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Der Wurstregen
Dschuha pflegte mit seiner Mutter unter einem Tuche zu schlafen. Jeden Morgen, wenn der Muezzin auf das Minaret stieg um zum Gebete zu rufen, pflegte die Mutter Dschuha’s aufzustehen und ihr Tuch umzunehmen, Dschuha aber musste in der Kalte bloss daliegen. Eines Tages sprach er bei sich: »Jener Muezzin ist doch ein nichtswürdiger Mensch! Er stört mich jede Nacht!« Dschuha begab sich nun zu ihm auf das Minaret, und während jener zum Gebete rief, schlug ihn Dschuha, tötete ihn, schnitt ihm den Kopf ab und warf denselben in den Brunnen seines eignen Hauses. Dann ging Dschuha zu seiner Mutter und sprach zu ihr: »Jetzt habe ich dir glücklich Ruhe vor jenem Muezzin verschafft: ich habe ihn getötet und ihm den Kopf abgeschnitten!« Seine Mutter fragte ihn: »Wo ist denn sein Kopf?« Dschuha erwiderte: »Den habe ich in unsern Brunnen geworfen.« Die Mutter sprach darauf: »Geh‘ jetzt ins Zimmer und leg dich schlafen, sonst wird man kommen und dich festnehmen!« Dschuha begab sich in das Zimmer, legte sich hin, und seine Mutter deckte ihn zu.
Sie hatte nun ein Hämmelchen, das schlachtete sie und warf dessen Kopf in den Brunnen. Dann nahm sie das Netz und den Magen her und machte kleine Würste daraus; hierauf kochte sie jene Würste, begab sich zu ihrem Sohne Dschuha und warf sie vor ihm hin auf den Boden mit den Worten: »Steh auf, Dschuha! Es ist ein Wurstregen gefallen!« Da erhob sich Dschuha, las die Würste zusammen und ass. Hierauf ging er aus und fand die Moschee voller Menschen; die fragten sich gegenseitig: »Was ist das? Der Muezzin hat keinen Kopf? Wer hat ihn getötet?« Dschuha sprach zu den Leuten: »Ich habe ihn getötet!« Man fragte ihn: »Wo ist der Kopf des Muezzin?« Dschuha entgegnete: »Den habe ich in unsern Brunnen geworfen.« Jetzt hiess es: »Da müssen wir nach Dschuha’s Haus gehen und sehen, ob das wahr oder eine Lüge ist!« Man liess nun Dschuha in den Brunnen hinab, damit er den Kopf des Muezzin heraufhole. Als Dschuha nun im Wasser herumtastete, kamen ihm die Hörner des Hammels in die Hand. Da blickte er nach oben und rief jenen oben zu: »Hatte euer Muezzin Hörner oder war er ohne solche?« Man erwiderte: »Was soll das heissen? Wann hast du ihn übrigens getötet?« Dschuha erwiderte: »In der Nacht, wo der Wurstregen fiel!« Da blickten sich jene Leute an und sprachen: »Ach, das ist ja der verrückte Dschuha!«
Sie hatte nun ein Hämmelchen, das schlachtete sie und warf dessen Kopf in den Brunnen. Dann nahm sie das Netz und den Magen her und machte kleine Würste daraus; hierauf kochte sie jene Würste, begab sich zu ihrem Sohne Dschuha und warf sie vor ihm hin auf den Boden mit den Worten: »Steh auf, Dschuha! Es ist ein Wurstregen gefallen!« Da erhob sich Dschuha, las die Würste zusammen und ass. Hierauf ging er aus und fand die Moschee voller Menschen; die fragten sich gegenseitig: »Was ist das? Der Muezzin hat keinen Kopf? Wer hat ihn getötet?« Dschuha sprach zu den Leuten: »Ich habe ihn getötet!« Man fragte ihn: »Wo ist der Kopf des Muezzin?« Dschuha entgegnete: »Den habe ich in unsern Brunnen geworfen.« Jetzt hiess es: »Da müssen wir nach Dschuha’s Haus gehen und sehen, ob das wahr oder eine Lüge ist!« Man liess nun Dschuha in den Brunnen hinab, damit er den Kopf des Muezzin heraufhole. Als Dschuha nun im Wasser herumtastete, kamen ihm die Hörner des Hammels in die Hand. Da blickte er nach oben und rief jenen oben zu: »Hatte euer Muezzin Hörner oder war er ohne solche?« Man erwiderte: »Was soll das heissen? Wann hast du ihn übrigens getötet?« Dschuha erwiderte: »In der Nacht, wo der Wurstregen fiel!« Da blickten sich jene Leute an und sprachen: »Ach, das ist ja der verrückte Dschuha!«