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(1)
Es war einmal ein kleines Mädchen, das weinte vom Morgen bis zum Abend, es wollte die Sterne vom Himmel haben, um damit zu spielen. Kein Spielzeug war ihr recht, sie verlangte immer nur nach den Sternen.
So gieng sie denn eines Tages fort, um sie zu suchen. Und endlich kam sie zu einem Mühlenwehr.
»Guten Tag,« sagte sie, »ich suche die Sterne vom Himmel, um damit zu spielen, hast du keine gesehen, Wehr?«
»Jawohl, mein hübsches Kind,« sagte das Wehr, »sie scheinen mir in der Nacht gerade ins Gesicht, so dass ich nicht schlafen kann. Spring‘ nur herein, vielleicht findest du einen.«
Sie sprang hinein und schwamm immer weiter und weiter, aber sie sah keinen einzigen Stern. Da gieng sie weiter, bis sie zu einem Bächlein kam.
»Guten Tag, Bächlein,« sagte sie, »ich suche die Sterne vom Himmel, um damit zu spielen, hast du keine gesehen, Bächlein?«
»Oh ja, mein schönes Kind,« sagte das Bächlein, »in der Nacht scheinen sie an meinen Ufern. Plätschere nur ein wenig herum, vielleicht findest du einen.«
Sie sprang hinein und plätscherte und plätscherte, aber sie fand keinen einzigen Stern. Da gieng sie weiter, bis sie zu den Elfen kam.
»Guten Tag, liebe Elfen,« sagte sie, »ich suche die Sterne vom Himmel, um damit zu spielen, habt ihr vielleicht einen gesehen?«
»Gewiss, mein liebes Kind,« sagten die Elfen, »des Nachts scheinen sie auf das Gras. Tanze mit uns, da wirst du vielleicht einen finden.«
Und sie tanzte und tanzte, aber sie fand keinen einzigen Stern. Da setzte sie sich hin, und sie weinte.
»Ach, liebe, gute Elfen,« sagte sie, »ich bin geschwommen und habe geplätschert und getanzt, und wenn ihr mir nicht helft, so werd‘ ich niemals die Sterne vom Himmel finden, und ich möchte so gern mit ihnen spielen!«
Da flüsterten die Elfen miteinander, und eine von ihnen trat auf sie zu, fasste sie an der Hand und sagte: »Wenn du nicht zu deiner Mutter heimkehren willst, so geh‘ immer weiter und weiter, aber nimm dich inacht, dass du den richtigen Weg nicht verfehlst. Bitte Vierfuß, dich zu Ohnefuß zu tragen, und bitte Ohnefuß, dich zur Treppe ohne Stufen zu bringen, und wenn du die erklettern kannst, so – – -«
»Ach, werd‘ ich dann bei den Sternen am Himmel sein?« fragte das Mädchen.
»Wenn du nicht dort bist, so wirst du anderswo sein,« sagten die Elfen und begannen wieder zu tanzen.
Frohen Muthes gieng sie weiter, bis sie ein Pferd traf, das war an einen Baum gebunden.
»Guten Tag, Pferd,« sagte sie, »ich suche die Sterne vom Himmel, um damit zu spielen. Willst du mich ein wenig tragen? Denn alle Glieder thun mir weh.«
»Nein,« erwiderte das Pferd, »ich weiß nichts von den Sternen am Himmel. Und ich bin hier, um den Willen der Elfen zu thun, nicht was mir gefällt.«
»Aber ich komme ja von den Elfen,« sagte sie, »und ich soll dir von ihnen ausrichten, du möchtest mich zu Ohnefuß tragen.«
»Das ist was anderes,« sagte das Pferd, »steig‘ auf und komm‘ mit.«
Sie ritt weiter und immer weiter, bis sie aus dem Walde herauskamen und sich am Ufer des Meeres befanden. Auf der Wasserfläche vor ihnen glänzte ein langer, gerader Pfad, und am Ende desselben erhob sich ein wunderschönes Ding aus dem Wasser, geradewegs zum Himmel hinauf. Und das hatte alle Farben von der Welt, blau, roth und grün und sah wunderbar aus.
»Nun steig‘ aber ab,« sagte das Pferd, »ich hab‘ dich dorthin gebracht, wo das Land aufhört, und mehr kann Vierfuß nicht thun. Jetzt muss ich zu meinen Leuten zurück.«
»Aber wo ist denn Ohnefuß?« fragte das Mädchen, »und wo ist die Treppe ohne Stufen?«
»Das weiß ich nicht,« erwiderte das Pferd, »es geht mich auch weiter nichts an. Lebe wohl, mein Kind,« und damit war es fort.
Das Mädchen stand still und blickte auf das Meer hinaus, da kam ein seltsamer Fisch geschwommen.
»Guten Tag, du großer Fisch,« sagte sie, »ich suche die Sterne vom Himmel und weiß nicht, wo die Treppe ist, die zu ihnen führt. Möchtest du mir den Weg zeigen?«
»Nein,« antwortete der Fisch, »das darf ich nur, wenn du mir Botschaft von den Elfen bringst.«
»Die bring‘ ich,« sagte sie. »Sie sagten, Vierfuß würde mich zu Ohnefuß bringen und Ohnefuß zu der Treppe ohne Stufen.«
»Dann ist’s recht,« sagte der Fisch, »komm‘ auf meinen Rücken und halte dich fest.«
Und plantsch! tauchte er ins Wasser, den Silberpfad entlang, auf den glänzenden Bogen zu. Und je näher sie kamen, desto heller leuchtete er, so dass sie schützend die Hände vor ihre Augen halten musste.
Und als sie endlich am Fuße der Treppe angelangt waren, da sah sie, dass es eine breite, lichte Straße war, die stieg langsam auf bis zum Himmel, und ganz weit oben, ganz am Ende der Straße konnte sie winzige, glitzernde Sternchen sehen.
»Nun bist du da,« sagte der Fisch, »und dort ist die Treppe. Steig‘ hinauf, wenn du kannst, nur halte dich fest. Aber ich glaube, die Treppe bei dir zu Hause wirst du leichter erklettern als diese da. Die ist nicht für Kinderfüße gemacht.«
Sie stieg immer höher und höher hinauf, aber sie kam nie um einen Schritt weiter: das Licht glänzte vor ihr und ringsum, hinter ihr war das Wasser, und je mehr sie hinaufstrebte, desto mehr zog es sie in das kalte Dunkel hinab; je höher sie stieg, desto tiefer sank sie.
Doch sie klomm immer weiter und weiter, bis die Sinne ihr schwanden und sie vor Kälte zitterte und die Furcht sie betäubte; doch immer höher klomm sie, bis sie endlich betäubt und schwindelig losließ und sank und sank und sank.
Und bums! spürte sie harte Bretter unter sich, und als sie erwachte – da lag sie weinend auf dem Boden neben ihrem Bette.
So gieng sie denn eines Tages fort, um sie zu suchen. Und endlich kam sie zu einem Mühlenwehr.
»Guten Tag,« sagte sie, »ich suche die Sterne vom Himmel, um damit zu spielen, hast du keine gesehen, Wehr?«
»Jawohl, mein hübsches Kind,« sagte das Wehr, »sie scheinen mir in der Nacht gerade ins Gesicht, so dass ich nicht schlafen kann. Spring‘ nur herein, vielleicht findest du einen.«
Sie sprang hinein und schwamm immer weiter und weiter, aber sie sah keinen einzigen Stern. Da gieng sie weiter, bis sie zu einem Bächlein kam.
»Guten Tag, Bächlein,« sagte sie, »ich suche die Sterne vom Himmel, um damit zu spielen, hast du keine gesehen, Bächlein?«
»Oh ja, mein schönes Kind,« sagte das Bächlein, »in der Nacht scheinen sie an meinen Ufern. Plätschere nur ein wenig herum, vielleicht findest du einen.«
Sie sprang hinein und plätscherte und plätscherte, aber sie fand keinen einzigen Stern. Da gieng sie weiter, bis sie zu den Elfen kam.
»Guten Tag, liebe Elfen,« sagte sie, »ich suche die Sterne vom Himmel, um damit zu spielen, habt ihr vielleicht einen gesehen?«
»Gewiss, mein liebes Kind,« sagten die Elfen, »des Nachts scheinen sie auf das Gras. Tanze mit uns, da wirst du vielleicht einen finden.«
Und sie tanzte und tanzte, aber sie fand keinen einzigen Stern. Da setzte sie sich hin, und sie weinte.
»Ach, liebe, gute Elfen,« sagte sie, »ich bin geschwommen und habe geplätschert und getanzt, und wenn ihr mir nicht helft, so werd‘ ich niemals die Sterne vom Himmel finden, und ich möchte so gern mit ihnen spielen!«
Da flüsterten die Elfen miteinander, und eine von ihnen trat auf sie zu, fasste sie an der Hand und sagte: »Wenn du nicht zu deiner Mutter heimkehren willst, so geh‘ immer weiter und weiter, aber nimm dich inacht, dass du den richtigen Weg nicht verfehlst. Bitte Vierfuß, dich zu Ohnefuß zu tragen, und bitte Ohnefuß, dich zur Treppe ohne Stufen zu bringen, und wenn du die erklettern kannst, so – – -«
»Ach, werd‘ ich dann bei den Sternen am Himmel sein?« fragte das Mädchen.
»Wenn du nicht dort bist, so wirst du anderswo sein,« sagten die Elfen und begannen wieder zu tanzen.
Frohen Muthes gieng sie weiter, bis sie ein Pferd traf, das war an einen Baum gebunden.
»Guten Tag, Pferd,« sagte sie, »ich suche die Sterne vom Himmel, um damit zu spielen. Willst du mich ein wenig tragen? Denn alle Glieder thun mir weh.«
»Nein,« erwiderte das Pferd, »ich weiß nichts von den Sternen am Himmel. Und ich bin hier, um den Willen der Elfen zu thun, nicht was mir gefällt.«
»Aber ich komme ja von den Elfen,« sagte sie, »und ich soll dir von ihnen ausrichten, du möchtest mich zu Ohnefuß tragen.«
»Das ist was anderes,« sagte das Pferd, »steig‘ auf und komm‘ mit.«
Sie ritt weiter und immer weiter, bis sie aus dem Walde herauskamen und sich am Ufer des Meeres befanden. Auf der Wasserfläche vor ihnen glänzte ein langer, gerader Pfad, und am Ende desselben erhob sich ein wunderschönes Ding aus dem Wasser, geradewegs zum Himmel hinauf. Und das hatte alle Farben von der Welt, blau, roth und grün und sah wunderbar aus.
»Nun steig‘ aber ab,« sagte das Pferd, »ich hab‘ dich dorthin gebracht, wo das Land aufhört, und mehr kann Vierfuß nicht thun. Jetzt muss ich zu meinen Leuten zurück.«
»Aber wo ist denn Ohnefuß?« fragte das Mädchen, »und wo ist die Treppe ohne Stufen?«
»Das weiß ich nicht,« erwiderte das Pferd, »es geht mich auch weiter nichts an. Lebe wohl, mein Kind,« und damit war es fort.
Das Mädchen stand still und blickte auf das Meer hinaus, da kam ein seltsamer Fisch geschwommen.
»Guten Tag, du großer Fisch,« sagte sie, »ich suche die Sterne vom Himmel und weiß nicht, wo die Treppe ist, die zu ihnen führt. Möchtest du mir den Weg zeigen?«
»Nein,« antwortete der Fisch, »das darf ich nur, wenn du mir Botschaft von den Elfen bringst.«
»Die bring‘ ich,« sagte sie. »Sie sagten, Vierfuß würde mich zu Ohnefuß bringen und Ohnefuß zu der Treppe ohne Stufen.«
»Dann ist’s recht,« sagte der Fisch, »komm‘ auf meinen Rücken und halte dich fest.«
Und plantsch! tauchte er ins Wasser, den Silberpfad entlang, auf den glänzenden Bogen zu. Und je näher sie kamen, desto heller leuchtete er, so dass sie schützend die Hände vor ihre Augen halten musste.
Und als sie endlich am Fuße der Treppe angelangt waren, da sah sie, dass es eine breite, lichte Straße war, die stieg langsam auf bis zum Himmel, und ganz weit oben, ganz am Ende der Straße konnte sie winzige, glitzernde Sternchen sehen.
»Nun bist du da,« sagte der Fisch, »und dort ist die Treppe. Steig‘ hinauf, wenn du kannst, nur halte dich fest. Aber ich glaube, die Treppe bei dir zu Hause wirst du leichter erklettern als diese da. Die ist nicht für Kinderfüße gemacht.«
Sie stieg immer höher und höher hinauf, aber sie kam nie um einen Schritt weiter: das Licht glänzte vor ihr und ringsum, hinter ihr war das Wasser, und je mehr sie hinaufstrebte, desto mehr zog es sie in das kalte Dunkel hinab; je höher sie stieg, desto tiefer sank sie.
Doch sie klomm immer weiter und weiter, bis die Sinne ihr schwanden und sie vor Kälte zitterte und die Furcht sie betäubte; doch immer höher klomm sie, bis sie endlich betäubt und schwindelig losließ und sank und sank und sank.
Und bums! spürte sie harte Bretter unter sich, und als sie erwachte – da lag sie weinend auf dem Boden neben ihrem Bette.
[Anna Kellner: Englische Märchen]