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Es war einmal vor vielen Jahren ein sehr pfiffiger und kluger Knabe, den man Till Eulenspiegel nannte. Sein lebhafter Charakter und sein schelmisch und sympathischen Züge waren einzigartig. Dennoch konnte sich niemand bei seiner Geburt denken, dass er eines Tages für seinen „Eulenspiegeleien“ weltberühmt werden sollte. Till machte sich gerne über die Leute lustig und war allzu bereit, neue Streiche auszuhecken. Oft kamen die Nachtbarn in die Schmiede seines Vaters, um sich zu beschweren. „Herr, Euer Sohn ist wirklich schlecht erzogen“ sagten sie ihm, Tills Vater gab nicht viel auf die Beschwerden und Gerüchte. „Er ist ein ausgelassenes Kind. Er wird sich bessern, wenn er älter wird“, dachte er. Aber Tag für Tag wiederholten sich die Klagen. Schließlich verlor Tills Vater die Geduld und belehrte seinen Sohn: „Ich habe deine Dummheiten satt, alle reden nur schlecht von dir. Wenn du dich nicht änderst, wirst du bald den Gürtel meiner Hose auf deinem Rücken spüren.“ Aber sein Sohn, der auf alles eine Antwort wusste, sagte ihm mit unschuldigem Gesichtsausdruck: „Ich tue niemanden etwas! Ich weiß nicht, was sie alle wollen! Ich versteh einfach nicht, warum?“ Hier unterbrach ihn der Vater ungeduldig: „Nun gut, wir werden sehen, ob du Recht hast, morgen gehen wir gemeinsam zum Markt. Hüte dich dort deine Streiche zu machen.“ Während der Nacht dachte sich Till jedoch einen neuen Streich aus. Wahrhaftig: Am nächsten Morgen, sobald er hinter seinem Vater aufs Pferd gestiegen war, befestigte er einen Zettel auf seinem Rücken, auf dem geschrieben stand: „Wer diesen Zettel liest ist ein Dummkopf!“ So ereichten sie den Markt, während sie sich durch die Menge bewegten, erbosten sich viele der Leute, die den Zettel gelesen hatten. Einige von ihnen beschimpften nun ihrerseits in ihrer Verärgerung den Jungen, so dass Tills Vater, der völlig nichtsahnend war, erstaunt zu seinem Sohn sprach: „Du hast wirklich Recht, die Menschen lieben dich nicht, setzte dich vor mich. Wenn sie dich weiter beschimpfen, bekommen sie etwas von mir zu hören!“
Till wechselte den Platz, befestigte aber, von seinem Vater ungesehen, den Zettel an seinem Hals, und folglich rissen die Beschimpfungen nicht ab. Sein Vater, der den Grund für so viel Groll nicht verstand, konnte nicht umhin zu sagen: „Ich bedauere, dass die Menschen so böse zu dir sind, nur dein Vater liebt dich“, und er küsste Till auf die Wange. Till fuhr fort, jedermann Streiche zu spielen, doch sein Vater grollte ihm trotz der Klagen über ihn nicht mehr. Zu dieser Zeit machte ein Trupp umherziehender Gaukler in der Stadt Station: Possenreißer, Schwertschlucker und Akrobaten waren in den Straßen zu sehen. Till liebte die Akrobaten sehr, vor allem diejenigen, die mit einer Stange in der Hand abenteuerlich über ein Seil balancierten!
Eines Tages fragte er einen von ihnen, ob er selbst auch einmal versuchen dürfe. Aber als Antwort erhielt er nur eine Ohrfeige. Daraufhin begab er sich in den Wald, nahm ein Seil, befestigte es zwischen zwei Bäumen und versuchte, für sich selbst zu üben. Um besser das Gleichgewicht halten zu können, übte er barfuss. Er stürzte oft, aber nach und nach gelang ihm, solche Fortschritte zu machen, dass es ihm schien, er besitze jetzt die gleiche Meisterschaft wie die Akrobaten des Zirkus. Er war bereit eine Vorstellung zu geben, daher lief er durch die Stadt und rief: „Kommt alle her und staunt, wie Till, der Akrobat auf dem Seil tanzt.“ Als die Einwohner hörten, dass der Schelm Till ein solch gefährliches Kunststück unternehmen wollte, kamen sie zahlreich zusammen, in der Hoffnung in stürzen zu sehen. Till hatte das eine Ende des Seils am Balkon seines Hauses befestigt, und das andere an einem Baum am gegenüberliegenden Flusses. Kaum hatte er begonnen, auf dem Seil über das Wasser zu balancieren, erschien seine Mutter auf dem Balkon, die nicht ahnte, was ihr Sohn da wieder anstellte. Als sie ihren Sohn mit einer Stange in den Händen auf dem Seil tanzen sah, erstarrte sie vor Angst. Die gute Frau hatte gerade noch die Kraft zu rufen: „Till! Auf der Stelle kommst du herunter!“ Als aber ihr Sohn nicht gehorchte und seine Vorstellung unbeeindruckt fortführte, wurde sie böse, und ohne über die Folgen ihrer Tat nachzudenken, nahm sie eine Schere und zerschnitt das Seil. Till fiel in den Fluss, schaffte es aber, da er schwimmen konnte, das Ufer zu erreichen, alle Welt lachte und machte sich lustig über den Jungen. Einige schrien: „He, Akrobat! Sei froh dass unter dem Seil nur Wasser war und nicht der bloße Boden, andernfalls wäre dein Kopf jetzt völlig zerschmettert.“ Andere riefen: „Recht geschieht dir! Das ist die strafe für all die bösen Streiche, die du uns gespielt hast!“ Durchnässt stieg Till aus dem Fluss, doch schien er weder traurig noch gedemütigt, im Gegenteil, als er sah, wie die Menge sich über ihn lustig machte, rief er aus: „Ich werde euch schon zeigen, zu was ich alles fähig bin!“ Zu Hause bekam Till zwei Ohrfeigen, eine von dem Vater und eine von seiner Mutter, von seiner Idee jedoch rückte er keinen Deut ab. Er entschloss sich sogar, seine akrobatischen Fähigkeiten auf dem großen Platz zu zeigen. Eines Tages, als sich seine Eltern aus der Stadt begaben, um einen Besuch zu machen, nutzte er die Gelegenheit, um durch die Straßen zu laufen und seine Vorstellung anzukündigen.
Wiederum versammelte sich eine große Menge, um ihn auf dem Seil balancieren zu sehen. Dieses Mal, wollte er die Übung schwieriger gestalten und bat die Menge: „Gebt mir jeder einen eurer Schuhe, ich werde sie in diesen Sack stecken, den ich auf meiner Schulter tragen werde, während ich das Seil überquere.“ Alle brachten ihm unter Gelächter und Scherzen einen Schuh, und Till begann seine Vorstellung.
Als er aber über der Mitte des Platzes war, hoch über den Leuten, schüttete er den Inhalt des Sackes über ihren Köpfen aus. Was folgte war ein großes Durcheinander, im Gedränge und mit Gebrüll versuchte jeder seinen Schuh zu finden, und im Handumdrehen war eine allgemeine Prügelei ausgebrochen. In kurzer Zeit war der Tumult auf dem Höhepunkt, und Till, der seine Vorstellung beendet und Zuflucht auf dem Glockenturm gesucht hatte, genoss das Spektakel. „Los, los, schlagt euch! Schlagt so fest, wie ihr nur könnt, eure Köpfe sind allemal hart genug!“ Viele Jahrhunderte sind seitdem vergangen, aber von Generation zu Generation pflegt man die Erinnerung an den großartigen Streich, den ein kleiner Junge einer ganzen Stadt gespielt hat. Und obwohl seit diesem denkwürdigen Ereignis viele Jahrhunderte vergangen sind, erinnert man sich in der Stadt bis heute an die tollkühnen Streiche des Till Eulenspiegel.
Till wechselte den Platz, befestigte aber, von seinem Vater ungesehen, den Zettel an seinem Hals, und folglich rissen die Beschimpfungen nicht ab. Sein Vater, der den Grund für so viel Groll nicht verstand, konnte nicht umhin zu sagen: „Ich bedauere, dass die Menschen so böse zu dir sind, nur dein Vater liebt dich“, und er küsste Till auf die Wange. Till fuhr fort, jedermann Streiche zu spielen, doch sein Vater grollte ihm trotz der Klagen über ihn nicht mehr. Zu dieser Zeit machte ein Trupp umherziehender Gaukler in der Stadt Station: Possenreißer, Schwertschlucker und Akrobaten waren in den Straßen zu sehen. Till liebte die Akrobaten sehr, vor allem diejenigen, die mit einer Stange in der Hand abenteuerlich über ein Seil balancierten!
Eines Tages fragte er einen von ihnen, ob er selbst auch einmal versuchen dürfe. Aber als Antwort erhielt er nur eine Ohrfeige. Daraufhin begab er sich in den Wald, nahm ein Seil, befestigte es zwischen zwei Bäumen und versuchte, für sich selbst zu üben. Um besser das Gleichgewicht halten zu können, übte er barfuss. Er stürzte oft, aber nach und nach gelang ihm, solche Fortschritte zu machen, dass es ihm schien, er besitze jetzt die gleiche Meisterschaft wie die Akrobaten des Zirkus. Er war bereit eine Vorstellung zu geben, daher lief er durch die Stadt und rief: „Kommt alle her und staunt, wie Till, der Akrobat auf dem Seil tanzt.“ Als die Einwohner hörten, dass der Schelm Till ein solch gefährliches Kunststück unternehmen wollte, kamen sie zahlreich zusammen, in der Hoffnung in stürzen zu sehen. Till hatte das eine Ende des Seils am Balkon seines Hauses befestigt, und das andere an einem Baum am gegenüberliegenden Flusses. Kaum hatte er begonnen, auf dem Seil über das Wasser zu balancieren, erschien seine Mutter auf dem Balkon, die nicht ahnte, was ihr Sohn da wieder anstellte. Als sie ihren Sohn mit einer Stange in den Händen auf dem Seil tanzen sah, erstarrte sie vor Angst. Die gute Frau hatte gerade noch die Kraft zu rufen: „Till! Auf der Stelle kommst du herunter!“ Als aber ihr Sohn nicht gehorchte und seine Vorstellung unbeeindruckt fortführte, wurde sie böse, und ohne über die Folgen ihrer Tat nachzudenken, nahm sie eine Schere und zerschnitt das Seil. Till fiel in den Fluss, schaffte es aber, da er schwimmen konnte, das Ufer zu erreichen, alle Welt lachte und machte sich lustig über den Jungen. Einige schrien: „He, Akrobat! Sei froh dass unter dem Seil nur Wasser war und nicht der bloße Boden, andernfalls wäre dein Kopf jetzt völlig zerschmettert.“ Andere riefen: „Recht geschieht dir! Das ist die strafe für all die bösen Streiche, die du uns gespielt hast!“ Durchnässt stieg Till aus dem Fluss, doch schien er weder traurig noch gedemütigt, im Gegenteil, als er sah, wie die Menge sich über ihn lustig machte, rief er aus: „Ich werde euch schon zeigen, zu was ich alles fähig bin!“ Zu Hause bekam Till zwei Ohrfeigen, eine von dem Vater und eine von seiner Mutter, von seiner Idee jedoch rückte er keinen Deut ab. Er entschloss sich sogar, seine akrobatischen Fähigkeiten auf dem großen Platz zu zeigen. Eines Tages, als sich seine Eltern aus der Stadt begaben, um einen Besuch zu machen, nutzte er die Gelegenheit, um durch die Straßen zu laufen und seine Vorstellung anzukündigen.
Wiederum versammelte sich eine große Menge, um ihn auf dem Seil balancieren zu sehen. Dieses Mal, wollte er die Übung schwieriger gestalten und bat die Menge: „Gebt mir jeder einen eurer Schuhe, ich werde sie in diesen Sack stecken, den ich auf meiner Schulter tragen werde, während ich das Seil überquere.“ Alle brachten ihm unter Gelächter und Scherzen einen Schuh, und Till begann seine Vorstellung.
Als er aber über der Mitte des Platzes war, hoch über den Leuten, schüttete er den Inhalt des Sackes über ihren Köpfen aus. Was folgte war ein großes Durcheinander, im Gedränge und mit Gebrüll versuchte jeder seinen Schuh zu finden, und im Handumdrehen war eine allgemeine Prügelei ausgebrochen. In kurzer Zeit war der Tumult auf dem Höhepunkt, und Till, der seine Vorstellung beendet und Zuflucht auf dem Glockenturm gesucht hatte, genoss das Spektakel. „Los, los, schlagt euch! Schlagt so fest, wie ihr nur könnt, eure Köpfe sind allemal hart genug!“ Viele Jahrhunderte sind seitdem vergangen, aber von Generation zu Generation pflegt man die Erinnerung an den großartigen Streich, den ein kleiner Junge einer ganzen Stadt gespielt hat. Und obwohl seit diesem denkwürdigen Ereignis viele Jahrhunderte vergangen sind, erinnert man sich in der Stadt bis heute an die tollkühnen Streiche des Till Eulenspiegel.
Quelle: Brüder Grimm