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Herr Gevatter Wolf und Frau Füchsin

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Es war, wie es war! Es lebte einmal ein Wolf, der Hausbesitzer war und als Wintervorrat drei Töpfe voll Honig gesammelt hatte. Die Frau Füchsin war seine Nachbarin. Eines Morgens ging Frau Füchsin aus, besuchte den Nachbar Wolf und begrüßte ihn: „Herr Gevatter, ich habe ein Kind bekommen und lasse es heute taufen. Jetzt gehe ich zur Taufe.“
Der Herr Gevatter erwiderte: „Geht nur, Frau Füchsin!“
Frau Füchsin ging und machte den Platz ausfindig, wo der Wolf seine Honigtöpfe versteckt hielt, fing an, von allen Töpfen zu naschen und lief dann nach Hause.
Der Herr Gevatter fragte sie, als er sie traf: „Nun, liebe Nachbarin, welchen Namen hast du denn dem Kind gegeben?“
„Zanafilla* habe ich es genannt, Herr Gevatter!“
„Ein schöner Name, den du dem Kleinen gegeben hast, Frau Füchsin!“
Am nächsten Tag machte sich die Frau Füchsin neuerdings auf und erzählte dem Herrn Gevatter: „Ich muß heute wieder zu einer Kindtaufe gehen.“
„Geh nur, liebe Frau Füchsin. Gottes Segen sei mit dir!“
Frau Füchsin zog ab, leerte diesmal die Honigkrüge bis auf den Grund, drehte sie dann um, mit dem Boden nach oben, und eilte nach Hause.
Der Herr Gevatter fragt sie, als er ihr begegnete: „Nun, liebe Frau Füchsin, wie habt ihr das Kind genannt?“
„Ich habe dem Kind den Namen Maroscha* gegeben, Herr Gevatter.“
Der Winter kam ins Land, der Herr Gevatter ging, seine Honigkrüge hervorzuholen, aber er fand sie leer. Er rief die Füchsin, und als sie kam, fragte er sie: „Wer hat mir diese Krüge leergegessen?“
„Ich habe nichts gegessen“, erwiderte die Frau Füchsin. Aber der Herr Gevatter prügelte sie dennoch halbtot und warf sie auf eine Wiese.
Bald ging dort ein Geistlicher vorbei mit einem Sack voll Kirchenbrot*; er sah die Frau Füchsin liegen, freute sich und sprach: „Oh, was ist das für eine tote Füchsin? Die nehme ich mit, ziehe ihr das Fell ab und lasse daraus für meine Frau einen Pelzbesatz anfertigen.“ Er hob die Füchsin auf und steckte sie in seinen Sack.
Da erholte sich die Frau Füchsin, lebte wieder auf, biß ein Loch in den Sack, warf alle Kirchenbrote, eines nach den andern, hinaus und schlüpfte schließlich selbst, ohne daß der Priester etwas bemerkte, durch das Loch aus dem Sack. Dann raffte sie alle Brote vom Boten auf und lief heimwärts.
Unterwegs traf sie den Herrn Gevatter, der sie fragte: „Wo hast du denn alle die Kirchenbrote her, liebe Frau Füchsin?“
„Ich bekam sie in der Kirche, Herr Gevatter.“
„Wieso bekamst du sie, liebe Frau Füchsin?“
„Als die Priester zelebrierten, sagte ich immer ,Amen*, dafür gaben sie mir jedesmal ein Kirchenbrot.“
„Da will ich hingehen, liebe Frau Füchsin, und ihnen immer ,Amen, sagen, damit sie mir ebenfalls für jedes ,Amen, ein Kirchenbrot schenken.“ Er lief wirklich zur Kirche und sagte während der Messe fortwährend „Amen, Amen“ Die Geistlichen aber fingen und prügelten ihn. Der Wolf rannte wütend davon, kam nach Hause und beklagte sich bei der Frau Füchsin: „Mich haben die Geistlichen durchgeprügelt, liebe Frau Füchsin.“
„Ja, du hast eine zu rauhe Stimme, du Unglücksrabe! Gehe zum Barbier*, borge dir von ihm die Zange aus und bringe sie mir her, damit ich dir die Zähne ziehe!“
Der Wolf gehorchte dem Rate, lief zum Barbier, lieh sich eine Zange aus und brachte sie der Frau Füchsin, die ihm die Zähne zog. Das tat dem Herrn Gevatter sehr weh und er schrie: „Wehe, liebe Frau Füchsin, das schmerzt, das schmerzt!“ Dafür wirst du hernach auch Kirchenbrot essen können, lieber Herr Gevatter und Unglücksrabe.“ Unter solchen Gesprächen zog sie ihm alle seine Zähne aus.
Nach dieser schmerzhaften Behandlung lief der Wolf abermals in die Kirche und sagte fortwährend: „Amen, Amen, Amen!“ und zwar bemühte er sich, mit feiner Stimme zu sprechen. Die Priester aber verprügelten ihn mit einem derben Stock, schlugen ihn halbtot, so daß er mit knapper Not entwischen konnte. Als er in seiner Behausung ankam, beklagte er sich wieder bei der Nachbarin: „Die haben mich durchgebleut, liebe Frau Füchsin!“
„Recht ist dir geschehen, Herr Gevatter! Erinnerst du dich noch daran, wie du mich halbtot geschlagen hast? Ich habe mich an dir gerächt.“

Quelle
( albanische Volksmärchen )

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