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Zwei Hafner waren mitsammen auf der Wanderschaft. Da traf es sich einmal, daß sie beim Einbruch der Nacht noch im Wald waren und daran denken mußten, hier zu übernachten. Es ging aber die Rede von diesem Wald, daß darinnen Hexen hausten und auf einem hohlen Baum ihre nächtlichen Zusammenkünfte hielten.
An diesen hohlen Baum kamen die zwei Hafner, und der eine von ihnen sagte, darin wolle er über Nacht bleiben. »Sei doch klug«, sagte der andere, »weißt du denn nicht, daß die Hexen hier zusammenkommen und schon manchen, der sie in dem hohlen Baum belauschen wollte, herausgezogen und jämmerlich zerrissen haben.«
»Das weiß ich wohl«, sagte der erste, »aber das schreckt unsereinen nicht ab. Ich übernachte in dem hohlen Baum, und damit punktum.«
Der andere redete ihm noch eine Weile zu, da aber alles nichts half, mußte er sich entschließen, allein weiterzugehen, und hieß seinen Kameraden wohlleben. Dieser blieb bei dem Baum, suchte sich nassen Lehm und bildete daraus einen Mann. Als er damit fertig war, trug er ihn zu dem Baum. Dann kroch er in die Höhlung hinein, stellte den lehmernen Mann vor sich hin, er selbst aber hockte dahinter und wartete auf die Hexen.
Um Mitternacht hob ein heftiges Geräusch an und fuhr durch die Bäume hin und her. Das kam von den Hexen, die auf ihren Besen in der Luft umherritten und sich endlich auf dem hohlen Baum niederließen. Hier machten sie eine Musik, die dem Hafner durch Mark und Bein ging, und als die Musik zu Ende war, fingen sie an, einander allerlei abenteuerliche Geschichten zu erzählen. Als sie eine Weile geplaudert hatten, sagte eine: »Ich weiß etwas.« Sprach die zweite: »Ich versteh‘ etwas.« Sprach die dritte: »Ich spür‘ etwas.«
»Was weißt du denn?« fragten sie die erste.
»Ich weiß, daß in diesem Augenblick die Königstochter von einer Schlange gebissen worden ist und daß es nur ein Mittel gibt, das sie heilen kann.«
»Was verstehst du?« fragten sie die zweite.
»Das Mittel, das sie heilen kann, verstehe ich. Wenn man ihr Pferdemist auf die Wunde legt, so wird sie genesen.«
»Und was spürst du?« fragten sie die dritte.
»Ich spüre, in unserm Baum steckt ein Mensch.«
Daraufhin fuhren alle drei vom Baum herab, schossen in die Höhlung hinein und rissen den lehmernen Mann mit sich heraus. Im Nu hatten sie ihn in tausend Stücke zerrissen, und mit wüstem Jubelgeschrei fuhren sie durch die Lüfte davon.
Der Hafner war froh, daß das Spektakel vorbei war, und kroch aus dem Baum hervor. Er ging seines Weges weiter, bis er in die Königsstadt kam. Hier ließ er sich beim König melden und trug ihm seine ärztliche Hilfe an. Der König war froh über den Antrag des Fremden, und er versprach ihm die Prinzessin zur Frau zu geben, wenn sie durch ihn vom Biß der Schlange geheilt würde. Der Hafner nahm Pferdemist, legte ihn auf die Wunde, und in wenigen Tagen war die Königstochter frisch und gesund. Dann wurde die Hochzeit mit großer Pracht gefeiert, und nach dem Tod des Königs bekam der Hafner auch Krone und Zepter und die Macht über alle Lande, die der alte König regiert hatte.
Tag um Tag verging, und es trug sich zu, daß der andere Hafner zum König kam, um von ihm etwas zu erbetteln. Aber kaum hatten sich die zwei Kameraden gesehen, so erkannte einer den andern. Der Arme war sehr neugierig zu erfahren, wie sein Reisegefährte zu solchem Reichtum und solchen Ehren gelangt sei. Der König verheimlichte ihm nichts, sondern erzählte ihm treu und offen, was sich bei dem hohlen Baum begeben hatte und wie er des Königs Tochter zur Frau bekommen habe.
Der arme Teufel machte sich auf, ging zu dem hohlen Baum und machte es geradeso, wie es sein Kamerad angestellt hatte. Er stellte einen lehmernen Mann vor sich und wartete auf die Hexen. Diese aber waren gewitzt, und als sie zum Baum fuhren und merkten, daß jemand darinnen war, ließen sie den lehmernen Mann in Ruhe, über den Hafner aber fielen sie her und zerrissen ihn in tausend Stücke.
An diesen hohlen Baum kamen die zwei Hafner, und der eine von ihnen sagte, darin wolle er über Nacht bleiben. »Sei doch klug«, sagte der andere, »weißt du denn nicht, daß die Hexen hier zusammenkommen und schon manchen, der sie in dem hohlen Baum belauschen wollte, herausgezogen und jämmerlich zerrissen haben.«
»Das weiß ich wohl«, sagte der erste, »aber das schreckt unsereinen nicht ab. Ich übernachte in dem hohlen Baum, und damit punktum.«
Der andere redete ihm noch eine Weile zu, da aber alles nichts half, mußte er sich entschließen, allein weiterzugehen, und hieß seinen Kameraden wohlleben. Dieser blieb bei dem Baum, suchte sich nassen Lehm und bildete daraus einen Mann. Als er damit fertig war, trug er ihn zu dem Baum. Dann kroch er in die Höhlung hinein, stellte den lehmernen Mann vor sich hin, er selbst aber hockte dahinter und wartete auf die Hexen.
Um Mitternacht hob ein heftiges Geräusch an und fuhr durch die Bäume hin und her. Das kam von den Hexen, die auf ihren Besen in der Luft umherritten und sich endlich auf dem hohlen Baum niederließen. Hier machten sie eine Musik, die dem Hafner durch Mark und Bein ging, und als die Musik zu Ende war, fingen sie an, einander allerlei abenteuerliche Geschichten zu erzählen. Als sie eine Weile geplaudert hatten, sagte eine: »Ich weiß etwas.« Sprach die zweite: »Ich versteh‘ etwas.« Sprach die dritte: »Ich spür‘ etwas.«
»Was weißt du denn?« fragten sie die erste.
»Ich weiß, daß in diesem Augenblick die Königstochter von einer Schlange gebissen worden ist und daß es nur ein Mittel gibt, das sie heilen kann.«
»Was verstehst du?« fragten sie die zweite.
»Das Mittel, das sie heilen kann, verstehe ich. Wenn man ihr Pferdemist auf die Wunde legt, so wird sie genesen.«
»Und was spürst du?« fragten sie die dritte.
»Ich spüre, in unserm Baum steckt ein Mensch.«
Daraufhin fuhren alle drei vom Baum herab, schossen in die Höhlung hinein und rissen den lehmernen Mann mit sich heraus. Im Nu hatten sie ihn in tausend Stücke zerrissen, und mit wüstem Jubelgeschrei fuhren sie durch die Lüfte davon.
Der Hafner war froh, daß das Spektakel vorbei war, und kroch aus dem Baum hervor. Er ging seines Weges weiter, bis er in die Königsstadt kam. Hier ließ er sich beim König melden und trug ihm seine ärztliche Hilfe an. Der König war froh über den Antrag des Fremden, und er versprach ihm die Prinzessin zur Frau zu geben, wenn sie durch ihn vom Biß der Schlange geheilt würde. Der Hafner nahm Pferdemist, legte ihn auf die Wunde, und in wenigen Tagen war die Königstochter frisch und gesund. Dann wurde die Hochzeit mit großer Pracht gefeiert, und nach dem Tod des Königs bekam der Hafner auch Krone und Zepter und die Macht über alle Lande, die der alte König regiert hatte.
Tag um Tag verging, und es trug sich zu, daß der andere Hafner zum König kam, um von ihm etwas zu erbetteln. Aber kaum hatten sich die zwei Kameraden gesehen, so erkannte einer den andern. Der Arme war sehr neugierig zu erfahren, wie sein Reisegefährte zu solchem Reichtum und solchen Ehren gelangt sei. Der König verheimlichte ihm nichts, sondern erzählte ihm treu und offen, was sich bei dem hohlen Baum begeben hatte und wie er des Königs Tochter zur Frau bekommen habe.
Der arme Teufel machte sich auf, ging zu dem hohlen Baum und machte es geradeso, wie es sein Kamerad angestellt hatte. Er stellte einen lehmernen Mann vor sich und wartete auf die Hexen. Diese aber waren gewitzt, und als sie zum Baum fuhren und merkten, daß jemand darinnen war, ließen sie den lehmernen Mann in Ruhe, über den Hafner aber fielen sie her und zerrissen ihn in tausend Stücke.
(mündlich aus Rattenberg)
[Österreich: Ignaz und Joseph Zingerle: Kinder und Hausmärchen aus Süddeutschland]