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Die seltsame Heirat

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Vor langer Zeit hatte einmal ein Bauer drei Söhne, von denen der ältere ein rechter Lapp war. Man mochte ihm auftragen, was man wollte, alles tat er verkehrt. Eines Tages war er ganz betrübt, denn seine Brüder wollten ihm die Hauswirtschaft nicht überlassen, weil er gar so dumm war; er wußte sich vor Ärger und Verdruß gar nicht zu fassen und ging in den Wald hinaus, um seine Brüder nicht mehr zu sehen. Als er so durch den dichten, dunklen Forst dahinwanderte, hörte er plötzlich in der Nähe seinen Namen rufen. He, wer ist etwa das? dachte er und ging der Gegend zu, aus der die Stimme zu kommen schien.
Er war nicht weit gegangen, so gelangte er zu einem schönen, blauen See und erblickte am Ufer eine Kröte, die ihm immer zurief: »Hansl, Hansl!«
»Was willst du denn?« fragte Hansl, der ganz erstaunt war.
»Nichts sonst«, antwortete sie. »Ich bin so mutterseelenallein, und da möchte ich dich zur Gesellschaft haben.«
Der Hansl hatte Mitleid mit dem armen Tier, setzte sich auf einen Stein und plauderte die längste Zeit mit der Kröte. Endlich wollte es Abend werden, und ein kühler Luftzug strich schon über das Wasser, da dachte sich Hansl, ich muß doch heimgehen, und nahm von der Kröte Abschied.
Diese sagte aber: »Komm mich bald wieder besuchen, und dann kannst du verlangen, was du willst, ich werde es dir geben.« Sie gab ihm auch ein Stäbchen und fuhr fort: »Nimm dieses Stäbchen, und wenn du damit in den See hineinschlägst, weiß ich schon, daß du da bist.«
Nach diesen Worten hüpfte sie ins Wasser, daß es einen lauten Patsch tat, und der Hansl ging freudig mit seinem Stäbchen nach Hause. In der Nacht konnte er nicht schlafen, denn immer dachte er an die Kröte und das Stäbchen, und er wunderte sich sehr, ob wohl das, was die Kröte gesagt hatte, wahr sei. In aller Frühe, als die Hennen noch auf einem Fuß standen und schliefen, stand er schon auf, nahm das Stäbchen und wanderte in den dunklen Wald hinaus und ging, bis er zum See kam. Und wie er dort war, schlug er mit dem Stäbchen ins Wasser, daß es weite Wellen schlug, und sogleich hörte er die Kröte fragen: »Hansl, was willst du?«
Er antwortete: »Drei Schneuztüchlein.«
Kaum hatte er es gesagt, so flogen drei schöne Tücher aus dem Wasser heraus, und Hansl ging damit voll Freude nach Hause. Als er dort war, dachte er bei sich, ich habe so schöne Schneuztücher, und meine Brüder haben nur schlechte; ich muß ihnen schon auch zwei davon geben. Gedacht, getan! Das schönste Tuch behielt er für sich, die andern beiden gab er seinen Brüdern.
Am anderen Morgen ging Hansl wieder, bevor der Tag graute, in den Wald zum See hinaus und schlug mit dem Stäbchen ins Wasser. Da fragte die Kröte wieder: »Was willst du?«, und Hansl antwortete: »Drei schöne Schnupftabakbüchsen.«
Kaum hatte er es gesagt, kam die Kröte aus dem Wasser herausgewatschelt und sprach: »Lieber Hansl, ich kann dir diese nicht geben, denn ich habe keine vorrätig. Tu aber einen anderen Wunsch, und ich werde ihn erfüllen.«
Da besann sich der Lapp nicht lange und sprach: »Das liebste wäre mir, wenn ich heiraten könnte und dürfte!«
Der Kröte schien dieser Wunsch zu gefallen, und sie erwiderte: »Wenn du heiraten willst, so soll dir bald geholfen sein. Du heiratest mich, und dann ist alles abgetan.«
Als Hansl dies hörte, hatte er die größte Freude, denn er hatte jetzt auch eine Braut. Jetzt konnten die Dorfmädchen sehen, daß er doch eine gekriegt hatte. Er setzte sich nun auf einen Stein nieder, und die Kröte kroch auf seinem Knie herauf, und sie saßen den ganzen Tag beisammen und besprachen alles, was bei solchen Gelegenheiten besprochen wird. Und als sie noch nicht alles abgeredet hatten, fing es schon an zu dunkeln, die Kröte nahm von ihrem Hansl Abschied und sprang in den See hinein, und Hansl eilte voll Freude nach Hause. Am folgenden Tag, es war gerade ein Samstag, ging er, ohne dem Vater oder den Brüdern etwas davon zu sagen, in den Widum1 und sagte dem Pfarrer, er wolle jetzt heiraten und habe mit seiner Braut alles in Ordnung. Er bat dann, der Herr Pfarrer möge den Verkündzettel schreiben und ihn morgen nach der Predigt verkünden.
Der Pfarrer glaubte anfangs, Hansl sei nicht bei Sinnen, und wollte ihm nicht willfahren. Als dieser aber auf seinem Vorhaben bestand, gab der Geistliche nach, und schrieb, was Hansl ihm ansagte, staunte aber nicht wenig, als der junge Bauer keine Braut nannte. Sie zu nennen, hatte ihm nämlich die Kröte verboten. Der Pfarrer mochte fragen und tun, was er wollte, Hansl erwiderte immer: »Ich darf meine Braut nicht nennen.«
Am Sonntag wurde Hansl verkündet, und alle Zuhörer lachten hellauf, daß der Lappe, ohne eine Braut zu haben, heiraten wollte. Als er aus der Kirche nach Hause kam, waren Vater und Brüder über ihn böse und verlachten ihn. Ihm war jedoch alles gleichgültig, und er kümmerte sich nicht darum und ging oft zum See zu seiner Kröte hinaus. Endlich kam der Hochzeitstag, und da hättest du die Freude des Hansl sehen sollen!
Als es noch nicht Ave-Maria geläutet hatte, fuhr Hansl schon in einer prächtigen Kutsche in den Wald hinaus, um seine Braut zu holen. Als er am See ankam, wartete die Kröte schon am Ufer, wurde vom Hansl sogleich in die Kutsche gehoben, und dann ging es im schnellsten Trab über Stock und Stein der Kirche zu. Vor der Kirchtür wurde sie wieder aus dem Wagen gehoben und patschte an der Seite ihres Bräutigams zum Altar, wo der Geistliche auf das Brautpaar schon harrte.
Dieser machte keine kleinen Augen, als er die garstige Braut sah, nahm aber keinen Anstand, das seltsame Paar zu trauen. Nach dem Gottesdienst watschelte die Kröte wieder zur Kirchentür, wurde von Hansl wieder in den Wagen gehoben und fuhr dann mit ihrem Mann von dannen zum See. Dort angekommen, hob sie Hansl wieder aus dem Wagen, und sie sprang lustig in den See hinein.
Da war Hansl gar traurig und wußte nicht, was er tun sollte. Er nahm endlich sein Stäbchen und schlug in das Wasser, und siehe da! – eine wunderschöne Frau stieg aus dem See und eilte auf den Hansl los und halste und herzte ihn, daß er fast erdrückt wurde. Dann stiegen beide in die Kutsche und fuhren in das Dorf zurück. Da staunte jung und alt die Braut an, denn eine so schöne Frau hatte man noch nie gesehen.
Es gab nun eine lustige Hochzeit, bei der ihnen der Himmel voller Geigen hing und der Tisch voll Speisen war, und die Braut war gar froh, daß sie erlöst war. Hansl und seine reiche, schöne Frau lebten lange, lange Zeit glücklich und zufrieden beisammen und sprachen noch oft im Alter von ihrer seltsamen Heirat.

(mündlich im Gnadenwald)
[Österreich: Ignaz und Joseph Zingerle: Kinder und Hausmärchen aus Süddeutschland]

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