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Märchenbasar

Tu den Tieren Gutes, es wird dich nicht gereuen

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Es war einmal eine alte Frau, die hatte einen Sohn; den schickte sie jeden Tag aus, Holz zu sammeln und zu verkaufen. Auch spann sie jeden Tag eine Spindel voll und gab ihm das Garn zum Verkauf. Er verkaufte auch jedes Gebinde für einen Para, aber das Geld gab er nicht seiner Mutter, sondern tat Gutes damit.

Einmal, als der Bursche Holz holen ging, traf er einige Kinder, die einen kleinen Hund schlugen. Das Hündchen tat ihm leid, er kaufte es ihnen für einen Para ab und rettete es so vor den Schlägen. Das Hündchen zog nun mit ihm.

Ein andermal, als er wieder Holz holen ging, begegnete er anderen Kindern, die ein Kätzchen schlugen und es totschlagen wollten. Er hatte Mitleid mit dem Kätzchen und, wohl oder übel, gab den Kindern einen Para und rettete es so vor den Schlägen. Da zog auch das Kätzchen mit ihm, und von da an gingen Hund und Katze immer mit dem Holzverkäufer zusammen, wohin er auch ging.

Einmal aber, als er im Gebirge war und Holz sammelte, erblickte er eine brennende Buche, und auf der Buche zischte eine Schlange und rief um Hilfe. Der Bursche trat herzu, und die Schlange bat ihn, ihr zu helfen, sie aus dem Feuer zu retten. „Ich habe Angst, daß du mich beißt“, antwortete er.

„Nein“, sagte darauf die Schlange; „hab keine Angst, ich tu dir nichts Böses, sondern ich will dir geben, was du wünschest.“ Da streckte er eine Stange an die Buche, die Schlange wickelte sich um die Stange und rettete sich so aus dem Feuer. Darauf sagte sie zu ihm: „Jetzt bringe mich zu dem Drachen, dem Zaren der Schlangen; der wird dir einen Beutel mit Geld anbieten, du darfst ihn aber nicht nehmen, sondern fordere von ihm den Ring, den er unter der Zunge trägt, und sowie er ihn dir gibt, stecke du ihn auch unter die Zunge und behalte ihn immer dort; mit dem Ringe wird dir dann alles zuteil, was du wünschest.“

Der Holzsammler ging nun mit der Schlange zu dem Drachen, dem Schlangenzaren, und forderte den Ring von ihm, wie sie ihn gelehrt hatte. Der Zar gab ihm den Ring, er steckte ihn sich unter die Zunge und ging nach Hause.

Dort sagte er zu seiner Mutter: „Mutter, geh zum Zaren und verlange seine Tochter für mich.“ Die Mutter ging und tat so; aber der Zar jagte sie fort und sprach: „Mach, daß du fortkommst, soll ich meine Tochter einem Burschen geben, der Holz sammelt und verkauft? Laß deinem Sohn ein Schloß errichten wie meins, dann will ich sie ihm geben.“ Die Mutter ging nach Hause und erzählte ihrem Sohne, was der Zar geantwortet hatte. Da sagte der zu dem Ringe: „Ich wünsche mir ein Haus wie das Zarenschloß“, und sogleich stand eins da wie das Zarenschloß. Da schickte er seine Mutter zum zweiten Mal zum Zaren, um dessen Tochter zu verlangen und ihm zu sagen, daß ihr Sohn ein Schloß errichtet habe wie seines, ob er sie ihm nun geben wolle oder nicht? Die Mutter tat, wie ihr Sohn es anbefohlen hatte; der Zar aber antwortete ihr: „Laß deinen Sohn die Straße, die meine Tochter ziehen soll, mit Gold pflastern, dann will ich sie ihm geben.“ Die Mutter ging wieder nach Hause und berichtete ihrem Sohne, was der Zar gesagt hatte: „Du sollst die Straße vom Tor des Zarenschlosses bis zu deinem, die seine Tochter ziehen soll, mit Gold pflastern, dann will er sie dir geben; so befiehlt der Zar.“ Der Bursche pflasterte nun mit Hilfe des Ringes den ganzen Weg vom Tore des Zaren bis zu seinem mit Gold und schickte wieder seine Mutter zum Zaren, ihm das zu berichten und die Tochter zu verlangen. Sie ging und sagte dem Zaren: „Erhabener Zar! du siehst, mein Sohn hat den ganzen Weg von deinem bis zu unserm Tor mit Gold gepflastert; wie nun, willst du ihm jetzt deine Tochter geben?“ Der Zar antwortete ihr: „Laß deinen Sohn einen Garten herrichten wie meinen, darin sollen die Nachtigallen singen und die Falken schreien wie im Mai; dann will ich sie ihm geben.“ Die Mutter ging nach Hause und berichtete ihrem Sohne die Antwort des Zaren. Der Bursche aber sprach zu dem Ringe: „Ich wünsche morgen, wenn ich aufstehe, einen Garten vorzufinden wie den des Zaren mit Nachtigallen und Falken“, und am nächsten Morgen war es nach seinem Wunsche geschehen. Die Mutter ging nun wieder zum Zaren und verlangte seine Tochter. Da antwortete der Zar: „Dein Sohn soll mit dem Hochzeitsgefolge kommen, alle auf weißen Pferden und in weißen Kleidern.“ Der Sohn tat so, zog zum Zaren, bekam dessen Tochter und ging mit seiner jungen Frau nach Hause.

Der Zar aber hatte einen Diener, einen Neger; der sagte eines Tages zu der jungen Frau: „Kannst du nicht herausbringen, mit was dein Mann alles ausführt, was er sich nur denkt?“ Sie antwortete ihm: „Er hat einen Ring, den er unter der Zunge hält, mit dem macht er die Sache.“ Der Neger sagte weiter: „Kannst du ihm den nicht auf irgendeine Weise wegnehmen und mir ihn geben? Er hat ja schon alles und braucht ihn nicht mehr.“ – „Ich kann ihn nicht wegnehmen, er hält ihn immer unter der Zunge fest.“ – „Mach deinen kleinen Finger im Wasser naß,“ riet der Neger, „stecke ihn dann in die Pfefferbüchse und fahre deinem Mann damit in die Nase, wenn er schläft; er wird dann niesen, der Ring wird ihm aus dem Munde und ins Bett fallen; dann nimm ihn und gib ihn mir.“ Die Frau tat so und gab dem Neger den Ring; der nahm ihn und legte ihn unter die Zunge.

Eines Tages sprach der Neger zu dem Ringe: „Ich wünsche, daß du mich ins Gebirge versetzest mit dem Schloß des Holzsammlers, daß das Schloß mein wird, und daß er wieder in seiner alten Hütte wohnt.“ Sofort geschah das. Am anderen Morgen wunderte sich der Bursche, des Zaren Schwiegersohn, wie es gekommen wäre, daß er sich wieder in einer ärmlichen Hütte befand, und sagte zu seiner Mutter: „Mutter, ich will den Esel nehmen, den Hund und die Katze, will gehen und überall herumwandern, mein Schloß zu suchen.“ Wie er gesagt hatte, so tat er.

So wanderten sie dahin und kamen an einen Fluß mit starkem Strom. Am Ufer fand der Bursche einen Fisch, der rücklings auf dem Trocknen lag, ergriff ihn und warf ihn ins Wasser. Der Fisch dankte ihm für seine Güte und sagte zu ihm: „Für das Gute, das du mir getan hast, will ich dir auch alles Gute tun, was du wünschest; schneide mir eine Flosse ab, und wenn du irgend etwas von mir brauchst, brenne sie an, ich komme dir dann gleich zu Hilfe.“ Der Bursche schnitt dem Fisch eine Flosse ab und steckte sie ein.

Nach kurzer Wanderung erblickte er das Schloß. Da schickte er Hund und Katze aus, daß sie in das Schloß gehen, dem Neger den Ring wegnehmen und ihm bringen sollten. Sie gingen; die Katze stieg in die Stuben hinauf, der Hund blieb unten am Tor. Die Mäuse im Schlosse hielten gerade Hochzeit; als die Katze hereingetreten war, fing sie den Bräutigam; da sammelten sich alle Mäuse um die Katze und versprachen ihr alles, was sie nur haben wolle; nur solle sie ihnen den Bräutigam freilassen.

Die Katze willigte ein, den Bräutigam freizulassen, wenn die Mäuse dem Neger den Ring wegnähmen und ihn ihr brächten; sie gab ihnen auch an, wie sie ihn bekommen könnten: „Macht euch die Schwänze mit Wasser naß, dann pfeffert sie in der Pfefferbüchse ein, und wenn er schläft, steckt sie ihm in die Nase; dann wird er niesen, und der Ring wird ihm herausfallen. Ihr nehmt ihn und bringt ihn mir, dann gebe ich euch den Bräutigam.“ Die Mäuse taten das, brachten der Katze den Ring, die gab ihnen den Bräutigam frei und ging mit dem Ring davon. Der Hund wartete unten am Tore auf sie, und sie rief ihm zu: „Laß uns schnell laufen, ich habe den Ring“, und so machten sie sich fort. Als sie an den Donaufluß kamen, sagte die Katze zu dem Hunde: „Jetzt will ich auf dir reiten, damit wir über die Donau kommen.“ Der Hund duckte sich, sie stieg auf, und so wollten sie über den Fluß schwimmen. Aber als sie in der Mitte waren, sagte der Hund zu der Katze: „Gib mir den Ring, ich will ihn tragen; wenn nicht, laß ich dich ins Wasser plumpsen.“ Die Katze nahm den Ring aus dem Maul, um ihn dem Hunde zu geben, aber als sie ihn hinreichte, fiel er in den Fluß. Was nun? Sie gingen weiter zu ihrem Herrn, dem Holzsammler, und die Katze erzählte ihm alles, wie es zugegangen war. Da fiel dem Burschen der Fisch ein; er brannte die Flosse an, die er eingesteckt hatte, und als der Fisch die Hitze merkte, eilte er sogleich zu ihm hin und fragte: „Wozu brauchst du mich? Ich bin da.“

Der Bursche antwortete: „Mir ist ein Ring mitten im Flusse hineingefallen; kannst du mir ihn wieder herausholen?“ – „Das kann ich,“ sagte der Fisch, „ich bringe ihn dir jetzt gleich.“ Sofort tauchte er auf den Grund des Flusses, fand den Ring und brachte ihn herbei. Der Bursche nahm ihn und ging seines Weges.

Als er nun den Ring hatte und nach Hause gekommen war, sprach er zu dem Ringe: „Ich wünsche zu sein, wie ich früher gewesen bin, das Schloß soll wieder meins sein, und der Neger und meine Frau sollen zusammen in einer Stube sein.“ Das geschah sogleich. Dann lud der Bursche seinen Schwiegervater, den Zaren, zum ersten Besuch nach der Hochzeit ein; der kam auch, aber solange er da saß, fragte er nicht nach seiner Tochter. Endlich stand er auf und ging durch das Schloß seines Schwiegersohnes. Der öffnete ihm auch die Tür der Stube, wo der Neger mit seiner Tochter schlief, und erzählte ihm alles, was die gemacht hatten. Als der Zar das sah und alles vernommen hatte, was sein Schwiegersohn ihm erzählte, zog er seinen Säbel und hieb dem Neger und seiner Tochter den Kopf ab, seinem Schwiegersohn aber sagte er: „Ich werde dir meine zweite Tochter zur Frau geben.“ 7. Drei Brüder

Es waren einmal drei Brüder; der jüngste von ihnen war ein sehr schönes Kind und sehr dem bösen Blick ausgesetzt. Damit ihm ein böser Blick nicht schade, zog ihm seine Mutter einen Rindsmagen über den Kopf, und so saß der Junge immer zu Hause am Herde mit dem Rindsmagen auf dem Kopfe; davon gaben sie ihm den Beinamen Grindskopf.

Sie hatten eine Scheune voll Heu, und ein wildes Pferd kam des Nachts daher und fraß ihnen das Heu auf. Die Brüder wunderten sich, was das für ein sonderbares Wesen sein könne, das ihnen das Heu auffrißt. Sie beschlossen daher, in der Scheune zu wachen und aufzupassen. Den ersten Abend ging der älteste Bruder wachen. Während der so in der Scheune saß, kam wirklich das wilde Pferd, fraß sich tüchtig satt und ging davon, ohne daß der Wächter ihm hatte etwas tun können. Am nächsten Abend kam die Reihe zu wachen an den zweiten Bruder, aber auch der blieb nicht wach; das wilde Pferd kam wieder, fraß sich satt am Heu und ging fort, ohne von dem Wächter etwas erlitten zu haben.

Nachdem die beiden Brüder nicht hatten wach bleiben können, bat sie am dritten Abend der jüngste, der Grindskopf, daß er an dem Abend wachen dürfte. Die aber lachten ihn nur aus und sagten: „Ach, du Grindskopf, wir haben nicht wach bleiben können, wie solltest du das können? Bleib du hier sitzen, du sitzest da schön am Herd in der Asche.“ Er bat sie aber immer mehr, doch wollten sie ihn nicht gehen lassen. Zuletzt ging er ohne ihre Erlaubnis zum Wachen, und die Brüder ließen ihn: mag er tun, was er will.

Der Grindskopf ging nun in die Scheune, wartete und wartete, und sieh da! kommt das wilde Pferd wieder, um Heu zu fressen. Sogleich stürzte er sich auf das Pferd, packte es und wollte es totschlagen. Aber das Pferd rief aus: „Ich bitte dich, schlag mich nicht tot; ich will dir etwas geben und werde auch niemals wiederkommen.“ – „Was willst du mir geben?“ fragte der Grindskopf. – „Ich will dir drei Haare geben,“ antwortete das Pferd, „ein weißes, ein rotes und ein schwarzes, und wenn du irgend in Not kommst, wirf eins von den Haaren in die Höhe, und was du wünschest, wird dir geschehen.“ Da ließ der Grindskopf das Pferd los; das gab ihm die drei Haare, und sie gingen ihres Weges. Als der Grindskopf nach Hause gekommen war, sagte er zu seinen Brüdern: „Seht ihr wohl, wie ich wach geblieben bin, und ihr wolltet mich nicht gehen lassen.“ – „Ach, du Grindskopf,“ antworteten sie, „wir konnten nicht wach bleiben, und du solltest das gekonnt haben?“ – „Geht nur und seht, wie das ganze Heu noch da ist“, erwiderte er. Sie gingen hin, und da sie sahen, daß von dem Heu nichts genommen war, wunderten sie sich und standen ganz starr. Der Grindskopf aber zog sich wieder den Rindsmagen über den Kopf und setzte sich an den Herd.

Da ereignete es sich, daß der Zar einige sehr tiefe und breite Gräben ziehen ließ und Herolde anstellte, die ausrufen mußten: „Wer ein Held aller Helden ist, der soll kommen und über die Gräben springen, dem will ich meine älteste Tochter geben.“ Da kamen alle Helden herbei und bemühten sich hinüberzuspringen, aber keiner konnte es. Auch die Brüder des Grindskopfes waren hingezogen, und er war ihnen heimlich nachgegangen, blieb verborgen an einer Stelle stehen, versteckte den Rindsmagen und warf das weiße Pferdehaar in die Luft. Sogleich kam vor ihm ein Schimmel heraus und ein weißer Anzug. Er zog die Kleider an, bestieg das Pferd und übersprang mit gewaltiger Kraft die tiefen und breiten Gräben. Die älteste Zarentochter, die das von einer Stelle mit angesehen hatte, warf ihm als Zeichen ihrer Billigung einen Apfel zu, und er fing ihn auf. Darauf ging er schnell an den früheren Platz, ließ Pferd und Kleider da und zog wieder den Rindsmagen über den Kopf. Pferd und Kleider verschwanden sogleich, er aber ging mit dem Apfel, den er zu sich gesteckt hatte, nach Hause und setzte sich an den Herd, als ob er von allem, was geschehen war, nichts wüßte.

Nach einiger Zeit riefen die Herolde wieder aus: „Wer ein Held aller Helden ist, der soll kommen und über die Gräben springen, der Zar will ihm seine zweite Tochter geben.“ Da kamen große Helden herbei, einer stärker als der andere, um den Sprung zu versuchen; auch die Brüder des Grindskopfes kamen, gaben sich große Mühe, aber keiner konnte hinüberspringen. Auch diesmal ging der Grindskopf heimlich mit und blieb an dem früheren Orte stehen, verbarg den Rindsmagen und warf das rote Haar in die Luft. Sogleich stand ein Rotfuchs vor ihm und dabei ein roter Anzug. Der Grindskopf zog die roten Kleider an, bestieg den Fuchs und sprang mit gewaltiger Kraft über die Gräben. Die zweite Tochter des Zaren aber, die den Sprung mit angesehen hatte, warf ihm zum Zeichen einen Apfel zu, und er fing ihn auf und steckte ihn ein. Dann eilte er schnell wieder an den alten Platz, stieg vom Pferd, legte die roten Kleider ab und zog den Rindsmagen wieder über den Kopf; Pferd und Kleider verschwanden. Er ging nun schnell nach Hause und setzte sich an den Herd, als ob er von nichts wüßte. Bald darauf kamen auch seine Brüder und erzählten Vater und Mutter, was geschehen war und was sie gesehen hatten: „Sieh mal, Vater; es kam da ein Held auf einem Rotfuchs und ganz in Rot gekleidet; der sprang über die Gräben, und die Zarentochter, die zweite, warf ihm einen Apfel zu.“ Da fuhr auch der Grindskopf mit der Frage drein: „Was, Bruder, was?“ Die aber sagten zu ihm: „Ach, du Grindskopf, du bist nur gut, zu Hause zu sitzen am Herd in der Asche; was hast du zu fragen? Schweig du hier still!“

Nach einiger Zeit riefen die Herolde wieder aus: „Wer ein Held aller Helden ist, der soll kommen und über des Zaren Gräben springen, der Zar will ihm seine jüngste Tochter geben.“ Da versammelte sich eine Menge Helden, um den Sprung zu versuchen, aber keiner konnte über die Gräben kommen. Auch die Brüder des Grindskopfs waren gekommen, aber nur um von ferne zuzusehen, denn den Sprung konnten sie durchaus nicht machen, wollten aber wenigstens sehen, wer hinüberkommen wird. Ihnen war auch ihr Bruder, der Grindskopf, heimlich gefolgt, blieb wieder an dem früheren Ort stehen und warf das schwarze Haar in die Luft. Sogleich erschien vor ihm ein Rappe und ein schwarzer Anzug. Er verbarg den Rindsmagen, zog die schwarzen Kleider an, bestieg den Rappen, sprengte mit gewaltiger Schnelligkeit fort und sprang über die Gräben, und die jüngste Zarentochter warf ihm einen Apfel zu. Den fing er auf, steckte ihn zu sich und kehrte schnell an den früheren Ort zurück. Dort stieg er ab, zog die schwarzen Kleider aus und zog den Rindsmagen wieder über den Kopf; Pferd und Kleidung verschwanden, er ging nach Hause und setzte sich an den Herd, als wüßte er von nichts. Als nun die Brüder zurückkamen, erzählten sie dem Vater: „Sieh mal, Vater, heute kam ein Held ganz in Schwarz und auf einem Rappen, der sprang über die Gräben, und die Zarentochter, die jüngste, warf ihm einen Apfel zu.“ Da kam auch der Grindskopf mit der Frage: „Was, Bruder, was?“ Die aber antworteten ihm nur: „Ach, du Grindskopf, bleib du nur am Herd in der Asche, zu anderem bist du nicht da.“

Kurze Zeit verging, da riefen die Herolde wieder aus: „Was der erste Held war, der soll zum Zaren kommen und sich die älteste Zarentochter nehmen.“ Da sagte der Grindskopf zu seinem ältesten Bruder: „Bruder, ich habe was gefunden, möchtest du, daß ich dir es gebe?“ – „Was, du Grindskopf,“ antwortete der, „du willst was gefunden haben? Wohin bist du aus dem Hause gegangen, daß du etwas finden konntest?“ – „Was geht dich das an?“ fuhr der Grindskopf fort, „kann ich dir nicht etwas geben, was ich gefunden habe?“ – „Na, da gib her, laß sehen, was du gefunden hast.“ – Darauf zog der Grindskopf den Apfel heraus, den ihm die älteste Zarentochter zugeworfen hatte, und gab ihn seinem Bruder. Der ging zum Zaren und bekam die älteste Zarentochter zur Frau. Der Zar aber gab ihm zugleich mit der Tochter auch einen besonderen Palast.

Nach einiger Zeit riefen wieder die Herolde aus: „Was der zweite Held war, der über die Gräben sprang, der soll kommen und sich die zweite Zarentochter nehmen.“ Da sagte wieder der Grindskopf zu seinem zweiten Bruder: „Bruder, möchtest du, daß ich dir etwas gebe, was ich gefunden habe?“ – „Na, du Grindskopf, kannst du etwas hier gefunden haben, in der Asche?“ – „Was geht das dich an?“ fuhr der Grindskopf fort, „kann ich dir nicht etwas geben?“ – „Na, so gib, laß sehen, was du gefunden hast.“ – Da zog der Grindskopf den Apfel der zweiten Zarentochter heraus und gab ihn seinem Bruder. Der nahm ihn, ging zum Zaren und heiratete dessen zweite Tochter. Der Zar aber gab ihm mit der Tochter auch einen besonderen Palast.

Zuletzt, wieder nach einiger Zeit, riefen die Herolde aus: „Was der letzte Held war, der über die Gräben sprang, der soll kommen und sich die jüngste Zarentochter nehmen.“ Da ging der Grindskopf mit dem Rindsmagen auf dem Kopf und dem Apfel der jüngsten Zarentochter zum Zaren, um sich die versprochene Braut, die Zarentochter, zu holen. Als aber der Zar ihn in dem Zustande sah, mit dem Rindsmagen auf dem Kopfe, wollte er sie ihm nicht geben: „Soll ich meine Tochter einem Grindigen geben?“ Die Tochter aber sagte zu ihrem Vater: „I, Vater! der war mir zugedacht, den will ich nehmen.“ – „Nein,“ fuhr der Zar fort, „das darf nicht geschehen.“ – „Der war mir vom Schicksal bestimmt,“ sagte sie weiter, „den wünsche ich mir, den will ich nehmen und will keinen andern.“ Da gab sich der Zar, ihr Vater, zufrieden und sagte: „Nun, wenn du ihn willst, nimm ihn dir.“

So nahm sie ihn zum Manne, und der Zar gab ihnen auch eine kleine Stube zur Wohnung, am Pferdestall nahe bei den Pferden.

Bald darauf kam der Zar in Sorge, ein anderer Zar hatte ihm Krieg erklärt, daher ließ er die Herolde ausrufen: „Wer dem Zaren im Kriege zu Hilfe kommt, dem wird er ein Geschenk geben, was er sich nur wünscht.“ Da zogen viele Helden zu Hilfe; auch hatte er die beiden älteren Schwiegersöhne aufgefordert, und sie gingen. An den jüngsten dachte er nicht einmal so weit, daß er überhaupt da war, und ließ ihn nicht einmal wissen, daß er mit jemand Krieg führte und in Not war.

„Na!“ sagte der Grindskopf zu seiner Frau, „dein Vater hat seine beiden andern Schwiegersöhne zum Krieg aufgerufen, mir hat er nicht einmal angezeigt, daß er Krieg führt und Not hat. Meinetwegen, aber wenn ich auch zu nichts anderm tauge, hätte er mich wenigstens zum Zusehen einladen können.“

Da ging die Frau zu ihrem Vater, weinte ihm etwas vor und sagte: „Vater, warum tust du das? Deine beiden andern Schwiegersöhne hast du zum Krieg aufgerufen, warum nicht auch den jüngsten? Und wenn du ihn schon dazu nicht aufrufst – er taugt ja auch nicht für den Krieg -, warum hast du es nicht so gemacht, daß du ihm irgendeinen elenden Gaul gibst, damit er wenigstens mitgehen und aus der Ferne zusehen kann.“ Da befahl der Zar seinen Dienern, ihm den alten Gaul zu geben. „Mag er denn auch gehen und zusehen, wenn er will.“

Der Grindskopf nahm den alten Gaul, stieg auf und zog mit dem Rindsmagen auf dem Kopfe fort. Als er so dahinzog, blieb der Gaul in einem Graben stecken, und er konnte nicht mit ihm herauskommen. Alle, die das sahen, lachten ihn aus; endlich aber kam er mit großer Mühe wieder aus dem Graben heraus. Darauf versteckte er irgendwo den Rindsmagen und warf das weiße Pferdehaar in die Luft. Sogleich, hast du nicht gesehen, erschien vor ihm ein Schimmel und ein weißer Anzug; er zog die weißen Kleider an, bestieg den Schimmel und machte sich auf, das Heer, das weitergezogen war, einzuholen. Er holte es auch ein und sprengte vor dem ganzen Heere so mächtig einher, daß keiner ihn aufhalten konnte. Sie schlugen sich nun mit dem Feinde herum, besiegten ihn und kehrten am Abend zurück; auch der Zar kam zurück. Am nächsten Morgen kamen zum Zaren alle seine Großen, ihn zu dem Siege zu beglückwünschen, darunter auch der Held mit dem Schimmel, der Sieger. Sie stiegen hinauf, und alle standen stramm vor ihm; dann setzten sie ihn an den obersten Platz, ganz oben. Als sie nun tüchtig getrunken hatten, wie es damals Sitte war, sagte der Zar zu ihm:

„Nun, was wünschest du dir von mir? Wünsche, was du magst, ohne Scheu.“ Er aber antwortete: „Nichts wünsche ich, erhabener Zar.“ – „Wieso nichts? Ich habe doch gelobt, dem Sieger alles zu geben, was er nur wünscht.“ Der Held wiederholte: „Ich wünsche nichts, erhabener Zar, als nur das Becken, das du zum Waschen brauchst, nur das gib mir.“ – „Das Waschbecken“, antwortete der Zar, „kannst du leicht haben, aber wünsche dir noch etwas.“ – „Nichts anderes wünsche ich“, sagte der Held noch einmal, „als das Becken.“ Da gab man ihm das Waschbecken, und er ging damit nach Hause; das Pferd aber und die weißen Kleider verschwanden, und er zog wieder den Rindsmagen über den Kopf, das Waschbecken aber hängte er in der Stube an die Wand.

Zum Glückwünschen kamen ja auch des Zaren Töchter, so auch die jüngste, die Frau des Grindskopfs. Die fragte ihren Vater: „Vater, was für ein Geschenk hast du dem Helden gegeben, der in dem Kriege gesiegt hat?“ – Der Vater antwortete: „Er wollte nichts, meine Tochter, als nur mein Waschbecken, und das habe ich ihm gegeben.“ – „Was,“ sagte sie, „wie kannst du ihm das Waschbecken gegeben haben? Das ist ja da bei uns im Hause, hängt an der Wand in unsrer Stube.“ – „Nein,“ erwiderte der Zar, „wie kann das sein? Mein Waschbecken ist Gott weiß wo; der Held war nicht von hier; er nahm das Waschbecken und ging damit fort.“ – „Nein, Vater, das Waschbecken ist bei uns zu Hause.“ – „So geh und hole es, daß ich es sehe.“ – Die Tochter eilte nun nach Hause, um das Waschbecken zu holen und es ihrem Vater zu bringen, daß er es sehe und ihr glaube; aber ihr Mann ließ es nicht zu, sondern sagte: „Laß das Waschbecken hier; mir ist es recht da, wo es ist.“

Bald darauf wurde dem Zaren wieder Krieg erklärt; die Herolde riefen überall aus: „Wer ein tüchtiger Held ist, der soll dem Zaren zu Hilfe kommen, er will ihm zum Geschenk geben alles, was er nur wünschen mag.“ Da kamen viele Helden; der Zar hatte auch seine beiden älteren Schwiegersöhne aufgerufen, und die waren gekommen. Dem jüngsten aber, dem Grindskopf, gab man wieder den alten Gaul, er solle auch gehen, aber nur, um aus der Ferne zuzusehen. Da sagte er zu seiner Frau: „Was soll ich mit dem Gaul? Besser, ich gehe zu Fuß und sehe so von ferne zu.“ Darauf ging er zu Fuß an den früheren Ort, versteckte dort den Rindsmagen und warf das rote Haar in die Luft; sogleich kam vor ihm ein Rotfuchs heraus und ein roter Anzug. Den zog er an, bestieg das Pferd, sprengte fort, dem Heer voran und schlug sich heldenhaft. Sie kämpften lange mit dem Feinde, aber durch den Heldenmut des Grindskopfes gewann das Heer des Zaren den Sieg. Als sie heimgekehrt waren, kamen alle Großen zum Zaren, ihm zu dem Siege Glück zu wünschen, darunter auch der sieghafte Held. Der Zar aber fragte ihn: „Was wünschest du dir von mir? Wünsche, was du willst, ich gebe es dir, denn ich habe es gelobt, und du hast meine Ehre gerettet.“ Aber der Held antwortete: „Nichts anderes wünsche ich von dir, erhabener Zar, als nur das Tuch, mit dem du dir das Gesicht nach dem Waschen abtrocknest.“ Der Zar gab es ihm, und er ging damit nach Hause; auch die anderen gingen fort, er ging aber zuerst an den Ort, wo er den Rindsmagen gelassen hatte; dort tat er wie früher, setzte den Rindsmagen auf und machte sich wieder zum Grindskopf; Pferd und Kleider verschwanden. Zu Hause angekommen, hängte er auch das Tuch an die Wand wie früher das Waschbecken.

Als nun die Schwestern gingen, ihrem Vater Glück zu wünschen, zu dem Siege, ging auch die Frau des Grindskopfes, und als sie ihren Glückwunsch angebracht hatte, fragte sie den Vater: was er dem Sieger für ein Geschenk gemacht habe. „Er wollte nichts“, antwortete der Vater, „als nur das Tuch, womit ich mir das Gesicht abtrockne, und das habe ich ihm gegeben.“ – „Wie, das Tuch?“ fragte sie weiter, „dein Tuch ist ja da bei uns zu Hause, hängt in der Stube an der Wand.“ Der Zar wollte das nicht glauben: „Wie kann es bei euch im Hause sein?“ – „Ja wohl, es ist bei mir im Hause“, wiederholte sie. – „So geh und hole es, daß ich es sehe.“ – Da ging sie, das Tuch des Zaren zu holen, aber ihr Mann ließ es nicht zu, sondern sagte: „Laß es da, mir ist es recht, wo es ist.“

Bald darauf wurde dem Zaren zum drittenmal Krieg erklärt; die Herolde riefen überall aus und forderten die Helden auf, dem Zaren im Kriege zu Hilfe zu kommen; der Zar würde dem Sieger alles geben, was er nur wünschen möge. Da kamen alle großen auserwählten Helden, auch die beiden älteren Schwiegersöhne des Zaren kamen, und zuletzt der jüngste, der Grindskopf. Wie früher, versteckte er den Rindsmagen und warf das schwarze Haar in die Luft. Sogleich erschien ein Rappe und schwarze Kleider. Die zog er an, bestieg das Pferd, sprengte fort und kam dem ganzen Heere des Zaren voran, schlug sich heldenhaft und siegte zum drittenmal.

Als so der Krieg zu Ende war, kamen wieder die Großen zum Zaren, ihm Glück zu wünschen, dabei auch der Held, der Sieger, und wieder fragte ihn der Zar, was er ihm für ein Geschenk geben solle für den Heldenmut, mit dem er das feindliche Heer vernichtet hatte. Der Held aber antwortete: „Ich wünsche nichts, erhabener Zar, als daß du mir sagst, wer ich bin“; dann sagte er aber selbst: „Ich bin dein jüngster Schwiegersohn, dem du deine jüngste Tochter nicht geben wolltest und den du in einer Stube dicht bei den Pferden wohnen ließest.“

Von da an ehrte ihn der Zar mehr als die beiden andern Schwiegersöhne und machte ihn zum ersten von allen seinen Leuten.

So wurde der verachtete Grindskopf der erste von allen und kam mehr zu Würden und Ehren als alle.

Quelle:
(Balkanmärchen aus Bulgarien)

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