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Sange und sein Kind

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Ein Mann, der Sange hieß, hatte sich einen Bohnenacker angelegt. Als die Bohnen wuchsen, kam ein Tierlein, das Kinatele heißt, und ließ sich zwischen den Bohnen nieder. Es fing an, die Bohnen aufzufressen. Sange sah an jedem Tag neue Schaden im Feld und wusste nicht, wer ihm da zu essen „half.“ Er legte sich auf die Lauer und erkannte das Kinatele.
Nun holte er Speisen herbei, die durch ihre Süße verlocken, und legte sie auf den Acker. Das Kinatele nahm sie an. Zuletzt brachte er ein Gefäß Honig, legte ihn aus und verbarg sich. Das Kinatele leckte am Honig und fand ihn sehr süß. Er ging weg und machte sich wieder an die Bohnen.
Die wollten ihm aber nicht mehr schmecken. Er ging ins Honiggefäß zurück. Sange hielt die Augen immer darauf gerichtet, schlich sich heran und machte den Deckel drauf. Das Tierlein war gefangen, und er trug es im Gefäß nach Haus. Dabei sang er: „Kinatele, dich hab ich betrogen mit Zuckerrohr, Kinatele, dich hab ich betrogen mit Süßbananen, Kinatele, dich hab ich betrogen mit Steppensalz, Kinatele, dich hab ich betrogen mit Bienenhonig!“ Daheim verwahrte er das Gefäß in einer Honigbutte und befahl den Seinen, dass niemand je öffne. Er selber gab dem Tier selber zu essen und verschloss es wieder. Eines Tages ging Sange auf den Acker und ließ seine älteste Tochter mit ihrem Brüderlein allein auf dem Hof. Da hörte das Mädchen, wie Kinatele es bat: „Ach, nimm mich heraus, ich will auch schön vor dir tanzen!“ Das Mädchen tat es und nahm das Tierlein heraus. Da tanzte es vor den Kindern und sang: „Kinatele bin ich, mich trog das Zuckerrohr, Kinatele bin ich, mich trog die Süßbanane, Kinatele bin ich, mich trog das Steppensalz, Kinatele bin ich, mich trog der Bienenhonig!“ Die Kinder erfreuten sich sehr an Lied und Tanz. Am anderen Tag bat es wieder, und die Kinder taten es heraus und freuten sich auf den Tanz. Während es jedoch so tanzte merkte es sich die beste Fluchtmöglichkeit.
Viele Tage hatte es so vor den Kindern getanzt und sich willig wieder in sein Gefängnis zurücksperren lassen. Als es nun aber die Orientierung gefunden hatte und das Kind es wieder herausnahm, lief es schnell davon. Das Mädchen flehte: „Komm wieder!“ Doch es hörte nicht.
Sange kam nach Hause und fand das Kinatele nicht mehr vor. Er ging auf die Suche und fand es im Dickicht. Doch es entfloh, und Sange eilte ihm nach. Als er ihm nahe kam, tönte es: pfu! Und es entstand ein dichter Wald. Der verbarg das Tier und verschloss den Mann. Sange arbeitete sich hindurch und erblickte das Tier wieder. Kaum war er ihm wieder nahe und wollte es greifen, da tönte es: pfu! Und ein sehr hoher Berg erhob sich vor ihm. Sange stieg am Berg empor. Auf dem Gipfel erblickte er das Kinatele und verfolgte es. Doch war es ihm zum Greifen nahe, so erklang es: pfu! Und ein neuer Berg erhob sich von Sange. Das ging so lange bis er müde wurde und nach Hause zurückkehrte. So waren Berge und Wald entstanden, und noch heute meinen die Menschen, dass sie von Kinatele heraufbeschworen sind.
 
Quelle: Dschaggasage

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