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Märchen von Wassilissa der Weisen

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Es war einmal ein Bauer, der säte Roggen, und er gedieh ihm über alle Maßen gut, so dass er Mühe hatte, ihn einzufahren. Der Bauer brachte die Garben nach Haus, drosch sie und schüttete das Korn in der Scheuer auf, fast bis unters Dach. Dabei dachte er: Nun bin ich gut dran und habe ausgesorgt!‘

Doch eine Maus und ein Spatz fanden den Weg zu der Scheuer und stellten sich jeden Tag dort ein, wohl an die fünfmal. Sie fraßen sich satt und rund und machten sich wieder davon – die Maus in ihr Loch und der Spatz in sein Nest. So hielten sie es an die drei Jahre und zankten sich nie. Und als sie sich drei Jahre auf solche Weise ernährt hatten, blieb nur noch ein geringer Vorrat von dem Korn in der Scheuer, ein Viertelmaß, nicht mehr. Da sah die Maus, dass die Herrlichkeit bald ein Ende haben würde, und sie überlegte hin und her, wie sie den Spatz übers Ohr hauen und den Rest des Korns an sich bringen könnte. Sie fand auch wirklich eine List. In dunkler Nacht schlüpfte sie in die Scheuer, nagte ein Loch in den Bretterboden und ließ den ganzen Roggen bis auf das letzte Korn unter die Dielen rinnen.

Am Morgen, als der Spatz angeflogen kam, um sein Frühstück einzunehmen, fand er nichts mehr. Hungrig flog der Arme davon und dachte: ,Sie hat mich betrogen, die schlechte Person. Doch ich bin Manns genug, ich flieg‘ zu ihrem Zaren, dem Leu, und werde gegen die Maus Klage führen. Soll er nach Recht und Gerechtigkeit sein Urteil fällen.‘ Und er flog hin.

„O Leu, du Zar des Tierreichs“, begann er und verneigte sich bis zur Erde. „Ich lebte in Frieden mit deiner Untertanin, der Maus Nagezahn. Drei Jahre lang ernährten wir uns aus ein und derselben Scheuer, und es war keine Zwietracht zwischen uns. Doch als das Korn zur Neige ging, griff sie zu einer List. Sie nagte ein Loch in den Boden, und das ganze Korn rann zu ihr unter die Dielen, derweil ich Armer leer ausging. Urteil du nach Recht und Gerechtigkeit, und tust du das nicht, so flieg‘ ich zum Aar, meinem eignen Zaren.“

„Fliege doch zu ihm, in Gottes Namen“, beschied ihn der Leu. Der Spatz brachte darauf dem Aar seine Ehrerbietung dar und erzählte, was ihm widerfahren: von der Maus, die ihn bestohlen hatte, und vom Leu, der die Maus nicht verurteilen wollte.

Geriet da der Aar in gewaltigen Zorn und schickte allsogleich einen schnellfüßigen Boten aus. Der meldete dem Leu, er solle sich andern Tags mit seinen vierfüßigen Scharen auf einem weiten Blachfeld einfinden; der Aar mit seinem geflügelten Heer werde gleichfalls zur Stelle sein.

Wohl oder übel musste der Leu nun den Kriegsruf erschallen lassen und sammelte die Seinen zur Schlacht. In großen Mengen strömten die Tiere herbei, Tausende und aber Tausende, und sie waren kaum auf dem Feld versammelt, da führte der Aar sein Heer gleich einer finstern Wolke durch die Lüfte. Und es begann eine große Schlacht. Sie währte drei Stunden und drei Minuten; es siegte der Aar, und die Walstatt war bedeckt mit den Leichen seiner Feinde. Der Aar schickte seine Streitvögel nach Haus und flog selber in einen finstern Wald. Dort setzte er sich, krank, wund und matt, wie er war, auf einen hohen Eichbaum und begann nachzudenken, wie er seine Kräfte zurückgewinnen könnte.

Das war vor langer, langer Zeit. Es lebte damals ein Kaufmannspaar, das hatte keine Kinder. Eines Morgens nun sprach der Kaufmann zu seiner Frau: „Ich hatte heut Nacht einen schlimmen Traum. Ein großer Vogel kam zu uns und ward uns gar lästig. Er verschlang einen ganzen Ochsen auf einmal und leerte eine volle Bütte in einem Zug. Wir durften ihn nicht schlagen noch verjagen. Ich will ein wenig im Wald spazieren gehen, vielleicht bringt mich das auf andere Gedanken.“

Er nahm seine Büchse und ging in den Wald. Ober lang oder kurz gelangte er zu der Eiche, auf welcher der Adler saß. Schon wollte der Kaufmann auf ihn schießen, da sprach der Adler mit Menschenstimme: „Schieß nicht auf mich, wackerer Mann. Du wirst keinen Gewinn haben, wenn du mich tötest. Nimm mich lieber in dein Haus und füttere mich drei Jahre, drei Monde und drei Tage, auf dass ich genese und zu Kräften komme. Habe ich erst meine starken Flügel wieder, so will ich deine Güte reichlich lohnen.“ ,Welchen Lohn kann man von einem Adler haben‘, dachte der Mann und hob wieder sein Rohr.

Doch der Adler wiederholte seinen Spruch. Und als der Kaufmann zum dritten Mal den Vogel aufs Korn nahm, bat der mit flehender Stimme: „Töte mich nicht, guter Mann. Ernähr mich drei Jahre, drei Monde und drei Tage, auf dass ich wieder zu Kräften komme und meine Flügel erstarken. Ich will dich reichlich belohnen.“

Da erbarmte sich der Kaufmann des Adlers und nahm ihn in sein Haus. Er schlachtete einen Ochsen, füllte eine Bütte mit süßem Met und dachte in seinem Sinn, das würde dem Vogel für lange reichen. Doch der Adler schlang alles auf einen Sitz. Da machte der Kaufmann ein langes Gesicht; er hatte es mit dem ungebetenen Gast übel getroffen. Bald waren wirklich alle Vorräte aufgezehrt. Als der Adler sah, dass nichts mehr da war, sprach er zum Kaufmann: „Hör mich an, Herr. Auf dem weiten Blachfeld liegen Tiere ohne Zahl, kalt und in Wunden. Zieh ihnen die kostbaren Felle ab und verkaufe sie in der Stadt, so wirst du genügend Geld haben, um dich und mich zu ernähren, und es wird noch ein Rest davon übrig bleiben.“

Der Kaufmann fuhr aufs Blachfeld, wie ihm gesagt, und sah dort viele Tiere liegen, kalt und in Wunden. Er zog ihnen die Felle ab, verkaufte sie in der Stadt und brachte eine Menge Geldes als Erlös heim. Als ein Jahr um war, hieß der Adler seinen Herrn, ihn dorthin zu bringen, wo die höchsten Eichen standen. Der Kaufmann spannte an, und sie fuhren los. Bei den höchsten Eichen stieg der Adler bis zu den Wolken auf, dann prallte er in vollem Flug mit der Brust gegen einen Eichbaum, der sprang sogleich in zwei Hälften.

„Nein, Kaufmann, das ist noch nicht die rechte Kraft. Du wirst mich noch ein Jahr füttern müssen.“ Auch das zweite Jahr ging um, und wieder stieg der Adler weit über die dunklen Wolken empor, prallte im Flug mit der Brust gegen einen Eichbaum, und der zersprang in viele Stücke. „Du wirst mich noch ein Jahr füttern müssen, braver Mann; auch das ist noch nicht die rechte Kraft.“ Als dann drei Jahre, drei Monde und drei Tage verflossen waren, sprach der Adler abermals zum Kaufmann: „Bring mich dorthin, wo die hohen Eichen wachsen.“ Und der Kaufmann brachte den Adler zu den hohen Eichen. Der stieg auf, höher denn je zuvor. Mit voller Kraft schlug er gegen den mächtigsten Bäum, der zersplitterte von der Wurzel bis zur Krone in zahllose Stücke, und der Wald erzitterte ringsumher.

„Hab Dank, redlicher Kaufmann“, sprach der Adler. „Nun bin ich wieder bei Kräften wie ehedem. Lass Pferd und Wagen ruhig hier und setz dich auf meine Flügel. Ich will dich in mein Reich tragen und dich für deine guten Taten belohnen.“ Der Kaufmann folgte dem Geheiß. Der Adler stieg auf, höher und höher, und flog zum blauen Meer. „Blicke herab“, sprach er. „Ist es groß, das blaue Meer?“ „Wie ein Wagenrad“, erwiderte der Kaufmann.

Da schüttelte der Adler seine Flügel und warf den Kaufmann ab. Der fiel, und das Herz stockte ihm vor Todesangst in der Brust. Doch ehe er noch die Wellen berührte, packte der Adler ihn und schwang sich in noch größere Höhen. „Blicke herab, ist es groß, das blaue Meer?“ fragte er abermals. „Wie ein Hühnerei.“ Und wieder schüttelte der Adler seine Flügel und warf den Kaufmann ab. Und auch diesmal ließ er ihn nicht untergehen, sondern ergriff ihn und stieg noch höher als zuvor.

„Blicke herab, ist es groß, das blaue Meer?“ „Wie ein Mohnkorn.“ Und abermals warf der Adler den Kaufmann ab aus den allerhöchsten Himmelshöhen, und erst knapp überm Meer fing er ihn auf. „Hast du nun gespürt, was Todesangst ist?“ fragte der Adler. „O ja“, rief der Kaufmann. „Ich glaubte schon, mein letztes Stündlein habe geschlagen.“ „Siehst du, so glaubte ich auch, als du mit deiner Büchse dreimal auf mich zieltest.“ Und der Adler flog mit dem Kaufmann übers blaue Meer, geradewegs zum Kupferreich. „Im Kupfe7-reich ist meine ältere Schwester Königin“, erklärte ihm der Adler. „Wir werden zu Gast bei ihr sein. Von allen Geschenken, die sie uns anbietet, sollst du nichts nehmen, sondern nur die kupferne Schatulle erbitten.“

Nachdem er dies gesagt, stürzte er auf die Erde nieder und stand auf einmal als ein herrlicher Jüngling vor dem Kaufmann. Sie schritten über einen weitläufigen Hof. Die Schwester erblickte sie und rief voll Freude: „Ach, lieber Bruder, wo kommst du her? Mehr denn drei Jahre sah ich dich nicht. Ich dachte schon, du wärst nicht mehr am Leben. Was soll ich dir zu essen, zu trinken geben? Was kann ich Liebes für dich tun?“ „Frag nicht mich, liebwerte Schwester, ich gehöre ja zur Familie“, entgegnete der Jüngling. „Frage diesen braven Mann, der mich drei Jahre lang am Leben hielt.“ Und sie bat die beiden zur Tafel, der weißgedeckten, reichbestellten, und bewirtete sie königlich. Dann führte sie die Gäste in ihre wohlgefüllte Schatzkammer und sprach zum Kaufmann: „Du siehst hier Gold, Silber und Edelstein sonder Zahl. Nimm, was dein Herz begehrt, es soll dein sein.“

Entgegnete da der Kaufmann: „Gold, Silber und Edelsteine brauche ich nicht. Gib mir nur die kupferne Schatulle.“ „Ach, das willst du!“ rief die Schwester. „Du ziehst .den linken Stiefel auf das rechte Bein.“ Der Bruder geriet in Zorn ob der heftigen Rede der Schwester. Er ward wieder zum Adler, zum flinken Vogel, ergriff flugs den Kaufmann und flog mit ihm davon.

„Bruder, lieber Bruder“, rief ihm die Schwester nach. „Kehr um! Ich will ja die kupferne Schatulle hergeben.“ „Zu spät, Schwester.“ Und sie flogen durch den Himmelsraum. „Blick dich um, wackrer Kaufmann, und sag, was siehst du vor und hinter uns?“ Der Kaufmann hielt Ausschau und sagte: „Hinter uns seh‘ ich Flammen glühen, vor uns seh‘ ich Blumen blühen.“ „Es ist das Kupferreich, das brennt, die Blumen aber blühen im Silberreich, wo meine zweite Schwester herrscht. Sie wird uns Geschenke anbieten. Du aber lehne alles ab und bitte sie nur um die silberne Schatulle.“ Und wieder stürzte der Adler auf die Erde und ward zum Jüngling, stattlich und schön.

„Mein lieber Bruder“, begrüßte ihn die Schwester. „Wo warst du denn die ganze Zeit? Warum bist du so lange nicht hier gewesen? Was soll ich dir vorsetzen, sprich, mein Bester!“ „Frag nicht mich, liebe Schwester, ich gehöre zur Familie. Frag diesen braven Mann, der mich drei Jahre lang ernährte und nicht verhungern ließ.“ Und sie führte die beiden zur Tafel, der weißgedeckten, bewirtete sie königlich und öffnete sodann ihre Schatzkammer. „Hier siehst du Gold, Silber und Edelstein sonder Zahl“, sprach sie zum Kaufmann. „Nimm, was dein Herz begehrt.“ „Gold, Silber und Edelstein brauch‘ ich nicht. Doch gib mir die silberne Schatulle.“ „Nein, Kaufmann, die silberne Schatulle ist nicht für dich bestimmt. Der Bissen ist zu groß; er kann dir im Halse stecken bleiben.“

Da zürnte der Bruder ob der unfreundlichen Rede, er wurde zum Adler, ergriff den Kaufmann und flog davon. „Bruder, lieber Bruder, kehr um“, rief ihm die Schwester nach. „Ich will die Schatulle hergeben.“ „Zu spät Schwester.“ Und wieder flogen sie durch den weitan Himmelsraum. „Schau dich um, wackrer Kaufmann, und sage, was siehst du vor und hinter uns?“ „Hinter uns seh‘ ich Flammen glühen, vor uns seh‘ ich Blumen blühen.“

„Es ist das Silberreich, das brennt, und die Blumen blühen im Goldreich bei meiner jüngsten Schwester. Wenn sie uns Geschenke anbietet, so nimm nichts und bitte sie nur um die goldene Schatulle.“ Bald lag das Goldreich unter ihnen, und der Adler verwandelte sich neuerlich in einen stattlichen Jüngling. „Ach, herzliebes Brüderlein“, begrüßte ihn die Schwester. „Woher treibt dich der Wind? Wo warst du nur die ganze Zeit, dass du uns nie mit dir erfreut? Sag, was wünschst du auf den Tisch?“ „Frag nicht mich, ich gehöre zur Familie. Frag diesen wackren Mann, der mich drei Jahre lang ernährte und nicht verhungern ließ.“ Sie führte die Gäste an die Tafel, die wohlbestellte, mit köstlichen Weinen und Speisen bedeckte. Alsdann schloss sie ihre Schatzkammer auf und bot dem Kaufmann Gold, Silber und Edelsteine an.

„Dies alles brauch‘ ich nicht“, entgegnete der. „Schenk mir nur die goldene Schatulle.“ „Sie sei dein, werde glücklich mit ihr. Du ernährtest meinen Bruder drei Jahre lang, ließest ihn nicht verhungern: als Dank ist mir nichts zu teuer für dich.“ Der Kaufmann verlebte im Goldreich eine lange Reihe von Tagen in Lust und Freude. Doch dann war es Zeit, an die Rückkehr zu denken. „Leb wohl, behalt mich in gutem Angedenken“, sprach der Adler zu ihm. „Und lass dir nicht einfallen, die Schatulle zu öffnen, eh dass du zu Haus bist.“ So begab sich denn der Kaufmann auf die Heimreise. Über lang oder kurz wurden seine Füße schwer, und es verlangte ihn nach einer Rast. Auf einer grünen Wiese machte er halt, die lag im Reich des Zaren von der Ungetauften Stirn. Während er so dasaß, ging sein Blick immer wieder zu der Schatulle hin, und am End‘ hielt er’s nicht aus und öffnete sie. Im selben Augenblick wuchs ein herrliches Schloss vor seinen Blicken auf, mit einer großen Dienerschar. Beflissen fragten die: „Was ist Euer Begehr? Was befiehlt der Herr?“

Unser wackrer Kaufmann ließ sich Essen und Trinken auffahren, und als er gesättigt war, legte er sich aufs Ohr. Der Zar von der Ungetauften Stirn aber wunderte sich sehr, was für ein Schloss da plötzlich auf seinem Grund und Boden erstanden war, und sandte Boten aus. „Geht hin und bringt heraus, wer der Rüpel ist, der hier auf meinem Land ein Schloss erbaut hat, ohne mich um Erlaubnis zu bitten. Er soll sich schleunigst im guten fortscheren, sonst werd‘ ich ihm Beine machen.“

Als der Kaufmann die bedrohliche Rede vernahm, überlegte er angestrengt, wie er sein Schloss wieder in die Schatulle einpacken könnte, aber trotz allen Kopfzerbrechens fand er kein Mittel. „Ich würd‘ mich ja gern fortscheren“, gab er den Boten zur Antwort, „aber ich weiß nicht wie.“ Die Boten richteten es dem Zaren aus. Der sagte: „Er soll mir geben, was er zu Haus hat und wovon er nichts weiß. Dann packe ich ihm das Schloss wieder in die Schatulle.“ Was blieb dem Kaufmann übrig: er willigte ein, versprach dem Zaren von der Ungetauften Stirn unter Eid, ihm das zu geben, was er zu Hause habe und wovon er nichts wisse. Darauf ließ der Zar auf der Stelle das Schloss in der Schatulle verschwinden. Der Kaufmann nahm sie untern Arm und zog davon. Über lang oder kurz erreichte er sein Haus. Sein Eheweib kam ihm entgegen und begrüßte ihn: „Herzlich willkommen, mein lieber Mann. Wo warst du nur so lange?“

„Wo ich war, dort bin ich nicht mehr“, erwiderte der Kaufmann. „Der liebe Herrgott hat uns ein Söhnchen beschert.“ ,Das war es also, was ich hatte, ohne es zu wissen‘, dachte der Kaufmann verzagten Mutes. „Wie, du freust dich nicht?“ fragte die Frau. „Doch, ich freue mich, aber hör mich an“, und er erzählte ihr alles, was ihm widerfahren war. Da härmten sich die beiden und weinten sehr, doch alle Tränen versiegen einmal. Der Kaufmann öffnete die Schatulle, und vor ihnen erhob sich ein herrliches Schloss mit prächtigem Zierwerk; in dem wohnten sie zu dritt, der Kaufmann, seine Frau und ihr Sohn, und freuten sich ihres Lebens.

Zehn Jahre und etliche gingen herum. Der Kaufmannssohn war zu einem gefälligen und klugen Jüngling herangewachsen. Eines Morgens erwachte er trüben Sinnes und sprach zu seinem Vater: „Heut Nacht träumte mir, dass der Zar von der Ungetauften Stirn mir befohlen habe, zu ihm zu kommen. Er sagte, er warte schon lange auf mich, es sei ungehörig, länger zu säumen.“ Vater und Mutter weinten, doch sie gaben ihren elterlichen Segen und ließen ihn ziehen.

Und so schritt er denn fürbass, durch tiefe Täler, weite Felder und öde Heid‘, bis er zuletzt in einen finstern Wald kam. Dort stand ein winziges Hüttlein einsam im Tann, das sah mit seiner Vorderwand zum Wald und mit seiner Hinterwand zu Iwan dem Kaufmannssohn. „Hüttlein, Hüttlein, sollst dich drehen, lass mich deine Türe sehen.“ Gehorsam drehte sich das Hüttlein um, und Iwan der Kaufmannssohn trat ein. Drinnen hockte ganz allein Baba-Jaga, die Hexe Knochenbein. Sie sah den Jüngling und sprach: „He, meine Nase wittert russisch Blut. Russisch Blut ist in meinen Wäldern neuer Ruch. Wo kommst du her, wo gehst du hin, führst du Gutes oder Böses im Sinn?“

„Oh, du alter Hexenbraten, hast dem müden Wandersmann noch nichts zu essen, zu trinken gegeben und musst ihm gleich mit Fragen kommen!“ Baba-Jaga bewirtete den Jüngling und machte ihm ein Lager zurecht. Frühzeitig am Morgen weckte sie ihn und fragte ihn aus. Iwan der Kaufmannssohn berichtete nun ganz genau, was es mit ihm auf sich habe, und fragte sie seinerseits, wie er zu dem Zaren von der Ungetauften Stirn gelangen könnte. „Gut, dass du zu mir gefunden hast, du wärst sonst schwerlich am Leben geblieben. Der Zar von der Ungetauften Stirn hegt großen Groll wider dich, weil du ihn so lange warten ließest. Hör mich an! Geh diesen Pfad hinab, und du kommst zu einem Wasser. Dort versteck dich hinter einem Baum und warte, bis du drei Tauben herbeifliegen siehst – drei Tauben, drei Jungfrauen, drei Zarentöchter. Ihre Flügel werden sie abtun, ihre Gewänder werden sie abtun, im Wasser werden sie baden. Die eine hat gefleckte Flügel. Die sollst du an dich nehmen und sie nicht eher hergeben, bis dass die Zarentochter einwilligt, dein Gemahl zu sein. Und dann wird alles gut!“

Iwan der Kaufmannssohn verabschiedete sich von der Baba-Jaga und schritt wohlgemut den Pfad entlang. Nachdem er ein gutes Stück gewandert war, erblickte er das Wasser und versteckte sich hinter einem dicken Baum. Nicht lange darauf kamen drei Tauben angeflogen; die eine hatte ein geflecktes Flügelpaar. Sie berührten die Erde, da standen drei liebliche Jungfrauen am Strand. Die legten die Flügel ab, streiften die Gewänder ab und stiegen ins Wasser. Iwan der Kaufmannssohn, nicht faul, schlich sich herzu und packte behend die gefleckten Flügel. Neugierig harrte er nun, was weiter geschehen würde. Nach dem Bad stiegen die drei Jungfrauen ans Land. Zwei schlüpften im Nu in ihre Kleider, zogen die Flügel an und flogen als Tauben davon. Bloß die dritte blieb zurück und suchte ratlos nach ihren verlornen Flügeln.

Lange ging sie suchend umher, schließlich rief sie: „Melde dich, der du meine Flügel fortnahmst. Bist du alt, so will ich dich wie einen Vater lieben, bist du in mittleren Jahren, will ich dich wie einen Onkel lieben, doch bist du jung und frischen Muts, so heirate ich dich.“ Hervor trat Iwan der Kaufmannssohn und sprach: „Hier sind deine Flügel.“ „So sag mir jetzt, lieber Jüngling, mein Bräutigam, wer bist du, von welchem Stamm, und wohin führt dich dein Weg?“ „Ich bin Iwan, ein Kaufmannssohn, und bin zu deinem Vater unterwegs, dem Zaren von der Ungetauften Stirn.“ „Und ich heiße Wassilissa die Weise.“

Es war aber Wassilissa, die Lieblingstochter des Zaren, dessen ganze Zuneigung sie wegen ihrer großen Schönheit und Klugheit besaß. Sie unterwies ihren Bräutigam, wie er zum Zaren gelangen könnte, flatterte sodann als Taube auf und flog ihren Schwestern nach. Iwan der Kaufmannssohn kam zum Zaren von der Ungetauften Stirn; der nahm ihn in sein Gesinde auf und ließ ihn in der Küche zur Hand gehen, Holz hacken und Wasser holen. Dabei geschah es, dass der Koch, Tschumitschka mit Namen, eine Abneigung gegen den Jüngling fasste und sich über ihn beim Zaren beklagte.

„So hört, Eure Majestät, Herr Zar. Iwan der Kaufmannssohn ist ein großer Prahler. Er sagt, er könne binnen einer Nacht einen ganzen Wald fällen, die Bäume stapeln, die Wurzeln roden, den Boden pflügen, mit Weizen besäen, den Weizen schneiden, dreschen, vermahlen und aus dem Mehl Piroggen backen, die er sich Euer Majestät zum Frühstück vorzusetzen vermisst.“ „Schick ihn zu mir“, befahl der Zar. Alsbald erschien Iwan der Kaufmannssohn. „Ich hörte, du prahlst, du könntest binnen einer Nacht einen dichten Wald fällen, den Boden pflügen, als wär’s ein eben Feld, ihn mit Weizen besäen, den Weizen schneiden, dreschen, vermahlen und aus dem Mehl Piroggen backen, die du mir zum Frühstück vorzusetzen verheißt. Nun wohl, sieh zu, dass alles bis zum Morgen fertig ist !“

Iwan der Kaufmannssohn sträubte sich, beschwor ihn mit inniger Rede. Doch es half nichts – Befehl ist Befehl. Und so ging er denn heim, das kühne Haupt vom Kummer gebeugt. Wassilissa die Weise, die Zarentochter, sah ihn und fragte: „Was macht dein Herz so schwer?“ „Wozu soll ich’s sagen, wenn du mir doch nicht helfen kannst.“ „Wer weiß, vielleicht kann ich’s.“

Da erzählte Iwan der Kaufmannssohn, welchen Dienst der Zar von ihm verlangt habe. „Das ist nicht schwer, das Schwere steht noch bevor. Geh, lege dich schlafen. Der Morgen ist klüger als der Abend. Wenn die Sonne aufgeht, wird alles fertig sein.“ Als es Mitternacht schlug, trat Wassilissa die Weise vor die Tür, rief mit schallender Stimme. Und im Nu eilten von überallher Knechte herbei, gar nicht zu zählen wie viele. Die machten sich ans Werk, fällten die Bäume, rodeten die Wurzeln. Während die einen noch pflügten, säten die andern; hier wurde gemäht, dort gedroschen und drüben schon das Korn gemahlen. Eine Wolke von Staub wirbelte über dem Platz, wo so viele eifrige Hände sich rührten. Ehe die Nacht noch dem Morgen wich, waren die Piroggen fertig gebacken, und Iwan der Kaufmannssohn trug sie zu des Zaren Frühstückstisch.

„Gut gemacht“, lobte der Zar und befahl, Iwan aus seiner königlichen Kasse zu belohnen. Der Koch Tschumitschka hegte jedoch nur noch ärgeren Groll gegen Iwan den Kaufmannssohn, und er schwärzte ihn abermals beim Zaren an. „Euer Majestät, Herr Zar, Iwan der Kaufmannssohn vermisst sich, binnen einer Nacht ein Schiff zu bauen, welches in den Wolken schwimmt.“ „Gut, ruf ihn her!“

Und es kam Iwan der Kaufmannssohn. „Du brüstest dich vor meinem Gesinde, du könntest binnen einer einzigen Nacht ein Zauberschiff bauen, das in den Wolken schwimmt. Mir aber sagst du nichts davon! Sieh zu, dass dein Schiff bis zum Morgengrauen fertig ist.“ Iwan der Kaufmannssohn ließ den kühnen Kopf tiefer als bis zu den mächtigen Schultern hängen und ging heimwärts, ratlos und beklommenen Sinnes. Wassilissa die Weise fragte ihn: „Was betrübt dich, was nimmt dir den Mut?“ „Wie sollt‘ ich nicht betrübt sein? Hat doch der Zar mir anbefohlen, binnen einer einzigen Nacht ein fliegendes Schiff zu bauen.“

„Das ist nicht so schwer, das Schwere steht noch bevor. Geh schlafen, der Morgen ist klüger als der Abend. Wenn die Sonne aufgeht, wird alles fertig sein.“ Um Mitternacht trat Wassilissa die Weise vor die Tür, und auf ihren Ruf eilten sogleich von überall Zimmerleute herbei. Die schwangen die Äxte, dass die Luft ringsum widerhallte, und als der Tag graute, war die Arbeit getan. „Das hast du gut gemacht“, sagte der Zar zu Iwan dem Kaufmannssohn. „Jetzt wollen wir fliegen.“ Sie stiegen in das Schiff, der Zar und Iwan, und als dritten nahmen sie den Koch Tschumitschka mit. Wie sie aber gerade über dem Tierzwinger des Zaren flogen, beugte sich der Koch neugierig hinaus. Iwan der Kaufmannssohn gab ihm einen Stoß, und der Koch stürzte zur Erde, wo ihn sogleich die wilden Tiere zerrissen.

„0 weh“, rief Iwan. „Der Koch ist herausgefallen!“ „Macht nichts“, erwiderte der Zar. „Einen bessern Tod verdient der Hund nicht.“ Nach einer Weile kehrten sie ins Schloss zurück. „Du bist ein schlauer und gewitzigter Mann“, sprach der Zar zu Iwan dem Kaufmannssohn. „Jetzt will ich dir eine dritte Aufgabe stellen. Du sollst einen wilden Hengst zähmen, so dass er zum folgsamen Reitpferd wird. Gelingt dir das, geb‘ ich dir meine Tochter zum Weib.“ ,Nun, das ist kein Kunststück`, dachte Iwan der Kaufmannssohn und schritt, vergnügt schmunzelnd, seinem Haus zu. Wassilissa die Weise fragte, warum er so guter Dinge sei.

„Töricht bist du, Iwan“, sprach sie sodann. „Diese Aufgabe ist wahrlich schwer; der Hengst ist kein anderer als der Zar selber. Bis in den Himmel wird er jagen, über Wälder, die finster stehen, unter Wolken, die eilend ziehen, wird deine Knochen über die Fluren verstreuen. Laufe geschwind zum Schmied und lass dir einen Hammer schmieden, der darf nicht weniger als drei Pud wiegen. Und wenn du den Hengst zureitest, musst du dich schön festhalten und ihm von Zeit zu Zeit mit dem Hammer über den Kopf hauen.“

Tags darauf, als die Pferdeknechte den wilden Hengst aus dem Stall brachten, vermochten sie ihn kaum am Zügel zu halten, so wütend wieherte er, zerrte und bäumte sich auf. Doch Iwan der Kaufmannssohn schwang sich auf seinen Rücken, und kaum hatte er so getan, da löste sich der Hengst von der Erde und flog über Wälder, die finster stehen, unter Wolken, die eilend ziehen, schneller denn der sausende Wind. Der Reiter aber hielt sich mit aller Kraft an der Mähne fest und schlug alle Weil‘ mit dem Hammer auf den Kopf des Hengstes. Schließlich ermatteten dessen Kräfte, und er ließ sich erschöpft auf die Erde nieder. Iwan der Kaufmannssohn gab den Hengst den Knechten zurück, verschnaufte sich und ging ins Schloss. Der Zar trat ihm mit verbundenem Haupt entgegen.

„Ich habe den Hengst zugeritten, Euer Majestät!“ „So komm morgen und wähl dir die Braut. Heut hab‘ ich Kopfschmerzen.“ Am Morgen sprach Wassilissa die Weise zu Iwan dem Kaufmannssohn: „Drei Töchter hat mein Vater. Er wird uns in Stuten verwandeln, unter denen du wählen sollst. So merke dir und pass auf: an meinem Zaumzeug wird ein Silberplättchen getrübt sein. Sodann wird er uns zu Tauben machen. Meine Schwestern werden Buchweizen picken, ich aber wink dir leise mit dem Flügel zu. Als drittes werden wir als Jungfrauen vor dich treten, gleichen Angesichts, gleichen Haares und von gleicher Gestalt. Ich aber will unmerklich mein Tüchlein schwenken, daran sollst du mich erkennen.“

Wie vorausgesagt, führte der Zar drei Stuten vor, die glichen einander aufs Haar, und ließ Iwan den Kaufmannssohn wählen. Der schärfte den Blick, und da sah er: ein Silberplättchen war am Zaum der einen getrübt. Er nahm sie beim Zügel und sprach: „Die soll die Meine sein.“ „Es ist die Beste nicht, wähle besser“, sprach der Zar. „Nein, die und keine andere soll’s sein.“ „Wähle noch mal!“ Im nächsten Augenblick flatterten drei Tauben auf, eine wie die andere anzusehen, und der Zar streute ihnen Buchweizen hin. Iwan der Kaufmannssohn sah, dass die eine mit dem Flügel schlug, und ergriff sie. „Die soll die Meine sein.“ „Den falschen Bissen wählst du, er wird dir im Hals stecken bleiben. Wähle zum dritten Mal!“

Und der Zar führte drei liebliche Jungfrauen herbei, die glichen einander genau an Antlitz, Gestalt und Haar. Doch die eine winkte sacht mit dem Tüchlein, und die fasste Iwan bei der Hand. „Die soll die Meine sein.“ Da war nichts zu machen. Der Zar von der Ungetauften Stirn gab ihm Wassilissa die Weise zur Frau und richtete eine fröhliche Hochzeit aus. Die Zeit verging, war’s lang, war’s kurz, da kam Iwan den Kaufmannssohn der Wunsch an, mit seinem Weib, Wassilissa der Weisen, in die Heimat zu fliehen. Sie sattelten die Pferde und brachen in tiefer Nacht auf. Als der Zar am Morgen gewahrte, dass die beiden flüchtig waren, schickte er ihnen Häscher nach.

„Leg das Ohr an die Erde und horch, ob du nichts vernimmst“, sprach Wassilissa die Weise zu ihrem Mann. Er legte das Ohr an die Erde und sagte: „Ich höre Rosse wiehern.“ Da verwandelte Wassilissa die Weise ihn in einen Gemüseacker und sich selber in einen Kohlkopf. Mit leeren Händen kehrten die Häscher zum Zaren zurück. „Wir sahen nichts auf weitem Feld, Euer Majestät. Bloß ein Gemüseacker war da, auf dem wuchs ein einziger Kohlkopf.“

„Reitet geschwind und bringt mir den Kohlkopf her. Ich kenne die Zauberstückchen meiner Tochter.“ Wieder trabten die Häscher davon. Iwan der Kaufmannssohn legte das Ohr an die Erde und sprach: „Ich höre Rosse wiehern.“ Und schon verwandelte Wassilissa die Weise ihn hurtig in einen Brunnen, sie selber aber saß als Falke am Brunnenrand und trank das klare Wasser. Die Häscher kamen zu dem Brunnen und kehrten um, weil der Weg dort nicht weiter ging. „Euer Majestät, wir sahen nichts auf weitem Feld, bloß einen Brunnen, aus dem ein Falke trank.“

Da warf sich der Zar selber aufs Pferd. „Leg dein Ohr an die Erde, vernimmst du nichts?“ fragte Wassilissa die Weise ihren Gemahl. „Ich höre Hufschlag erschallen, viel lauter als zuvor.“ „Mein Vater ist hinter uns. Ach, mir fällt nichts ein, ich weiß nicht, wo wir uns verstecken sollen.“ „Ich weiß es noch weniger als du.“ Es besaß aber Wassilissa die Weise drei Sachen – eine Bürste, einen Kamm und ein Handtuch -, und die kamen ihr in den Sinn. „Ich weiß schon, wie ich mich vor dem Zaren schützen kann“, sagte sie. Sie hob die Bürste, und ein stachliger Wald wuchs hinter ihr auf, so dicht, dass kein Eichhörnchen durchschlüpfen konnte, und so groß, dass man drei Jahre brauchte, um ihn zu umschreiten. Doch der Zar von der Ungetauften Stirn nagte einen Pfad durch den Wald. Er nagte lange, bis er hindurch war, und dann jagte er weiter hinter den Flüchtlingen her. Schon war er nur einen Armlang von ihnen entfernt, da schwenkte Wassilissa die Weise ihren Kamm, und im selben Augenblick türmte sich hinter ihr ein Berg auf, riesenhoch; nicht zu Fuß noch zu Pferd konnte man ihn übersteigen.

Doch der Zar von der Ungetauften Stirn wühlte einen Tunnel durch den Berg, er wühlte lange und setzte die Verfolgung fort. Nun winkte Wassilissa die Weise mit ihrem Handtuch, und ein Wasser breitete sich hinter ihr aus, größer denn das Weltmeer. Der Zar kam atemlos zu dem Wasser gesprengt, doch er sah, dass es kein Herüber gab, und machte kehrt. Iwan der Kaufmannssohn und Wassilissa die Weise waren indes schon bald am Ziel angelangt, und da sagte er zu ihr: „Ich geh‘ voraus und bereite die Eltern auf unsere Ankunft vor. Wart hier auf mich.“ „Gib acht“, sprach Wassilissa die Weise. „Wenn du nach Haus kommst, küsse einen jeden, bloß die Patin nicht, sonst wirst du mich vergessen.“

Doch in seiner Wiedersehensfreude küsste Iwan der Kaufmannssohn alle, auch die Patin. Und im gleichen Augenblick hatte er Wassilissa die Weise vergessen. Nun stand sie am Weg, die Arme, allein und verlassen, wartend, dass ihr Iwan sie holen würde. Als sie die Hoffnung verloren hatte, machte sie sich auf in die Stadt und verdingte sich bei einer alten Frau als Magd. Iwan der Kaufmannssohn aber trug sich mit Heiratsplänen, er hatte sich schon eine neue Braut ausgesucht und rüstete zu einem prächtigen Hochzeitsfest.

Wassilissa die Weise, die das erfuhr, verkleidete sich als Bettlerin, ging zum Kaufmannshof und bat um eine milde Gabe. „Warte“, sprach Iwans Mutter zu ihr. „Ich werd‘ dir einen kleinen Kuchen backen, den großen Hochzeitskuchen will ich nicht anschneiden.“ „Du bist sehr gütig, Mütterchen.“ Der große Kuchen brannte an, während der kleine wohlgeriet, und so gab die Kaufmannsfrau der Bettlerin den großen Kuchen und stellte den kleinen auf den Tisch. Doch als man ihn zerschnitt, flogen plötzlich zwei Tauben daraus hervor. „Küss mich“, sprach die eine Taube zur andern. „Nein, ich küss dich nicht, denn du vergisst mich, wie Iwan der Kaufmannssohn Wassilissa die Weise, sein Weib, vergaß.“

Zum zweiten- und dritten Mal sprach die Taube: „Küss mich!“ Und ihr antwortete die andere: „Nein, denn du vergisst mich, wie Iwan der Kaufmannssohn Wassilissa die Weise vergaß.“ Da kehrte die Erinnerung zu Iwan dem Kaufmannssohn zurück. Er erkannte die Bettlerin und sprach zu seinen Eltern und zu den Gästen: „Dies ist mein Weib !“ „Hast du ein Weib, so lebe mit ihr“, erwiderten die Eltern. Mit reichen Geschenken versehen, wurde die neue Braut nach Hause geschickt. Iwan der Kaufmannssohn und Wassilissa die Weise aber lebten fortan in Glück und Freude und wussten nicht, was Sorgen sind.

Quelle: Märchen aus Russland

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