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(1)
In einem Lande, in einem Reiche lebten einmal Zar Iwan und sein Bruder Wassili Zarewitsch. Wassili Zarewitsch hatte immer Unglück. Schließlich war auch der Zar zornig auf ihn geworden und hatte ihn aus dem Hause gejagt. Von da an nannte man ihn Wassili Zarewitsch den Unglücklichen.
Nach und nach wurde er so arm, daß er keine neuen Kleider mehr besaß.
So kam der Ostersonntag heran. Am Vorabend ging alles Volk glückwünschend zum Zaren, der jeden beschenkte mit Geld oder Gut.
Am Charsamstag strich Wassili Zarewitsch durch die Straßen, da traf er ein altes Weib, das sagte:
»Sei gegrüßt, Wassili Zarewitsch! Warum gehst du so traurig einher? Weshalb läßt du den Kopf hängen?«
»Ach Mütterchen,« antwortete er, »wie könnte ich fröhlich sein! Ostern kommt, jeder hat ein Feiertagsgewand, nur ich, des Zaren Bruder, habe nichts, nicht einmal Fleisch, die Fasten zu brechen.«
»Geh hin zum Zar Iwan,« sagte die Alte, »bitte ihn, daß er dir etwas schenke, irgend etwas wird er dir schon geben.«
Wassili Zarewitsch folgte ihrem Rate und ging zu seinem Bruder.
Zar Iwan sah ihn im Zimmer stehen und fragte ihn:
»Was willst du, Wassili Zarewitsch?«
»Bruder, ich kam zu dir, weil du allen für die Feiertage etwas geschenkt hast, nur mir noch nicht.«
Es waren gerade viele Generale da und in ihrer Gegenwart begann der Zar seinen Bruder zu verspotten und sagte:
»Dummkopf, was soll ich dir nur schenken?«
Dann holte der Zar vierzigmal vierzig Zobelfelle herbei, Gold für Knöpfe und Seide für Knopfschlingen, gab alles dem Bruder und sagte:
»Bruder, da hast du ein Geschenk. Näh mir einen Pelz zur Ostermesse daraus und an jedem Knopfe sei ein Paradiesvogel oder eine ausländische Katze.«
Wassili Zarewitsch dankte, ging fort und weinte. Das Geschenk hatte ihn nicht froh gemacht.
Als er so durch die Straßen ging, traf ihn die Alte und fragte:
»Wassili Zarewitsch, was schenkte dir der Zar?«
»Ach, er gab mir vierzigmal vierzig Zobelfelle und Gold für Knöpfe und Seide für Knopfschlingen, daraus soll ich ihm zur Ostermesse einen Pelz nähen, und an jedem Knopfe sollen Paradiesvögel singen und fremdländische Kater schreien.«
Da sprach die Alte:
»Komm mit mir, Wassili Zarewitsch, und sorg dich nicht und gräm dich nicht.«
Sie machten sich zusammen auf den Weg und über kurz oder lang, über hoch oder nieder kamen sie zum Schloß von Elena der Wunderschönen. Da sagte die Alte:
»Wassili Zarewitsch, bleib vor dem Tore stehen, ich werde hineingehen und drinnen für dich freien.«
Sie trat ins Zimmer zu Elena der Wunderschönen und sagte:
»Mütterchen, Elena du Wunderschöne, ich komme dich zu freien für Wassili Zarewitsch.«
Elena die Wunderschöne fragte:
»Ja wo ist er denn?«
»Wassili Zarewitsch steht vor dem Tore, er traut sich nicht ungebeten einzutreten.«
Elena die Wunderschöne befahl sogleich, den Zarewitsch hereinzuführen. Sie sah ihn an und er gefiel ihr sehr gut.
Sie schickte ihn in ein anderes Zimmer, gab ihm zwei Diener und erklärte ihn zu ihrem Bräutigam.
Die Alte sagte:
»Ach, Mütterchen, Elena du Wunderschöne, sein Bruder verlangt von ihm, daß er einen Pelz nähe. Er gab ihm dazu vierzigmal vierzig schwarze Zobelfelle, reines Gold für die Knöpfe und grüne Seide für die Knopfschlingen. Zur Osterfrühmesse soll der Pelz fertig sein und auf jedem Knopfe soll ein Paradiesvogel singen oder ein fremdländischer Kater schreien.«
Elena die Wunderschöne hörte das und antwortete der Alten:
»Morgen wird alles fertig sein.«
Die Alte nahm Abschied und ging fort.
Gegen Abend trat Elena die Wunderschöne vor ihr Haus und schrie:
»He, Bruder, heller Falke, flieg für ein Weilchen her zu mir!«
Der helle Falke kam geflogen, schlug auf die Rampe auf und verwandelte sich in einen kühnen Jüngling.
»Sei gegrüßt, Schwesterchen!«
»Sei gegrüßt, Bruder!«
Sie schwatzten und klatschten miteinander und endlich sagte Elena die Wunderschöne zu ihrem Bruder:
»Ich wählte mir einen Bräutigam, Wassili Zarewitsch, näh ihm einen Pelz zur Ostermesse.«
Sie gab ihm die vierzigmal vierzig Zobelfelle, das reine Gold für die Knöpfe und die grüne Seide für die Knopfschlingen und schärfte ihm ein, daß auf den Knöpfen Paradiesvögel singen oder fremdländische Kater schreien müßten, und unbedingt müßte der Pelz rechtzeitig fertig sein.
»Sorg dich nicht, Schwesterlein, zur rechten Zeit wird er fertig sein.«
Wassili Zarewitsch wußte aber gar nicht, daß er am nächsten Morgen den neuen Pelz haben werde.
Kaum erklangen die Osterglocken zur Frühmesse, da kam der Falke geflogen, schlug auf die Rampe auf und verwandelte sich in einen kühnen Jüngling. Die Schwester trat heraus, und er gab ihr den fertigen Pelz. Elena die Wunderschöne dankte ihm für seinen Dienst und schickte den Pelz zu Wassili Zarewitsch, er solle ihn anziehen. Da freute sich der Zarewitsch sehr, schmückte sich und trat ins Zimmer zu Elena der Wunderschönen. Sie ließ gleich die Pferde einspannen, um in die Kirche zu fahren und gab ihm noch vor der Abfahrt drei Eier.
»Das erste Ei gib dem Protopopen, wenn du den Ostergruß mit ihm tauschst. Das zweite gib deinem Bruder Iwan und das dritte dem, den du am liebsten hast. Kommst du zur Kirche, so stelle dich vor deinen eigenen Bruder.«
Wassili fuhr zur Kirche und trat, wie ihm befohlen war, vor seinen Bruder hin. Der Zar erkannte ihn nicht und dachte:
»Was ist das für ein Mensch?«
Er schickte seinen General zu ihm, mit dem Auftrage, ihn höflich zu fragen, wer er sei.
Der General ging hin und fragte:
»Der Zar schickt mich, um zu erfahren, ob Ihr ein Zar oder Zarewitsch seid, ein König oder Königssohn oder ein starker, mächtiger Held.«
Er erhielt zur Antwort:
»Ich bin ein Einheimischer.«
Zu Ende der Messe begrüßte Wassili Zarewitsch den Protopopen und gab ihm ein Ei, dann ging er zum Zaren, seinem Bruder, und sprach:
»Christ ist erstanden, Bruder.«
»In Wahrheit erstanden«, gab ihm dieser zur Antwort.
Wassili Zarewitsch gab ihm das zweite Ei und es blieb ihm noch eines.
Als er die Kirche verließ, begegnete ihm Alescha Popowitsch.
»Christ ist erstanden, Wassili Zarewitsch.«
»In Wahrheit erstanden.«
»Gib mir ein Ei!« bat Alescha Popowitsch.
»Ich habe keins mehr«, sagte Wassili und ging fort zu Elena der Wunderschönen, begrüßte sie und gab ihr das dritte Ei.
Da sagte sie:
»Nun bin ich bereit, dich zu heiraten, Wassili Zarewitsch. Ich dachte nicht, daß du mir ein Ei aufheben würdest. Fahr zu deinem Bruder und lade ihn zu unserer Hochzeit ein.«
Wassili ging zum Bruder, da freute der sich sehr, und als Wassili ihn zu seiner Hochzeit einlud, fragte er ihn:
»Wo nimmst du die Braut her?«
»Elena die Wunderschöne ist meine Braut.«
Man spielte zur Hochzeit auf und Iwan der Zar gab einen Schmaus für alle Welt, dazu waren auch Wassili und seine Frau, Elena die Wunderschöne, eingeladen.
Als es Zeit war, zum Feste zu fahren, rief Elena die Wunderschöne ihren Mann zu sich und sagte:
»Ich bin so schön, daß ich fürchte, man könnte mir dort etwas antun. Fahr lieber allein hin.«
Wassili Zarewitsch kam zum Bruder, da fragte ihn der:
»Warum kommst du ohne deiner Frau hieher?«
»Sie ist krank, Bruder.«
Sie tranken kurz oder lang und dann begannen die Gäste zu prahlen. Der eine mit diesem, der andere mit jenem, nur Wassili Zarewitsch schwieg still und prahlte nicht. Da trat sein Bruder zu ihm und fragte:
»Wassili, warum sitzest du da und prahlst gar nicht?«
»Womit sollte ich prahlen?« gab er zur Antwort.
»Nun, mit deinem schönen Weibe!«
»Bruder, du hast recht, mein Weib ist schön.«
Da kam mit eins Alescha her, Alescha Popowitsch und sagte:
»Gewiß ist sie schön, ich war bei ihr auch ohne dich.«
Da riefen alle Gäste:
»Warst du bei ihr, so geh wieder hin, bade mit ihr und bring uns ihren Ring, dann glauben wir dir. Bringst du den Ring aber nicht, so wirst du gehängt.«
Alescha Popowitsch konnte sich nicht helfen, mußte gehen und das machte ihn sehr traurig. Er ging seines Weges, da traf er das alte Weib, das fragte ihn:
»Alescha, warum bist du so traurig?«
»Wie könnte ich denn anders? Ich prahlte vor dem Zaren, daß ich bei Elena der Wunderschönen war und da verlangten alle Gäste, daß ich mit ihr ins Bad ginge und ihren Ring an den Hof zurück mitbringe. Gelingt mir das nicht, so wollen sie mich aufhängen.«
»Gräm dich nicht, sondern komm mit mir«, sagte die Alte. Sie gingen zusammen zum Hause von Elena der Wunderschönen.
Alescha Popowitsch blieb vor dem Tore und die Alte schlich in den Vorhof. Siehe, da lag der Ring auf einer Bank. Elena die Wunderschöne hatte ihn dort vergessen, als sie sich nach dem Schlafen gewaschen hatte.
Die Alte nahm ihn und gab ihn Alescha Popowitsch, dann befahl sie ihm, sich den Kopf am Flusse mit Wasser naß zu machen, als käme er aus dem Bade.
Das tat er auch und ging sodann an den Hof und zeigte allen den Ring.
Darüber war Wassili Zarewitsch sehr zornig. Er ritt gleich nach Hause und verkaufte Elena die Wunderschöne für hundert Rubel an Kaufleute.
Die brachten Elena die Wunderschöne in eine Stadt, wo gerade der alte Zar gestorben war und man einen neuen wählen wollte.
Ein Aufruf war an jedermann ergangen, mit einer Kerze in die Kirche zu gehen. Derjenige sollte Zar werden, dessen Licht zuerst von selbst zu brennen beginne.
Alle versuchten ihr Glück, doch keine Kerze brannte.
Elena die Wunderschöne hörte das und dachte:
»Ich werde auch hingehen und mein Glück versuchen.«
Sie verkleidete sich als Mann, nahm ein Licht und ging in die Kirche.
Kaum war sie eingetreten, so brannte ihre Kerze. Alle freuten sich und übertrugen ihr das Reich.
Sie regierte, vergaß aber nicht Erkundigungen über ihren Mann Wassili Zarewitsch einzuziehen, wo er sei und wie es ihm erginge. Sie erfuhr, daß er sich sehr nach ihr sehne und da sandte sie Boten nach ihm aus.
Als er kam, erzählte er ihr alles, wie es gewesen war.
Elena die Wunderschöne erriet, wer an ihrem Unglück schuld trug und versöhnte sich mit ihrem Manne. Sie ließ Alescha Popowitsch kommen und er gestand alles ein. Wie die Alte ihm den Ring gegeben und er absichtlich Elena die Wunderschöne verleumdet hatte, weil er mit Wassili den Ostergruß getauscht und der ihm trotzdem das Ei verweigert hatte.
Die Alte wurde gleich gefragt, weshalb sie den Ring gestohlen habe.
»Weil du Elena, du Wunderschöne«, sagte sie, »mir versprochen hattest, mich drei Jahre lang zu erhalten, es aber nicht getan hast.«
Alescha Popowitsch und die Alte wurden erschossen.
Elena die Wunderschöne übertrug Wassili Zarewitsch das Reich und sie lebten fortan froh und glücklich.
Nach und nach wurde er so arm, daß er keine neuen Kleider mehr besaß.
So kam der Ostersonntag heran. Am Vorabend ging alles Volk glückwünschend zum Zaren, der jeden beschenkte mit Geld oder Gut.
Am Charsamstag strich Wassili Zarewitsch durch die Straßen, da traf er ein altes Weib, das sagte:
»Sei gegrüßt, Wassili Zarewitsch! Warum gehst du so traurig einher? Weshalb läßt du den Kopf hängen?«
»Ach Mütterchen,« antwortete er, »wie könnte ich fröhlich sein! Ostern kommt, jeder hat ein Feiertagsgewand, nur ich, des Zaren Bruder, habe nichts, nicht einmal Fleisch, die Fasten zu brechen.«
»Geh hin zum Zar Iwan,« sagte die Alte, »bitte ihn, daß er dir etwas schenke, irgend etwas wird er dir schon geben.«
Wassili Zarewitsch folgte ihrem Rate und ging zu seinem Bruder.
Zar Iwan sah ihn im Zimmer stehen und fragte ihn:
»Was willst du, Wassili Zarewitsch?«
»Bruder, ich kam zu dir, weil du allen für die Feiertage etwas geschenkt hast, nur mir noch nicht.«
Es waren gerade viele Generale da und in ihrer Gegenwart begann der Zar seinen Bruder zu verspotten und sagte:
»Dummkopf, was soll ich dir nur schenken?«
Dann holte der Zar vierzigmal vierzig Zobelfelle herbei, Gold für Knöpfe und Seide für Knopfschlingen, gab alles dem Bruder und sagte:
»Bruder, da hast du ein Geschenk. Näh mir einen Pelz zur Ostermesse daraus und an jedem Knopfe sei ein Paradiesvogel oder eine ausländische Katze.«
Wassili Zarewitsch dankte, ging fort und weinte. Das Geschenk hatte ihn nicht froh gemacht.
Als er so durch die Straßen ging, traf ihn die Alte und fragte:
»Wassili Zarewitsch, was schenkte dir der Zar?«
»Ach, er gab mir vierzigmal vierzig Zobelfelle und Gold für Knöpfe und Seide für Knopfschlingen, daraus soll ich ihm zur Ostermesse einen Pelz nähen, und an jedem Knopfe sollen Paradiesvögel singen und fremdländische Kater schreien.«
Da sprach die Alte:
»Komm mit mir, Wassili Zarewitsch, und sorg dich nicht und gräm dich nicht.«
Sie machten sich zusammen auf den Weg und über kurz oder lang, über hoch oder nieder kamen sie zum Schloß von Elena der Wunderschönen. Da sagte die Alte:
»Wassili Zarewitsch, bleib vor dem Tore stehen, ich werde hineingehen und drinnen für dich freien.«
Sie trat ins Zimmer zu Elena der Wunderschönen und sagte:
»Mütterchen, Elena du Wunderschöne, ich komme dich zu freien für Wassili Zarewitsch.«
Elena die Wunderschöne fragte:
»Ja wo ist er denn?«
»Wassili Zarewitsch steht vor dem Tore, er traut sich nicht ungebeten einzutreten.«
Elena die Wunderschöne befahl sogleich, den Zarewitsch hereinzuführen. Sie sah ihn an und er gefiel ihr sehr gut.
Sie schickte ihn in ein anderes Zimmer, gab ihm zwei Diener und erklärte ihn zu ihrem Bräutigam.
Die Alte sagte:
»Ach, Mütterchen, Elena du Wunderschöne, sein Bruder verlangt von ihm, daß er einen Pelz nähe. Er gab ihm dazu vierzigmal vierzig schwarze Zobelfelle, reines Gold für die Knöpfe und grüne Seide für die Knopfschlingen. Zur Osterfrühmesse soll der Pelz fertig sein und auf jedem Knopfe soll ein Paradiesvogel singen oder ein fremdländischer Kater schreien.«
Elena die Wunderschöne hörte das und antwortete der Alten:
»Morgen wird alles fertig sein.«
Die Alte nahm Abschied und ging fort.
Gegen Abend trat Elena die Wunderschöne vor ihr Haus und schrie:
»He, Bruder, heller Falke, flieg für ein Weilchen her zu mir!«
Der helle Falke kam geflogen, schlug auf die Rampe auf und verwandelte sich in einen kühnen Jüngling.
»Sei gegrüßt, Schwesterchen!«
»Sei gegrüßt, Bruder!«
Sie schwatzten und klatschten miteinander und endlich sagte Elena die Wunderschöne zu ihrem Bruder:
»Ich wählte mir einen Bräutigam, Wassili Zarewitsch, näh ihm einen Pelz zur Ostermesse.«
Sie gab ihm die vierzigmal vierzig Zobelfelle, das reine Gold für die Knöpfe und die grüne Seide für die Knopfschlingen und schärfte ihm ein, daß auf den Knöpfen Paradiesvögel singen oder fremdländische Kater schreien müßten, und unbedingt müßte der Pelz rechtzeitig fertig sein.
»Sorg dich nicht, Schwesterlein, zur rechten Zeit wird er fertig sein.«
Wassili Zarewitsch wußte aber gar nicht, daß er am nächsten Morgen den neuen Pelz haben werde.
Kaum erklangen die Osterglocken zur Frühmesse, da kam der Falke geflogen, schlug auf die Rampe auf und verwandelte sich in einen kühnen Jüngling. Die Schwester trat heraus, und er gab ihr den fertigen Pelz. Elena die Wunderschöne dankte ihm für seinen Dienst und schickte den Pelz zu Wassili Zarewitsch, er solle ihn anziehen. Da freute sich der Zarewitsch sehr, schmückte sich und trat ins Zimmer zu Elena der Wunderschönen. Sie ließ gleich die Pferde einspannen, um in die Kirche zu fahren und gab ihm noch vor der Abfahrt drei Eier.
»Das erste Ei gib dem Protopopen, wenn du den Ostergruß mit ihm tauschst. Das zweite gib deinem Bruder Iwan und das dritte dem, den du am liebsten hast. Kommst du zur Kirche, so stelle dich vor deinen eigenen Bruder.«
Wassili fuhr zur Kirche und trat, wie ihm befohlen war, vor seinen Bruder hin. Der Zar erkannte ihn nicht und dachte:
»Was ist das für ein Mensch?«
Er schickte seinen General zu ihm, mit dem Auftrage, ihn höflich zu fragen, wer er sei.
Der General ging hin und fragte:
»Der Zar schickt mich, um zu erfahren, ob Ihr ein Zar oder Zarewitsch seid, ein König oder Königssohn oder ein starker, mächtiger Held.«
Er erhielt zur Antwort:
»Ich bin ein Einheimischer.«
Zu Ende der Messe begrüßte Wassili Zarewitsch den Protopopen und gab ihm ein Ei, dann ging er zum Zaren, seinem Bruder, und sprach:
»Christ ist erstanden, Bruder.«
»In Wahrheit erstanden«, gab ihm dieser zur Antwort.
Wassili Zarewitsch gab ihm das zweite Ei und es blieb ihm noch eines.
Als er die Kirche verließ, begegnete ihm Alescha Popowitsch.
»Christ ist erstanden, Wassili Zarewitsch.«
»In Wahrheit erstanden.«
»Gib mir ein Ei!« bat Alescha Popowitsch.
»Ich habe keins mehr«, sagte Wassili und ging fort zu Elena der Wunderschönen, begrüßte sie und gab ihr das dritte Ei.
Da sagte sie:
»Nun bin ich bereit, dich zu heiraten, Wassili Zarewitsch. Ich dachte nicht, daß du mir ein Ei aufheben würdest. Fahr zu deinem Bruder und lade ihn zu unserer Hochzeit ein.«
Wassili ging zum Bruder, da freute der sich sehr, und als Wassili ihn zu seiner Hochzeit einlud, fragte er ihn:
»Wo nimmst du die Braut her?«
»Elena die Wunderschöne ist meine Braut.«
Man spielte zur Hochzeit auf und Iwan der Zar gab einen Schmaus für alle Welt, dazu waren auch Wassili und seine Frau, Elena die Wunderschöne, eingeladen.
Als es Zeit war, zum Feste zu fahren, rief Elena die Wunderschöne ihren Mann zu sich und sagte:
»Ich bin so schön, daß ich fürchte, man könnte mir dort etwas antun. Fahr lieber allein hin.«
Wassili Zarewitsch kam zum Bruder, da fragte ihn der:
»Warum kommst du ohne deiner Frau hieher?«
»Sie ist krank, Bruder.«
Sie tranken kurz oder lang und dann begannen die Gäste zu prahlen. Der eine mit diesem, der andere mit jenem, nur Wassili Zarewitsch schwieg still und prahlte nicht. Da trat sein Bruder zu ihm und fragte:
»Wassili, warum sitzest du da und prahlst gar nicht?«
»Womit sollte ich prahlen?« gab er zur Antwort.
»Nun, mit deinem schönen Weibe!«
»Bruder, du hast recht, mein Weib ist schön.«
Da kam mit eins Alescha her, Alescha Popowitsch und sagte:
»Gewiß ist sie schön, ich war bei ihr auch ohne dich.«
Da riefen alle Gäste:
»Warst du bei ihr, so geh wieder hin, bade mit ihr und bring uns ihren Ring, dann glauben wir dir. Bringst du den Ring aber nicht, so wirst du gehängt.«
Alescha Popowitsch konnte sich nicht helfen, mußte gehen und das machte ihn sehr traurig. Er ging seines Weges, da traf er das alte Weib, das fragte ihn:
»Alescha, warum bist du so traurig?«
»Wie könnte ich denn anders? Ich prahlte vor dem Zaren, daß ich bei Elena der Wunderschönen war und da verlangten alle Gäste, daß ich mit ihr ins Bad ginge und ihren Ring an den Hof zurück mitbringe. Gelingt mir das nicht, so wollen sie mich aufhängen.«
»Gräm dich nicht, sondern komm mit mir«, sagte die Alte. Sie gingen zusammen zum Hause von Elena der Wunderschönen.
Alescha Popowitsch blieb vor dem Tore und die Alte schlich in den Vorhof. Siehe, da lag der Ring auf einer Bank. Elena die Wunderschöne hatte ihn dort vergessen, als sie sich nach dem Schlafen gewaschen hatte.
Die Alte nahm ihn und gab ihn Alescha Popowitsch, dann befahl sie ihm, sich den Kopf am Flusse mit Wasser naß zu machen, als käme er aus dem Bade.
Das tat er auch und ging sodann an den Hof und zeigte allen den Ring.
Darüber war Wassili Zarewitsch sehr zornig. Er ritt gleich nach Hause und verkaufte Elena die Wunderschöne für hundert Rubel an Kaufleute.
Die brachten Elena die Wunderschöne in eine Stadt, wo gerade der alte Zar gestorben war und man einen neuen wählen wollte.
Ein Aufruf war an jedermann ergangen, mit einer Kerze in die Kirche zu gehen. Derjenige sollte Zar werden, dessen Licht zuerst von selbst zu brennen beginne.
Alle versuchten ihr Glück, doch keine Kerze brannte.
Elena die Wunderschöne hörte das und dachte:
»Ich werde auch hingehen und mein Glück versuchen.«
Sie verkleidete sich als Mann, nahm ein Licht und ging in die Kirche.
Kaum war sie eingetreten, so brannte ihre Kerze. Alle freuten sich und übertrugen ihr das Reich.
Sie regierte, vergaß aber nicht Erkundigungen über ihren Mann Wassili Zarewitsch einzuziehen, wo er sei und wie es ihm erginge. Sie erfuhr, daß er sich sehr nach ihr sehne und da sandte sie Boten nach ihm aus.
Als er kam, erzählte er ihr alles, wie es gewesen war.
Elena die Wunderschöne erriet, wer an ihrem Unglück schuld trug und versöhnte sich mit ihrem Manne. Sie ließ Alescha Popowitsch kommen und er gestand alles ein. Wie die Alte ihm den Ring gegeben und er absichtlich Elena die Wunderschöne verleumdet hatte, weil er mit Wassili den Ostergruß getauscht und der ihm trotzdem das Ei verweigert hatte.
Die Alte wurde gleich gefragt, weshalb sie den Ring gestohlen habe.
»Weil du Elena, du Wunderschöne«, sagte sie, »mir versprochen hattest, mich drei Jahre lang zu erhalten, es aber nicht getan hast.«
Alescha Popowitsch und die Alte wurden erschossen.
Elena die Wunderschöne übertrug Wassili Zarewitsch das Reich und sie lebten fortan froh und glücklich.
[Rußland: A.N. Afanaßjew: Russische Volksmärchen]