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Märchenbasar

Strafe der Unzucht in Kehl

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Zu Kehl, einem Dorfe am Mauersee, etwa eine halbe Meile von Angerburg gelegen, hat sich der Teufel im Jahre 1564 gar schrecklich bewiesen.

Vier Personen, die schon vorher in verdächtigem Umgange mit einander gelebt hatten, begaben sich am Tage der unschuldigen Kindlein (28. December) von Branntwein berauscht in ein kleines nach polnischer Weise aus Holz erbautes Häuschen und verschlossen sich in demselben von Innen, um in demselben ihre Unzucht zu treiben. Aber der Teufel hat nicht lange auf sich warten lassen; er ist plötzlich unter ihnen gewesen und hat erstlich dem einen Paar, Paul und Gertrud geheißen, die Hälse ab- und umgedreht. Als die andern, Rosa und Benedikt, solches gesehen, wollte Benedikt zur Thür hinaus, aber der Teufel hat ihn zurückgerissen daß die Haut von seiner Hand an dem Thürschloß kleben blieb, und auch ihm »den Hals entzwei gebrochen«. Der Rosa hat er nicht bloß den Hals entzwei gebrochen, sondern ihr auch den ganzen Leib von den Beinen bis zur Brust verbrannt, daß von Fleisch und Eingeweiden nichts übrig blieb; »das Fett von ihr (denn sie eine völlige Magd gewesen) ist in die Erde geflossen, daß man, da man doch knietief gegraben, gleichwohl das Ende vom Fetten noch nicht hat finden können; hat so grausam gestunken, daß nicht davon zu sagen ist.« Man wußte mehrere Tage nicht, wo die vier Personen geblieben waren, wiewohl die Menge und das Geschrei der Raben und Krähen bei dem Häuschen allerlei Vermuthungen rege machten. Den Sonntag darauf Donnerstag war das Unglück geschehen) wollten die Brüder der beiden Mägde von dem Bier trinken, welches in dem Häuschen aufbewahrt wurde, und brachen es, nachdem sie den Schlüssel lange vergeblich gesucht, endlich gewaltsam auf. Da sahen sie die vier in jämmerlicher Gestalt vor sich liegen. Ein heftiges Grauen kam sie an, und mit Furcht und Zittern liefen sie davon. Der Teufel warf ihnen mit einer Paudel nach, traf aber keinen von ihnen; sondern über ihnen hinweg den Zaun. Später wurden die Körper nach einem Gebrüche geschleppt und da vergraben. Es kamen aber seitdem viele Fremde dorthin, den Ort zu besehen. Das verdroß die Bauern, und sie versuchten das Häuschen hinweg zu bringen, indem sie es unten los machten und große Bäume unterlegten, aber sie konnten es durchaus nicht bewegen, und es kam eine solche Furcht über sie, daß sie die Bäume liegen ließen und davon gingen. So sah das Häuschen mit den untergelegten Bäumen noch der gelehrte Hennenberger im Jahre 1573. Später wurde daselbst ein Monument aus Mauerwerk mit einer das Ereigniß berichtenden und vor der Sünde warnenden Inschrift in lateinischer, deutscher, litauischer und polnischer Sprache errichtet.

Quelle:
Aberglauben aus Masuren Danzig

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