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Die Weihnachtsgans Erna

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Herr Lindemann bewirtschaftete einen gut gehenden Bauernhof. Auf dem Hof lebten auch seine Frau Elsa und der kleine Sohn Fritz. Tiere gab es hier reichlich: fünf Kühe, ein Pferd, vier Bergziegen, fünfundzwanzig Hühner, einen bunten Hahn, achtzehn Enten, siebenundsechzig Gänse, zwei Katzen und einen Schäferhund.
Wenn die Morgensonne ihre ersten Strahlen ausschickte, krähte der Hahn erbarmungslos laut. Nach ihm konnte man wahrlich einen Wecker stellen. Schäferhund Rex schaute ihn jedes Mal mürrisch an, rekelte seine Knochen, gähnte verschlafen und hielt dann Ausschau nach dem Federvieh. Kam es endlich auf den Hof spaziert, war Frühsport angesagt. Rex jagte sie mit viel Vergnügen und bellte dabei: „Wenn ich euch kriege, dann geht’s an die Federn!“
Meist ließ er sich am Hahn aus. Rache ist süß! Das Spiel endete, wenn die Bäuerin zum Melken in den Stall ging. Ein paar zurechtweisende Worte und Rex zog den Schwanz ein. Der Hahn hatte bereits viele Federn lassen müssen. Trotzdem krähte er jeden Morgen, schließlich lag es in seinem Naturell.
Nun schaute Rex den Enten und Gänsen zu, die sich auf dem kleinen Tümpel nicht weit entfernt vom Stall tummelten. Ja, hier waren sie so richtig glücklich und klein Fritzchen leistete ihnen Gesellschaft. Sein Spiel auf der Flöte mochten sie besonders gern. Eine Gans setzte sich eines Tages neben den Jungen und schaute ihn mit ihren klugen Augen an und begann alsbald sogar Töne nachzuschnaken, wenn er das Lied „Erna kommt“ spielte. Es war ebenso kurios wie phantastisch. Fritzchen war begeistert und schon bald waren beide dicke Freunde geworden.

Doch keine Jahreszeit währt ewig. So zog der Winter ins Land und deckte den Tümpel, Rex Hundehütte, den Stall, ja, die ganze Gegend mit seinem glitzernden Schnee zu.
Weihnachten stand vor der Tür. Die Vorweihnachtszeit machte Fritzchen immer sehr traurig. Denn da verkaufte der Vater die Enten und Gänse bis auf drei Paare, um im Frühjahr wieder brüten zu lassen.
Diesmal hatte Fritzchen regelrecht Angst, der Vater würde Erna, seine Lieblingsgans, die doch schon so toll Töne schnaken konnte und dabei lustig im Takt watschelte, ohne sein Wissen verkaufen. Und so kam es leider auch. Fritzchen war untröstlich, als er davon erfuhr und kam drei Tage nicht aus seinem Zimmer. Er weinte bitterlich.
Sein Vater wusste nicht, wie er seinen Sohn beruhigen sollte und meinte: „Du hättest mir von deiner Erna erzählen müssen. Dann hätte ich die Gans nicht verkauft. Tut mir wirklich leid, mein Junge!“
Doch Mitleid half Fritzchen in seiner Trauer auch nicht.

Am Heilig Abend brachte der Weihnachtsmann ihm eine Autorennbahn, die hatte er sich schon lange gewünscht. Doch er konnte sich nicht an ihr erfreuen. Er musste an Erna denken. Auch die Süßigkeiten trösteten ihn nicht über den herben Verlust hinweg.
Am ersten Weihnachtsfeiertag sollte es zu Mittag wie in jedem Jahr Gänsebraten geben. Fritzchen würde keinen Bissen hinunter bekommen, das wusste er. Vor dem Festessen saß er vor dem Fernseher, in dem die Show „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ lief. Die Ansagerin kündigte einen Schlagersänger mit dem Lied „Erna kommt“ an. Fritzchen wollte das Lied vor lauter Traurigkeit nicht hören und schon ausschalten. Doch plötzlich! Was war das? Die Musik erklang und es schnakte laut eine Gans in den Tönen des Liedes mit. Fritzchen glaubte seinen Ohren und Augen nicht zu trauen. Im Fernseher sang Erna, seine Lieblingsgans und watschelte dabei im Takt. Er klatschte vor Freude wild in die Hände und rief Vater und Mutter herbei. Vater Lindemann lachte und freute sich, alle drei waren aus dem Häuschen.
Das Weihnachtsfest fing am Weihnachtsmittag für klein Fritzchen erst richtig an. Natürlich meldeten sich die Käufer der Gans bei Lindemanns nach den Feiertagen. Fritzchen bekam seine Freundin Erna zurück und brachte ihr noch so manch lustiges Lied bei, doch keines glich „Erna kommt“.

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