Aber nach einigen Jahren konnte sein Körper es nicht mehr aushalten; seine Knie sanken ein, sein Rücken krümmte sich, und er war genötigt, die Krücke in die Hand zu nehmen; nicht lange, so verlor er auch das Gesicht, zuletzt auch das Gehör. Krumm, blind und taub, wie er war, lebte er dennoch immerfort toll und voll wie ehemals. Endlich kam unser Herrgott, um ihn abzuholen. Der Kirchenvater war bestürzt und verzagt und machte ihm Vorwürfe, warum er ihn denn nicht dreimal gemahnt, wie er gesagt habe. Da sprach unser Herrgott in gerechtem Zorn: „Wie, hätte ich dich nicht gemahnt? Klopfte ich dir nicht zuerst auf die Achsel und an die Knie, daß du krumm gehen mußtest? Legte ich dir dann nicht meinen Finger aufs Auge, daß du nicht sehen konntest, und zupfte ich dir zuletzt nicht am Ohr, daß du taub wurdest? Also ist erfüllt, was ich dir verheißen hatte, wohlan, folge mir!“ Der Kirchenvater bat nun demütig um Verzeihung, er habe wahrlich die Mahnung nicht verstanden und habe sich jetzt zum Tode noch gar nicht vorbereitet. Milde blickte unser Herrgott auf den reuigen Kirchenvater und sprach: „Komme nur, komme; ich will dir nicht gerechter als gnädig sein!“
Ihr aber merkt euch das: gerade also mahnt auch euch alle unser Herrgott; sehet zu, daß ihr nicht auch so unvorbereitet seid, wenn er euch abruft!
Quelle: (Josef Haltrich – Deutsche Volksmärchen aus dem Sachsenlande in Siebenbürgen)