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Märchenbasar

Teufelsbeschwörung

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Früher, als mein Oheim bei Huseby im Dienst war, trieb der Teufel es in Store-Valle bei Aage Sandaker so toll, daß sie weder Tag noch Nacht Ruhe vor ihm hatten. Denn Aage Sandaker hatte seine Seele dem Teufel verschrieben, so habe ich wenigstens gehört; gewiß ist aber, daß es viele Meilen in die Runde keinen schlimmeren Gesellen gab. Man sagte, daß der Teufel ihm bei allem half, und mit dem ganzen Kirchspiel lag er in Streit.
Aber einmal des Nachts, als mein Oheim mit einer Fuhre Holz von Svangstrand kam und an Store-Valle vorbeikam, hörte er, daß Leute drinnen waren; sie schlugen auf den Tisch und stritten sich. Er hielt und ließ die Pferde ausruhen, spaßeshalber, denn er dachte, es könne wohl eine Schlägerei geben; aber auf einmal sah er ganz deutlich, daß der Teufel mit den Beinen im Dachfensterchen stand und sich zum Stubenfenster hinunterbeugte, und er war so groß, daß er sich tief bücken mußte, so daß er krumm stand wie ein Fiedelbogen. Aber auf einmal fing er an, gegen den Fensterrahmen zu donnern, und der Oheim erstarrte fast vor Schreck, denn es war wie Donnerschlag und Krachen, und da hieb er auf die Pferde ein und ließ sie laufen, was sie konnten.
Und noch ein anderes Mal saßen sie beim Kartenspiel und stritten und rauften. Den anderen ging es ganz schlecht, aber der Sandaker gewann ein Spiel um das andere und spielte sie alle zuschanden. Auf einmal fiel einem eine Karte auf den Fußboden, und er bückte sich, um sie aufzuheben; und da sah er, daß der Teufel unter dem Tisch saß und dem Sandaker half und eine Klaue um den Tischfuß gelegt hatte.
Da schickten sie nach dem Priester, und er kam gleich, denn er war nicht langsam, wenn es galt, den Teufel auszutreiben. Er zündete zwei Kirchenlichter an und stellte sie auf den Tisch. Kaum hatte er seinen Spruch angefangen, so ließ der Teufel den Tischfuß los und warf das Kartenspiel nach ihm, so wütend war er.
»Glaubst du, daß du mich auf die Art fängst, du Schwarzrock?« sagte der Teufel. »Du bist ja ein Dieb, denn du hast ein Garnknäuel und ein Stück Brot gestohlen!«
»Das Garn habe ich genommen, um meine Hose zu flicken, und das Brot, um meinen Hunger zu stillen«, antwortete der Priester und fing wieder an zu beschwören. Aber der Teufel wollte nicht weichen. Da setzte der Priester seine Beschwörung so lange fort, bis es anfing, im Teufel zu knacken und krachen, denn er war doch sehr in Bedrängnis.
»Darf ich durch den Schornstein hinaus?« fragte der Teufel.
»Nein«, sagte der Priester, denn hätte er das gestattet, so hätte er leicht das Dach mitgerissen.
»Darf ich denn durch das Schlüsselloch hier?« sagte der Teufel wieder.
»Nein, hier sollst du hinaus, mein Werter!« sagte der Priester und bohrte in die Fensterfassung ein kleines Loch mit einer Stopfnadel. Und da mußte der Teufel hinaus, ob er wollte oder nicht.
Nun war eine Zeitlang Ruhe. Aber als es mit Aage zu Ende gehen sollte, fing der Teufel wieder an, sein Wesen in der Gegend zu treiben. Um diese Zeit war ein lediges Mädchen bei Linnäs im Dienst, die hatte ein Kind. An einem Sonntagabend, als sie auf der Vigerbrücke stand und in das Wasser hinunterstarrte, kam er zu ihr als ein großer schwarzer Hund und leckte ihr die Hand, und in dem Augenblick hatte sie das Kind ins Wasser geworfen. Und in Store-Valle trieb er es ganz toll, und das war nicht verwunderlich, denn er wartete ein Jahr um das andere, daß Aage sterben sollte. Aber Aage lebte ruhig weiter, und schließlich glaubten die Leute, er habe auch den Teufel zum Narren gehalten. Ja, das war ein tüchtiger Kerl, der Aage, aber einen häßlicheren hätte man nicht leicht auftreiben können. Nun wußten sie sich wieder nicht anders zu helfen und schickten nach dem Priester. Als er hineinkam und »Guten Abend« gesagt hatte, wollte er sich auf einen Stuhl setzen. Aber in dem Augenblick kam einer und zog den Stuhl unter ihm weg, so daß er in ganzer Größe auf den Boden zu sitzen kam.
»Bringt eine leere Branntweinflasche, Mutter!« sagte der Priester – denn er war zornig -, und als er die Branntweinflasche hatte, fing er an zu beschwören, daß es nur so krachte in der ganzen Stube. Wie er nun mitten darin war, kam der Teufel durchs Schlüsselloch herein und kroch und winselte und schwänzelte wie ein Hund am Boden hin zu dem Priester, und gerade in die Branntweinflasche hinunter mußte er. Als er glücklich darin war, schlug der Priester einen Kork hinein und sagte:
»Nun sollst du, hol mich der Teufel, mein Ferkel sein!«
Und seit der Zeit hat man in Store-Valle nichts mehr vom Teufel vernommen.

[Norwegen: Klara Stroebe: Nordische Volksmärchen]

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