5
(1)
Der Waldkönig und die Waldkönigin lebten schon lange auf ihrem steinernen Schloß im grünen Wald ganz allein. Als aber einmal der böse Winter, der immer eine ganz lange Zeit bei ihnen wohnte, wieder davon gezogen war, um für ein paar Monate nach dem Nordpol auf Reisen zu gehen, da wurde ihnen eines Tages ein liebliches Töchterlein geschenkt. Das war ein feines, zartes Mägdelein mit sonnengoldenen Härchen und ein Paar Äuglein, blau wie Vergißmeinnicht. Da war große Freude im Waldschloß, und der Waldkönig wollte, alle Bewohner seines weiten Reiches sollten es wissen, daß ein kleines Prinzeßchen geboren sei, das Waldtraut heißen sollte.
So rief er denn alle seine Hofbeamten zusammen und sprach: „Wer will mein Bote sein, der im ganzen Reich verkündigt, daß uns ein Prinzeßchen geschenkt ist?“
Da sagte die Schnecke: „Herr König, das will ich besorgen.“
„Gut,“ sagte der Waldkönig, „so spute dich, damit alle es bald erfahren.“
Aber die Schnecke dachte: „Das wird eine lange Reise werden! Und wenn ich dann einen Tag nach dem anderen laufen muß, wo finde ich eine Herberge, da ich ausruhen, wo ein Haus, da ich einkehren könnte? Ich will mir ein Häuschen machen, das ich überall mitnehmen kann, und in dem ich wohnen und schlafen kann.“ Und so machte sie sich ihr Häuschen und lud es auf aber das war schwer und drum gings langsam mit der Reise manchen Tag noch nicht eine halbe Meile! Als das der König hörte, wurde er sehr ungeduldig und böse und rief seine Hofbeamten und sagte: „Die Schnecke machts zu langsam, wer will mein Bote sein?“
Da sagte der Schmetterling: „Herr König, schickt mich, ich habe zwei schöne Flügelein, mit denen kann ich fliegen durch das ganze Reich.“
„Du hast recht,“ sagte der König: „So flieg und spute dich!“
Da breitete der Schmetterling seine zitronengelben Schwingen aus und wiegte sich im warmen Sonnenschein und flog von Blüte zu Blüte, von Halm zu Halm. Aber da kam er zu einer reizenden kleinen Wiesenblume, die lächelte ihn freundlich an. Da blieb er bei ihr sitzen, und sie liebkosten einander und plauderten zusammen, und über dem allen vergaß er beinahe, seine Botschaft zu bestellen. Und als er sich von dieser lieblichen Blüte doch losriß, fand er bald eine andere, bei der er sitzen blieb, und mit der er dasselbe Tändelspiel trieb und übert all dem Gaukeln und Tändeln verstrich die Zeit.
Als der König das hörte, wurde er zornig und rief abermals seine Hofbeamten zusammen und sagte: „Auch der Schmetterling ist ein unbrauchbarer Bote wer will mein Bote sein?
Aber alle schwiegen, denn sie fürchteten, sie würden es dem König doch nicht recht machen.
Da trat ein kleines, graues Männlein herzu, das hatte einen krummen Rücken und einen langen Bart und humpelte auf seinen kurzen Beinchen.
„Herr König,“ sagte es, „gebt mir acht Tage Zeit und in acht Tagen sollen alle Eure Untertanen Botschaft haben.“
„Wie wolltet Ihr das fertig bringen, Meister Bimbam?“ fragte der König. „Ihr seid doch gar betagt und schlecht auf den Füßen!“
„Das laßt meine Sorge sein, Herr König; wollt Ihr meines Dienstes brauchen, so saget Ja.“
„Nun ja denn,“ sagte der König, weil doch kein anderer Bote zu haben war.
Da humpelte Meister Bimbam gar eilig nach seiner Werkstatt und rief alle seine Gesellen zusammen. Und nun ging ein heimliches Klopfen und Hämmern los Tag und Nacht; die einen standen aym Amboß und schmiedeten, die anderen machten ein mächtiges feuer, die dritten gruben tiefe Gruben und gossen da flüssiges Feuer hinein. Wieder andere liefen durchs ganze Land und machten da heimlich allerlei zurecht.
Und als acht Tage um waren, da rief Meister Bimbam seinen Obergesellen, der hieß Herr Mailüfterl, und sagte ihm: „Mailüfterl, wenn nun der Herr König ein Zeichen gibt, dann machst du deine Sache gut.“
„Das will ich schon tun, Meister.“
Da ging Meister Bimbam zum König und sagte: „Herr König, wenn Ihr nun befehlen wollt, so sollen in einer Stunde alle Eure Untertanen Botschaft haben. Gebt nur meinem Obergesellen ein Zeichen.“
Da winkte der König mit der Hand, und Mailüfterl sprang schnell hinaus.
Ja, was war den das? „Bim baum, bim baum“ klangs auf einmal rings umher, im Walde und auf der Wiese, am Berg und am Bach. „Bim baum, bim baum! Wir haben ein Prinzeßchen, das heißt Waldtraut, Waldtraut.“
Der König sah erstaunt zum Fenster hinaus da sah er überall im ganzen Reich schöne blau Glocken hängen, die läuteten die Botschaft von Prinzeßchens Geburt hinaus über alle Lande.
Seitdem läuten die Glockenblumen jahraus, jahrein, so oft Prinzeßchens Geburtstag wiederkommt und Herr Mailüfterl ist Königlicher Hofglöckner geworden.
So rief er denn alle seine Hofbeamten zusammen und sprach: „Wer will mein Bote sein, der im ganzen Reich verkündigt, daß uns ein Prinzeßchen geschenkt ist?“
Da sagte die Schnecke: „Herr König, das will ich besorgen.“
„Gut,“ sagte der Waldkönig, „so spute dich, damit alle es bald erfahren.“
Aber die Schnecke dachte: „Das wird eine lange Reise werden! Und wenn ich dann einen Tag nach dem anderen laufen muß, wo finde ich eine Herberge, da ich ausruhen, wo ein Haus, da ich einkehren könnte? Ich will mir ein Häuschen machen, das ich überall mitnehmen kann, und in dem ich wohnen und schlafen kann.“ Und so machte sie sich ihr Häuschen und lud es auf aber das war schwer und drum gings langsam mit der Reise manchen Tag noch nicht eine halbe Meile! Als das der König hörte, wurde er sehr ungeduldig und böse und rief seine Hofbeamten und sagte: „Die Schnecke machts zu langsam, wer will mein Bote sein?“
Da sagte der Schmetterling: „Herr König, schickt mich, ich habe zwei schöne Flügelein, mit denen kann ich fliegen durch das ganze Reich.“
„Du hast recht,“ sagte der König: „So flieg und spute dich!“
Da breitete der Schmetterling seine zitronengelben Schwingen aus und wiegte sich im warmen Sonnenschein und flog von Blüte zu Blüte, von Halm zu Halm. Aber da kam er zu einer reizenden kleinen Wiesenblume, die lächelte ihn freundlich an. Da blieb er bei ihr sitzen, und sie liebkosten einander und plauderten zusammen, und über dem allen vergaß er beinahe, seine Botschaft zu bestellen. Und als er sich von dieser lieblichen Blüte doch losriß, fand er bald eine andere, bei der er sitzen blieb, und mit der er dasselbe Tändelspiel trieb und übert all dem Gaukeln und Tändeln verstrich die Zeit.
Als der König das hörte, wurde er zornig und rief abermals seine Hofbeamten zusammen und sagte: „Auch der Schmetterling ist ein unbrauchbarer Bote wer will mein Bote sein?
Aber alle schwiegen, denn sie fürchteten, sie würden es dem König doch nicht recht machen.
Da trat ein kleines, graues Männlein herzu, das hatte einen krummen Rücken und einen langen Bart und humpelte auf seinen kurzen Beinchen.
„Herr König,“ sagte es, „gebt mir acht Tage Zeit und in acht Tagen sollen alle Eure Untertanen Botschaft haben.“
„Wie wolltet Ihr das fertig bringen, Meister Bimbam?“ fragte der König. „Ihr seid doch gar betagt und schlecht auf den Füßen!“
„Das laßt meine Sorge sein, Herr König; wollt Ihr meines Dienstes brauchen, so saget Ja.“
„Nun ja denn,“ sagte der König, weil doch kein anderer Bote zu haben war.
Da humpelte Meister Bimbam gar eilig nach seiner Werkstatt und rief alle seine Gesellen zusammen. Und nun ging ein heimliches Klopfen und Hämmern los Tag und Nacht; die einen standen aym Amboß und schmiedeten, die anderen machten ein mächtiges feuer, die dritten gruben tiefe Gruben und gossen da flüssiges Feuer hinein. Wieder andere liefen durchs ganze Land und machten da heimlich allerlei zurecht.
Und als acht Tage um waren, da rief Meister Bimbam seinen Obergesellen, der hieß Herr Mailüfterl, und sagte ihm: „Mailüfterl, wenn nun der Herr König ein Zeichen gibt, dann machst du deine Sache gut.“
„Das will ich schon tun, Meister.“
Da ging Meister Bimbam zum König und sagte: „Herr König, wenn Ihr nun befehlen wollt, so sollen in einer Stunde alle Eure Untertanen Botschaft haben. Gebt nur meinem Obergesellen ein Zeichen.“
Da winkte der König mit der Hand, und Mailüfterl sprang schnell hinaus.
Ja, was war den das? „Bim baum, bim baum“ klangs auf einmal rings umher, im Walde und auf der Wiese, am Berg und am Bach. „Bim baum, bim baum! Wir haben ein Prinzeßchen, das heißt Waldtraut, Waldtraut.“
Der König sah erstaunt zum Fenster hinaus da sah er überall im ganzen Reich schöne blau Glocken hängen, die läuteten die Botschaft von Prinzeßchens Geburt hinaus über alle Lande.
Seitdem läuten die Glockenblumen jahraus, jahrein, so oft Prinzeßchens Geburtstag wiederkommt und Herr Mailüfterl ist Königlicher Hofglöckner geworden.
[[P. u. A. Blau „Wies wispert und wuspert im grünen Wald“ – Waldmärchen]