaufmannssohn zur Frau und als Mitgift des Goldes die Fülle, und das junge Ehepaar zog in die Heimath des Gemahls, wo sie der alte Kaufherr segnend umfieng.
Der junge Kaufmann aber kehrte in die Vaterstadt zurück, wo er aber immer bleicher und stiller wurde, so daß sein Vater ob der Veränderung unruhig zu werden begann. Lange wich ihm der Sohn aus; aber endlich gestand er sein Spiel und sein Versprechen. Darob härmte sich der alte Vater, welcher den einzigen Sohn hatte und suchte Hülfe bei einem weisen Manne im Walde.
Und der weise Mann wußte Rath: Der Sohn solle, so sagte der Greis, in die See hinausfahren bis zur Insel, wo drei Schwanenjungfrauen wohnen. Von einem Versteck aus werde er die wunderbaren Vögel betrachten können, und gelinge es ihm, während Jene baden, eines der drei Schwanenkleider zu erhalten, so werde ihm die Schwänin, der das Kleid gehöre, jeden Wunsch erfüllen.
Der Kaufmannssohn befolgte den Rath und kam zur Schwaneninsel, als die drei Schwäninnen sich zum Bade anschickten. Und sie legten das Schwanenkleid ab, und ins Meer stiegen drei Jungfrauen von überirdischer Schönheit. Der junge Mann, der von einem Gebüsche aus die Schwäninnen beobachtet, sprang rasch herbei und hob das eine der drei wunderzarten Kleider auf, worauf die jüngste und schönste der Schwanenjungfrauen zu ihm heraufgeschwommen kam und nach seinem Begehren fragte. Der Jüngling forderte von ihr Hülfe zu jeder Zeit und Treue für immer. Das sagte ihm die Jungfrau zu, und er küßte sie auf die Stirne.
Und die Jungfrau gab ihrem Bräutigam eine Gerte, und er schlug damit auf das Meer und kam trockenen Fußes nach dem fernen Amerika.
Am Ufer harrte schon seiner der grimme Spieler und führte ihn in sein Haus, wo in fünfzehn goldenen Käfigen fünfzehn abgeschlagene Köpfe hingen. »Der sechszehnte«, sprach der harte Mann, »ist für deinen Kopf, sofern du nicht die drei Arbeiten vollbringst, die ich dir auferlegen werde.« Die erste Aufgabe bestund darin, einen Urwald mit gläserner Axt zu fällen. Beim ersten Hieb aber zersprang die Axt, und der Kaufmannssohn rang die Hände vor Jammer und Schmerz. Da legte sich eine weiche Hand auf seine Schulter, und als er sich umsah, lächelte ihm mild seine Schwanenbraut entgegen und schmollte mit ihm im liebevollsten Ton, daß er ihrer vergessen habe im Augenblicke der Noth. Er solle sich nur hinlegen und schlafen, es werde ihm geholfen werden. Und er schlief, und als er erwachte, war der Wald gefällt und das Holz gespalten, die Schwanenjungfrau aber verschwunden. Die zweite Arbeit bestund im Abtragen eines Berges und Anpflanzung eines Weingartens. Der Jüngling vergaß aber diesmal seine mächtige Freundin nicht, rief sie herbei, und sie kam, ehe er noch den Ruf vollendet, und er legte sich hin und schlief, und als er erwachte, war die Arbeit vollendet. Die dritte Arbeit aber war die schwerste. Der Grimme warf seinen goldenen Ring ins Meer und hieß den Kaufmann denselben auf papiernem Schiffe suchen und binnen drei Tagen zurückbringen, sofern ihm sein Kopf lieb sei.
Und der Jüngling gieng traurig auf sein sonderbares Schiff und wollte verzweifeln, als die Schwanenjungfrau plötzlich wieder an seiner Seite stund und mit ihrer lieben Stimme sagte, er solle ihr das Haupt vom Rumpfe trennen, und es werde ihm geholfen werden. Ob der entsetzlichen Zumuthung schauderte der junge Mann und weigerte sich, die That zu vollbringen. Aber die Jungfrau bestand darauf, und als das Haupt herniederrollte, fielen drei Blutstropfen in das Meer, und der goldene Ring kam sofort an die Oberfläche des Wassers, woraus auch die Schwanenjungfrau, herrlicher als je, emportauchte und in die Arme ihres Bräutigams eilte. Hand in Hand giengen die zwei Glücklichen in das Haus des grimmen Schiffers, dessen ehernes Antlitz sich aber glättete beim Anblick der wunderholden Jungfrau; denn sie war seine eigene Tochter. Und er gab sie dem Kaufmannssohn zur Frau und als Mitgift des Goldes die Fülle, und das junge Ehepaar zog in die Heimath des Gemahls, wo sie der alte Kaufherr segnend umfieng.
(In Brigels erzählt)
[Rätoromanien: Dietrich Jecklin: Volksthümliches aus Graubünden]