0
(0)
Die Frau des allweisen Salomon verliebte sich in einen andern Kaiser und beschloß ihren Mann zu verlassen, da es ihr aber nicht leicht war zu entkommen, indem Salomon sie streng bewachte, so verabredete sie sich mit dem andern Kaiser, und dieser schickte ihr einen Trank, den trank sie, worauf sie wie todt da lag. Als sie solchergestalt gestorben war, schnitt ihr Salomon den kleinen Finger von der Hand ab, um sich zu überzeugen, daß sie in der That gestorben sei, und wie er sah daß die Frau nichts davon fühlte und wirklich todt war, ließ er sie begraben. Der andere Kaiser hieß aber seine Leute hingehen, die Frau ausgraben und sie ihm bringen, und er wußte ihr auf irgend eine Art das Leben wieder zu geben, worauf er sie zur Frau nahm und mit ihr lebte.
Als der weise Salomon erfuhr, was mit seiner Frau geschehen war, machte er sich auf sie zu suchen, viele bewaffnete Leute mit sich führend, wie er sich aber der Residenz des Kaisers näherte, der ihm die Frau genommen hatte, ließ er die Leute in einem Walde zurück, mit dem Befehl, sobald sie das Schmettern einer Trompete vernähmen, dem Schalle zu folgen und ihm zu Hilfe zu eilen, einen belaubten Zweig aber vor sich her zu tragen, worauf er allein in das kaiserliche Schloß ging. Dort fand er die Frau mit den Dienern allein im Schlosse, denn der Kaiser war eben zur Jagd gegangen. Wie die Frau ihren ersten Mann erblickte, erschrak sie, es gelang ihr jedoch ihn wiederum zu täuschen, in ein Gemach zu locken und daselbst einzuschließen. Als der Kaiser von der Jagd heim kam, sagte ihm die Frau daß der weise Salomon gekommen, und in dem und dem Zimmer eingeschlossen sei, gehe daher, sprach sie, gleich zu ihm hin und hau ihn zusammen, aber wag es nicht irgend etwas mit ihm zu sprechen, denn so wie du ihn ein einziges Wort sprechen läßt, wird er dich überlisten. Den blanken Säbel in den Händen, öffnete der Kaiser die Thüre des Gemachs und trat zu dem weisen Salomon ein, ihm den Kopf abzuschlagen. Salomon aber saß ruhig und ohne Furcht auf einem Kissen, und als er Jenen mit blankem Säbel auf sich zukommen sah, fing er zu lachen an. Wie der Kaiser dies sah, konnte er sich nicht enthalten ihn zu fragen, weshalb er lache, worauf Salomon antwortete, er müsse lachen, daß der Kaiser den Kaiser auf eines Weibes Kopfkissen umbringen wolle. Da fragte ihn der Kaiser: »Wie denn sonst?« worauf Salomon erwiederte: »Da ich nun einmal in deinen Händen bin, so fessele mich und führe mich vor die Stadt hinaus aufs Feld und bringe mich öffentlich um. Laß drei Mal Trompetengeschmetter erschallen, damit es Jeder höre, und wer nur irgend will, es zu sehen kommen könne, da wird selbst der Wald herbei eilen zu sehen, wie ein Kaiser den Kaiser hinrichten läßt.« Der Kaiser war begierig zu erfahren, ob es wahr sei, daß der Wald kommen werde es anzusehen wie ein Kaiser den Kaiser tödtet. Und er fesselte Salomon, setzte ihn auf einen gemeinen Karren, und führte ihn mit seinen Knechten und Schloßleuten hinaus aufs Feld um ihn hinzurichten. Wie sie so hinaus zogen, betrachtete Salomon die vorderen Räder des Karrens und brach mit einem Male in Lachen aus. Der Kaiser, welcher neben ihm ritt, fragte ihn, weshalb er lache, er antwortete: »Ich muß lachen wenn ich betrachte, wie die eine Felge des Rades in den Koth sinkt, während die andere sich daraus erhebt.« Da wandte der Kaiser sich von ihm ab und sprach: »Nun Gott sei Dank! die Leute nennen ihn den allweisen Salomon, und er ist ein Narr.« Mittlerweile erreichten sie den Ort, an welchem Salomon gerichtet werden sollte, da befahl der Kaiser ein Mal in die Trompete zu stoßen. Wie die Krieger Salomons die Trompete vernahmen, brachen sie auf, bei dem zweiten Trompetenschall rückten sie heran, doch konnte man sie nicht sehen, sondern nur die grünen Zweige, die sie vor sich trugen gleich einem wandelnden Walde. Der Kaiser, der wirklich den Wald kommen sah, war verwundert, und überzeugt von der Wahrheit dessen, was Salomon gesagt, befahl er ein drittes Mal die Trompete zu blasen; in demselben Augenblick hatten Salomons Krieger den Ort erreicht, befreiten Salomon ihren Herrn, der Kaiser aber mit all seinen Knechten und Hofleuten wurde gefangen und niedergehauen.
Als der weise Salomon erfuhr, was mit seiner Frau geschehen war, machte er sich auf sie zu suchen, viele bewaffnete Leute mit sich führend, wie er sich aber der Residenz des Kaisers näherte, der ihm die Frau genommen hatte, ließ er die Leute in einem Walde zurück, mit dem Befehl, sobald sie das Schmettern einer Trompete vernähmen, dem Schalle zu folgen und ihm zu Hilfe zu eilen, einen belaubten Zweig aber vor sich her zu tragen, worauf er allein in das kaiserliche Schloß ging. Dort fand er die Frau mit den Dienern allein im Schlosse, denn der Kaiser war eben zur Jagd gegangen. Wie die Frau ihren ersten Mann erblickte, erschrak sie, es gelang ihr jedoch ihn wiederum zu täuschen, in ein Gemach zu locken und daselbst einzuschließen. Als der Kaiser von der Jagd heim kam, sagte ihm die Frau daß der weise Salomon gekommen, und in dem und dem Zimmer eingeschlossen sei, gehe daher, sprach sie, gleich zu ihm hin und hau ihn zusammen, aber wag es nicht irgend etwas mit ihm zu sprechen, denn so wie du ihn ein einziges Wort sprechen läßt, wird er dich überlisten. Den blanken Säbel in den Händen, öffnete der Kaiser die Thüre des Gemachs und trat zu dem weisen Salomon ein, ihm den Kopf abzuschlagen. Salomon aber saß ruhig und ohne Furcht auf einem Kissen, und als er Jenen mit blankem Säbel auf sich zukommen sah, fing er zu lachen an. Wie der Kaiser dies sah, konnte er sich nicht enthalten ihn zu fragen, weshalb er lache, worauf Salomon antwortete, er müsse lachen, daß der Kaiser den Kaiser auf eines Weibes Kopfkissen umbringen wolle. Da fragte ihn der Kaiser: »Wie denn sonst?« worauf Salomon erwiederte: »Da ich nun einmal in deinen Händen bin, so fessele mich und führe mich vor die Stadt hinaus aufs Feld und bringe mich öffentlich um. Laß drei Mal Trompetengeschmetter erschallen, damit es Jeder höre, und wer nur irgend will, es zu sehen kommen könne, da wird selbst der Wald herbei eilen zu sehen, wie ein Kaiser den Kaiser hinrichten läßt.« Der Kaiser war begierig zu erfahren, ob es wahr sei, daß der Wald kommen werde es anzusehen wie ein Kaiser den Kaiser tödtet. Und er fesselte Salomon, setzte ihn auf einen gemeinen Karren, und führte ihn mit seinen Knechten und Schloßleuten hinaus aufs Feld um ihn hinzurichten. Wie sie so hinaus zogen, betrachtete Salomon die vorderen Räder des Karrens und brach mit einem Male in Lachen aus. Der Kaiser, welcher neben ihm ritt, fragte ihn, weshalb er lache, er antwortete: »Ich muß lachen wenn ich betrachte, wie die eine Felge des Rades in den Koth sinkt, während die andere sich daraus erhebt.« Da wandte der Kaiser sich von ihm ab und sprach: »Nun Gott sei Dank! die Leute nennen ihn den allweisen Salomon, und er ist ein Narr.« Mittlerweile erreichten sie den Ort, an welchem Salomon gerichtet werden sollte, da befahl der Kaiser ein Mal in die Trompete zu stoßen. Wie die Krieger Salomons die Trompete vernahmen, brachen sie auf, bei dem zweiten Trompetenschall rückten sie heran, doch konnte man sie nicht sehen, sondern nur die grünen Zweige, die sie vor sich trugen gleich einem wandelnden Walde. Der Kaiser, der wirklich den Wald kommen sah, war verwundert, und überzeugt von der Wahrheit dessen, was Salomon gesagt, befahl er ein drittes Mal die Trompete zu blasen; in demselben Augenblick hatten Salomons Krieger den Ort erreicht, befreiten Salomon ihren Herrn, der Kaiser aber mit all seinen Knechten und Hofleuten wurde gefangen und niedergehauen.
[Serbien: Vuk Stephanovic Karadzic: Volksmärchen der Serben]