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Es gab an einem Ort einen sehr reichen Mann, doch wollte keine Frau ihn heiraten, da er sehr geizig und ein Pfennigfuchser war. Ein Mädchen, das klüger war als die anderen, gestattete, daß er sich mit ihr unterhielt, und als er um ihre Hand anhielt, willigte sie sofort ein. Der Alte war zufrieden, sagte aber: »Kind, ich will nicht, daß du dir falsche Vorstellungen machst. Sieh, in meinem Haus wird kein Feuer angezündet, und ein Vintém reicht für alle Ausgaben der Woche. Bedenke, was du tust!« Das Mädchen, das sein Wort gegeben hatte, besann sich nicht anders, und sie heirateten. Der Alte öffnete seine Geldbörse nicht einen Spalt weiter, gab die Kastanien abgezählt und trocknete das Brot in der Sonne, damit es härter wurde und man weniger davon aß. Aber das Mädchen war schlau und aß heimlich. Sie hatte ein Versteck gefunden, wo der Alte ziemlich viel Geld aufbewahrte, und kaufte Hühner, rupfte sie und hob die Federn in einer Truhe auf, damit der Alte es nicht bemerkte. So trieb sie es fort und war dick und rosig. Der Alte, der verdorrte und nur noch Haut und Knochen war, wunderte sich über das, was er sah, und sagte: »Es geht dir wirklich recht gut in meinem Haus. Sieh, die Suppen deines Vaters haben dich nie so fett gemacht.« Das Mädchen ekelte der Geiz des Alten an, sie konnte nicht mehr an sich halten und erwiderte: »Ihr seid wirklich der Vater des Elends. Hätte ich nur gegessen, was Ihr mir gebt, wäre ich schon mehr als einmal gestorben. Wollt Ihr wissen, was mir diese rosige Farbe gibt? Schaut in diese Truhe.« Und sie öffnete eine große Kiste, die bis zum Rand mit Hühnerfedern gefüllt war. »Das habe ich alles aufgegessen.« Als der Alte das sah, bekam er einen Anfall und fiel um. Man brachte ihn ins Bett, und auf die Schreie der Frau hin, die so tat, als wehklagte sie, kamen die Nachbarn. Wie sie das Zimmer betraten sprach der Alte noch, aber er wiederholte nur die letzten Sätze, die er gehört hatte: »Alles … meine Frau … sie ißt … meine Frau … alles.« Da sagte sie zu den Nachbarn: »Ihr seid die Zeugen, daß mein Mann sagt, er vermache alles seiner Frau.« Der Alte starb mit schiefem Mund und die Frau bekam alles, was es im Hause gab, die Verwandten des Alten aber gingen leer aus.
[Portugal: T. Braga: Contos tradicionaes do povo portuguez]