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Märchenbasar

Lantrys neues Haus

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Lantry M’ Cluskey hatte eine Frau genommen, und natürlich musste er nun auch ein Haus haben, um irgendwo zu leben. Nun hatte sich Lantry ein Stück Bauernland gekauft,an die sechs Morgen, aber es stand kein Haus darauf. Da entschloss er sich, eines zu bauen; und weil es so komfortabel wie möglich sein sollte, suchte er als Bauplatz eine jener schönen Erhebungen aus, von denen man sagt, sie seien Tanzplätze der Feen.

Man warnte Lantry. Aber er war ein eigensinniger Mann und kannte keine Furcht. Er sagte, einen so hübschen Platz zum Hausbau werde er so bald nicht wieder finden, und wenn er alle Feen in ganz Europa gegen sich aufbringe, hier und nirgendwo anders wolle er seine vier Wände errichten. Er machte sich ans Bauen und brachte es auch gut zu Ende. Und wie es üblich ist von alters her, lud er seine Freunde und Nachbarn darauf unter das neue Dach ein. Lantry hatte im Lauf des Tages seine Frau in das neue Haus geholt. Er hatte einen Fiedler bestellt und eine Menge Whiskey gekauft, und am Abend sollte getanzt werden.

Gut und schön. Dagegen war nichts einzuwenden. So gehört sich’s!

Der Spaß und die Ausgelassenheit hatten alle Gäste erfasst, als man nachdem die Dunkelheit hereingebrochen war, ein merkwürdiges Geräusch vernahm.

Es hörte sich an, als zerbrächen langsam, aber sicher die Dachbalken. Ein Krachen und Knarren, ein Zerren und Splittern war das, als seien Tausende kleine Männer dabei, das Dach zum Einsturz zu bringen.

„Nur zu“, sagte eine Stimme, die in befehlendem Ton sprach, „legt euch ins Zeug: ihr wisst, ehe es Mitternacht wird muß Lantrys Haus eingerissen sein!“

Das war eine unangenehme Neuigkeit für den für den guten Lantry. Er machte sich nun klar, dass er seine Feinde unterschätzt hatte. Und wenn man das weiß, dann hilft nichts, als zu kapitulieren. Also trat er vor die Feen hin und redete sie so an: „Meine Herren, ich bitte euch sehr untertänigst um Entschuldigung, dass ich auf einem Grundstück, das euch gehört, ein Haus habe errichten lassen. Wenn ihr so freundlich sein wolltet, mich heute Nacht nicht weiter zu behelligen, so verspreche ich, es morgen abzureißen und es anderswo wieder aufbauen zu lassen.“

Auf diese Rede folgte ein Geräusch gleich dem Klatschen tausend kleiner Hände, und der Ruf wurde laut: „Bravo, Lantry! Bau auf halbem Weg zwischen den beiden Weißdornhecken und dem kleinen Hügel.“

Nach einem weiteren Freudenruf und dem Geräusch sich entfernender Schritte wurde es mucksmäuschenstill.

Die Geschichte aber ist hier noch nicht zu Ende, denn als Lantry die Grube für das Fundament des neuen Hauses aushob, fand er eine Kiste voller Gold, und also wurde er dadurch, dass er den Tanzplatz der Feen räumte, reicher, als er es je auf anderer Art und Weise geworden wäre

(Märchen aus Irland)

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