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Eichhörnchen, Käfer, Maus

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Es lebte einmal ein reicher, mächtiger König; dieser hatte nur eine wunderschöne Tochter, die aber so ernst und so traurig war, daß sie noch nie in ihrem Leben gelacht hatte. Da der König gerne einen Eidam und Nachfolger im Reich gehabt hätte, so fragte er seine Tochter, ob sie nicht heiraten wollte.
»O ja«, war ihre Antwort, »aber nur jenen Jüngling, der mich zum Lachen bringt, damit ich Hoffnung habe, frohe Tage mit ihm zu verleben. Alle jene Freier aber, die dies nicht können, sollen sterben.«
Dies sagte sie, weil sie gerne frei geblieben wäre; denn sie hoffte, dadurch jeden Bewerber zurückzuschrecken. Der König suchte ihr diese grausame Bedingung auszureden, aber sein Bemühen war umsonst, so daß er den Entschluß seiner Tochter endlich bekanntmachte.
Kaum war dies geschehen, so strömten von nah und fern die Söhne der edelsten Ritter, Fürsten und Könige herbei, um die Hand der Königstochter samt dem Königreich zu erwerben.
Ein jeder hoffte, durch verschiedene Streiche die ernsthafte Jungfrau zum Lachen zu bringen. Aber alles war vergebens; je mehr erschienen, desto mehr ließen unter dem Beil des Scharfrichters ihr Leben, bis es endlich ganz still und ruhig wurde, denn keiner wollte die gefährliche Probe nachmachen.
Da hörte in einem fernen Winkel des Reiches auch ein Bauer von der Bekanntmachung des Königs und erzählte das Ganze beim Essen. Er und die Seinigen lachten nach Herzenslust über die Torheit jener, die wegen einer schönen Jungfrau das Leben lassen wollten; der Bauer bemerkte aber nicht, daß jemand nicht seiner Meinung war. Dies war sein Sohn Hansl, ein rechter Tölpel, der nicht recht reden gelernt und nur zu wenigen Stükken zu brauchen war, weil er alles verkehrt machte.
Als dieser von der schönen Königstochter hörte und daß derjenige sie heiraten könnte, der sie zum Lachen brächte, ging ihm auf einmal ein Licht auf, und er dachte: Das muß ja mir am besten gelingen, weil ich andere Leute lachen machen kann, wenn ich nur will. Nach dem Essen sagte er deshalb zum Vater: »Ich will es versuchen, ob ich nicht die Königstochter zum Lachen bringe und dann zum Weib erhalte.«
Der Vater wollte ihm diesen Plan ausreden; denn so dumm auch Hansl war, so hatte er ihn doch so gern, weil er sein einziges Kind war; aber alles war umsonst. Dem Hansl lag die Königstochter so im Sinn, daß er darüber sogar erkrankte. Da sagte endlich der Vater zu ihm: »Wenn ich dich nicht gehen lasse, so stirbst du mir doch, deshalb kannst du gehen, wann du willst, und die Königstochter erobern oder sterben: denn zur Arbeit bist du doch nicht mehr zu brauchen.«
Bei diesen Worten sprang Hansl freudig aus dem Bett und war plötzlich gesund; er richtete seinen Schnappsack zurecht, schnitt sich einen Stock ab und machte sich noch am selben Tag auf, um die Königstochter zu erwerben. Sein Weg führte ihn durch einen großen, großen Wald. Da hörte er auf einmal eine wunderschöne Musik; er lugte lange umher, bis er endlich auf dem Wipfel eines Baumes ein Eichhörnchen erblickte, das eine Flöte blies.
Er wußte anfangs gar nicht, wie er etwa das liebe Tierlein fangen könnte. Nach langem Hinundherdenken kletterte er endlich ganz leise den Baum hinan, ergriff das Eichhörnchen beim Schweif, zog es mit sich herab und steckte es dann samt der Flöte in den Schnappsack. Dann ging er fröhlich weiter.
Wenn ihm unheimlich war, so ließ er das Eichhörnchen, das er an ein Schnürlein angebunden hatte, aus dem Sack herausspazieren, teilte mit ihm sein Stücklein Brot, und dafür blies es ihm die herrlichsten Stücke vor.
Auf der Wanderung kam Hansl endlich aus dem Wald auf eine breite Straße. Da hörte er von Ferne ein Hackbrett so schön klingen, wie er es zu Hause noch nie gehört hatte; er wunderte sich darob, weil er keinen Menschen sah. Nach langem Herumblicken und Suchen gewahrte er endlich einen großen Käfer, der auf einem Brett herumhüpfte, so daß es einen allerliebsten Ton gab. Er erhaschte den Käfer und schob ihn samt dem Brett in den Sack zum Eichhörnchen.
Froh und munter setzte er seinen Weg fort, denn er hoffte, bald die Stadt zu erreichen. Er kam durch schöne Felder und Wiesen. Wie er so dahinschlenderte, da klang ein gar wunderbarer Ton an sein Ohr; so was hatte er noch nie gehört. Neugierig blickte er nach allen Seiten herum und sah endlich unter einem Baum eine Maus, die auf einer Maultrommel spielte. Nach langem Jagen und Springen erhaschte er sie endlich, und sie mußte samt ihrem Instrument zu den anderen beiden Genossen in den Sack spazieren, wo sie sich um die Wette mit dem Eichhörnchen um die letzten Brotkrumen des Hansl stritt.
Nach einigen Tagen kam er in der Königsstadt an. Er fragte sogleich nach dem König und dessen Tochter und klopfte dann mit aller Gewalt an die Tore der Burg. Wie der Pförtner sein Anliegen hörte, wollte er ihm schnell die Tür weisen; aber Hansl ließ nicht nach mit Lärmen und Bitten, bis ihn der Pförtner meldete. Sogleich durfte Hansl erscheinen. Wie er mit seinem Schnappsack in den Saal trat, wo ihn die Königstochter mit ihrem Vater und dem ganzen Hofstaat erwartete, wäre er auf dem glatten Boden bald gefallen; er nahm aber ohne alle Umstände den Stock vom Rücken, leerte den Inhalt auf den Boden und ließ seine lieben Tierlein musizieren, während er selbst die sonderbarsten Gesichter und Sprünge machte. Diese Erscheinung war so neu, Hansl gebärdete sich so toll, daß die sonst so finstere Prinzessin sich des Lachens nicht enthalten konnte. Wie dies der König sah, erschrak er sehr. Erzürnt ließ er den Hansl in den Kerker werfen, und in wenigen Tagen wollte er ihn töten; nur die drei unschuldigen Tierlein ließ man ihm.
Die Königstochter hatte aber eine große Liebe für den Hansl und verlangte ihn zum Gemahl; sie hoffte, daß er bei einigem Unterricht schon recht werden würde. Der König schlug ihr die Bitte aber immer ab. Er wolle einen Prinzen, nicht einen Bauernburschen zum Eidam, war die gewöhnliche Antwort.
Da wurde sie traurig, und noch am selben Tag mußte sie sich zu Bett legen und wurde ernsthaft krank. Wie sie so einsam und klagend im Bett saß und an ihren lieben, lustigen Hansl dachte, erschien dessen Maus mit einem Zettelchen, worauf geschrieben stand, ob sie ihn wohl liebe; wenn nicht, so müsse er sterben, denn nur sie könne ihn retten. Die Königstochter war darüber sehr erfreut und schrieb auf die andere Seite des Zettelchens, das sie der Maus um den Hals band: »Ich liebe nur dich allein, und ohne dich muß ich sterben.«
Hansl war bei dieser Nachricht sehr erfreut und hoffte auf ein gutes Ende.
Die Königstochter wurde aber täglich schlechter und schlechter, weil ihr der Vater die Bitte immer abschlug. Alle Ärzte gaben sie auf, und die ganze Stadt wurde traurig, denn alle liebten sie sehr. Als nun eines Tages der Kerkermeister dem Hansl die Speise brachte, fragte ihn dieser, warum er so traurig und in der Stadt alles so ruhig sei.
»Ja«, sagte dieser, »die Tochter des Königs wird bald sterben.«
Da sprach Hansl: »Sag zum König, daß ich ein Kraut weiß, von dem die Tochter gewiß gesunden wird.« Der König ließ den Hansl alsogleich kommen, und die kranke Prinzessin wurde schnell gesund. Wie dies der König sah, willigte er endlich in die Bitte seines Kindes; er gab dem Hansl einen Lehrer und ließ ihm nach wenigen Wochen seine Tochter zur Gemahlin. Unter großem Jubel feierten beide die Hochzeit.
Nachdem sich Hansl in seine neue Rolle hineingearbeitet hatte, beschlich ihn die Sehnsucht, seine Eltern zu besuchen und ihnen die Schwiegertochter zu zeigen. Er machte seiner Gemahlin diesen Vorschlag. Freudig ging sie darauf ein, und schnell wurden Anstalten zur Reise getroffen. Von einer zahlreichen Dienerschaft begleitet, kamen sie im väterlichen Dorf an. Hier ließ er die Gemahlin mit der Dienerschaft bleiben. Er selbst zog seine alte Bauernkleidung an und eilte der Heimat zu, nachdem er gesagt hatte, was er tun werde und was sie tun sollte.
Die Eltern waren hoch erfreut, als sie den Sohn erblickten, und lachten in einem fort, als er ihnen erzählte, wie er in die Stadt gekommen war, dort durch seine Tierlein die Königstochter zum Lachen gebracht hatte, wie man ihm aber die Braut und die Tierlein mit vielem Geld und schönen Worten abgeschwatzt hatte. Als er aber sagte, daß er das Geld, das gar so schwer gewesen war, für zwei Striezel einem Bäcker gegeben hatte, damit er auf dem Weg nicht verhungere, da schalten sie ihn den einen Tölpel hin, den anderen her.
Nicht lang danach, während die Mutter noch fortdonnerte, kam die Königstochter wie verabredet vorgefahren. Sie sagte zu den erstaunten Leuten, daß sie gekommen sei, die Eltern des Hansl zu besuchen, der sie lachen gemacht hatte, und sie wolle auch hier zu Mittag speisen, Hansl solle bald erscheinen.
Als Hansl hörte, daß man ihn verlange, bat er die Mutter in einem fort, daß er doch die Speisen hineintragen dürfe, um alles zu sehen. Die Mutter gestattete ihm endlich, die Knödel aufzutragen. Wie er nun behutsam trippelnd zur Türschwelle gelangte, stolperte er, und die Knödel rollten auf dem Boden herum und zu den Füßen der Königstochter hin. Diese lachte hellauf. Hansl kroch zwar emsig auf dem Boden herum, sammelte die Knödel wieder ein und legte sie auf den Tisch; aber seine Mutter zerrte ihn fort und sperrte ihn in den Schweinestall, damit er in Gegenwart so hoher Gäste keine Dummheit mehr anstellen könnte. Nach dem Essen besah die Königstochter die ganze Wirtschaft; wie sie aber in die Nähe der Ställe kam, da polterte und stürmte Hansl, daß es ein Greuel war. Auf die Erkundigung, was denn so herumpoltere, sagte die Bäuerin, daß es ein wildes Schwein sei; man dürfe aber nicht einmal die Tür öffnen. Auf der Königstochter Verlangen jedoch öffnete man, und es stürzte zum Erstaunen aller Hansl heraus und eilte auf Umwegen dem Wirtshaus zu. Dort kleidete er sich um und fuhr in der Kutsche vor das Haus seiner Eltern. Die Königstochter ging ihm entgegen und stellte den Bauersleuten in ihrem Gemahl den Hansl vor, der vor kurzem die Knödel auf den Boden geworfen hatte.
Nachdem die guten Leute vor Verwunderung kaum zu Atem gekommen waren, erzählte ihnen die Königstochter, wie Hansl ihr Gemahl geworden war. Da fand die Freude der Bauersleute kein Ende, und die Mutter des Hansl ging in die Küche und kochte, daß es eine Art war. Dann wurde gegessen und getrunken. Abends fuhren dann alle mit Hansl und der Königstochter in die Stadt, wo sie gar glückliche Tage verlebten.

(mündlich aus dem Zillertal)
[Österreich: Ignaz und Joseph Zingerle: Kinder und Hausmärchen aus Süddeutschland]

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