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Ein armes Bäuerlein fuhr mit seinen paar Öchslein in den Wald um Holz. Während er das Holz auflädt, kommt ein Bär daher und will ihm einen Ochsen reißen. Das Bäuerlein bittet den Bären, er soll ihn nur diesmal mit dem Holz heimfahren lassen, er habe ein böses Weib zu Hause: wenn er ihr kein Holz heimbrächte, so würde er lange Zeit kein gutes Weib mehr an ihr haben, er wolle aber bald wiederkommen und ihm hernach ein Öchslein lassen. Der Bär lässt sich schließlich überreden, bewilligt dem Bauern, mit dem Holz nach Hause zu fahren und geht davon.Sobald der Bär vom Bauern weggegangen war, da springt ein fuchs aus dem Gesträuch hervor und fragt den Bauern: „Was hast du mit dem Bären gehabt?“Der Bauer antwortet höchst betrübt: „Ach! Was sollt ich gehabt haben, er hat mir kürzlich ein Öchslein fressen wollen, und ich hab gleichwohl soviel erbeten, daß er mich diesmal noch heimfahren ließ. Ich muß aber geschwind wiederkommen und ihm hernach ein Öchslein lassen.“„Los! Bauer“, sagte der Fuchs, „wenn du mich unter deine Hennen lassen willst, so will ich dir wohl aus diesem Handel helfen und dein Öchslein am Leben erhalten.“„Mein Fuchs“, antwortete der Bauer, „von Herzen gern.“„Na, denn los, mein Bauer“, entgegnete wiederum der Fuchs,„Ich hab neulich deine Hennen heimgesucht, ich meine, die haben alle die Dörrsucht, sie sind zaundürr. Ich habe mir keine anzugreifen getraut, ich fürchtete, ich würde davon erkranken. Du musst sie wohl besser mästen, wenn ich dir diesen Dienst tue. „Ei freilich, mein Fuchs“, spricht der Bauer, „hilf mir nur aus diesem Handel, ich will dich schon unter die guten, feisten Hennen lassen. Du hast nur die kranken gesehen, welche die Bäuerin in der Sonne herausgelassen hat. Die guten feisten hat sie im Hühnerstall und auf der Hühnerstiege, sie tut etliche zum Verkaufen mästen. „Nun, so fahr fort“, sagt der Fuchs zum Bauern, „und komm bald wieder.“ Der Bauer fährt mit dem Holz heim, legt es zu Hause ab und fährt wiederum hinaus in den Wald. Sobald der Bauer wieder zu dem vorigen Ort gekommen ist und das Holz aufladen wollte, da kam alsbald der Bär hervor und wollte den einen Ochsen haben. Der Bauer fängt abermals an zu bitten, er sollte sich nur noch ein wenig gedulden, sollte ihn nur noch einmal mit einem Füderlein Holz nach Hause fahren lassen.Unterdessen fängt der Fuchs am Weg an zu rauschen und zu knallen wie ein Hund: „Hu, hu, hu“, der Bär schaut sich um, erschrickt, fragt den Bauern, was es bedeute.Der Bauer antwortete: „Was soll es bedeuten? Wie ich heraufgefahren bin, sind halt Jäger da unten gewesen, die haben mit den Hunden eine Jagd angestellt, sie werden jetzt bald hier sein.“ Der Bär erschrickt noch übler von diesen Worten. „Sei still“, sagte er zum Bauern, daß man mich nicht bemerke.“ Unterdesssen schreit der Fuchs zum Bauern Hinauf: „Was machst du dort droben?“ Der Bauer antwortet: „Herr, Hol leg ich auf.“„Mach’s fein bald“, spricht der Fuchs, „und fahr fort, damit du mir das Wild nicht verjagst. Ich will jetzt gleich mit den Hunden hinaufkommen, um zu jagen. Ich bin auf die Spur eines Bären gekommen, hast du keinen gesehen.?“Da fing der Bär an zu zittern und sagte zum Bauern: „Lege mich geschwind auf den Wagen und leg Holz auf mich, daß man mich nicht sieht, und führe mich hinweg, als wenn du Holz führest, damit ich nicht unter die Hunde und unter die Jäger komme.“ Der Bauer nimmt den Bären, legt ihn auf den Wagen hinauf, bedeckt ihn mit Holz und bindet ihn mit Holzstricken so stark, daß er sich nicht rühren konnte.Wie dies der Fuchs merkt, springt er hervor, wischt über den Bären hin und bringt ihn um, wendet sich darauf zum Bauern und sagt: „Gelt, ich habe dir aus dem Handel geholfen? Jetzt mußt du mir wohl auch dein Wort halten und mußt mich unter die Hennen lassen.“„Ja, freilich, mein lieber Fuchs“, spricht der Bauer – „geh nur mit mir, ich will dich unter alle meine Hennen lassen, und weil du meinst, es haben etliche darunter die Dörrsucht, so nimm heraus, was dir am besten gefällt.“ Der Fuchs sagte zum Bauern: „Fahr derweil heim, du fährst gar langsam, ich mag keinen Schmöller abgeben, ich will bald nachkommen.“ Der Bauer fährt mit Freuden heim, erzählt seinem Weib den ganzen Handel und bittet, sie solle den Fuchs doch unter die Hennen lassen. „Ja, ja“, sagt die Bäuerin, „laß ihn nur kommen.“ Unterdessen kommt der Fuchs, die Bäuerin führt ihn zum Hennenstall und sagt zu ihm: „Schau, da will ich dir die Tür ein wenig aufmachen. Guck mit dem Kopf hinein und schau, welche Henne dir am besten gefällt, aber laß dich nicht viel sehen, denn ich hab einen so bösen Hahn bei den Hennen.Wenn er dich sehen sollte, so würde er dir keine Henne lassen.“Wie nun der Fuchs mit dem Kopf durch die Tür in den Hühnerstall hineinschaut, schlägt die Bäuerin die Tür zu und zerschmettert dem Fuchs den Kopf. Da hat mein Fuchs seinen Lohn gehabt und sich nicht mehr sorgen müssen, daß ihn die dörrsüchtigen Hennen krank machen.
Quelle: Heribert v. SalurnMärlein der Barockzeit