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Märchenbasar

Jola und die Mäusehexe

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Es lebte einmal ein Mädchen, das Mutter und Vater verloren hatte. Eines Tages war auch ihr Bruder spurlos verschwunden. So wurde die kleine Jola zu einer alten Frau im Dorf gegeben. Die Alte scheuchte das Mädchen den ganzen Tag umher. Sie musste den gesamten Haushalt führen.
Das alte Weib hatte einen schwarzen, großen Kater, den sie abgöttisch liebte. Wenn das Mädchen nicht zur Zeit das Fressen für das Tier zubereitet hatte, bekam sie selbst nichts zu essen.
Das Kind merkte bald, das mit der Alten irgend etwas nicht stimmte, denn sie brabbelte oft eigenartige Worte vor sich hin und streichelte dabei den Kater. Was Jola nicht wusste: Die Alte war in Wirklichkeit eine Hexe und verzauberte kleine Jungen in Mäuse, die ihr Kater erbarmungslos jagte, jedoch nie zu fassen bekam, da er schon recht alt war.

Eines Abends lag das Mädchen auf ihrem Strohlager, als sie plötzlich eine Maus aus einem Loch in der Wand schnuppern sah. Sie freute sich über das Tierchen und stellte abends ein Tellerchen mit Essen, das sie sich vom Munde absparte, vor das Loch. Die Maus kam jeden nun jeden Abend.

Sieben Tage später, als das Mädchen ihr Strohlager von der Nacht her ordnete, hörte sie eine piepsige Stimme ihren Namen rufen.
„Wer bist du denn?“, fragte sie.
„Ich bin es, Jolas, dein Bruder!“, antwortete die Stimme. Die Kleine drehte sich um und sah nur das Mäuschen aus dem Mauseloch schnuppern.
Jola fragte erneut: „Wo bist du denn?“
„Na hier!“, bekam sie zur Antwort. Doch das Mädchen sah nur wieder die Maus, das jedoch zu ihrer Verwunderung mit ihr sprach. „Die Hexe hat mich in eine Maus verwandelt und seitdem verstecke ich mich vor dem Kater.“
„Oh, Jolas! Wie kann ich dich retten und den Zauber rückgängig machen?“
„Ich weiß es nicht! Vielleicht kannst du es in Erfahrung bringen? Und bitte, halt mir den Kater vom Leibe. Jeden Tag stehe ich Todesängste aus. Gut, dass du mir Essen gibst, sonst müsste ich das Loch verlassen“, jammerte der Mäusejunge.
Seitdem Tag achtete Jola besonders auf den Kater, dass er nicht in die Nähe ihres Bruders kam.

Weitere sieben Tage waren vergangen. Jola stand in der Küche und schaute aus dem Fenster. Die Hexe machte sich am Brunnen im Hofe zu schaffen. Da überkam das Mädchen eine Idee und sie lief ebenfalls zum Brunnen.
„Kann ich helfen?“, fragte sie.
„Ja! Kannst du!“, sagte die Alte und beugte sich über den Brunnen. „Das Seil vom Eimer hat sich in der Ziehvorrichtung verheddert. Versuch es zu entwirren!“
In diesen Augenblick erkannte das Mädchen die Gelegenheit und schubste die Hexe in den Brunnen. Es dauerte eine lange Zeit, bis sie sie ins Wasser platschen hörte.
„Ich kann nicht schwimmen, ich ertrinke, hol mich herauf!“, rief die Alte.
Doch Jola antwortete: „Mach erst den Zauber an meinem Bruder rückgängig!“
Die Hexe tobte, hatte jedoch keine Wahl, wenn sie nicht ertrinken wollte, rief einen Zauberspruch und plötzlich standen sieben Buben am Brunnen, die sie in Mäuse verwandelt hatte, darunter ihr Bruder.
Die Jungen nahmen von einem Haufen neben den Brunnen große Wackersteine und warfen sie in den Brunnen. Ein besonders großer traf die Hexe am Kopf, sodass sie ohnmächtig wurde und ertrank.
„Du hast nichts anderes als den Tod verdient“, höhnten die Jungen in den Brunnen hinein.
Anschließend gingen alle gemeinsam ins Dorf und es stellte sich heraus, dass die Jungen aus den Nachbardörfern stammten. Die Hexe hatte sie allesamt entführt und verzaubert.
Die Freude war groß, als ihre Eltern sie wohlbehalten zurückbekamen. Jola und ihr Bruder Jolas wurden zum Dank von einem Elternpaar aufgenommen und lebten dort, bis sie alt genug waren, um allein für sich sorgen zu können.

Quelle: Friedrich Buchmann

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