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Märchenbasar

Die Suche nach dem Unbekannten

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Es war einmal – es was keinmal – ein Kind, in kleines Mädchen, dessen Eltern waren Vater Frost und Mutter Kälte. Egal wo dieses Kind auftauchte, brachte es die Himmelsdiener um ihren Verstand; denn es war auf der Suche, nach Etwas, was es nicht beschreiben konnte. Alle hatte es schon gefragt: Den Regen, den Donner, den Blitz und den Wind, den Schnee und den Hagel, aber keiner, wirklich keiner der da hätte eine Antwort gewusst auf eine einzige Frage: „Weißt du, was ich suche?“ Auch Sausewind und Wolkensturm waren ratlos.

Traurig kam das Mädchen eines Tages zu seiner Mutter und setzte sich zu ihr. Die schüttelte kalt den Kopf und sagte: „Was um alles in der Welt suchst du nur?“ „Ich weiß es nicht, antwortete das Mädchen, „wenn du es mir nicht sagen kannst, Mutter, wie soll ich es wissen?“ „So sage ich dir folgendes“ sprach die Mutter, „du musst hart sein im Leben, nur so wird es dir gut ergehen.“ Diese Antwort machte das Mädchen aber sehr traurig, denn es hatte doch eigentlich ein großes Herz und wollte doch wissen, was es mit seiner stetigen Unruhe auf sich hatte. So ging das Suchen und das Fragen weiter. Sogar beim Wolkenkönig klopfte es an, aber auch der sprach. „Kind, ich weiß wirklich nicht, wie ich dir helfen kann. Vielleicht solltest du mal zu dem gehen, der auf alles eine Antwort hat, zum einem, den die Menschen Gott oder Schöpfer nennen.“

So ging das Kind nach Hause, packte seine sieben Sachen und verabschiedete sich von Vater und Mutter. Vater Frost war sehr traurig über diesen Abschied, drückte seinen „Augenstern“ und fragte: „Ach, mein Kind, was suchst du nur?“ „Vater,“ sprach es, „wenn du es nicht weißt, wie soll ich es wissen?“ „So will ich dir folgendes mit auf deine Reise geben: Aus kleinen liebevollen Mädchen werden eiskalte Frauen; die sind nicht wirklich gewollt auf der Welt.“

Diese Antwort versetzte dem Kind ein noch tieferen Stich ins Herz, so tief, dass es seine Reise zum Schöpfer kaum mehr antreten wollte. Aber noch bevor jemand seine Tränen entdecken konnte, drehte es sich um und ging seiner Wege.

Es war eine lange Reise, und hier und da traf es Leute und Dinge, so schön wie kaum etwas anderes. Einige traten sogar in sein Leben, ohne dass das Mädchen es wirklich merkte, so groß war seine Sehnsucht nach einer Antwort auf ihre Frage. Und ohne es zu merken, wurde auf dieser langen Reise und Suche das Kind zur Frau.

Da kam sie endlich zu dem Haus, dass der Schöpfer sein eigen nannte. Als sie eintrat und sich umsah fand sie aber nicht wirklich etwas dass auch nur irgendwie göttlich aussah. Bekümmert wollte sie schon wieder gehen. Da trat ein alter Mann auf sie zu und sprach: „Hallo, suchst du etwa Gott den Schöpfer?“ „Ja!“ sprach die Frau und freute sich, denn nun sollte endlich ihr Wunsch auf eine Antwort in Erfüllung gehen. Doch der Mann sagte: „Wer in sein Antlitz schaut, muss sterben.“ Da war die Frau so unglücklich, dass sie weinte. Und er sprach erneut: „Ich würde dir gerne helfen, was kann ich für dich tun?“ Da sprach die Frau ganz traurig: „Wenn ihr es nicht wisst, woher soll ich es wissen?“ Der alte Mann lächelte aufmunternd und sprach: „Ich gebe dir folgendes mit auf deiner Suche, deinem Weg: Öffne dein Herz, denn der Schöpfer wird dir Menschen und Möglichkeiten schicken, die dir weiterhelfen auf deiner Suche, aber du musst sie erkennen.“ Da war die Frau so glücklich wie schon lange nicht mehr und sie umarmte den Alten und machte sich weiter, weiter auf den Weg, den Weg, der schon so lange ihr Leben bestimmte. Der Weg auf der Suche nach etwas, was sie nicht benennen konnte.

Wieder war die Reise lang und eines Tages, sie war schon sehr müde, sehr müde vom vielen Reisen und Fragen, kam sie an das Haus des Sonnenkönigs. Er war nicht da, nur die Sonnenmutter saß in ihrem Stuhl und machte ein freundliches, wohlgesonnenes Gesicht. Kaum vor ihr getreten sprach sie: „Komm, komm zu mir, lege dich wie mein Kind in meinen Schoß und ruhe dich aus! Schlafe und bekomme Kraft!“

Die Frau schlief, sie schlief lange und tief, doch als sie wieder aufwachte, war es als hätte sie durch diesen Schlaf eine Antwort gefunden. Da sagte die Sonnenmutter: „Hast du gefunden was du suchst?“ „Ich glaube schon, liebe Sonnenmutter! In deinem Schoß öffnete sich mein Herz und ich spürte auf einmal: Was ich suchte, war mich selbst; meine Frage war die Frage zu wissen, wofür ich gut bin und meine Sehnsucht war die, nach der Erkenntnis einer Gabe die gleichzeitig eine Aufgabe ist. In deinem Schoß konnte ich die schon so lange benötigte Ruhe finden, die ich für diese Suche brauchte. Ich danke dir von Herzen!“

So verabschiedete sich die Frau von der Sonnenmutter, ihre Augen öffneten sich für alle die, die auf ihrer Reise zu ihr getreten und sie stets stützten, ohne dass sie es gemerkt hätte. Es begann ein neues, schönes Leben für die Frau und immer, wenn sie dachte, vielleicht gibt es noch eine Reise anzutreten, wusste sie wohin sie musste. Zur Sonnenmutter! War diese einmal nicht dort, so schloss die Frau ihre Augen und tankte Kraft aus ihrer eigenen Ruhe, die sie bei der Sonnenmutter gefunden hatte.

Und wenn die Frau nicht gestorben ist, so reist sie vielleicht heute noch mal eben kurz, von ihren Lieben zur Sonnenmutter und wieder zurück.

Quelle: Bianca Deters

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