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Märchenbasar

Müller und Kaiser

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Es war einmal ein Müller, der ließ in großen Buchstaben über seine Tür schreiben: „Ich lebe ohne Sorgen.“ Nun geschah es einmal, daß der Kaiser an dieser Mühle vorüberzog und die Inschrift las. Da ließ er den Müller herausrufen und fragte: „Wie kannst du dich unterstehen, in die Welt zu posaunen, daß du ohne Sorgen lebst? Ich, der Kaiser des Landes, weiß vor Sorgen nicht wohin.“ „Natürlich“, rief der Müller, „ich bin ein reicher Mann, aber ich muß nicht das Land regieren, da kann ich gut ohne Sorgen leben.“ „Gut“, sagte der Kaiser, „weil du ohne Sorgen lebst, will ich dirwelche verschaffen, denn es braucht dir nicht besser zu gehen als mir. In einem Jahr mußt du folgende drei Fragen mir beantworten.

Erstens: Wie weit ist es bis zum Himmel?

Zweitens: Wie hoch schätzt du dich ein?

Drittens: Was denk’ ich in dem Augenblick, wo du wieder vor mir stehst?“

Das war für den Müller eine harte Nuß. Er ließ den Kopf hängen du mußt Tag und Nacht darüber nachdenken. Natürlich mußte er auch das Schild wegnehmen, denn jetzt hatte mehr als genug Sorgen.

Das Jahr war fast zu Ende, und er wußte noch immer keine Antwort. In seiner Not fragte er einst seinen Bruder um Rat; dieser Bruder war ein ganz Schlauer, und darum sagte er zu dem Müller: „Gib mir dein Gewand, ich will an deiner Statt zum Kaiser gehen und die Fragen beantworten.“

Zur bestimmten Zeit stellte er sich bei dem Kaiser ein, und der Kaiser fragte ihn: „Na, wie weit ist der Himmel?“

Antwortete der Hirt: „Oh, nur eine Tagesreise; denn als Christus am Kreuz hing, sagte er zu einem Missetäter: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Wie hoch schätzt du mich?“ fragte nun der Kaiser. „Na, Jesus wurde für 30 Silberlinge verschachert, du kommst gleich nach ihm und wirst darum 29 Silberlinge wert sein.“ Was denke ich in dem Augenblick?“ fragte nun der Kaiser. Da lachte der Mann und sagte: „Du denkst, ich sei der Müller; doch ich bin’s nicht, ich bin sein Bruder.“ Da konnte ihm der Kaiser nichts anhaben, beschenkte ihn gut, und der Müller lebte ohne Sorgen.

Märchen aus Bosnien

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