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In Waldkönigs Reich lebte vor vielen tausend Jahren eine wunderschöne Fee. Die hatte weiße Blümchen in ihrem Haar und ein grünes Röckchen mit lauter roten Fransen dran und an jeder Franse eine herrliche Perle; ihr Schloß stand in einem wunderschönen Garten, in dem die lieblichsten Blumen dufteten, und die buntesten Schmetterlinge sich im Sonnenschein wiegten, und die allerherrlichsten Vögelchen sangen. Und sie selber war so lieblich von Angesicht, daß niemand sie sehen konnte, ohne sich in sie zu verlieben. Und weil die Perlen an ihrem Kleid glitzerten wie die Tautröpflein im Sonnenschein, hieß sie die Fee Sonnentau.
Aber sie war eine böse, böse Zauberin. Freilich, weil sie so lieblich aussah, wollte es niemand glauben, und wer es doch behauptete, den lachten die anderen aus.
Weil sie ab er so wunderlieblich war, darum konnten die jungen Edelknaben und Pagen des Waldkönigs und die jungen Prinzen und Rittersöhne sich gar nicht satt an ihr sehen und jeder hätte sie am liebsten zur Frau gehabt. Da faßte sich einmal der junge Ritter Heldbock ein Herz und schlich sich heimlich in ihren Zaubergarten. „Schöne Fee Sonnentau,“ sagte er, „du bist so schön und ich habe dich so lieb, willst du nicht meine Frau werden?“ Und ehe sie noch antworten konnte, wollte er ihr einen Kuß geben.
Aber da verwandelte sie sich in ein ganz schreckliches Ungeheuer: ihre roten Fransen wurden zu greulichen Schlangen, die sich um seinen Leib wickelten, und ihre Perlen zu klebrigen Tropfen, an denen er so fest kleben blieb, daß er nicht wieder los konnte, und die Schlangen sogen ihm das Blut aus den Adern und das Leben aus dem Leibe und die Seele aus dem Körper. Da mußte Ritter Heldbock eines elenden Todes sterben. Und als er tot war, da ließen ihn die Schlangen los und Fee Sonnentau winkte ihren Dienern, Regentropfen und Windhauch, die trugen die Leiche hinaus und vergruben sie so tief, daß niemand sie fand.
Ritter Heldbock war nicht wiedergekommen. Niemand wußte, wo er geblieben war. Aber Fee Sonnentau lächelte weiter, als ob nichts geschehen wäre.
Da ging ein anderer junger Ritter zu ihr, das war Ritter Ordensband—aber auch er kam nicht wieder. Niemand wußte, wo er geblieben war.
So geschah es viele, viele Jahre; Prinz Siedbenpunkt verschwand in ihrem Zaubergarten und Junker Harlekin mit seinem schwarz-weiß-gelben Mantel, selbst der tapfere Ritter Rebenstecher mit seiner spitzen Lanze und Ritter Gelbrand mit seinem breiten Schild kamen nicht wieder.
Da machte sich zuletzt Junker Goldschmied auf, um seinen verschwundenen Freund zu suchen. Der war wegen seiner List und Tapferkeit im ganzen Land gefürchtet und niemand konnte ihm etwas anhaben. Als er zur Fee Sonnentau kam, da war freilich auch er von ihrer Schönheit bezaubert und wollte sie umarmen. Aber wie er merkte, daß sie sich in ein greuliches Ungeheuer verwandelte und schon ihre klebrigen Krallen ihn festhalten und schon ihre greulichen Schlangen ihn umwinden wollten, da schoß er ihr einen ganz abscheulich übelriechenden gelbedn Saft ins Gesicht, daß sie laut aufschrie und ihn loslassen mußte.
Schnell floh Junker Goldschmied und kehrte zurück in Waldkönigs Reich, krank freilich und siech für sein ganzes Leben, denn die Fee Sonnentau hatte ihn schon vergiftet. Aber nun erzählte er, wies ihm ergangen war, und nun wußten alle, wo die Prinzen und Ritter und Junker und Edelknaben geblieben waren.
Da ging ein lautes Wehklagen durchs ganze Reich und alle Väter und Mütter der gemordeten Jünglinge gingen zum Waldkönig und klagten ihm ihr Leid. Da wurde Waldkönig zornig und ließ Fee Sonnentau vor sich rufen.
Wunderlieblich wie immer stand sie vor ihm. Aber er sprach: „Weil du die besten Söhne meines Reiches vergiftet und umgebracht hast, sollst du verflucht und verbannt sein, sollst in der öden Einsamkeit leben und von ekelhafter Speise dich nähren.“
Und wie er das gesprochen, da versank der Zaubergarten und das Schloß der Fee und verwandelte sich in ein ödes, sumpfiges Land mit schwarzem Schlamm und rotbraunen Halmen und tiefen Wasserlöchern—und wenn ihr einmal so ein Land findet, hoch oben im Gebirge—die Leute nennen es Hochmoor—und seht dort ein Pflänzchen mit kleinen weißen Blüten und grünen runden Blättchen mit roten Haaren drauf und auf jedem Haar einen klebrigen Tropfen,–das ist Fee Sonnentau; die muß im öden Hochmoor wohnen und Fliegen und Käfer essen ihr Leben lang.
Aber sie war eine böse, böse Zauberin. Freilich, weil sie so lieblich aussah, wollte es niemand glauben, und wer es doch behauptete, den lachten die anderen aus.
Weil sie ab er so wunderlieblich war, darum konnten die jungen Edelknaben und Pagen des Waldkönigs und die jungen Prinzen und Rittersöhne sich gar nicht satt an ihr sehen und jeder hätte sie am liebsten zur Frau gehabt. Da faßte sich einmal der junge Ritter Heldbock ein Herz und schlich sich heimlich in ihren Zaubergarten. „Schöne Fee Sonnentau,“ sagte er, „du bist so schön und ich habe dich so lieb, willst du nicht meine Frau werden?“ Und ehe sie noch antworten konnte, wollte er ihr einen Kuß geben.
Aber da verwandelte sie sich in ein ganz schreckliches Ungeheuer: ihre roten Fransen wurden zu greulichen Schlangen, die sich um seinen Leib wickelten, und ihre Perlen zu klebrigen Tropfen, an denen er so fest kleben blieb, daß er nicht wieder los konnte, und die Schlangen sogen ihm das Blut aus den Adern und das Leben aus dem Leibe und die Seele aus dem Körper. Da mußte Ritter Heldbock eines elenden Todes sterben. Und als er tot war, da ließen ihn die Schlangen los und Fee Sonnentau winkte ihren Dienern, Regentropfen und Windhauch, die trugen die Leiche hinaus und vergruben sie so tief, daß niemand sie fand.
Ritter Heldbock war nicht wiedergekommen. Niemand wußte, wo er geblieben war. Aber Fee Sonnentau lächelte weiter, als ob nichts geschehen wäre.
Da ging ein anderer junger Ritter zu ihr, das war Ritter Ordensband—aber auch er kam nicht wieder. Niemand wußte, wo er geblieben war.
So geschah es viele, viele Jahre; Prinz Siedbenpunkt verschwand in ihrem Zaubergarten und Junker Harlekin mit seinem schwarz-weiß-gelben Mantel, selbst der tapfere Ritter Rebenstecher mit seiner spitzen Lanze und Ritter Gelbrand mit seinem breiten Schild kamen nicht wieder.
Da machte sich zuletzt Junker Goldschmied auf, um seinen verschwundenen Freund zu suchen. Der war wegen seiner List und Tapferkeit im ganzen Land gefürchtet und niemand konnte ihm etwas anhaben. Als er zur Fee Sonnentau kam, da war freilich auch er von ihrer Schönheit bezaubert und wollte sie umarmen. Aber wie er merkte, daß sie sich in ein greuliches Ungeheuer verwandelte und schon ihre klebrigen Krallen ihn festhalten und schon ihre greulichen Schlangen ihn umwinden wollten, da schoß er ihr einen ganz abscheulich übelriechenden gelbedn Saft ins Gesicht, daß sie laut aufschrie und ihn loslassen mußte.
Schnell floh Junker Goldschmied und kehrte zurück in Waldkönigs Reich, krank freilich und siech für sein ganzes Leben, denn die Fee Sonnentau hatte ihn schon vergiftet. Aber nun erzählte er, wies ihm ergangen war, und nun wußten alle, wo die Prinzen und Ritter und Junker und Edelknaben geblieben waren.
Da ging ein lautes Wehklagen durchs ganze Reich und alle Väter und Mütter der gemordeten Jünglinge gingen zum Waldkönig und klagten ihm ihr Leid. Da wurde Waldkönig zornig und ließ Fee Sonnentau vor sich rufen.
Wunderlieblich wie immer stand sie vor ihm. Aber er sprach: „Weil du die besten Söhne meines Reiches vergiftet und umgebracht hast, sollst du verflucht und verbannt sein, sollst in der öden Einsamkeit leben und von ekelhafter Speise dich nähren.“
Und wie er das gesprochen, da versank der Zaubergarten und das Schloß der Fee und verwandelte sich in ein ödes, sumpfiges Land mit schwarzem Schlamm und rotbraunen Halmen und tiefen Wasserlöchern—und wenn ihr einmal so ein Land findet, hoch oben im Gebirge—die Leute nennen es Hochmoor—und seht dort ein Pflänzchen mit kleinen weißen Blüten und grünen runden Blättchen mit roten Haaren drauf und auf jedem Haar einen klebrigen Tropfen,–das ist Fee Sonnentau; die muß im öden Hochmoor wohnen und Fliegen und Käfer essen ihr Leben lang.
[P. u. A. Blau „Wies wispert und wuspert im grünen Wald“ – Waldmärchen]