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Märchenbasar

Krankheiten und Heilkräuter

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Menschen und Tiere lebten lange Zeit in Eintracht und Frieden, bis ein paar habgierige Indianer nur deswegen zu töten begannen, um ihr Fleisch und ihre Pelze verkaufen zu können. Als die Zahl der Biber und der Otter, der Hirsche und der Büffel sich zusehends verringerte, ließ der Bär eines Tages sämtliche Tiere zu einer Versammlung einberufen. Lange ratschlagten sie, wie sie an den Menschen Rache nehmen könnten. Die Bären hätten am liebsten einen Krieg angefangen- sie hatten sich bereits Pfeile und Bogen angefertigt, aber beim Schießen waren ihnen ihre langen Krallen im Wege. Die Vögel wollte den bösen Jägern ihre Wigwams wegtragen, und die Biber meinten, es wäre das Beste, in ihre Kanus Löcher zu beißen.

Etwas abseits berieten in einem hohlen Baumstamm summend und brummend die Fliegen. Als sich niemand mehr zu Wort meldete, erhob sich langsam und gewichtig ein alter, erfahrener Fliegenkrieger und sprach, sich auf einen Streitkolben stützend:
„Wir wollen die Geister bitten, den Indianern die uns verfolgen, schlimme Krankheiten zu schicken. Mein Geschlecht wird sie unter ihnen verbreiten.“
Diesem Vorschlag stimmte die ganze Versammlung der Tiere zu. Der kluge Bär erklärte die Versammlung für geschlossen. Die Tiere gingen in ihre Behausungen, und warteten neugierig, was nun geschehen würde.

Und es kam so, wie sie vereinbart hatten: Bald wurden die indianischen Dörfer von einer schweren Krankheit befallen, die ihre Opfer wahllos dahinraffte. Wer ihr in den Weg kam, mußte sterben. Niemand konnte mehr auf die Jagd gehen. Die Indianer erkrankten und litten Hunger, ganz gleich ob sie gut oder böse waren. Und das betrübte die Tiere – sie hatten doch nicht über alle Menschen, die schlimme Krankheit schicken wollen.

Aber auch die Indianer berieten, was sie tun könnten, und einer fragte den anderen. Die Antwort kam von denen, die bisher unbeachtet beiseite gestanden hatten, von den Wald – und Wiesenkräutern.
„Wir besitzen große Zauberkraft“, riefen sie „wir können euch heilen.“ Da strömten die Indianer aus ihren Wigwams und pflückten Tausendgüldenkraut und Thymian, Erdbeerblätter, die heilendenden Wurzeln der Farne und noch vieles, vieles andere, um wieder gesund zu werden. Und wenn sie nicht wussten, gegen welche Krankheit sie eine Pflanze anwenden sollten, dann flüsterten es ihnen die kleinen Geister zu, die sich in den Blüten verborgen hielten. So entstanden die Arzneien.
Die Rothäute hatten entdeckt, daß ihnen auch das Geringfügigste in der Natur von Nutzen sein konnte.

Quelle: Nordamerika (Cherokee)

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