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Hoch droben in den Bergen, wo zwischen grauen Klippen das braune Moos und die grünen Wiesen sich dehnen, lebte vorzeiten ein kleines Mädchen, ein liebliches, lustiges und munteres Ding, das sang und sprang den lieben langen Tag und wand sich Kränzchen aus blauen Vergißmeinnicht und weißem Wollgras und freute sich an dem blauen Himmel und an den grünen Tannen, die es drüben vom Bergeshang her grüßten. Aber droben auf dem Berge hauste ein alter Riese; silbergrau war sein Haar und silbergrau sein Bart, um die Brust trug er einen Panzer von silbergrauem Granit und an den Beinen ebensolche Stiefel. Der sah schon lange Hold Emmchens Spiel mit Wohlgefallen zu. Einsam saß er auf seinem Renneckenberg. Ei, das wäre schön, wenn Hold Emmchen seine Frau würde und zu ihm heraufzöge und ihm mit ihrem lustigen Singen die Einsamkeit vertriebe.
So stieg er denn eines Tages von seinem Berge hernieder und fragte Hold Emmchen, ob sie nicht seine Frau werden wollte. Aber die lachte den alten Graubart aus; sie wollte viel lieber weiter lustig singen und springen und sich ihrer Kindheit freuen, als des silbernen Mannes Frau werden.
Doch, der ließ nicht nach und bat und bat immer wieder, bis Hold Emmchen schließlich sagte: „Weißt du was? Wir wollen miteinander zum Herrn Erzbischof nach Magdeburg reisen, der soll entscheiden. Wenn du zuerst dort bist, dann kannst du ihn bitten, daß ich deine Frau werde; wenn ich zuerst dort bin, werde ich ihm freilich sagen, daß ich nicht deine Frau werden möchte. Aber du darfst mich auf dem Wege nicht aufhalten, und ich verspreche dir auch, dir nichts in den Weg zu legen.“ Der silberne Mann wars zufrieden, denn er dachte, er mit seinen großen Siebenmeilenstiefeln würde doch viel schneller in Magdeburg sein, als Hold Emmchen mit seinen kleinen, zarten Füßchen.
So machten sie sich denn eines Tages auf und gingen nebeneinander her, und immer, wenn der silberne Mann ihr zu nahe kommen wollte, wich Hold Emmchen im großen Bogen aus.
Eine Zeitlang gings ganz gemächlich. Der silberne Mann ließ Hold Emmchen sogar vorangehen, er würde sie doch bald einholen und überholen. Aber es ging doch nicht so schnell, wie er dachte; der Boden war sumpfig, und während Hold Emmchen mit leichtem Fuß drüber hin sprang, blieb der silberne Man mit seinen schweren Stiefeln immer stecken, und es kostete ihm immer viel Mühe und Schweiß, bis er so ein Bein nach dem anderen wieder aus dem Sumpf herausgezogen hatte. Hol Emmchen aber lachte ihn dann tüchtig aus. Dann holte er sie freilich mit einem einzigen großen Schritt schnell wieder ein—aber patsch! Da saß er wieder im Sumpf. Das wurde ihm denn doch allmählich bedenklich. Wen das so weiter ging, kam Hold Emmchen ihm am Ende doch beim Erzbischof zuvor. Da faßte er einen bösen, bösen Plan—und gedacht, getan!
Es war Abend geworden. Da versteckte er sich im Walde, wo ihn niemand sehen konnte und legte seine schwere Steinrüstung ab, die ihn mit ihrem Gewicht immer in den Sumpf hinabzog; dann schlug er sie in Stücke und warf sie auf den Weg, auf dem Hold Emmchen kommen mußte. Da. So rechnete er, würde sie im Dunkeln darüber stolpern und sich ein Bein brechen—dann konnte sie nicht mehr so schnell laufen!—So duckte er sich denn in den Wald und wartete ab, wenn Hold Emmchen kommen würde. Aber es wurde Nacht und sie kam nicht; der Mond guckte neugierig über den Berg, um zu sehen, was da los wäre, und die Sternlein blinzelten sich zu—und sie kam noch immer nicht. Nie Nacht verging, der Morgen graute—Hold Emmchen kam nicht.
Ja, wo blieb sie denn nur? Nun, sie hatte sich abends ruhig zwischen grünen Tannen auf dem weichen Moos schlafen gelegt, um am anderen Morgen frisch und rüstig weiterlaufen zu können. Als die Sonne aufging, wachte sie auf, rieb sich die Äuglein und sprang auf ihre Füßchen. Hurtig lief sie zu—da lagen all die großen grauen Steine in ihrem Weg; sie aber sprang lachend mit ihren leichten Füßchen darüber weg und jauchzend die Felsen hinunter. Wütend sah es der silberne Mann aus seinem Versteck und wollte nun, weil seine List mißlungen war, schnell weiter eilen, um nach Magdeburg zu kommen. Aber, oh weh, o weh! Bei dem langen Stehen war er ganz tief eingesunken in den Sumpf. Alles Strampeln und Zappeln war umsonst—er konnte nicht mehr heraus. Nun muß er immer, immer dort stehen bleiben zur Strafe für seine Tücke—ihr könnt noch die Spitze von seinem silbergrauen Helm aus dem Wald herausragen sehen.
Hold Emmchen aber lief lachend an ihm vorbei nach Magdeburg zur Erzbischof. Der aber war ein guter Mann und sagte, sie sollte nicht dem silbernen Mann seine Frau werden, sondern sollte immerzu lustig weiter singen und springen. Und das tut Hold Emmchen heute noch, und wenn sie an die großen grauen Felsen von der Steinernen Renne kommt, dann springt sie besonders lustig über sie hinweg und lacht den silbernen Mann aus, der gar nicht weit davon im Walde festgewachsen steht.
So stieg er denn eines Tages von seinem Berge hernieder und fragte Hold Emmchen, ob sie nicht seine Frau werden wollte. Aber die lachte den alten Graubart aus; sie wollte viel lieber weiter lustig singen und springen und sich ihrer Kindheit freuen, als des silbernen Mannes Frau werden.
Doch, der ließ nicht nach und bat und bat immer wieder, bis Hold Emmchen schließlich sagte: „Weißt du was? Wir wollen miteinander zum Herrn Erzbischof nach Magdeburg reisen, der soll entscheiden. Wenn du zuerst dort bist, dann kannst du ihn bitten, daß ich deine Frau werde; wenn ich zuerst dort bin, werde ich ihm freilich sagen, daß ich nicht deine Frau werden möchte. Aber du darfst mich auf dem Wege nicht aufhalten, und ich verspreche dir auch, dir nichts in den Weg zu legen.“ Der silberne Mann wars zufrieden, denn er dachte, er mit seinen großen Siebenmeilenstiefeln würde doch viel schneller in Magdeburg sein, als Hold Emmchen mit seinen kleinen, zarten Füßchen.
So machten sie sich denn eines Tages auf und gingen nebeneinander her, und immer, wenn der silberne Mann ihr zu nahe kommen wollte, wich Hold Emmchen im großen Bogen aus.
Eine Zeitlang gings ganz gemächlich. Der silberne Mann ließ Hold Emmchen sogar vorangehen, er würde sie doch bald einholen und überholen. Aber es ging doch nicht so schnell, wie er dachte; der Boden war sumpfig, und während Hold Emmchen mit leichtem Fuß drüber hin sprang, blieb der silberne Man mit seinen schweren Stiefeln immer stecken, und es kostete ihm immer viel Mühe und Schweiß, bis er so ein Bein nach dem anderen wieder aus dem Sumpf herausgezogen hatte. Hol Emmchen aber lachte ihn dann tüchtig aus. Dann holte er sie freilich mit einem einzigen großen Schritt schnell wieder ein—aber patsch! Da saß er wieder im Sumpf. Das wurde ihm denn doch allmählich bedenklich. Wen das so weiter ging, kam Hold Emmchen ihm am Ende doch beim Erzbischof zuvor. Da faßte er einen bösen, bösen Plan—und gedacht, getan!
Es war Abend geworden. Da versteckte er sich im Walde, wo ihn niemand sehen konnte und legte seine schwere Steinrüstung ab, die ihn mit ihrem Gewicht immer in den Sumpf hinabzog; dann schlug er sie in Stücke und warf sie auf den Weg, auf dem Hold Emmchen kommen mußte. Da. So rechnete er, würde sie im Dunkeln darüber stolpern und sich ein Bein brechen—dann konnte sie nicht mehr so schnell laufen!—So duckte er sich denn in den Wald und wartete ab, wenn Hold Emmchen kommen würde. Aber es wurde Nacht und sie kam nicht; der Mond guckte neugierig über den Berg, um zu sehen, was da los wäre, und die Sternlein blinzelten sich zu—und sie kam noch immer nicht. Nie Nacht verging, der Morgen graute—Hold Emmchen kam nicht.
Ja, wo blieb sie denn nur? Nun, sie hatte sich abends ruhig zwischen grünen Tannen auf dem weichen Moos schlafen gelegt, um am anderen Morgen frisch und rüstig weiterlaufen zu können. Als die Sonne aufging, wachte sie auf, rieb sich die Äuglein und sprang auf ihre Füßchen. Hurtig lief sie zu—da lagen all die großen grauen Steine in ihrem Weg; sie aber sprang lachend mit ihren leichten Füßchen darüber weg und jauchzend die Felsen hinunter. Wütend sah es der silberne Mann aus seinem Versteck und wollte nun, weil seine List mißlungen war, schnell weiter eilen, um nach Magdeburg zu kommen. Aber, oh weh, o weh! Bei dem langen Stehen war er ganz tief eingesunken in den Sumpf. Alles Strampeln und Zappeln war umsonst—er konnte nicht mehr heraus. Nun muß er immer, immer dort stehen bleiben zur Strafe für seine Tücke—ihr könnt noch die Spitze von seinem silbergrauen Helm aus dem Wald herausragen sehen.
Hold Emmchen aber lief lachend an ihm vorbei nach Magdeburg zur Erzbischof. Der aber war ein guter Mann und sagte, sie sollte nicht dem silbernen Mann seine Frau werden, sondern sollte immerzu lustig weiter singen und springen. Und das tut Hold Emmchen heute noch, und wenn sie an die großen grauen Felsen von der Steinernen Renne kommt, dann springt sie besonders lustig über sie hinweg und lacht den silbernen Mann aus, der gar nicht weit davon im Walde festgewachsen steht.
[P. u. A. Blau „Wies wispert und wuspert im grünen Wald“ – Waldmärchen]