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Märchenbasar

Der Hahn und die Eierdiebe

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Auf einem Bauernhof lebte ein Hahn. Er hatte die prächtigsten Schwanzfedern weit und breit und sein Krähen war so laut, dass man es noch am Ende des Dorfes hörte. Er war der König in seinem Hühnerstall und hatte den ganzen lieben Tag nichts anderes zu tun, als auf dem Misthaufen zu sitzen und herumzustolzieren. Ab und an hackte er auf eines seiner Hühner hin, um ihnen zu zeigen, wer der Herr im Hause war.
Seine herrische Art kümmerte die Hühner nicht, nur eines wollte sich nicht damit abfinden.
„Ohne ihn wären wir viel besser dran“, sagte die aufwieglerische Henne. „Er ist ja doch zu nichts gut. Sitzt den ganzen Tag auf seinem Misthaufen und kräht ab und an. Wir dagegen, müssen schwer schuften und Eier legen.“
„Aber, aber“ , tadelte da ein anderes Huhn. „Natürlich stolziert er herum und kräht, je lauter, desto lieber, aber das liegt nur daran, dass das in seiner Natur liegt. Außerdem sorgt er für Ordnung hier im Hühnerstall. Du weißt ja, was es manchmal für ein Gezanke unter uns Hühnern gibt. Und schließlich beschützt er unsere Eier!“
„Wovor müssen wir denn beschützt werden? In unserem Stall sind wir und unsere Eier doch sicher“, gab da die uneinsichtige Henne zurück.
„Ach, meine Liebe! Was heißt schon sicher? Du hast es noch nie erlebt, dass der Fuchs da war und sich eine von uns geholt hat, oder Wiesel, Marder und sonstige Eierdiebe sich unserer Eier bemächtigt haben!“
Aber die aufmüpfige Henne ließ sich nicht von ihrer Meinung abbringen.
Nachts darauf saßen alle Hennen auf ihren Stangen und hatten ihre Köpfe unter die Flügel gesteckt, als plötzlich zwei Wiesel unter der Stalltür gekrochen kamen. Sie waren so flink und leise, dass die Hühner sie erst bemerkten, als sie sich schon an den Eiern genüsslich taten. Da fing ein Gegackere und Gerenne unter den Hühnern an. Die Wiesel aber schnappten sich jeder noch ein Ei für unterwegs und so schnell, wie sie gekommen waren, waren sie auch schon wieder verschwunden.
„Da schaut euch nur den Schaden an“, sagte die junge Henne. „Wo war der Hahn, als wir ihn gebraucht hätten? Ich habe es ja gleich gesagt, dass er zu nichts Nütze ist!“
„Es hätte noch viel schlimmer kommen können! Morgen wird er auf der Hut sein! Du wirst schon sehen“, gab da eines der Hühner zurück.
Am nächsten Abend hockten sich die Hühner auf ihre Stangen und es dauerte nicht lange, bis sie eingeschlafen waren, nur der Hahn putzte sich noch seine Schwanzfedern. Da raschelte es draußen vor der Stalltür und wieder wollten die Wiesel, die nachts zuvor ein leichtes Spiel gehabt hatten, unter der Tür durchschlüpfen. Doch kaum hatte eines seine Schnauze durchgesteckt, krähte der Hahn aus Leibeskräften, sodass alle Hühner munter wurden. Aber nicht nur im Hühnerstall gab es Aufruhr, das Krähen weckte auch den Bauern, der den Wirbel hörte und den Hund raus ließ.
Der flitzte zum Hühnerstall und stellte die Wiesel, die nun nicht mehr zurück konnten. So mussten sie doch unter der Tür zum Stall hindurch. Der Hahn aber pickte nach ihnen, sodass den Eierdieben Sehen und Hören verging. Sie entkamen dem wütenden Hahn erst, als der Bauer die Tür öffnete und sie zwischen seinen Beinen hindurchschlüpfen konnten. Der Hund aber hetzte hinter ihnen her und jagte sie weit aus dem Dorf.
Am nächsten Tag war die junge Henne sehr kleinlaut. Denn wenn der Hahn auch eitel und stolz war, die Eierdiebe hatte er vertrieben und die zwei Wiesel kamen nie mehr wieder zurück.

Quelle: Berta Berger

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