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Wo war’s, wo war’s nicht, auf der Welt war’s, jenseit des Operenzmeeres war’s, diesseit der Glasberge war’s, da hatte ein ausgefallener-eingefallener Ofen kein Stückchen Seite mehr, wo’s gut war, da war’s schlecht, wo’s schlecht war, da war’s gut, dennoch buken drin siebenundsiebzig Pfannen Pogatscherln. Drei nackte Zigeunerburschen schritten drauf zu, die packten alle Pogatschen ein, vorn in ihre Hemden. Nun, mehr als so könnte ich nicht lügen, höchstens das, was ich jetzt erzählen will.
Es war einmal eine arme Frau, die hatte einen Sohn. Schweine würde er gehütet haben, wenn er sie gehütet hätte, aber er stiftete nur Schaden überall; sie konnten ihn nicht brauchen, er taugte nicht zum Schweinehirten. Vergebens versuchte die Mutter allerlei mit ihm; ihm war alles eins; mit dem Burschen wäre sie zu nichts gekommen, und wenn sie wie ein Engel gekräht hätte. Er war ein nichtsnutziger Strick.
Also dieser Tunichtgut von einem Schweinehirten hörte einstmals, dass der König dem seine Tochter geben würde, der sich so zu verstecken wüsste, dass seine Tochter ihn nicht fände. »Na, kleiner Schweinehirt!« sprach er zu sich, »jetzt mach dich mal dran, viel kannst du gewinnen mit ein bischen Geschicklichkeit!«
Er raffte sich auch zusammen, liess sogleich ein Ränzel voll Aschenkuchen backen, warf den gestickten Szür um die Schultern; dann machte er sich auf den Weg.
Er ging und ging, wanderte über Stock und Stein, über Berg und Tal, durch Wald und Flur, die Pogatschen gingen auch schon auf die Neige, doch des Königs Burg fand er nicht. Er wanderte eine ganze Woche; schon hatte er seine letzte Pogatsche verzehrt, doch er sah noch immer nichts. Durstig war er auch; seine Zunge war von der grossen Trockenheit wie ein nicht garer Kloss. Was war jetzt zu machen? Also elend zu grunde gehen? Hätte er das gewusst, er wäre nicht ausgezogen.
Wie er wandert, siehe, da trifft er nach langer Zeit einen Brunnen; auf seinem Kranz sassen zwei weisse Tauben.
Er geht hin. »Nun, ihr zwei weissen Tauben! Jetzt werde ich euch essen, denn ich sterbe fast vor Hunger.«
Sprachen die zwei weissen Tauben: »Iss uns nicht, kleiner Schweinehirt! Ziehe uns lieber einen Eimer Wasser herauf; es dürstet uns sehr. Für deine gute Tat erwarte Gutes!«
Die beiden Tauben baten ihn so flehentlich, dass er sie nicht ass. Er ging hin zum Brunnenkranz, schöpfte ihnen mit einem Eimer; dann labte er sich selbst mit dem guten, kalten Wasser. Damit zog er fürbass.
Durstig wäre er ja nun nicht mehr gewesen, aber sein Bauch, der knurrte wie ein Kettenhund.
Irgendwo in einer grossen Wüstenei fand er beim Gehen, auf seiner Wanderung einen lahmen Fuchs. »Nun, lahmer Fuchs! Mir geschehe dies und das, wenn ich dich nicht esse!« Der lahme Fuchs bat, dass er ihn nicht esse, er bringe seinem kleinen Söhnchen was zu essen, doch »für deine gute Tat erwarte Gutes, kleiner Schweinehirt! Ich kann dir schon noch mal helfen!«
Dem kleinen Schweinehirten brachen schon fast die Augen vor grossem Hunger, doch tat er ihm nichts zu leide. Er dachte, dass er ihm diese Wohltat schon vergelten werde.
Schwankt-wankt der kleine Schweinehirt weiter; über Äcker und Saaten, über Stoppeln und unbebautes Feld führte sein Weg; schon hatte er die allerletzten Brocken aus seinem Ranzen zusammengescharrt und auch die aufgegessen. Aber was war das seinem hungrigen Magen! Er wankte zur Rechten, er wankte zur Linken; schon glaubte er, dass er nimmer dorthin gelangen würde, wohin er wollte.
Unterwegs sieht er schon von weitem einen Teich. Er blickte umher, ob vielleicht dort jemand oder etwas sei. Er steigt nieder zum Ufer, und da sieht er, dass am Rande des Wassers ein kleiner Fisch zappelt. Gierig greift er zu, zieht den kleinen Fisch aus dem Wasser. Doch der spricht zu ihm:
»Iss mich nicht, kleiner Schweinehirt! Ich kann dir deine Güte noch einmal vergelten!«
Schaute der kleine Schweinehirt den Fisch lange an, schön war er, seine Schuppen leuchteten nur so, wenn die Sonne drauf schien; er hatte Mitleid mit ihm, und er setzte ihn wieder ins Wasser.
Ein hundsföttisch Ding ist’s um den Hunger; man verliert dabei den Mut; der kleine Schweinehirt bereute schon, dass er sich auf den Weg gemacht hatte.
Aber jetzt war ihm alles eins, und wenn Himmel und Erde zusammenstürzten, er würde jetzt nicht wieder umkehren. Er wanderte, wanderte immer weiter. Und da findet er wieder einen Brunnenrand, auf dem Rand zwei weisse Tauben. »Nun, jetzt haltet mich nicht weiter zum Narren, ich frage jetzt nicht nach Gott noch nach Menschen, ich esse euch!«
Da flehten ihn die zwei weissen Tauben an, er möge nur dies eine mal noch sie nicht essen, sie würden ihm schon noch für seine Güte einen Dienst leisten!
»Jawohl, ihr wolltet mich immer überreden, und ich, wie ein Narr, hörte auf euch; aber jetzt mutet ihr mir doch nicht zu, oder etwa doch, dass ich deswegen vor Hunger umkomme?«
Er will die Tauben packen, doch die flehen und bitten; schliesslich tat er ihnen nichts zu leide, schöpfte ihnen einen Eimer Wasser, tat auch einen tiefen Zug aus dem Eimer, und damit ging er.
Doch er glaubte schon, dass er es nicht aushalten werde. Vor Hunger muss er umkommen.
Er wusste schon nicht mehr, seit wann, er wusste nur, dass er schon sehr lange unterwegs war. Er härmte sich über sein Geschick; jetzt war’s ihm schon Mus wie Miene, wie’s wurde, so wurde es eben.
Und nach langer Zeit erreichte er die Burg.
Beim Tor dort stand der König. Der kleine Schweinehirt grüsste ihn, wie es sich gebührt, und der König dankte ihm auch.
»Und wie kommst du hierher, wohin selbst der Vogel nicht kommt? Was suchst du hier?«
Da erzählte der kleine Schweinehirt, weshalb er hergekommen, und dass er gerade hierher gestrebt, weil er vernommen hätte, das der König dem seine Tochter geben würde, der sich vor ihr verstecken könne, und so wollte er es auch versuchen, ob ihm vielleicht das Wagnis glücken würde.
»Nun gut, mein Sohn, gut!« sagte der König, »aber siehst du hier auf Pfählen die neunundneunzig Menschenköpfe? Deiner wird der hundertste sein, wenn du dich nicht verstecken kannst.«
Dem kleinen Schweinehirten sank nicht das Herz in die Schuhe, er antwortete nur: »Es wird schon irgendwie werden!«
Und als sie hineingegangen war, klagte der kleine Schweinehirt, dass er wahrhaftig sehr hungrig wäre, sie möchten ihm einen kleinen Rest bringen. Da gaben sie ihm so viel, wie nur in ihn hineinging.
Anderntags, als er aufgestanden war, ging der König zu ihm, dass er sich jetzt verstecke, ehe seine Tochter erwacht; denn wenn sie wach sei, dann könne er sich gewiss nicht vor ihr verstecken.
Zieht sich der kleine Schweinehirt an, macht sich fertig; auf einmal sieht er irgendwie zum Fenster hin, da erblickt er die ersten zwei weissen Tauben. Er öffnet das Fenster; jene sagen: »Komm geschwind, wir tragen dich schon fort!«
Der kleine Schweinehirt zauderte nicht lange, vertraute sich ihnen an, und sie heidi! flogen mit ihm wie der Wind geradewegs hinter den Rücken der Sonne.
Auch die Prinzessin machte sich bereit, stieg hinunter in den Garten, brach die schönste Rose, drehte sich einmal auf der Ferse: »Komm hervor, kleiner Schweinehirt! Dort bist du hinter dem Rücken der Sonne!«
Hu! Die Wut frass den kleinen Schweinehirten, und er fürchtete sich auch; aber was wollte er machen? Er kam hervor vom Rücken der Sonne und ging geradewegs in die Küche.
Dämmerte der zweite Tag; der kleine Schweinehirt erhebt sich, blickt zum Fenster; dort steht schon der lahme Fuchs auf den Zehen und erwartet ihn. Er machte sich hurtig bereit, öffnete das Fenster, ging mit dem Fuchs. Der Fuchs trug ihn fort, sieben Klafter tief unter die Erde.
Geht die Prinzessin hinaus in den Garten, bricht die schönste Rose, dreht sich einmal auf der Ferse: »Komm hervor, kleiner Schweinehirt! sieben Klafter unter der Erde bist du!«
Was war da zu machen? Der kleine Schweinehirt kroch auch von dort hervor.
Am dritten Tag ging er hinaus zum kleinen Fisch in dem Teich; der trug ihn hinunter in einen Winkel des Teiches. »Na, bis hierher langt nicht mal das Augenlicht, wie sollte sie mich hier finden!«
Doch die Prinzessin, als sie in den Garten hinabgestiegen war, brach die schönste Rose, drehte sich einmal auf der Ferse; sogleich rief sie den kleinen Schweinehirten vom Grund des Teiches herauf.
»Nun ist’s aus mit mir! so ist’s! Nun ist der hundertste Pfahl mein!« sagte sich der kleine Schweinehirt wieder und wieder; »wenn sie mich schon dreimal gefunden hat, werde ich mich auch das viertemal nicht so verstecken können, dass sie mir nicht auf die Spur kommt!«
Er legte sich nieder, um bald zu schlafen, sich auszuruhen; aber er konnte weder schlafen noch ruhen, wälzte sich nur, warf sich nur herum.
Anderntags zur Dämmerzeit sah er dort an seinem Fenster zwei weisse Tauben. Als sie ihn erblickt hatten, flog die eine sogleich von dannen, die andere blieb dort.
Er lässt die Taube ein. Die spricht zu ihm: »Komm geschwind, du verwandelst dich in eine schöne Rose, ich verwandle mich auch in eine!«
So geschah es auch. Schon am Vormittag waren alle Knospen herrlich aufgesprungen, hier und dort blühten im Garten die allerschönsten Blumen.
Kommt die Prinzessin herab, sucht die schönste Rose, siehe, da findet sie zwei ganz gleiche. Sie bricht alle beide, steckt sie an die Brust.
Dann dreht sie sich einmal auf der Ferse; doch den kleinen Schweinehirten sieht sie noch nicht. Sie dreht sich noch einmal; nun sieht sie ihn auch nicht.
»Nun, Vater! Ich sehe den kleinen Schweinehirten nicht; er hat sich versteckt, dass ich ihn nicht finden kann!«
»Warum nicht gar! Warum nicht gar! Dreh dich noch einmal auf der Ferse; vielleicht siehst du ihn!«
Drehte sich das Mädchen zum drittenmal; doch sie hätte sich drehen können, wer weiss wie oft, sie hätte den kleinen Schweinehirten doch nicht gefunden.
Da flog die eine Rose von des Mädchens Brust in Taubengestalt von dannen, die andere Rose verwandelte sich in den kleinen Schweinehirten.
Die Prinzessin riss die Augen auf, wie sie den kleinen Schweinehirten vor sich sah.
Da umarmte der kleine Schweinehirt das Mädchen. »Mein schönes Herzlieb! Ich bin dein, du bist mein; nur das Grabscheit soll uns scheiden!« Sie umarmten sich, küssten sich; aus dem kleinen Schweinehirten wurde ein hundertmal schönerer Bursche; sie waren neben einander wie zum Strauss gebundene Blumen. Dann hielten sie Hochzeit und wurden glücklich. Der kleine Schweinehirt wurde ein so feiner Mann, dass es kaum seinesgleichen gab, und das Mädchen eine schöne Frau; wenn sie nicht gestorben sind, leben sie jetzt noch.
Es war einmal eine arme Frau, die hatte einen Sohn. Schweine würde er gehütet haben, wenn er sie gehütet hätte, aber er stiftete nur Schaden überall; sie konnten ihn nicht brauchen, er taugte nicht zum Schweinehirten. Vergebens versuchte die Mutter allerlei mit ihm; ihm war alles eins; mit dem Burschen wäre sie zu nichts gekommen, und wenn sie wie ein Engel gekräht hätte. Er war ein nichtsnutziger Strick.
Also dieser Tunichtgut von einem Schweinehirten hörte einstmals, dass der König dem seine Tochter geben würde, der sich so zu verstecken wüsste, dass seine Tochter ihn nicht fände. »Na, kleiner Schweinehirt!« sprach er zu sich, »jetzt mach dich mal dran, viel kannst du gewinnen mit ein bischen Geschicklichkeit!«
Er raffte sich auch zusammen, liess sogleich ein Ränzel voll Aschenkuchen backen, warf den gestickten Szür um die Schultern; dann machte er sich auf den Weg.
Er ging und ging, wanderte über Stock und Stein, über Berg und Tal, durch Wald und Flur, die Pogatschen gingen auch schon auf die Neige, doch des Königs Burg fand er nicht. Er wanderte eine ganze Woche; schon hatte er seine letzte Pogatsche verzehrt, doch er sah noch immer nichts. Durstig war er auch; seine Zunge war von der grossen Trockenheit wie ein nicht garer Kloss. Was war jetzt zu machen? Also elend zu grunde gehen? Hätte er das gewusst, er wäre nicht ausgezogen.
Wie er wandert, siehe, da trifft er nach langer Zeit einen Brunnen; auf seinem Kranz sassen zwei weisse Tauben.
Er geht hin. »Nun, ihr zwei weissen Tauben! Jetzt werde ich euch essen, denn ich sterbe fast vor Hunger.«
Sprachen die zwei weissen Tauben: »Iss uns nicht, kleiner Schweinehirt! Ziehe uns lieber einen Eimer Wasser herauf; es dürstet uns sehr. Für deine gute Tat erwarte Gutes!«
Die beiden Tauben baten ihn so flehentlich, dass er sie nicht ass. Er ging hin zum Brunnenkranz, schöpfte ihnen mit einem Eimer; dann labte er sich selbst mit dem guten, kalten Wasser. Damit zog er fürbass.
Durstig wäre er ja nun nicht mehr gewesen, aber sein Bauch, der knurrte wie ein Kettenhund.
Irgendwo in einer grossen Wüstenei fand er beim Gehen, auf seiner Wanderung einen lahmen Fuchs. »Nun, lahmer Fuchs! Mir geschehe dies und das, wenn ich dich nicht esse!« Der lahme Fuchs bat, dass er ihn nicht esse, er bringe seinem kleinen Söhnchen was zu essen, doch »für deine gute Tat erwarte Gutes, kleiner Schweinehirt! Ich kann dir schon noch mal helfen!«
Dem kleinen Schweinehirten brachen schon fast die Augen vor grossem Hunger, doch tat er ihm nichts zu leide. Er dachte, dass er ihm diese Wohltat schon vergelten werde.
Schwankt-wankt der kleine Schweinehirt weiter; über Äcker und Saaten, über Stoppeln und unbebautes Feld führte sein Weg; schon hatte er die allerletzten Brocken aus seinem Ranzen zusammengescharrt und auch die aufgegessen. Aber was war das seinem hungrigen Magen! Er wankte zur Rechten, er wankte zur Linken; schon glaubte er, dass er nimmer dorthin gelangen würde, wohin er wollte.
Unterwegs sieht er schon von weitem einen Teich. Er blickte umher, ob vielleicht dort jemand oder etwas sei. Er steigt nieder zum Ufer, und da sieht er, dass am Rande des Wassers ein kleiner Fisch zappelt. Gierig greift er zu, zieht den kleinen Fisch aus dem Wasser. Doch der spricht zu ihm:
»Iss mich nicht, kleiner Schweinehirt! Ich kann dir deine Güte noch einmal vergelten!«
Schaute der kleine Schweinehirt den Fisch lange an, schön war er, seine Schuppen leuchteten nur so, wenn die Sonne drauf schien; er hatte Mitleid mit ihm, und er setzte ihn wieder ins Wasser.
Ein hundsföttisch Ding ist’s um den Hunger; man verliert dabei den Mut; der kleine Schweinehirt bereute schon, dass er sich auf den Weg gemacht hatte.
Aber jetzt war ihm alles eins, und wenn Himmel und Erde zusammenstürzten, er würde jetzt nicht wieder umkehren. Er wanderte, wanderte immer weiter. Und da findet er wieder einen Brunnenrand, auf dem Rand zwei weisse Tauben. »Nun, jetzt haltet mich nicht weiter zum Narren, ich frage jetzt nicht nach Gott noch nach Menschen, ich esse euch!«
Da flehten ihn die zwei weissen Tauben an, er möge nur dies eine mal noch sie nicht essen, sie würden ihm schon noch für seine Güte einen Dienst leisten!
»Jawohl, ihr wolltet mich immer überreden, und ich, wie ein Narr, hörte auf euch; aber jetzt mutet ihr mir doch nicht zu, oder etwa doch, dass ich deswegen vor Hunger umkomme?«
Er will die Tauben packen, doch die flehen und bitten; schliesslich tat er ihnen nichts zu leide, schöpfte ihnen einen Eimer Wasser, tat auch einen tiefen Zug aus dem Eimer, und damit ging er.
Doch er glaubte schon, dass er es nicht aushalten werde. Vor Hunger muss er umkommen.
Er wusste schon nicht mehr, seit wann, er wusste nur, dass er schon sehr lange unterwegs war. Er härmte sich über sein Geschick; jetzt war’s ihm schon Mus wie Miene, wie’s wurde, so wurde es eben.
Und nach langer Zeit erreichte er die Burg.
Beim Tor dort stand der König. Der kleine Schweinehirt grüsste ihn, wie es sich gebührt, und der König dankte ihm auch.
»Und wie kommst du hierher, wohin selbst der Vogel nicht kommt? Was suchst du hier?«
Da erzählte der kleine Schweinehirt, weshalb er hergekommen, und dass er gerade hierher gestrebt, weil er vernommen hätte, das der König dem seine Tochter geben würde, der sich vor ihr verstecken könne, und so wollte er es auch versuchen, ob ihm vielleicht das Wagnis glücken würde.
»Nun gut, mein Sohn, gut!« sagte der König, »aber siehst du hier auf Pfählen die neunundneunzig Menschenköpfe? Deiner wird der hundertste sein, wenn du dich nicht verstecken kannst.«
Dem kleinen Schweinehirten sank nicht das Herz in die Schuhe, er antwortete nur: »Es wird schon irgendwie werden!«
Und als sie hineingegangen war, klagte der kleine Schweinehirt, dass er wahrhaftig sehr hungrig wäre, sie möchten ihm einen kleinen Rest bringen. Da gaben sie ihm so viel, wie nur in ihn hineinging.
Anderntags, als er aufgestanden war, ging der König zu ihm, dass er sich jetzt verstecke, ehe seine Tochter erwacht; denn wenn sie wach sei, dann könne er sich gewiss nicht vor ihr verstecken.
Zieht sich der kleine Schweinehirt an, macht sich fertig; auf einmal sieht er irgendwie zum Fenster hin, da erblickt er die ersten zwei weissen Tauben. Er öffnet das Fenster; jene sagen: »Komm geschwind, wir tragen dich schon fort!«
Der kleine Schweinehirt zauderte nicht lange, vertraute sich ihnen an, und sie heidi! flogen mit ihm wie der Wind geradewegs hinter den Rücken der Sonne.
Auch die Prinzessin machte sich bereit, stieg hinunter in den Garten, brach die schönste Rose, drehte sich einmal auf der Ferse: »Komm hervor, kleiner Schweinehirt! Dort bist du hinter dem Rücken der Sonne!«
Hu! Die Wut frass den kleinen Schweinehirten, und er fürchtete sich auch; aber was wollte er machen? Er kam hervor vom Rücken der Sonne und ging geradewegs in die Küche.
Dämmerte der zweite Tag; der kleine Schweinehirt erhebt sich, blickt zum Fenster; dort steht schon der lahme Fuchs auf den Zehen und erwartet ihn. Er machte sich hurtig bereit, öffnete das Fenster, ging mit dem Fuchs. Der Fuchs trug ihn fort, sieben Klafter tief unter die Erde.
Geht die Prinzessin hinaus in den Garten, bricht die schönste Rose, dreht sich einmal auf der Ferse: »Komm hervor, kleiner Schweinehirt! sieben Klafter unter der Erde bist du!«
Was war da zu machen? Der kleine Schweinehirt kroch auch von dort hervor.
Am dritten Tag ging er hinaus zum kleinen Fisch in dem Teich; der trug ihn hinunter in einen Winkel des Teiches. »Na, bis hierher langt nicht mal das Augenlicht, wie sollte sie mich hier finden!«
Doch die Prinzessin, als sie in den Garten hinabgestiegen war, brach die schönste Rose, drehte sich einmal auf der Ferse; sogleich rief sie den kleinen Schweinehirten vom Grund des Teiches herauf.
»Nun ist’s aus mit mir! so ist’s! Nun ist der hundertste Pfahl mein!« sagte sich der kleine Schweinehirt wieder und wieder; »wenn sie mich schon dreimal gefunden hat, werde ich mich auch das viertemal nicht so verstecken können, dass sie mir nicht auf die Spur kommt!«
Er legte sich nieder, um bald zu schlafen, sich auszuruhen; aber er konnte weder schlafen noch ruhen, wälzte sich nur, warf sich nur herum.
Anderntags zur Dämmerzeit sah er dort an seinem Fenster zwei weisse Tauben. Als sie ihn erblickt hatten, flog die eine sogleich von dannen, die andere blieb dort.
Er lässt die Taube ein. Die spricht zu ihm: »Komm geschwind, du verwandelst dich in eine schöne Rose, ich verwandle mich auch in eine!«
So geschah es auch. Schon am Vormittag waren alle Knospen herrlich aufgesprungen, hier und dort blühten im Garten die allerschönsten Blumen.
Kommt die Prinzessin herab, sucht die schönste Rose, siehe, da findet sie zwei ganz gleiche. Sie bricht alle beide, steckt sie an die Brust.
Dann dreht sie sich einmal auf der Ferse; doch den kleinen Schweinehirten sieht sie noch nicht. Sie dreht sich noch einmal; nun sieht sie ihn auch nicht.
»Nun, Vater! Ich sehe den kleinen Schweinehirten nicht; er hat sich versteckt, dass ich ihn nicht finden kann!«
»Warum nicht gar! Warum nicht gar! Dreh dich noch einmal auf der Ferse; vielleicht siehst du ihn!«
Drehte sich das Mädchen zum drittenmal; doch sie hätte sich drehen können, wer weiss wie oft, sie hätte den kleinen Schweinehirten doch nicht gefunden.
Da flog die eine Rose von des Mädchens Brust in Taubengestalt von dannen, die andere Rose verwandelte sich in den kleinen Schweinehirten.
Die Prinzessin riss die Augen auf, wie sie den kleinen Schweinehirten vor sich sah.
Da umarmte der kleine Schweinehirt das Mädchen. »Mein schönes Herzlieb! Ich bin dein, du bist mein; nur das Grabscheit soll uns scheiden!« Sie umarmten sich, küssten sich; aus dem kleinen Schweinehirten wurde ein hundertmal schönerer Bursche; sie waren neben einander wie zum Strauss gebundene Blumen. Dann hielten sie Hochzeit und wurden glücklich. Der kleine Schweinehirt wurde ein so feiner Mann, dass es kaum seinesgleichen gab, und das Mädchen eine schöne Frau; wenn sie nicht gestorben sind, leben sie jetzt noch.
[Ungarn: Elisabet Róna-Sklarek: Ungarische Volksmärchen]