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Das Seevieh
Nun fragte man Dschuha: »Woher stammt diese Schafherde, Dschuha?« Der Gefragte erwiderte: »Die habe ich aus dem Meere heraufgeholt: das Meer hängt am Himmel, und die Schafe weiden unter dem Meere!« Man sprach: »Rate uns, Dschuha, wie wir handeln sollen (um auch Seevieh zu erhalten)!« Dschuha sprach: »Bindet eure Kinder, fesselt sie, wie ihr mich gefesselt habt, steckt sie in Säcke und werft sie in das Meer! Dann werden sie auch gegen Sonnenuntergang Schafe bringen, wie ich!« Da nahm ein jeder sein Kind her und steckte es in einen Sack. Man brachte die Kinder nach dem Meere und warf sie da hinein. In jenem Dorfe befand sich aber eine Wittwe; die wandte sich an Dschuha und sprach zu ihm: »Ich habe keine Kinder, Dschuha!« Letzterer erwiderte: »Nimm deinen Hund her und wirf ihn den Kindern nach! Er wird dir schon gegen Sonnenuntergang Schafe herbringen!« Die Wittwe warf hierauf den Hund ins Meer; als dieser aber hineingeworfen wurde, schwamm er natürlich wieder heraus. Dschuha aber sass auf der Spitze eines Hügels im Verstecke, besah sich die Sache und lachte für sich. Er rief: »Bring deiner Herrin nur schöne Hammel und Lämmer, du weisser Hund!« Der Hund schwamm aber immer wieder an das Ufer zurück zu seiner Herrin, er brachte weder Schafe noch sonst etwas mit! Da rief die Frau Dschuha herbei und sprach: »Mein Weisser da hat mir keine Schafe gebracht!« Dschuha erwiderte: »Weil er nicht untergetaucht ist! Wenn er getaucht hätte, so hätte er dir welche gebracht! Ja, die andern werden, weil sie untergetaucht sind, gegen Abend Schafe herbeibringen! Nun, so binde dem Hunde einen Stein an den Hals, damit er ordentlich untertaucht!« – Gegen Sonnenuntergang blickten sich nun die Leute an, als die Kinder doch nicht kamen, und es hiess: »Dschuha, die so Kinder sind nicht gekommen!« Dschuha erwiderte: »Sobald die Dunkelheit einbricht (werden sie kommen)!« Es wurde dunkel, aber die Kinder kamen nicht wieder! Die Leute wurden unruhig und wandten sich an Dschuha mit den Worten: »Die Kinder sind noch nicht gekommen!« Da rief Dschuha: »Es fand also wirklich bei euch Glauben, dass es Schafe in der See gäbe? An euren Kindern haben sich die Fische heute Abend gütlich gethan!« Da begannen jene Leute über ihre Kinder zu wehklagen und zu weinen. Dann aber nahm man Dschuha fest, fesselte ihn, und es hiess: »Für den taugt nur, dass wir ihn nach jener gefährlichen Einöde bringen und ihn an eine Olive binden, damit ein Löwe kommt und ihn auffrisst!«