0
(0)
Es waren einmal eine Mutter und eine Tochter, die verdienten ihr Brot damit, dass sie die Wäsche für ihre Nachbarinnen wuschen. Die Tochter war sehr schön, und der Mutter tat es leid, dass sie waschen musste, aber da sie nicht wusste, wovon sie sonst leben sollten, sah sie es mit an, dass das Mädchen ihr half. Und wenn sie mit der Wäsche fertig waren, gingen sie hinaus und sammelten Reisig, das sie nach Hause trugen, um die andere Wäsche zu kochen.
Eines Tages, als sie noch bei der Wäsche waren, ging der Krämer vorbei, blieb stehen und sagte: „Donnerwetter, wie riecht es hier nach Chinarinde!“ Er blickte um sich und sah, dass der Geruch, auf den er aufmerksam geworden war, von dem Holz kam, das man verbrannte.
Er trat in das Haus ein und sagte: „Was macht ihr denn da, liebe Nachbarinnen?“ – „Was sollen wir schon machen! Wir plagen uns zu Tode, um nicht Hungers zu sterben. Den Armen bleibt nichts anderes übrig, als zu arbeiten, wenn sie essen wollen.“ – „Wer hat euch denn das Holz gebracht?“ – „Wir holen es selber, denn wenn wir es kaufen müssten, würde uns das Wäschegeld für das Holz draufgehen.“ – „Sagt mir doch: gibt es da noch mehr von diesem Holz?“ – „Ja, Herr, sehr viel.“ – „Gut, wenn ihr wollt, braucht ihr nicht mehr zu waschen. Ihr müsst nur jeden Tag ein Bündel von diesem Reisig sammeln und es zu mir bringen. Ich bezahle euch so viel dafür, dass ihr nicht mehr als eure eigene Wäsche zu waschen braucht.“ Und so geschah es. Mutter und Tochter gingen jeden Tag hinaus und sammelten ein Bündel Reisig; dann brachten sie es dem Krämer, ohne zu wissen, dass es Chinarinde war, und der bezahlte ihnen dafür das, was er für richtig hielt. Und sie waren sehr zufrieden.
Eines Tages, als sie draußen waren, ging die Tochter ein wenig vom Weg ab und verirrte sich in dem Wald; und als sie zufällig einen Zweig abbrach, öffnete sich plötzlich die Erde, und es kam ein großer Neger heraus, der blieb stehen und betrachtete sie. Sie erschrak und wollte fliehen, doch als der Neger sah, wie schön sie war, fasste er sie am Arm und zog sie mit sich in die Erde. Als die arme Mutter ihr Kind vermisste, begann sie laut zu rufen und durchsuchte alles weit und breit. Doch soviel sie auch suchte, sie konnte das Mädchen nicht finden und musste ohne sie traurig nach Haus gehen. Sicherlich hatte ein wildes Tier sie gefressen.
Nun wollen wir sehen, was mit der Tochter indessen geschah: Als sie die Hände des Negers fühlte, wurde sie ohnmächtig, und wie sie wieder zu sich kam, befand sie sich in einem prunkvoll eingerichteten Saal. Der Neger, der dort war, sagte ihr, sie solle nicht weinen, denn er werde ihr kein Leid antun, im Gegenteil, sie solle hier die Herrin sein, und sie brauche nichts weiter zu tun als befehlen. Wenn sie nur brav sei, würde sie auch glücklich werden. Das Mädchen begann zu weinen und fragte, was aus ihrer Mutter ohne sie werden sollte, sie sei doch schon alt und werde Hungers sterben. Der Neger antwortete, sie brauche sich darüber keine Gedanken zu machen, denn der, der ihr zu essen gebe, würde schon dafür sorgen, dass es auch ihrer Mutter an nichts fehle.
Da es keinen anderen Ausweg gab, blieb sie, wo sie war, und da sie merkte, dass man sie gut behandelte und sie alles hatte, ergab sie sich allmählich in ihr Schicksal; und als sie eines Tages durch die Gemächer ging, sah sie, dass sie sich in einem wunderbaren Palast befand, in dem es alles gab, was man sich nur wünschen konnte. Der Neger deckte zur gewohnten Stunde den Tisch, und zum Schlafen hatte sie ein Gemach mit einem herrlichen Bett. Wenn sie nachmittags spazieren gehen wollte, so lustwandelte sie in einem Garten, in dem die verschiedensten Vögel und Blumen waren. So verstrich die Zeit, ohne dass sie jemand anders als den Neger sah. Nur nachts, wenn sie das Licht ausgelöscht hatte, legte sich jemand zu ihr, der wieder fort ging, bevor es Tag wurde, so dass sie ihn niemals sehen konnte. Sie wusste nur, dass der, der mit ihr schlief, ein Mann war.
Aber dann, als sie sich schwanger fühlte, sehnte sie sich nach ihrer Mutter, und sie sagte es dem Neger, der der einzige war, mit dem sie sprechen konnte; doch der Neger erklärte ihr, sie dürfe nicht fortgehen. Sie bat nun so sehr, dass der Neger schließlich sagte, es sei gut, sie solle gehen, doch nur unter der Bedingung, dass sie nicht mehr als vierundzwanzig Stunden fortbleibe und niemandem erzähle, was hier geschehe, soviel man sie auch fragen möge; sollte sie es dennoch tun, würde es ihr Verderben sein.
Sie versprach alles, und dann brachte sie der Neger an die Stelle, wo sie damals den Zweig abgebrochen hatte.
Sie machte sich auf den Weg und kam zu Hause an, wo die Mutter vor Freude außer sich geriet, als sie ihre Tochter wieder sah. Doch die erklärte, dass sie nur für vierundzwanzig Stunden gekommen sei und dass sie dann unter allen Umständen wieder fortgehen müsse, denn sie sei nur hier, um die Mutter einmal wieder zu sehen. Die Mutter fragte sie, wo sie denn solange gewesen sei, doch sie antwortete, dies könne sie nicht sagen, es sei ein Geheimnis, und sie könne ihr nur sagen, dass sie sehr gut aufgehoben sei und es ihr an nichts fehle.
Dann kam die Großmutter, die war sehr alt und umarmte sie wieder und wieder und stellte ihr immer neue Fragen, doch antwortete sie ihr ebenso wie ihrer Mutter. Da die Alten ja aber nun einmal so beharrlich sind, drang die Großmutter mit Fragen so sehr in sie, dass ihr das Mädchen schließlich alles erzählte, was sie erlebt hatte. „Hör, mein Kind“, sagte die Großmutter, „nimm diese kleine Kerze und dieses Streichholz. Wenn du merkst, dass er eingeschlafen ist, zünde die Kerze an, damit du sehen kannst, ob der Neger oder ein anderer bei dir schläft.“ Nun, so geschah es. Sie nahm ihre kleine Kerze und ihr Streichholz, steckte es in die Tasche und machte sich auf den Weg nach dem schloss. Als sie im Wald an den Platz kam, griff sie nach dem Zweig; sogleich kam der Neger heraus, der sie anfasste und hineinzog.
In ihrem Zimmer fragte der Neger sie, ob man ihr irgendeinen Rat gegeben habe. Sie aber antwortete, nein, man habe ihr nichts gesagt.
„Hör“, sagte der Neger zu ihr, „wenn du einen Rat bekommen hast, sag ihn mir, denn ich weiß, ob du ihn befolgen darfst oder nicht. Nicht lange dauert es mehr, und du bist gerettet; wenn du ihn mir aber nicht sagst und es etwas ist, was du nicht tun darfst, und du es doch tust, so muss ich dich töten, wie ich schon andere getötet habe, die vor dir hier gewesen sind.“ Das Mädchen versicherte ihm: nein, und legte sich schlafen.
Um Mitternacht aber, als sie merkte, dass der, der bei ihr lag, eingeschlafen war, zog sie ihr Hölzchen heraus und steckte ihre Kerze an; da sah sie einen wunderschönen Jüngling neben sich liegen, der herrlich anzusehen war. Da er auf dem Rücken lag, bemerkte sie, dass er auf seiner Brust einen Spiegel trug, und sie beugte sich über ihn, um hineinzuschauen. Da sah sie einen großen Saal, in dem sechs Frauen an einer Ausstattung für ein kleines Kind nähten und stickten. Sie betrachtete dieses Bild voller Entzücken, und sie bemerkte nicht, dass ein Wachstropfen an der Kerze entlanglief und auf die Brust des Jünglings fiel, der von der Hitze des Tropfens erwachte und ausrief: „Weh, Unglückselige, nun hast du meine Verzauberung erneuert!“ Und mit diesen Worten verschwand er, und sie war allein.
Da hörte man eine Stimme, die rief: „Töte sie, Neger! Töte sie, Neger!“ Der Neger kam herein, um sie zu töten, und sie brach in Weinen aus und sagte, sie habe das getan, weil ihr Großmütterchen es ihr gesagt habe, doch man möchte ihr verzeihen, denn sie wolle es nie wieder tun. Der Neger, der sie gern hatte, bekam Mitleid mit ihr, und er sprach: „Hab ich dir nicht gesagt, du solltest mir erzählen, wenn man dir einen Rat gegeben hat? Hättest du es getan, so wärst du jetzt nicht in dieser Lage. Ich müsste dich töten, doch tu ich es nicht: Was du unter deinem Herzen trägst, bewahrt dich davor; aber hier kannst du auch nicht bleiben, du musst fortgehen. Nimm diese beiden Knäuel Garn, und wenn du hinausgehst, befestige das eine Ende an dem Zweig, den du abbrechen wolltest, und dann mach dich auf den Weg, und da, wo der Knäuel zu Ende ist, verbringst du die Nacht. Am nächsten Tag knüpfe das Ende an den anderen Knäuel und mach dich auf den Weg, und wo das Garn zu Ende ist, dort verbringst du wieder die Nacht.“
Nun also, das arme Mädchen nahm ihre beiden Knäuel und befestigte beim Hinausgehen den einen an dem Zweig, den der Neger ihr genannt hatte, und machte sich auf den Weg und ging weiter und immer weiter, und da das Garn sehr lang war, brach die Nacht herein, bevor sie das Ende hatte; und es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf das Gras hinzulegen und dort zu schlafen. Als der Morgen dämmerte, knüpfte sie beide Knäuel zusammen und setzte ihren Weg fort und bat den lieben Gott, er möchte sie doch eine Hütte oder ein Haus finden lassen, wo sie die Nacht verbringen könnte, damit sie nicht wieder auf freiem Feld schlafen müsse. Als der Knäuel zu Ende war, stand sie gerade einem Gebäude gegenüber, das wie ein schloss aussah. Und sie trat ein und erfuhr, dass dies das Sommerschloss der Königin sei, die sich dort für eine Zeitlang niedergelassen hatte. Sie bat, man möchte die Königin fragen, ob sie ihr erlauben würde, die Nacht im schloss zu verbringen, um nicht auf freiem Feld schlafen zu müssen, denn sie sei krank. Die Königin sagte ja und befahl, ihr ein gutes Abendessen und ein schönes Bett zum Schlafen zurechtzumachen.
Am nächsten Tag, als die Königin sah, wie schön und bescheiden sie war und ihren Zustand erkannte, hatte sie Mitleid mit ihr und sagte ihr, sie solle nicht eher von hier fortgehen, bis sie das Kind zur Welt gebracht habe. Da das arme Mädchen kein Zuhause hatte, bedankte sie sich bei der Königin und blieb bei ihr, doch wusste sie nicht, wie sie alles wiedergutmachen sollte, was die Königin für sie tat.
Die Zeit verstrich, und sie gebar einen Knaben, der war so schön, dass es nicht zu beschreiben war. Die Königin hatte sie sehr ins Herz geschlossen, und wenn sie davon redete, wegzugehen, um ihr nicht lästig zu fallen, sagte sie immer wieder, daran dürfe sie nicht denken, auf keinen Fall dürfe sie von ihr gehen, um so weniger, da der Knabe mit einem Sohn von ihr, der verzaubert sei, eine so große Ähnlichkeit habe, dass sie ihn immer vor sich zu sehen glaube, wenn sie das Kind anschaue.
Als das Mädchen sah, wie gern die Königin sie hatte, mochte sie ihr nicht mehr widersprechen und gab nach, und so verging die Zeit, und die beiden wurden von Tag zu Tag immer bessere Freunde.
Jeden Nachmittag, wenn sie gegessen hatten, nahm die Königin das junge Mädchen beim Arm, und sie gingen hinunter in den Garten. Und bei ihren Spaziergängen bemerkten sie, dass immer eine Taube heran flog und das Mädchen umkreiste. Eines Tages, als sie nicht in den Garten gingen, öffneten sie ein Fenster, und kurze Zeit darauf flog die Taube herein und an die Wiege des Kindes, auf der sie sich niedersetzte. Das Mädchen stand auf und kam näher, um sie wegzuscheuchen; aber da es sah, dass sie ruhig sitzen blieb, ging es zu ihr, ergriff sie und sagte zu der Königin: „Seht nur, welch schöne Taube.“ Die Königin nahm sie und begann, sie zu streicheln, doch als sie mit der Hand über ihren Kopf strich, bemerkte sie eine kleine Geschwulst und fragte: „Weh! Was hat sie denn hier am Kopf?“
Das junge Mädchen nahm die Taube, und als sie die Federn auseinandermachte, sah sie, dass es eine Stecknadel war. Sie zog sie heraus, und dabei verwandelte sich die Taube in einen Jüngling, und in was für einen Jüngling! Als die Königin ihn sah, stieß sie einen Schrei aus und umarmte ihn mit den Worten: „Hier ist mein Sohn, von dem ich dir sagte, dass er verzaubert sei.“ – „Ja, das bin ich“, sagte der Prinz, „und dies ist meine Frau und mein Kind.“ – „Nicht ohne Grund sagte ich, dass er dir ähnlich ist“, sprach die Königin.
Der Prinz umarmte seine Frau und seinen Sohn und sprach: „Diese Nadel war der Wachstropfen, den du auf mich fallen ließest, weil du mich vor der Zeit sehen wolltest, und es war nötig, dass du sie herauszogst, um meine Verzauberung, die sich verlängert hatte, zu beenden.“ Da trat der Neger ein, der brachte in einigen Körben die Ausstattung für das Kind, die das Mädchen schon in dem Spiegel gesehen hatte, den der Prinz in jener Nacht auf seiner Brust trug und an der damals sechs Frauen gestickt hatten; und dies alles war für ihren Sohn bestimmt.
Dann heirateten sie und lebten sehr glücklich mit ihrem Kind und anderen Kindern, die sie noch bekamen.
Eines Tages, als sie noch bei der Wäsche waren, ging der Krämer vorbei, blieb stehen und sagte: „Donnerwetter, wie riecht es hier nach Chinarinde!“ Er blickte um sich und sah, dass der Geruch, auf den er aufmerksam geworden war, von dem Holz kam, das man verbrannte.
Er trat in das Haus ein und sagte: „Was macht ihr denn da, liebe Nachbarinnen?“ – „Was sollen wir schon machen! Wir plagen uns zu Tode, um nicht Hungers zu sterben. Den Armen bleibt nichts anderes übrig, als zu arbeiten, wenn sie essen wollen.“ – „Wer hat euch denn das Holz gebracht?“ – „Wir holen es selber, denn wenn wir es kaufen müssten, würde uns das Wäschegeld für das Holz draufgehen.“ – „Sagt mir doch: gibt es da noch mehr von diesem Holz?“ – „Ja, Herr, sehr viel.“ – „Gut, wenn ihr wollt, braucht ihr nicht mehr zu waschen. Ihr müsst nur jeden Tag ein Bündel von diesem Reisig sammeln und es zu mir bringen. Ich bezahle euch so viel dafür, dass ihr nicht mehr als eure eigene Wäsche zu waschen braucht.“ Und so geschah es. Mutter und Tochter gingen jeden Tag hinaus und sammelten ein Bündel Reisig; dann brachten sie es dem Krämer, ohne zu wissen, dass es Chinarinde war, und der bezahlte ihnen dafür das, was er für richtig hielt. Und sie waren sehr zufrieden.
Eines Tages, als sie draußen waren, ging die Tochter ein wenig vom Weg ab und verirrte sich in dem Wald; und als sie zufällig einen Zweig abbrach, öffnete sich plötzlich die Erde, und es kam ein großer Neger heraus, der blieb stehen und betrachtete sie. Sie erschrak und wollte fliehen, doch als der Neger sah, wie schön sie war, fasste er sie am Arm und zog sie mit sich in die Erde. Als die arme Mutter ihr Kind vermisste, begann sie laut zu rufen und durchsuchte alles weit und breit. Doch soviel sie auch suchte, sie konnte das Mädchen nicht finden und musste ohne sie traurig nach Haus gehen. Sicherlich hatte ein wildes Tier sie gefressen.
Nun wollen wir sehen, was mit der Tochter indessen geschah: Als sie die Hände des Negers fühlte, wurde sie ohnmächtig, und wie sie wieder zu sich kam, befand sie sich in einem prunkvoll eingerichteten Saal. Der Neger, der dort war, sagte ihr, sie solle nicht weinen, denn er werde ihr kein Leid antun, im Gegenteil, sie solle hier die Herrin sein, und sie brauche nichts weiter zu tun als befehlen. Wenn sie nur brav sei, würde sie auch glücklich werden. Das Mädchen begann zu weinen und fragte, was aus ihrer Mutter ohne sie werden sollte, sie sei doch schon alt und werde Hungers sterben. Der Neger antwortete, sie brauche sich darüber keine Gedanken zu machen, denn der, der ihr zu essen gebe, würde schon dafür sorgen, dass es auch ihrer Mutter an nichts fehle.
Da es keinen anderen Ausweg gab, blieb sie, wo sie war, und da sie merkte, dass man sie gut behandelte und sie alles hatte, ergab sie sich allmählich in ihr Schicksal; und als sie eines Tages durch die Gemächer ging, sah sie, dass sie sich in einem wunderbaren Palast befand, in dem es alles gab, was man sich nur wünschen konnte. Der Neger deckte zur gewohnten Stunde den Tisch, und zum Schlafen hatte sie ein Gemach mit einem herrlichen Bett. Wenn sie nachmittags spazieren gehen wollte, so lustwandelte sie in einem Garten, in dem die verschiedensten Vögel und Blumen waren. So verstrich die Zeit, ohne dass sie jemand anders als den Neger sah. Nur nachts, wenn sie das Licht ausgelöscht hatte, legte sich jemand zu ihr, der wieder fort ging, bevor es Tag wurde, so dass sie ihn niemals sehen konnte. Sie wusste nur, dass der, der mit ihr schlief, ein Mann war.
Aber dann, als sie sich schwanger fühlte, sehnte sie sich nach ihrer Mutter, und sie sagte es dem Neger, der der einzige war, mit dem sie sprechen konnte; doch der Neger erklärte ihr, sie dürfe nicht fortgehen. Sie bat nun so sehr, dass der Neger schließlich sagte, es sei gut, sie solle gehen, doch nur unter der Bedingung, dass sie nicht mehr als vierundzwanzig Stunden fortbleibe und niemandem erzähle, was hier geschehe, soviel man sie auch fragen möge; sollte sie es dennoch tun, würde es ihr Verderben sein.
Sie versprach alles, und dann brachte sie der Neger an die Stelle, wo sie damals den Zweig abgebrochen hatte.
Sie machte sich auf den Weg und kam zu Hause an, wo die Mutter vor Freude außer sich geriet, als sie ihre Tochter wieder sah. Doch die erklärte, dass sie nur für vierundzwanzig Stunden gekommen sei und dass sie dann unter allen Umständen wieder fortgehen müsse, denn sie sei nur hier, um die Mutter einmal wieder zu sehen. Die Mutter fragte sie, wo sie denn solange gewesen sei, doch sie antwortete, dies könne sie nicht sagen, es sei ein Geheimnis, und sie könne ihr nur sagen, dass sie sehr gut aufgehoben sei und es ihr an nichts fehle.
Dann kam die Großmutter, die war sehr alt und umarmte sie wieder und wieder und stellte ihr immer neue Fragen, doch antwortete sie ihr ebenso wie ihrer Mutter. Da die Alten ja aber nun einmal so beharrlich sind, drang die Großmutter mit Fragen so sehr in sie, dass ihr das Mädchen schließlich alles erzählte, was sie erlebt hatte. „Hör, mein Kind“, sagte die Großmutter, „nimm diese kleine Kerze und dieses Streichholz. Wenn du merkst, dass er eingeschlafen ist, zünde die Kerze an, damit du sehen kannst, ob der Neger oder ein anderer bei dir schläft.“ Nun, so geschah es. Sie nahm ihre kleine Kerze und ihr Streichholz, steckte es in die Tasche und machte sich auf den Weg nach dem schloss. Als sie im Wald an den Platz kam, griff sie nach dem Zweig; sogleich kam der Neger heraus, der sie anfasste und hineinzog.
In ihrem Zimmer fragte der Neger sie, ob man ihr irgendeinen Rat gegeben habe. Sie aber antwortete, nein, man habe ihr nichts gesagt.
„Hör“, sagte der Neger zu ihr, „wenn du einen Rat bekommen hast, sag ihn mir, denn ich weiß, ob du ihn befolgen darfst oder nicht. Nicht lange dauert es mehr, und du bist gerettet; wenn du ihn mir aber nicht sagst und es etwas ist, was du nicht tun darfst, und du es doch tust, so muss ich dich töten, wie ich schon andere getötet habe, die vor dir hier gewesen sind.“ Das Mädchen versicherte ihm: nein, und legte sich schlafen.
Um Mitternacht aber, als sie merkte, dass der, der bei ihr lag, eingeschlafen war, zog sie ihr Hölzchen heraus und steckte ihre Kerze an; da sah sie einen wunderschönen Jüngling neben sich liegen, der herrlich anzusehen war. Da er auf dem Rücken lag, bemerkte sie, dass er auf seiner Brust einen Spiegel trug, und sie beugte sich über ihn, um hineinzuschauen. Da sah sie einen großen Saal, in dem sechs Frauen an einer Ausstattung für ein kleines Kind nähten und stickten. Sie betrachtete dieses Bild voller Entzücken, und sie bemerkte nicht, dass ein Wachstropfen an der Kerze entlanglief und auf die Brust des Jünglings fiel, der von der Hitze des Tropfens erwachte und ausrief: „Weh, Unglückselige, nun hast du meine Verzauberung erneuert!“ Und mit diesen Worten verschwand er, und sie war allein.
Da hörte man eine Stimme, die rief: „Töte sie, Neger! Töte sie, Neger!“ Der Neger kam herein, um sie zu töten, und sie brach in Weinen aus und sagte, sie habe das getan, weil ihr Großmütterchen es ihr gesagt habe, doch man möchte ihr verzeihen, denn sie wolle es nie wieder tun. Der Neger, der sie gern hatte, bekam Mitleid mit ihr, und er sprach: „Hab ich dir nicht gesagt, du solltest mir erzählen, wenn man dir einen Rat gegeben hat? Hättest du es getan, so wärst du jetzt nicht in dieser Lage. Ich müsste dich töten, doch tu ich es nicht: Was du unter deinem Herzen trägst, bewahrt dich davor; aber hier kannst du auch nicht bleiben, du musst fortgehen. Nimm diese beiden Knäuel Garn, und wenn du hinausgehst, befestige das eine Ende an dem Zweig, den du abbrechen wolltest, und dann mach dich auf den Weg, und da, wo der Knäuel zu Ende ist, verbringst du die Nacht. Am nächsten Tag knüpfe das Ende an den anderen Knäuel und mach dich auf den Weg, und wo das Garn zu Ende ist, dort verbringst du wieder die Nacht.“
Nun also, das arme Mädchen nahm ihre beiden Knäuel und befestigte beim Hinausgehen den einen an dem Zweig, den der Neger ihr genannt hatte, und machte sich auf den Weg und ging weiter und immer weiter, und da das Garn sehr lang war, brach die Nacht herein, bevor sie das Ende hatte; und es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf das Gras hinzulegen und dort zu schlafen. Als der Morgen dämmerte, knüpfte sie beide Knäuel zusammen und setzte ihren Weg fort und bat den lieben Gott, er möchte sie doch eine Hütte oder ein Haus finden lassen, wo sie die Nacht verbringen könnte, damit sie nicht wieder auf freiem Feld schlafen müsse. Als der Knäuel zu Ende war, stand sie gerade einem Gebäude gegenüber, das wie ein schloss aussah. Und sie trat ein und erfuhr, dass dies das Sommerschloss der Königin sei, die sich dort für eine Zeitlang niedergelassen hatte. Sie bat, man möchte die Königin fragen, ob sie ihr erlauben würde, die Nacht im schloss zu verbringen, um nicht auf freiem Feld schlafen zu müssen, denn sie sei krank. Die Königin sagte ja und befahl, ihr ein gutes Abendessen und ein schönes Bett zum Schlafen zurechtzumachen.
Am nächsten Tag, als die Königin sah, wie schön und bescheiden sie war und ihren Zustand erkannte, hatte sie Mitleid mit ihr und sagte ihr, sie solle nicht eher von hier fortgehen, bis sie das Kind zur Welt gebracht habe. Da das arme Mädchen kein Zuhause hatte, bedankte sie sich bei der Königin und blieb bei ihr, doch wusste sie nicht, wie sie alles wiedergutmachen sollte, was die Königin für sie tat.
Die Zeit verstrich, und sie gebar einen Knaben, der war so schön, dass es nicht zu beschreiben war. Die Königin hatte sie sehr ins Herz geschlossen, und wenn sie davon redete, wegzugehen, um ihr nicht lästig zu fallen, sagte sie immer wieder, daran dürfe sie nicht denken, auf keinen Fall dürfe sie von ihr gehen, um so weniger, da der Knabe mit einem Sohn von ihr, der verzaubert sei, eine so große Ähnlichkeit habe, dass sie ihn immer vor sich zu sehen glaube, wenn sie das Kind anschaue.
Als das Mädchen sah, wie gern die Königin sie hatte, mochte sie ihr nicht mehr widersprechen und gab nach, und so verging die Zeit, und die beiden wurden von Tag zu Tag immer bessere Freunde.
Jeden Nachmittag, wenn sie gegessen hatten, nahm die Königin das junge Mädchen beim Arm, und sie gingen hinunter in den Garten. Und bei ihren Spaziergängen bemerkten sie, dass immer eine Taube heran flog und das Mädchen umkreiste. Eines Tages, als sie nicht in den Garten gingen, öffneten sie ein Fenster, und kurze Zeit darauf flog die Taube herein und an die Wiege des Kindes, auf der sie sich niedersetzte. Das Mädchen stand auf und kam näher, um sie wegzuscheuchen; aber da es sah, dass sie ruhig sitzen blieb, ging es zu ihr, ergriff sie und sagte zu der Königin: „Seht nur, welch schöne Taube.“ Die Königin nahm sie und begann, sie zu streicheln, doch als sie mit der Hand über ihren Kopf strich, bemerkte sie eine kleine Geschwulst und fragte: „Weh! Was hat sie denn hier am Kopf?“
Das junge Mädchen nahm die Taube, und als sie die Federn auseinandermachte, sah sie, dass es eine Stecknadel war. Sie zog sie heraus, und dabei verwandelte sich die Taube in einen Jüngling, und in was für einen Jüngling! Als die Königin ihn sah, stieß sie einen Schrei aus und umarmte ihn mit den Worten: „Hier ist mein Sohn, von dem ich dir sagte, dass er verzaubert sei.“ – „Ja, das bin ich“, sagte der Prinz, „und dies ist meine Frau und mein Kind.“ – „Nicht ohne Grund sagte ich, dass er dir ähnlich ist“, sprach die Königin.
Der Prinz umarmte seine Frau und seinen Sohn und sprach: „Diese Nadel war der Wachstropfen, den du auf mich fallen ließest, weil du mich vor der Zeit sehen wolltest, und es war nötig, dass du sie herauszogst, um meine Verzauberung, die sich verlängert hatte, zu beenden.“ Da trat der Neger ein, der brachte in einigen Körben die Ausstattung für das Kind, die das Mädchen schon in dem Spiegel gesehen hatte, den der Prinz in jener Nacht auf seiner Brust trug und an der damals sechs Frauen gestickt hatten; und dies alles war für ihren Sohn bestimmt.
Dann heirateten sie und lebten sehr glücklich mit ihrem Kind und anderen Kindern, die sie noch bekamen.
Quelle:
(Märchen aus Spanien)