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Märchenbasar

Ilieane Kostindane

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Es, war einmal ein Kaiser, der hatte einen goldenen Apfelbaum vor seinem Schlosse, dessen Äste bis in den Himmel reichten. Und der Kaiser liess bekanntmachen in seinem Reich: Wer es unternehmen werde, ihm zwei Blätter aus der Krone des Baumes zu holen, dem wolle er Reich und Tochter geben. Bald darauf kamen aus allen Weltgegenden Kaiser und Könige herbei, versuchten, konnten’s aber nicht und mussten alle elendiglich sterben, indem sie der Kaiser enthaupten liess und ihre Köpfe auf Pflöcken ausstellte. Eines Tages meldete sich ein Schäfer, legte seine Kleider unter den wunderbaren Baum, stieg und stieg, und, erreichte glücklich die höchste Spitze. Wie er sich da oben umsah, erblickte er vor sich einen Fussweg, der zu einem Schlosse führte. Sogleich sprang er vom Baum und ging den Pfad entlang bis vor das Schloss. Darinnen wohnte die schönste Jungfrau unter der Sonne, die hiess Ilieane Kostindane. Er öffnete die Pforte und trat ein. Da lag die Jungfrau in einem prächtigen Gemach und schlief in einem goldenen Bett. Und er näherte sich ihr und küsste sie von einer Wange zur andern. Da schlug sie die Augen auf und sprach: „Wenn du mir versprichst, niemandem zu sagen, dass du mich gesehen, so will ich nach zwei Jahren deine Frau werden.“ Der Schäfer versprachs, stieg wieder auf den Baum, nahm von diesem Baum zwei goldene Blätter und brachte sie dem Kaiser. Der war bereit, ihm Reich und Tochter zu geben. Er aber schlug beides aus, indem er sagte: „Ich habe eine schönere Jungfrau gesehen als deine Tochter.“ Da ward der Kaiser zornig und verlangte zu wissen, wer diese Jungfrau sei, und wenn er’s nicht sage, so werde er ihn enthaupten lassen. Der Jüngling dachte nicht lange nach und nannte den Namen der Ilieane Kostindane. Kaum hatte er den Namen ausgesprochen, so erschien sie, verschwand aber sogleich wieder. Da bereute der Jüngling, dass er sein Versprechen gebrochen, kam und stieg wieder am Baum hinauf, um die Jungfrau zu versöhnen. Aber erst in sieben Jahren langte er oben an und ging in’s Schloss. Die Jungfrau sah ihn schon von ferne kommen. Da widerstand sie nicht seiner Schönheit und nahm ihn zum Mann.

Quelle:
(Rumänische Märchen und Sagen aus Siebenbürgen, gesammelt und ins Deutsche übertragen von Franz Obert, Hermannstadt 1925)

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