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Hansl Gwagg-Gwagg

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Es war einmal eine Mutter, die hatte drei Söhne, von denen der jüngste Hansl hieß und, wie wohl mehrere seines Namens, ein rechter Lappe war. Außer den drei Buben besaß die Mutter nur noch ein kleines Hüttlein, und das war zu klein, als daß alle drei darauf hin hätten heiraten können. Nachdem das Weib lange hin und her gedacht hatte, was denn da anzufangen sei, kam sie auf einen Gedanken, der allem Zweifel und Streit ein Ende machen sollte. Sie stieg in die Dielenkammer hinauf, nahm drei Riedel Haar und ging damit in die Stube hinab, wo die drei Buben eben bei der Jause saßen. Sie setzte sich auch an den Tisch, legte die drei Riedel vor sich hin und begann: »Ihr wißt wohl, daß unser Anwesen klein ist und für drei Familien nicht ausreicht. Es hat mir schon viel Kummer gemacht, welchen von euch ich den anderen beiden vorziehen und als Erben einsetzen soll. Da hat nun jeder von euch einen Riedel Haar, den mögt ihr zu euren Mädeln tragen, und wer seinen Riedel am schönsten gesponnen zurückbringt, dem gehört unser Höflein zu eigen, und er mag sich sein Mädel als Eheweib heimführen.« Sie verteilte nun die Riedel an die drei Buben und machte sich wieder zur Tür hinaus.
Die zwei älteren Brüder waren pudelnärrisch vor Freude und jeder dachte sich: Da kann’s nicht fehlen. Die Meinige spinnt am schönsten im ganzen Revier, und in einigen Wochen geht’s an die Hochzeit. Noch am selben Abend gingen sie zu ihren Mädeln in Heimgart und brachten ihnen die Riedel und erzählten, was die Mutter gesagt habe.
Dem Hansl aber kam die ganze Geschichte spanisch vor, und er wußte nicht recht, was er mit dem Riedel anfangen sollte. Abends machte er sich aufs Geratewohl mit seinem Riedel auf den Weg und schlenderte ein Stück durch das Moos hin.
Er dachte nur daran, wo er etwa eine gute Spinnerin finden könnte, und schaute nicht rechts und nicht links. Auf einmal hörte er eine Stimme, die ihm in einem fort zurief:

»Hansl, wo gehst hin?
Gwagg, gwagg.
Hansl, wo gehst hin?
Gwagg, gwagg.«

Er schaute drein wie ein Narr, als er immerfort diese Worte hörte, und spähte nach allen Seiten hin, um zu erfahren, wer denn der müde Schreier sei. Er sah aber keinen Menschen weitum und bemerkte nur in der Nähe eine Pfütze, aus der die Stimme zu kommen schien. Er ging hin, und da sah er eine mächtige Kröte auf ihn zupatschen, die schaute ihn gar freundlich an und schrie noch in einem fort:

»Hansl, wo gehst hin?
Gwagg, gwagg.
Hansl, wo gehst hin?
Gwagg, gwagg.«

Hansl erzählte nun die ganze Geschichte, daß er sich um eine Spinnerin für den Riedel umsehen müsse, den er bei sich trage, und daß diese Spinnerin, wenn sie das Stück Arbeit recht gut vollendet hätte, sein Weib werden sollte.
Die Kröte hatte fleißig aufgemerkt, und wie die Erzählung zu Ende war, fing sie wieder an zu schreien und schrie in einem fort:

»Hansl, nimm mi!
Gwagg, gwagg.
Hansl, nimm mi!
Gwagg, gwagg.«

Wie er die Kröte so wehmütig bitten hörte, nahm Hansl den Riedel, warf ihn vor sie hin und blieb alsdann noch eine geraume Weile auf dem gleichen Fleck stehen. Denn es wunderte ihn, was das plumpe Tier mit dem Haar wohl anfangen würde.
Rasch packte die Kröte den Riedel und fuhr damit um einige Stauden herum, so daß der Hansl gar nicht recht verstand, worauf denn das eigentlich hinauswolle, und ärgerlich von dannen ging. Er riß sich fast die Haare aus, daß er dem dummen Tier seinen Riedel vorgeworfen habe, und mißmutig grübelte er vor sich hin: »Da hast du wieder den Gescheiten gespielt. Hättest du den Haar behalten, so hättest du doch etwas, jetzt aber hast du gar nichts mehr.«
Am andern Tag ging ihm wieder die Geschichte vom vorigen Abend im Kopf herum, und es kam ihm in den Sinn, doch noch einmal nachzuschauen, wie die Kröte mit dem Riedel gehaust habe. Vielleicht, dachte er sich, geht die ganze Geschichte am Ende doch nicht übel aus.
Er ging nun hinaus zur Pfütze und war nicht wenig erstaunt, als er einen großmächtigen Strähn des feinsten Garns um die Stauden gezogen sah. Die Kröte kam auch wieder herangepatscht, schaute mit ihren kugelrunden Augen zum Hansl auf und sagte: »Du wirst sehen, Hansl, daß der Haar deiner Brüder nicht so fein gesponnen ist wie der deinige und daß das Anwesen dir zufallen wird. Aber weißt du, Hansl, dann mußt du mich auch heiraten!«
Bei diesen Worten machte Hansl ein saures Gesicht, die Kröte aber schaute ihn schelmisch an, und nachdem sie eine Weile seine Grimassen betrachtet hatte, fuhr sie wieder fort: »Hast du das Hüttlein einmal in Händen, so mach nur einen kurzen Prozeß und laß unsere Hochzeit nach Schick und Brauch dreimal verkünden. Dann laß in der Pfarrkirche ein feierliches Amt singen, und wenn ich auch noch nicht dabei bin, so soll dir deswegen kein graues Haar wachsen. Aber während des Amtes muß mein Brautkleid in der Sakristei bereit sein, und dann wird schon alles recht werden. So, behüt‘ dich Gott, Hansl!«
»Behüt‘ dich Gott, Krötl«, sagte Hansl, stand noch eine Zeitlang da, als wenn er angepappt wäre, nahm dann den Strähn und ging wieder nach Hause. Er zeigte der Mutter das Garn, und sie konnte fast nicht begreifen, wie denn ein so feines Gespinst zustande gebracht werden könne. Die Brüder brachten auch ihr Garn, aber das konnte mit dem Strähn des Hansl gar keinen Vergleich aushalten, und es war daher schnell ausgemacht, wem das Hüttlein gehöre.
Hansl erzählte nun auch die Geschichte von der Kröte und sagte, daß er zum Pfarrer gehen wolle, um sich verkünden zu lassen. Da lachten Mutter und Brüder, daß ihnen der Bauch naggelte, und schalten ihn einen Lappen, daß er sich so etwas einfallen lasse. Er aber blieb bei seinem Vorhaben und ging zum Pfarrer.
Der Pfarrer mußte über Hansls Einfall ebenfalls lachen, aber Hansl bestand auf seinem Begehren und sagte: »Kurzum, Ihr müßt mich verkünden und mir das Hochzeitsamt halten.« Der Pfarrer gab endlich doch nach, und Hansl ging vergnügt nach Hause.
Nach vierzehn Tagen war das Brautpaar ausverkündet, und es kam der Hochzeitstag.
Hansl ging mit dem Brautzug in die Kirche, hängte aber zuvor das Brautkleid in der Sakristei auf. Das Amt fing an, es kam das Gloria, Credo, aber die Braut wollte sich noch immer nicht sehen lassen. Hansl schaute von Zeit zu Zeit verzagt auf die Sakristeitür, aber niemand kam heraus. Das Amt wollte schon zu Ende gehen, und der arme Bräutigam hätte sich gern in das Loch einer Kirchenmaus hineingewünscht.
Die Leute, die in der Sakristei waren, schauten auch neugierig ins Freie hinaus, ob denn wirklich etwas kommen werde oder ob Hansl wieder einmal einen recht dummen Streich gespielt habe. Sie glaubten schon das letztere, als auf einmal jene Kröte heranhüpfte und in die Sakristei hineinpatschte. Da schaute das garstige Tier neugierig herum, und als es das Brautkleid sah, hüpfte es mit einem Satz hinein.
Holla! wie rissen da die Kirchenbuben und Mesnerknechte die Augen auf, als auf einmal eine wunderschöne Jungfrau in dem Kleid steckte, sich bewegte und in die Kirche hinausging und neben den Hansl hinkniete. Dieser aber war fast außer sich vor Verwunderung, und er getraute sich kaum, seine Braut recht anzuschauen, so schön war sie. Die Leute in der Kirche vergaßen auf einmal den Geistlichen am Altar, und alles reckte die Köpfe auf und schaute nur mehr auf die schöne Braut.
Das Amt war schnell zu Ende, der Pfarrer trat vom Altar herab und gab das Brautpaar zusammen. Dann ging es ins Wirtshaus zu Tisch und Tanz, und Hansl freute sich sein Lebtag, daß er ein so schönes und braves Weib bekommen hatte.

(mündlich aus Absam)
[Österreich: Ignaz und Joseph Zingerle: Kinder und Hausmärchen aus Süddeutschland]

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