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(1)
Ein Spatz verirrte sich eines Tages in die hohen Berge. Umsonst suchte er etwas für seinen hungrigen Magen: Die Erde und der Himmel waren weiß von Schnee, und das Wasser im See war zugefroren. Das Vögelchen setzte sich auf die spiegelglatte Fläche und schaute nach allen Seiten, ob es nicht doch wenigstens ein einziges Körnchen entdecken könnte. Aber ihm wurden nur die Beine eiskalt, und der Frost würde, wenn er nur noch ein kleines Weilchen sitzen blieb.
Da senkte er sein Köpfchen zu dem Spiegel unter ihm und fragte: „Sag, Eis, wie kommt es, dass du so stark bisst?“
„Ich bin nicht stark“, antwortete klirrend das Eis. „Wäre ich so stark, so könnten mich die Wolken nicht verdecken!“
Also flog der Spatz zu den Wolken und fragte: „Sagt, Wolken, wie kommt es, dass ihr so stark seid?“
„Wir sind nicht stark“, donnerten die Wolken. „Wären wir stark, so könnte uns der Wind nicht auseinander jagen.“
Und der Spatz flog mit dem Wind um die Wette und fragte: „Sag, Wind, wie kommt es, dass du so stark bist?“
„Ich bin nicht stark“, fauchte der Wind. „Wäre ich stark, so könnten mich die Berge nicht aufhalten.“
Und so eilte der Spatz von dem Wind zu den Bergen und rief: „Sagt, Berge, wie kommt es, dass ihr so stark seid?“
„Wir sind nicht stark“, antworteten die Berge. „Wären wir stark, so könnte uns das Gras nicht bedecken.“
Also fragte der Spatz das Gras: „Sag, Gras, wie kommt es, dass du so stark bist?“
„Ich bin nicht stark“, antwortete das Gras. „Wäre ich stark, so könnte mich die Ziege nicht abweiden.“
Der Spatz flog zur Ziege und fragte: „Sag, Ziege, wie kommt es, dass du so stark bist?“‚
„Ich bin nicht stark“, meckerte die Ziege. „Wäre ich stark, so könnte mich der Schlächter nicht schlachten.“
Und der Spatz fragte den Schlächter: „Sag, Schlächter, wie kommt es, dass du so stark bist?“
„Ich bin nicht stark“, antwortet der Schlächter. „Wäre ich stark, so könnte mir der Padischah mir keine Steuern auferlegen.“
So flog der Spatz zum Padischah: „Sag, Padischah, wie kommt es, dass du so stark bist?“
„Ich bin nicht stark“, antwortete der Padischah. „Wäre ich stark, so könnte mich die Maus im Schlaf nicht stören.“
Da setzte sich der Spatz vor das Mauseloch und rief: „Sag, Maus, wie kommt es, dass du so stark bist?“
„Ich bin nicht stark“, piepste die Maus. „Wäre ich stark, könnte die Katze mich nicht fangen.“
Und der Spatz fragte die Katze: „Sag, Katze, wie kommt es, dass du so stark bist?“
Und die Katze miaute: „Stark? Meine Stärke liegt in meinen Kinderlein! Jedes Jahr bringe ich sieben Kinderlein zur Welt, sieben hübsche Katerchen. Dem ersten gebe ich den Namen Seelenfrieden, dem zweiten Traubenschreck, dem dritten Ohne-dich-kann-ich-nicht-leben… Dann suche ich einem jeden eine fleißige Braut, und die sieben Frauen nähen sieben lederne Beutelchen und stellen sie in ihren Kammern auf. Und dann tragen sie Tag und Nacht in Öl gesottene Erbsen und goldgelb gebratene Weizenkörner herbei und legen sie in die Beutelchen, damit ihre Männer meine Kinderlein, im Winter keine Not leiden müssen.“
Da senkte er sein Köpfchen zu dem Spiegel unter ihm und fragte: „Sag, Eis, wie kommt es, dass du so stark bisst?“
„Ich bin nicht stark“, antwortete klirrend das Eis. „Wäre ich so stark, so könnten mich die Wolken nicht verdecken!“
Also flog der Spatz zu den Wolken und fragte: „Sagt, Wolken, wie kommt es, dass ihr so stark seid?“
„Wir sind nicht stark“, donnerten die Wolken. „Wären wir stark, so könnte uns der Wind nicht auseinander jagen.“
Und der Spatz flog mit dem Wind um die Wette und fragte: „Sag, Wind, wie kommt es, dass du so stark bist?“
„Ich bin nicht stark“, fauchte der Wind. „Wäre ich stark, so könnten mich die Berge nicht aufhalten.“
Und so eilte der Spatz von dem Wind zu den Bergen und rief: „Sagt, Berge, wie kommt es, dass ihr so stark seid?“
„Wir sind nicht stark“, antworteten die Berge. „Wären wir stark, so könnte uns das Gras nicht bedecken.“
Also fragte der Spatz das Gras: „Sag, Gras, wie kommt es, dass du so stark bist?“
„Ich bin nicht stark“, antwortete das Gras. „Wäre ich stark, so könnte mich die Ziege nicht abweiden.“
Der Spatz flog zur Ziege und fragte: „Sag, Ziege, wie kommt es, dass du so stark bist?“‚
„Ich bin nicht stark“, meckerte die Ziege. „Wäre ich stark, so könnte mich der Schlächter nicht schlachten.“
Und der Spatz fragte den Schlächter: „Sag, Schlächter, wie kommt es, dass du so stark bist?“
„Ich bin nicht stark“, antwortet der Schlächter. „Wäre ich stark, so könnte mir der Padischah mir keine Steuern auferlegen.“
So flog der Spatz zum Padischah: „Sag, Padischah, wie kommt es, dass du so stark bist?“
„Ich bin nicht stark“, antwortete der Padischah. „Wäre ich stark, so könnte mich die Maus im Schlaf nicht stören.“
Da setzte sich der Spatz vor das Mauseloch und rief: „Sag, Maus, wie kommt es, dass du so stark bist?“
„Ich bin nicht stark“, piepste die Maus. „Wäre ich stark, könnte die Katze mich nicht fangen.“
Und der Spatz fragte die Katze: „Sag, Katze, wie kommt es, dass du so stark bist?“
Und die Katze miaute: „Stark? Meine Stärke liegt in meinen Kinderlein! Jedes Jahr bringe ich sieben Kinderlein zur Welt, sieben hübsche Katerchen. Dem ersten gebe ich den Namen Seelenfrieden, dem zweiten Traubenschreck, dem dritten Ohne-dich-kann-ich-nicht-leben… Dann suche ich einem jeden eine fleißige Braut, und die sieben Frauen nähen sieben lederne Beutelchen und stellen sie in ihren Kammern auf. Und dann tragen sie Tag und Nacht in Öl gesottene Erbsen und goldgelb gebratene Weizenkörner herbei und legen sie in die Beutelchen, damit ihre Männer meine Kinderlein, im Winter keine Not leiden müssen.“
Quelle:
Märchen aus Persien