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Märchenbasar

Klitzeklein und Riesengroß

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Es waren einmal zwei Brüder, der eine war klitzeklein und der andere riesengroß. Keiner wollte so recht glauben, dass sie Zwillinge waren, also beide an einem Tag geboren wurden.
Die Jahre gingen ins Land und Klitzeklein wollte einfach nicht wachsen. Er war kaum größer als nach seiner Geburt.
Sein Bruder hingegen wuchs und wuchs, wurde größer und größer. Klitzeklein war darüber sehr traurig. Auch Riesengroß bedauerte sein Aussehen sehr.
Beide Brüder wünschten sich, so zu sein wie die anderen Kinder, nicht riesengroß, aber auch nicht klitzeklein.

Eines Tages kam eine alte Frau am Haus von den Zwillingen vorbei. Sie war hungrig und fragte daher, ob sie etwas zu Essen haben könnte. Der große Bruder brachte ihr eine riesengroße Portion Grüne Bohnensuppe. Der Kleine dagegen stellte einen klitzekleinen Becher mit Himbeersaft vor sie auf den Tisch.
Ohne sich darüber zu wundern, aß und trank die alte Frau, bedankte sich und ging ihres Weges.
Einen Tag später stand die Alte wieder vor dem Haus der Brüder. Dieses Mal hatte sie einen schweren Handwagen dabei. Sie fragte die beiden, ob sie ihr wohl helfen könnten, den Wagen den hohen Berg hinaufzuschieben. Natürlich sagten die Zwillinge ihre Hilfe zu. Klitzeklein setzte sich auf den Wagen und lenkte die Deichsel, während Riesengroß die Karre schob. Dabei sangen beide ein Liedchen:

Ich bin der Klitzeklein.
Ich bin der Riesengroß.
Ich bin ganz klitzeklein
und ich ganz riesengroß.

Als sie auf dem Berg angekommen waren, bedankte sich die alte Frau und fuhr mit ihren Wagen davon.
Der nächste Tag war ein Sonntag. Klitzeklein und Riesengroß gingen aus dem Haus um zu spielen, als die alte Frau erneut bei ihnen auftauchte.
Sie sprach: „Ich bin eine Waldfee und kann Wünsche erfüllen. Weil ihr mich die Woche über gut behandelt habt, möchte ich jedem von euch einen Wunsch erfüllen. Ihr habt bis morgen Zeit zum Überlegen.“
Wie vorausgesagt kam die Waldfee zurück und fragte Klitzeklein nach seinem Wunsch. Dieser hatte natürlich nur einen Wunsch. Er wollte keinen Tag mehr länger klitzeklein sein, wollte genauso groß wie die anderen Kinder werden.
Riesengroß hatte denselben Wunsch, nur umgekehrt. Er hasste seine riesige Gestalt und wollte sich in Größe nicht mehr von den anderen seines Alters unterscheiden.
Die alte Frau sprach zu den beiden Brüdern: „Eure Wünsche sollen in Erfüllung gehen. Morgen früh, wenn ihr erwacht, dann seid ihr von gleichem Wuchs wie die anderen Kinder in eurem Alter.
Klitzeklein und Riesengroß legten sich am Abend schon früh schlafen. Sie konnten den neuen Morgen kaum erwarten. Schon mit dem ersten Hahnenschrei sprangen sie aus den Betten.
Die Freude war groß, denn ihre Wünsche hatten sich erfüllt. Klitzeklein war nicht mehr klitzeklein und Riesengroß nicht mehr riesengroß. Sie sahen nun aus, wie die anderen Kinder in ihrem Dorf.
So lebten sie zufrieden bis an ihr Lebensende. Die alte Frau jedoch hatten sie nie wieder gesehen.

Quelle: Friedrich Buchmann

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