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Von den drei dankbaren Tieren

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Es war einmal eine arme Frau, die hatte zwar einen Sohn, aber nicht Brot genug, um sich und ihn zu sättigen; der Junge ging daher in den Wald, sammelte Strauchwerk und verkaufte es in der Stadt, und erhielt dafür zwei Heller. Darauf ging er nach Hause und wollte das Geld seiner Mutter geben, damit sie dafür Brot anschaffe. Aber unterwegs traf er auf mehrere Knaben, die darüber her waren, eine Schlange zu töten. Da dauerte ihn das Tier und er sagte zu den Knaben: »Ich gebe euch einen Heller, wenn ihr sie leben laßt.« Die Knaben waren es zufrieden, nahmen den Heller und ließen die Schlange laufen. Diese aber folgte ihm nach. Und als er nach Hause kam, erzählte er seiner Mutter, was er getan habe. Da begann die Mutter zu schmälen und sprach: »Ich schickte dich weg, um Geld zu verdienen, damit wir nicht verhungern, und statt dessen bringst du Schlangen ins Haus.« Der Junge aber sagte: »laßt’s gut sein, Mutter, zu etwas wird sie schon nütze sein!«
Drauf ging er wieder in den Wald, sammelte Strauchwerk, und verkaufte es in der Stadt für zwei Heller. Auf dem Heimweg kam er zu ein paar Knaben, die waren darüber her, einen Hund zu töten. Da dauerte ihn das Tier und er sprach zu ihnen: »Ich gebe euch einen Heller, wenn ihr ihn leben laßt.« Die Knaben nahmen den Heller und ließen den Hund in Frieden. Dieser aber folgte ihm nach, und so kam er zu seiner Mutter zurück und erzählte ihr, was ihm begegnet war. Da schmälte die Mutter wie das erste Mal; er aber kehrte sich nicht dran, holte wiederum Strauchwerk in dem Wald und verkaufte es in der Stadt für zwei Heller. Diesmal fand er auf dem Rückweg ein paar Knaben, welche darüber her waren, eine Katze zu töten; und er sagte zu ihnen: »ich geb‘ euch einen Heller, wenn ihr sie nicht totschlagt.« Die Jungen nahmen den Heller und ließen die Katze in Frieden. Diese aber folgte ihm nach. Als er heimkam, erzählte er der Mutter, was er getan habe. Wie die Mutter hörte, daß er noch eine Katze mitbringe, da wurde sie sehr unwirsch und rief: »das ist nicht auszuhalten. Ich schicke dich fort, um etwas zu verdienen, damit wir nicht verhungern, und statt des Geldes bringst du mir Schlangen, Hunde und Katzen in’s Haus!« Der Sohn aber sagte: »Laßt’s gut sein, Mutter, zu etwas werden sie schon nütze sein.«
Als sie darauf zu Bette gingen, schlich sich die Schlange zum Sohn und sprach: »Weil du so barmherzig bist, so bringe mich auch zu meinem Vater und meiner Mutter, und wenn sie dir Geld oder Gold geben wollen, so nimm es nicht an, sondern verlange zum Lohn den Siegelring, welchen mein Vater am Finger trägt, und das wird dein Schade nicht sein!«
Da stand der Sohn auf und brachte die Schlange zu ihren Eltern. Nachdem die erste Freude des Wiedersehens vorüber war, sprach die Schlange zu ihrem Vater: »Der da hat mich vom Tod errettet.« Da fragte der Vater den Menschen: »Was soll ich dir für die Wohltat geben, die du meinem Kinde erwiesen hast?« Und dieser antwortete, wie ihn die Schlange gelehrt hatte: »Ich will weder Geld noch Gold, sondern nur den Siegelring, den du an deiner Hand trägst.« Der Vater der Schlange aber erschrak, als er das hörte, und sprach: »Was du verlangst, ist zu viel, das kann ich dir nicht geben!«
Da stellte sich die Schlange, als ob sie mit dem Menschen wieder fort wollte, und sprach: »Vater, wenn du diesem, der mich doch vom Tod errettet hat, deinen Siegelring nicht geben willst, so geh‘ ich wieder mit ihm zurück, denn ihm schuldige ich mein Leben!« Da gab der Vater dem Menschen den Siegelring und nahm von ihm sein Kind zurück und sagte: »Wenn du irgend etwas nötig hast, so lecke an dem Siegel, da wird ein schwarzer Mann erscheinen; dem befiehl, was du willst, und er wird es ausführen.«
Drauf nahm der Mensch Abschied von den Schlangen und ging nach Hause. Dort aber empfing ihn die Mutter nicht sehr freundlich und fragte ihn: »Was werden wir heute essen?« Er aber sprach:
»Geh zum Schranke, dort findest du das Nötige!«
»Mein Sohn, ich geh des Tags so oft zum Schranke und finde niemals etwas drin.«
»Geh nur, sag ich dir, geh nur! denn jetzt findest du gewiß etwas.« Und während sie zum Schranke ging, leckte er am Siegel, und es erschien ein Schwarzer und fragte: »Was befiehlst du, Herr?« Er aber sagte: »Ich will, daß du mir den Schrank mit Speisen anfüllst!«
Und bis die Mutter zum Schranke kam, war dieser voll Speisen aller Art; die nahmen sie heraus und taten sich gütlich und machten sich von da an mit dem Ringe ein schönes Leben.
Doch nach und nach ward der Sohn dessen überdrüssig, und eines Tages sprach er zu seiner Mutter: »Geh zum König, Mutter, und sage ihm, er soll mir seine Tochter zur Frau geben!« Da sprach die Mutter: »Was kömmt dir an? Wie können wir uns bis zur Tochter des Königs versteigen?« Er aber hörte nicht auf ihre Einreden und bestand darauf, daß sie hingehen solle.
Übel oder wohl, mußte sich die Alte aufmachen und zum König gehn. Und als sie vor ihn kam, sagte sie zu ihm ohne viele Umschweife: »Mein Sohn verlangt deine Tochter zum Weibe!« Da lachte der König und sprach: »Wenn er im Stande ist, ein Schloß zu bauen, das größer ist als das meinige, dann soll er meine Tochter zum Weibe haben.«
Die Alte kam zu ihrem Sohn zurück und erzählte ihm die Antwort des Königs. Und in derselben Nacht leckte dieser an dem Siegel, und als der Schwarze erschien, befahl er ihm, ein Schloß zu bauen, das größer sei, als das des Königs. In demselben Augenblick war er in einem Schloß, das größer war, als das des Königs.
Am andern Morgen schickte er seine Mutter wiederum zum König. Und als sie vor ihn kam, sagte sie: »Mein Sohn hat das Schloß gebaut, wie du ihm aufgetragen, und verlangt nun deine Tochter zum Weibe.«
Der König aber antwortete: »Wenn er im Stande ist, den Weg von seinem Schlosse zu dem meinigen mit Gold zu pflastern, dann soll er meine Tochter bekommen.«
Da ging die Alte nach Hause und erzählte ihrem Sohne, was ihr der König geantwortet. Der aber ließ, durch den Schwarzen in der Nacht darauf den goldnen Weg bauen, wie ihn der König verlangt hatte. Und des Morgens ging die Mutter wiederum zum König und sagte: »Mein Sohn hat das getan, was du verlangt hast.« Da sprach der König: »Nun, dann soll er sich zur Hochzeit vorbereiten.« Die Alte kehrte nach Hause zurück und erzählte ihrem Sohne, was ihr der König aufgetragen. Und dieser rüstete sich also zur Hochzeit.
Der König aber ließ seine Tochter rufen, teilte ihr seinen Beschluß mit, und erzählte ihr, wie geschickt ihr Bräutigam sei und was er Alles bis jetzt vollbracht habe.
Als die Prinzessin hörte, wie reich und geschickt ihr Bräutigam sei, freute sie sich sehr und verlangte vom Vater nichts andres, als einen Schwarzen, der ihr aufwarte, und den sie mit ihren Aufträgen ausschicken könne. Der König gab ihr einen solchen, und als der bestimmte Tag herankam, da nahm der Sohn der Wittwe die Prinzessin zur Frau. Sie lebten lange Zeit glücklich mit einander, und er hatte seine Frau so lieb, daß er sich in einer schwachen Stunde von ihr beschwatzen ließ, und ihr das Geheimnis des Siegels anvertraute.
Mit der Zeit aber begann die Prinzessin, sich in ihren Schwarzen zu verlieben, und ihre Liebe zu ihm ward nach und nach so groß, daß sie eines Nachts, während ihr Mann schlief, ihm das Siegel raubte und mit dem Schwarzen flüchtig ward.
Sie gingen zusammen auf eine Insel im Meer, ließen sich durch die Kraft des Ringes ein Schloß bauen und lebten dort mit einander.
Als der Sohn der Wittwe am andern Morgen aufwachte und inne wurde, was geschehn war, verfiel er in tiefe Trauer. Da kam die Katze leise herbeigeschlichen und schmiegte sich schmeichelnd und spinnend an ihn an. Und als er darauf nicht achtete, fragte sie ihn endlich: »Was fehlt dir, Herr?«
»Was mir fehlt, Närrchen? So und so ist’s mir ergangen. Heute Nacht hat mir meine Frau den Siegelring geraubt und ist mit dem Schwarzen davon gelaufen.«
»Pah, wenn’s weiter nichts ist, so laß dich das nicht kümmern! Den Ring will ich dir schon wiederbringen, wenn du mir den Hund giebst, damit ich auf ihm hinreiten und ihn holen kann.«
Da gab er der Katze den Hund, und sie setzte sich auf ihn und ritt über’s Meer zum Schlosse der Prinzessin, schlich sich dort ein und suchte vergebens alle Winkel nach dem Ringe aus, bis sie endlich erlauschte, daß der Schwarze den Ring unter seiner Zunge versteckt hielt. Darauf fing sie eine Maus und sprach zu ihr: »Maus, wenn du dein Leben retten willst, so mußt du dein Schwänzchen in das Nasenloch des Schwarzen stecken, während er schläft.« Die Maus versprach es und hielt Wort. Als nun der Schwarze den Kitzel spürte, da fing er an gar heftig zu niesen, und dadurch fiel ihm der Ring heraus, den er unter der Zunge versteckt hatte. Die Katze packte ihn sogleich, stieg auf den Hund und suchte das Weite. Während sie nun über das Meer schwammen, da sagte der Hund zur Katze: »Liebe Katze, sei doch so gut, und zeig mir ein bischen den Ring.« »Was siehst du dran, du Narr?« meinte die Katze. Da aber der Hund nicht nachließ, so zog sie den Ring hervor, und wie ihn der Hund nehmen will, so fällt er in’s Meer, und ein Fisch schnappte ihn auf und ward dadurch zum Buntfische.
Da sprach die Katze zum Hunde: »Wehe uns, was hast du angestellt? Wie können wir zu unserm Herrn ohne Ring zurückkehren?« – Aber was war zu tun? Im Meer konnten sie nicht bleiben; sie schwammen also an’s Land, und kamen an einen Ort, wo die Schiffe ankern. – Dort gingen sie auf das beste Schiff, und die Katze wußte dem Schiffer so zu schmeicheln und schön zu tun, daß dieser sagte: »Ei der Tausend, was für eine schöne Katze ist uns da zugelaufen! Wenn ich heute Abend nach Hause komme und den Fisch koche, den ich gefangen habe, so soll sie auch die Därme bekommen und sich dran gütlich tun.« Das war aber der Fisch, welcher den Siegelring geschluckt hatte, und wie nun die Katze die Därme bekam, packte sie das Kleinod, stieg auf den Hund, kehrte zu ihrem Herrn zurück, und als sie den so traurig dasitzen sah, rief sie von weitem: »miau, miau!« Da hob der Herr den Kopf in die Höhe und fragte: »Hast du ihn, mein Kätzchen?«
»Ich hab ihn, Herr! ich hab ihn; aber du mußt den Hund totschlagen, denn als wir auf dem Meere schwammen, wollte er den Ring sehen und ließ ihn in’s Meer fallen.« Da griff jener nach der Flinte und legte an, um ihn totzuschießen. Die Katze aber rief: »Laß ihn gehn, Herr, wir haben ja so lange aus einer Schüssel gegessen.« Und jener setzte ab und ließ ihn leben.
Drauf nahm der Herr den Siegelring und leckte daran; sogleich erschien der Schwarze und fragte: »Was befiehlst du, Herr?«
»Bringe das Schloß daher, welches im Meere steht.« Und als es vor ihm stand, ging er hinein und fand den Schwarzen bei seiner Frau liegen, schlug ihn tot, und lebte mit dieser glücklich und zufrieden bis an sein Ende.

[Griechenland: Johann Georg von Hahn: Griechische und Albanesische Märchen]

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