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Ein Mann und seine Frau hatten zwei Kinder, aber sie konnten ihnen nichts zu essen geben. Eines Nachts, als sie sich schon zur Ruhe begeben hatten, hörte der Knabe, wie sie sagten: »Wir müssen eines unserer Kinder töten, denn wir können eine so große Familie nicht ernähren.« Der Knabe weckte sein Schwesterchen, und eilends flohen sie aus dem Haus. Sie gingen die ganze Nacht und den ganzen Tag, und als sie schon sehr weit entfernt waren, legte sich der müde Knabe auf die Erde und schlief den Kopf im Schoße seiner Schwester ein. Da kamen drei Feen des Wegs, und als sie das Mädchen sahen, verliehen sie ihm drei Gaben: Daß sie das schönste Gesicht der Welt hätte; daß Gold aus ihrem Haar fiele, wenn sie sich kämmte; daß sie sich auf die seltensten Handfertigkeiten verstünde.
Sobald der Knabe erwachte, machten sie sich wieder auf den Weg und sie gelangten zum Haus einer sehr häßlichen Alten, die sie bei sich aufnahm. Jahre vergingen, und eines Tages, als der Knabe Geld verlangte, kämmte sich seine Schwester, und er trug das Gold fort, um es in der Stadt zu verkaufen. Der Goldschmied, der es ihm abkaufte, war mißtrauisch, und er fragte den Jungen, auf welche Weise er sich jenes Gold beschafft habe, aber er wollte nicht alles glauben, was der ihm erzählte. Er machte dem König Meldung, und dieser ließ den Knaben gefangennehmen, bis die Schwester an den Hof käme und man sich von der Wahrheit überzeugte.
Die Alte, die mit dem Mädchen mit dem Goldhaar daheim geblieben war, beschloß, es hungers sterben zu lassen. Schon zwei Tage lang hatte das Mädchen nichts gegessen, und als es um etwas bat, sagte ihm die Alte, sie bekäme nur etwas, wenn sie sich ein Auge ausreißen lassen würde. Um nicht zu sterben, willigte sie ein. Nach weiteren zwei Tagen konnte sich das Mädchen vor Durst kaum noch auf den Beinen halten und sie bat die Alte um einen Tropfen Wasser. Diese sagte, nur dann, wenn sie sich das andere Auge ausreißen lassen würde. So wurde das Mädchen schließlich blind. Da erreichte sie der Befehl des Königs, sie zum Hofe zu bringen. Die Alte dachte, es wäre besser, das Mädchen ins Meer zu werfen, und an seiner Statt ihre Tochter hinzubringen. Der Knabe, der in einem Turm gefangengehalten wurde, der ein schmales Fenster zum Meer hinaus hatte, sah im Wasser ein paar Kleider treiben, die die Flut an Land spülte. Er ließ ein paar zusammengedrehte Bettlaken hinab, damit seine Schwester heraufkletterte.
Die Alte war unterdes mit ihrer Tochter am Hofe angekommen, und würde aus ihren Haaren kein Gold fallen, dann sollte der Junge sterben. Als das Mädchen dies erfuhr, sagte es zu seinem Bruder, er solle sehen, daß er vom Gefängniswärter feines Papier bekäme, aus dem sie Blumen machen könnte. Der Gefängniswärter brachte das Papier, und obwohl es blind war, fertigte das Mädchen einen wunderschönen Strauß voller Perlen und Gold, das ihr aus dem Haar fiel. Der Bruder bat den Gefängniswärter, jenen Strauß für ihn verkaufen zu lassen, nicht für Geld, sondern für ein Paar Augen. Man rief den Strauß aus und ein jeder wollte ihn haben, jedoch wagte niemand, seine Augen dafür zu geben. Nur als die Alte den Ausruf hörte, kaufte sie den Strauß für die Augen des Mädchens, die sie aufbewahrt hatte. Der Gefängniswärter brachte das Augenpaar, und das Mädchen setzte sie sich wieder ins Gesicht.
Es kam der Tag, an dem die Alte ihre Tochter am Hofe vorstellen mußte, jedoch fiel aus deren Haaren kein Gold. Der Knabe sollte daraufhin schon sterben, da ließ er den König bitten, daß er, wenn man ihm ein paar Frauenkleider gäbe, seine Schwester holen würde, welche die Alte hatte töten wollen. Man gab ihm das Gewand, und da brachte er aus dem Turm das Mädchen herbei, das sich vor dem König kämmte, und alle waren über jene Gabe und ihre große Schönheit erstaunt. Das Mädchen erzählte alles dem König, der sie fragte, was ihrem Wunsche nach mit der Alten geschehen sollte. »Ich will, daß man aus ihrer Haut eine Trommel macht, und aus ihren Knochen einen Stuhl, auf den ich mich setzen kann.«
Sobald der Knabe erwachte, machten sie sich wieder auf den Weg und sie gelangten zum Haus einer sehr häßlichen Alten, die sie bei sich aufnahm. Jahre vergingen, und eines Tages, als der Knabe Geld verlangte, kämmte sich seine Schwester, und er trug das Gold fort, um es in der Stadt zu verkaufen. Der Goldschmied, der es ihm abkaufte, war mißtrauisch, und er fragte den Jungen, auf welche Weise er sich jenes Gold beschafft habe, aber er wollte nicht alles glauben, was der ihm erzählte. Er machte dem König Meldung, und dieser ließ den Knaben gefangennehmen, bis die Schwester an den Hof käme und man sich von der Wahrheit überzeugte.
Die Alte, die mit dem Mädchen mit dem Goldhaar daheim geblieben war, beschloß, es hungers sterben zu lassen. Schon zwei Tage lang hatte das Mädchen nichts gegessen, und als es um etwas bat, sagte ihm die Alte, sie bekäme nur etwas, wenn sie sich ein Auge ausreißen lassen würde. Um nicht zu sterben, willigte sie ein. Nach weiteren zwei Tagen konnte sich das Mädchen vor Durst kaum noch auf den Beinen halten und sie bat die Alte um einen Tropfen Wasser. Diese sagte, nur dann, wenn sie sich das andere Auge ausreißen lassen würde. So wurde das Mädchen schließlich blind. Da erreichte sie der Befehl des Königs, sie zum Hofe zu bringen. Die Alte dachte, es wäre besser, das Mädchen ins Meer zu werfen, und an seiner Statt ihre Tochter hinzubringen. Der Knabe, der in einem Turm gefangengehalten wurde, der ein schmales Fenster zum Meer hinaus hatte, sah im Wasser ein paar Kleider treiben, die die Flut an Land spülte. Er ließ ein paar zusammengedrehte Bettlaken hinab, damit seine Schwester heraufkletterte.
Die Alte war unterdes mit ihrer Tochter am Hofe angekommen, und würde aus ihren Haaren kein Gold fallen, dann sollte der Junge sterben. Als das Mädchen dies erfuhr, sagte es zu seinem Bruder, er solle sehen, daß er vom Gefängniswärter feines Papier bekäme, aus dem sie Blumen machen könnte. Der Gefängniswärter brachte das Papier, und obwohl es blind war, fertigte das Mädchen einen wunderschönen Strauß voller Perlen und Gold, das ihr aus dem Haar fiel. Der Bruder bat den Gefängniswärter, jenen Strauß für ihn verkaufen zu lassen, nicht für Geld, sondern für ein Paar Augen. Man rief den Strauß aus und ein jeder wollte ihn haben, jedoch wagte niemand, seine Augen dafür zu geben. Nur als die Alte den Ausruf hörte, kaufte sie den Strauß für die Augen des Mädchens, die sie aufbewahrt hatte. Der Gefängniswärter brachte das Augenpaar, und das Mädchen setzte sie sich wieder ins Gesicht.
Es kam der Tag, an dem die Alte ihre Tochter am Hofe vorstellen mußte, jedoch fiel aus deren Haaren kein Gold. Der Knabe sollte daraufhin schon sterben, da ließ er den König bitten, daß er, wenn man ihm ein paar Frauenkleider gäbe, seine Schwester holen würde, welche die Alte hatte töten wollen. Man gab ihm das Gewand, und da brachte er aus dem Turm das Mädchen herbei, das sich vor dem König kämmte, und alle waren über jene Gabe und ihre große Schönheit erstaunt. Das Mädchen erzählte alles dem König, der sie fragte, was ihrem Wunsche nach mit der Alten geschehen sollte. »Ich will, daß man aus ihrer Haut eine Trommel macht, und aus ihren Knochen einen Stuhl, auf den ich mich setzen kann.«
[Portugal: T. Braga: Contos tradicionaes do povo portuguez]