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(2)
Andere Geschichten des Abu Nuwasi
Eines Tages wurde Abu Nuwasi wegen seiner Schlechtigkeiten aus der Stadt vertrieben. Der Sultan sprach zu ihm: »Geh Deiner Wege, bleibe nicht mehr in meiner Stadt, suche Dir ein anderes Land, wo Du wohnen kannst.« Sein Haus steckte man in Brand.
Abu Nuwasi wartete ab, bis das ganze Haus niedergebrannt war. Dann ging er in einen Laden und kaufte Säcke, fegte die Asche seines Hauses zusammen und mietete eine grosse Dhau, in welche er die Asche verlud, bis das Fahrzeug voll befrachtet war; dann hisste er die Segel und fuhr ab.
Auf dem Meere angekommen, kam er mit Portugiesen zusammen, welche sieben Schiffe mit Silber mit sich führten; und sie fragten ihn: »Wo fährst Du hin?« Er antwortete; »Ich fahre zum Sultan.« »Was führst Du denn mit Dir?« fragten sie. Er antwortete: »Ich habe Geschenke für den Sultan und zwar grosse Seltenheiten geladen.« »Verkaufe sie uns«, sagten sie. Er antwortete: »Ich verkaufe nichts davon, denn ich bringe sie dem Sultan zum Geschenk.« Sie baten ihn jedoch sehr und gaben ihm schliesslich ein Schiff mit Silber beladen, sie selbst stiegen alle aus. Sein Fahrzeug überliess er ihnen und sie nahmen es ins Schlepptau und fuhren davon.
Abu Nuwasi steuerte auf die Küste zu nach der Stadt, von wo er hergekommen. Er begab sich zum Sultan und sprach zu ihm: »Dies Schiff gehört mir, ich möchte Leute haben, um mein Silber auszuladen.« Der Sultan fragte ihn: »Wo hast Du das Silber bekommen?« Er antwortete: »Ich habe die Asche von meinem Hause mitgenommen und habe sie verkauft; es ist grosse Nachfrage danach bei den Leuten.« Darauf steckte der Sultan seine ganze Stadt in Brand und verlud die Asche in Fahrzeuge.
Als die Portugiesen davongefahren waren, öffneten sie die Säcke, fanden jedoch nur Asche vor und sprachen: »Dieser hat uns schändlich betrogen.« Sie zogen zum Kriege aus, um ihn und seine Gefährten auf dem Meere zu suchen. Der Sultan hatte unterdes seine Häuser und die ganze Stadt niedergebrannt und die Asche in Säcke verpackt. Er hatte sieben Fahrzeuge damit beladen und Leute eingestellt, die des Handels kundig waren.
Auf dem Meere trafen sie mit den Portugiesen zusammen. Diese fragten sie: »Wo fahrt Ihr hin?« Sie antworteten: »Wir wollen Asche verkaufen.« »Das sind sie ja, die wir suchten«, sprachen jene, »schlagen wir sie!« Sie wurden mit Kanonen beschossen und ihrer viele getötet, nur einige entkamen durch Schwimmen. Als sie am Strande anlangten, gingen sie zum Sultan und sagten: »Es sind viele von uns gefallen, denn wir sind sehr mit Kanonen beschossen worden, so dass wir einander nicht mehr sehen konnten.« Der Sultan sprach: »Suchet den Abu Nuwasi.« Man suchte ihn, fand ihn jedoch nicht.
Sein Geld war ihm unterdes wieder abgenommen worden; es war ihm auch nicht ein Pesa übrig geblieben. Er beschäftigte sich jetzt damit, Knochen aufzulesen und Häute zu suchen. Er bekam eine ganze Schiffsladung voll und schiffte sich damit ein und fuhr ab. Er traf mit anderen Portugiesen zusammen und sie fragten ihn: »Was führst Du mit Dir?« Er antwortete: »Ich habe kostbare Felle geladen.« »Verkaufe sie uns«, sprachen jene. Er erwiderte: »Ich verkaufe sie nicht, denn ich bringe sie zum Sultan, da sie eine grosse Seltenheit sind.« Sie sagten zu ihm: »Wir möchten sie gern.« Er antwortete: »Vielleicht, wenn Ihr mir viel Geld und zwei Schiffe gebt, werde ich sie Euch verkaufen.« Sie gaben ihm zwei Fahrzeuge und er nahm sie ins Schlepptau bis zum Strande.
Dann begab er sich zum Sultan und sprach zu ihm: »Ich möchte Leute haben, die mein Geld wegtragen helfen.« Der Sultan fragte ihn: »Wie bist Du denn zu diesem Gelde gekommen?« Er antwortete: »Ich habe Knochen und Felle gesammelt und sie mitgenommen und verkauft.« Der Sultan sprach zu ihm: »Sind dort grosse Reichtümer, denn meine Leute verlangen sehr danach?« Er antwortete: »Sehr viele.« Darauf liess der Sultan seine sämtlichen Rinder schlachten und sprach: »Esset das Fleisch, ich will nur die Knochen und die Felle.«
So wurde sämtliches Vieh des Sultans geschlachtet, selbst die Esel wurden getötet. Er kaufte Säcke und that die Knochen hinein. Dann wurde alles auf sieben Fahrzeuge verladen. Nun suchte er sich jemand aus und sprach zu ihm: »Geh und verkaufe diese Ware, denn Du bist nicht dumm in Handelsgeschäften; und wenn Du gefragt wirst, so sage: ›Ich habe Knochen und Felle geladen.‹«
Jene Portugiesen fuhren davon, und als sie die Säcke öffneten, bemerkten sie nur Knochen und Häute. Sie beschlossen daher den Krieg und sagten: »Suchen wir die, welche uns betrogen haben, bis wir sie finden.« Sie zogen aus und trafen auf dem Meere die Leute des Sultans und fragten sie: »Was habt Ihr geladen?« Sie antworteten: »Wir haben Knochen und Felle geladen.« Da riefen sie: »Das sind ja unsere Leute, die wir suchten, schlagen wir sie.« Sie wurden geschlagen, so dass sie die Fahrzeuge verliessen und davonschwommen; viele kamen um, nur wenige retteten sich und erreichten die Stadt. Des Sultans Sohn berichtete seinem Vater alles, was ihnen zugestossen war. Man suchte nun den Abu Nuwasi. Als sie ihn fanden, fesselten sie ihn, nahmen ihm all seine Habe weg und warfen ihn in eine Grube.
In dieser Grube war ein Löwe; in diese warfen sie ihn mit der Absicht hinein, dass der Löwe ihn auffresse. Als er unten ankam, sprach er zum Löwen: »Ich bin vom Sultan geschickt worden, um Dich zu kratzen, wenn’s Dich juckt.« Der Löwe freute sich sehr und sprach: »Der Sultan liebt mich sehr, denn er schickt mir jemand zu, um mich zu kratzen.«
Viele Tage blieb er hier drinnen. Als eines Tages Leute auf dem Wege vorbeikamen, welche mit einander sprachen, rief ihnen Abu Nuwasi zu und sprach: »Zieht mich heraus! Wer mich herauszieht, dem gebe ich viel Geld.« Jene hatten wohl Lust dazu, aber sie fürchteten den Sultan.
Daher begaben sie sich zu diesem und teilten ihm mit, dass Abu Nuwasi noch lebte. Der Sultan schickte Leute hin, die Abu Nuwasi herausholen sollten. Sie zogen ihn hervor und führten ihn zum Sultan. Dieser gab ihm viele Reichtümer und er wurde ein grosser Mann.
Eines Tages erschien in derselben Stadt ein Wunderzeichen mit fünf Fingern. Nachdem alle Gelehrten nachgesehen hatten, war auch nicht einer unter ihnen, welcher das Zeichen deuten konnte. Da sprach Abu Nuwasi: »Ich kann es.« Er stieg zum Strande hinab und streckte fünf Finger seiner eigenen Hand aus, da verschwand jener fünfte. Am nächsten Morgen streckte er vier Finger aus, da verschwand jener vierte. Am dritten Tage zeigte er drei Finger, da verschwand der dritte; am vierten Tage zeigte er zwei Finger und am fünften Tage einen, da verschwand auch der letzte.
Der Sultan sprach zu ihm: »Gieb mir die Erklärung.« »Ich werde es Dir deuten, aber Du musst mir Reichtum dafür geben.« Der Sultan gab ihm solchen. Dann sprach Abu Nuwasi: »Gott kam und fragte:« »Giebt es fünf Leute, welche einander lieben?« Ich antwortete: »Nicht einmal vier giebt es.« Am dritten Tage sagte ich: »Auch keine drei sind zu finden; am vierten« sagte ich: »Nicht einmal zwei«; am fünften Tage sprach ich: »Jeder Mensch liebt nur sich selbst und folgt seinem eigenen Rat.«
Er blieb weitere fünf Tage in dieser Stadt, da erschien ein anderes Wunderzeichen, eine plötzlich auftretende Krankheit, nämlich wenn jemand baden wollte, wurde sein ganzer Körper verletzt. Der Sultan sprach: »Wenn jemand in diesem Wasser badet, dem gebe ich einen ganzen Stadtteil.« Da trat ein Bettler hervor und willigte ein und sprach: »Ich werde die ganze Nacht darin zubringen, aber Du musst mir einen eigenhändig unterschriebenen Schein ausstellen.«
Um Sonnenuntergang stieg er ins Wasser und Soldaten hatten Acht auf ihn. Seine Frau kam gleichfalls zum Strande und zündete ein Feuer oberhalb an. Auch sein Enkelkind war mit im Wasser und der Alte schrie, als ob er seinem Enkel zurufen wollte und blieb so die ganze Nacht über im Wasser. Am nächsten Morgen kam er unversehrt heraus und ging zum Sultan und sprach: »Ich bin wieder herausgekommen, gieb mir, was mir zusteht.« Der Sultan erwiderte: »Deine Frau zündete ein Feuer am Strande oberhalb an, so kam Dir, während Du im Wasser warst, die Hitze zu gute; Du erhältst nichts.«
Der Bettler ging seiner Wege und begab sich zu Abu Nuwasi, um Klage zu führen. Er sprach zu ihm: »Der Sultan hat mich umsonst ins Wasser geschickt und meinen Lohn hat er mir nicht gegeben.« Abu Nuwasi sprach: »Ich nehme mich Deiner Sache an.«
Dann kaufte er viel Reis und Ziegen und lud den Sultan ein und sprach: »Auf meinem Landgut ist grosses Festessen.« Er lud auch alle Grossen ein, und sie folgten der Einladung mit dem Sultan zusammen. Man schlachtete die Ziegen und mass den Reis ab und that alles in Töpfe; jedoch stellte man hier den Topf auf, dort das Feuer, beides getrennt.
Um die sechste Stunde wurde der Sultan ungeduldig und sprach: »Macht schnell mit dem Essen, ich habe Hunger.« Abu Nuwasi antwortete: »Herr, die Leute sind am Kochen.« Der Sultan erwiderte: »Ich habe gehört, Topf und Feuer sind getrennt, ist das wahr?« Er antwortete: »Das ist wahr, Herr.« »Wie kommt denn das«, sprach der Sultan, »jeder, der kocht, setzt den Topf auf das Feuer; kochst Du heute auf andere Weise?« Der Sultan war sehr ärgerlich, so dass sie bald mit einander in Streit gerieten. Schliesslich fragte ihn der Sultan: »Wozu denn das?« Er erwiderte: »Ich habe meinen Grund, weshalb ich dies that. Du hast diesen Armen hier seines Rechtes beraubt; wo hast Du denn gesehen, dass, wenn jemand im Wasser war und Feuer war oben am Strande, es diesen erreichte? Wenn es ihn erreichte, warum hat denn der Topf nicht gekocht? Gieb ihm daher, was ihm zusteht.« Der Sultan gab nach und sprach: »So Gott will, werde ich ihm geben, was ihm gebührt.«
Sie begaben sich zur Stadt zurück und der Sultan gab dem Armen, was ihm zustand. So endete diese Geschichte des Abu Nuwasi.
Abu Nuwasi wartete ab, bis das ganze Haus niedergebrannt war. Dann ging er in einen Laden und kaufte Säcke, fegte die Asche seines Hauses zusammen und mietete eine grosse Dhau, in welche er die Asche verlud, bis das Fahrzeug voll befrachtet war; dann hisste er die Segel und fuhr ab.
Auf dem Meere angekommen, kam er mit Portugiesen zusammen, welche sieben Schiffe mit Silber mit sich führten; und sie fragten ihn: »Wo fährst Du hin?« Er antwortete; »Ich fahre zum Sultan.« »Was führst Du denn mit Dir?« fragten sie. Er antwortete: »Ich habe Geschenke für den Sultan und zwar grosse Seltenheiten geladen.« »Verkaufe sie uns«, sagten sie. Er antwortete: »Ich verkaufe nichts davon, denn ich bringe sie dem Sultan zum Geschenk.« Sie baten ihn jedoch sehr und gaben ihm schliesslich ein Schiff mit Silber beladen, sie selbst stiegen alle aus. Sein Fahrzeug überliess er ihnen und sie nahmen es ins Schlepptau und fuhren davon.
Abu Nuwasi steuerte auf die Küste zu nach der Stadt, von wo er hergekommen. Er begab sich zum Sultan und sprach zu ihm: »Dies Schiff gehört mir, ich möchte Leute haben, um mein Silber auszuladen.« Der Sultan fragte ihn: »Wo hast Du das Silber bekommen?« Er antwortete: »Ich habe die Asche von meinem Hause mitgenommen und habe sie verkauft; es ist grosse Nachfrage danach bei den Leuten.« Darauf steckte der Sultan seine ganze Stadt in Brand und verlud die Asche in Fahrzeuge.
Als die Portugiesen davongefahren waren, öffneten sie die Säcke, fanden jedoch nur Asche vor und sprachen: »Dieser hat uns schändlich betrogen.« Sie zogen zum Kriege aus, um ihn und seine Gefährten auf dem Meere zu suchen. Der Sultan hatte unterdes seine Häuser und die ganze Stadt niedergebrannt und die Asche in Säcke verpackt. Er hatte sieben Fahrzeuge damit beladen und Leute eingestellt, die des Handels kundig waren.
Auf dem Meere trafen sie mit den Portugiesen zusammen. Diese fragten sie: »Wo fahrt Ihr hin?« Sie antworteten: »Wir wollen Asche verkaufen.« »Das sind sie ja, die wir suchten«, sprachen jene, »schlagen wir sie!« Sie wurden mit Kanonen beschossen und ihrer viele getötet, nur einige entkamen durch Schwimmen. Als sie am Strande anlangten, gingen sie zum Sultan und sagten: »Es sind viele von uns gefallen, denn wir sind sehr mit Kanonen beschossen worden, so dass wir einander nicht mehr sehen konnten.« Der Sultan sprach: »Suchet den Abu Nuwasi.« Man suchte ihn, fand ihn jedoch nicht.
Sein Geld war ihm unterdes wieder abgenommen worden; es war ihm auch nicht ein Pesa übrig geblieben. Er beschäftigte sich jetzt damit, Knochen aufzulesen und Häute zu suchen. Er bekam eine ganze Schiffsladung voll und schiffte sich damit ein und fuhr ab. Er traf mit anderen Portugiesen zusammen und sie fragten ihn: »Was führst Du mit Dir?« Er antwortete: »Ich habe kostbare Felle geladen.« »Verkaufe sie uns«, sprachen jene. Er erwiderte: »Ich verkaufe sie nicht, denn ich bringe sie zum Sultan, da sie eine grosse Seltenheit sind.« Sie sagten zu ihm: »Wir möchten sie gern.« Er antwortete: »Vielleicht, wenn Ihr mir viel Geld und zwei Schiffe gebt, werde ich sie Euch verkaufen.« Sie gaben ihm zwei Fahrzeuge und er nahm sie ins Schlepptau bis zum Strande.
Dann begab er sich zum Sultan und sprach zu ihm: »Ich möchte Leute haben, die mein Geld wegtragen helfen.« Der Sultan fragte ihn: »Wie bist Du denn zu diesem Gelde gekommen?« Er antwortete: »Ich habe Knochen und Felle gesammelt und sie mitgenommen und verkauft.« Der Sultan sprach zu ihm: »Sind dort grosse Reichtümer, denn meine Leute verlangen sehr danach?« Er antwortete: »Sehr viele.« Darauf liess der Sultan seine sämtlichen Rinder schlachten und sprach: »Esset das Fleisch, ich will nur die Knochen und die Felle.«
So wurde sämtliches Vieh des Sultans geschlachtet, selbst die Esel wurden getötet. Er kaufte Säcke und that die Knochen hinein. Dann wurde alles auf sieben Fahrzeuge verladen. Nun suchte er sich jemand aus und sprach zu ihm: »Geh und verkaufe diese Ware, denn Du bist nicht dumm in Handelsgeschäften; und wenn Du gefragt wirst, so sage: ›Ich habe Knochen und Felle geladen.‹«
Jene Portugiesen fuhren davon, und als sie die Säcke öffneten, bemerkten sie nur Knochen und Häute. Sie beschlossen daher den Krieg und sagten: »Suchen wir die, welche uns betrogen haben, bis wir sie finden.« Sie zogen aus und trafen auf dem Meere die Leute des Sultans und fragten sie: »Was habt Ihr geladen?« Sie antworteten: »Wir haben Knochen und Felle geladen.« Da riefen sie: »Das sind ja unsere Leute, die wir suchten, schlagen wir sie.« Sie wurden geschlagen, so dass sie die Fahrzeuge verliessen und davonschwommen; viele kamen um, nur wenige retteten sich und erreichten die Stadt. Des Sultans Sohn berichtete seinem Vater alles, was ihnen zugestossen war. Man suchte nun den Abu Nuwasi. Als sie ihn fanden, fesselten sie ihn, nahmen ihm all seine Habe weg und warfen ihn in eine Grube.
In dieser Grube war ein Löwe; in diese warfen sie ihn mit der Absicht hinein, dass der Löwe ihn auffresse. Als er unten ankam, sprach er zum Löwen: »Ich bin vom Sultan geschickt worden, um Dich zu kratzen, wenn’s Dich juckt.« Der Löwe freute sich sehr und sprach: »Der Sultan liebt mich sehr, denn er schickt mir jemand zu, um mich zu kratzen.«
Viele Tage blieb er hier drinnen. Als eines Tages Leute auf dem Wege vorbeikamen, welche mit einander sprachen, rief ihnen Abu Nuwasi zu und sprach: »Zieht mich heraus! Wer mich herauszieht, dem gebe ich viel Geld.« Jene hatten wohl Lust dazu, aber sie fürchteten den Sultan.
Daher begaben sie sich zu diesem und teilten ihm mit, dass Abu Nuwasi noch lebte. Der Sultan schickte Leute hin, die Abu Nuwasi herausholen sollten. Sie zogen ihn hervor und führten ihn zum Sultan. Dieser gab ihm viele Reichtümer und er wurde ein grosser Mann.
Eines Tages erschien in derselben Stadt ein Wunderzeichen mit fünf Fingern. Nachdem alle Gelehrten nachgesehen hatten, war auch nicht einer unter ihnen, welcher das Zeichen deuten konnte. Da sprach Abu Nuwasi: »Ich kann es.« Er stieg zum Strande hinab und streckte fünf Finger seiner eigenen Hand aus, da verschwand jener fünfte. Am nächsten Morgen streckte er vier Finger aus, da verschwand jener vierte. Am dritten Tage zeigte er drei Finger, da verschwand der dritte; am vierten Tage zeigte er zwei Finger und am fünften Tage einen, da verschwand auch der letzte.
Der Sultan sprach zu ihm: »Gieb mir die Erklärung.« »Ich werde es Dir deuten, aber Du musst mir Reichtum dafür geben.« Der Sultan gab ihm solchen. Dann sprach Abu Nuwasi: »Gott kam und fragte:« »Giebt es fünf Leute, welche einander lieben?« Ich antwortete: »Nicht einmal vier giebt es.« Am dritten Tage sagte ich: »Auch keine drei sind zu finden; am vierten« sagte ich: »Nicht einmal zwei«; am fünften Tage sprach ich: »Jeder Mensch liebt nur sich selbst und folgt seinem eigenen Rat.«
Er blieb weitere fünf Tage in dieser Stadt, da erschien ein anderes Wunderzeichen, eine plötzlich auftretende Krankheit, nämlich wenn jemand baden wollte, wurde sein ganzer Körper verletzt. Der Sultan sprach: »Wenn jemand in diesem Wasser badet, dem gebe ich einen ganzen Stadtteil.« Da trat ein Bettler hervor und willigte ein und sprach: »Ich werde die ganze Nacht darin zubringen, aber Du musst mir einen eigenhändig unterschriebenen Schein ausstellen.«
Um Sonnenuntergang stieg er ins Wasser und Soldaten hatten Acht auf ihn. Seine Frau kam gleichfalls zum Strande und zündete ein Feuer oberhalb an. Auch sein Enkelkind war mit im Wasser und der Alte schrie, als ob er seinem Enkel zurufen wollte und blieb so die ganze Nacht über im Wasser. Am nächsten Morgen kam er unversehrt heraus und ging zum Sultan und sprach: »Ich bin wieder herausgekommen, gieb mir, was mir zusteht.« Der Sultan erwiderte: »Deine Frau zündete ein Feuer am Strande oberhalb an, so kam Dir, während Du im Wasser warst, die Hitze zu gute; Du erhältst nichts.«
Der Bettler ging seiner Wege und begab sich zu Abu Nuwasi, um Klage zu führen. Er sprach zu ihm: »Der Sultan hat mich umsonst ins Wasser geschickt und meinen Lohn hat er mir nicht gegeben.« Abu Nuwasi sprach: »Ich nehme mich Deiner Sache an.«
Dann kaufte er viel Reis und Ziegen und lud den Sultan ein und sprach: »Auf meinem Landgut ist grosses Festessen.« Er lud auch alle Grossen ein, und sie folgten der Einladung mit dem Sultan zusammen. Man schlachtete die Ziegen und mass den Reis ab und that alles in Töpfe; jedoch stellte man hier den Topf auf, dort das Feuer, beides getrennt.
Um die sechste Stunde wurde der Sultan ungeduldig und sprach: »Macht schnell mit dem Essen, ich habe Hunger.« Abu Nuwasi antwortete: »Herr, die Leute sind am Kochen.« Der Sultan erwiderte: »Ich habe gehört, Topf und Feuer sind getrennt, ist das wahr?« Er antwortete: »Das ist wahr, Herr.« »Wie kommt denn das«, sprach der Sultan, »jeder, der kocht, setzt den Topf auf das Feuer; kochst Du heute auf andere Weise?« Der Sultan war sehr ärgerlich, so dass sie bald mit einander in Streit gerieten. Schliesslich fragte ihn der Sultan: »Wozu denn das?« Er erwiderte: »Ich habe meinen Grund, weshalb ich dies that. Du hast diesen Armen hier seines Rechtes beraubt; wo hast Du denn gesehen, dass, wenn jemand im Wasser war und Feuer war oben am Strande, es diesen erreichte? Wenn es ihn erreichte, warum hat denn der Topf nicht gekocht? Gieb ihm daher, was ihm zusteht.« Der Sultan gab nach und sprach: »So Gott will, werde ich ihm geben, was ihm gebührt.«
Sie begaben sich zur Stadt zurück und der Sultan gab dem Armen, was ihm zustand. So endete diese Geschichte des Abu Nuwasi.