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Das Märchen vom Knaben, welcher sich zurückgesetzt glaubte

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Unter der Regierung des dritten Königs von Korea lebte ein Edelmann von hohem Rang, welcher aus der berühmten Familie Hong stammte und den Titel eines Ye Cho Pansa führte. Er hatte aus der Ehe mit seiner rechtmäßigen Gattin zwei Söhne und einen Sohn aus der Verbindung mit einer Nebenfrau. Letzterer, welche von Geburt an viel von sich reden machte, wird der Held sein. Als Hong Pansa erst zwei Söhne besaß, träumte ihm eines Nachts, dass ein Drache von so ungeheurer Größe in sein Zimmer käme, dass er selbst keinen Platz mehr darin hätte. Der Träumer erwachte und begriff sofort, dass ihm etwas Gutes bevorstände. Da er hoffte, es würde ihm ein dritter Sohn geboren werden, hatte er nichts Eiligeres zu tun, als seiner Gemahlin den Traum mitzuteilen. Doch diese wollte ihn nicht sehen, da sie böse auf ihn war. Der große Mann war darüber sehr traurig und zog sich unverrichteter Dinge in seine Gemächer zurück, wo er allein über seinen Traum und die ihm möglicherweise bevorstehenden Ereignisse nachdachte. Bald darauf wurde ihm von einer seiner Nebenfrauen ein Sohn von tadelloser Schönheit geboren, dass seine Gemahlin sehr neidisch, er selbst aber höchst unglücklich darüber wurde, denn er wäre begreiflicherweise hoch erfreut gewesen, wenn dieser Sohn eine standesgemäße Geburt gehabt hätte und dadurch befähigt gewesen wäre, die Laufbahn von ihm einzuschlagen. So wurde der schöne Knabe einfach Kil Tong oder Hong Kil Tong genannt. Je größer er wurde, desto mehr entwickelte sich seine Schönheit und sein Verstand. Er lernte sehr leicht und seine Umgebung bewunderte seinen Scharfsinn und seine Geisteskräfte, ebenso wie das Ebenmaß seines Körpers und seine schönen Gesichtszüge. Als er heranwuchs, ärgerte er sich sehr darüber, dass ihm sein Platz bei der Dienerschaft angewiesen wurde und er nicht die Erlaubnis hatte, seine Eltern beim Namen zu nennen. Die anderen Söhne seines Vaters lachten ihn aus und verspotteten ihn, so dass sein Leben ihm sehr unglücklich erschien, und eines Tages warf er während des Schulunterrichts voll Missmut seinen Tisch um und erklärte, er wolle Soldat werden. n der nächsten halben Mondscheinnacht sah ihn Hong Pansa im Hof Waffenübungen machen und fragte ihn, höchst verwundert darüber, was er damit bezwecke. Kil Tong antwortete ihm unumwunden, dass ihm die steten Ungerechtigkeiten, deren er in seinem Haus ausgesetzt sei, zuwider wären. Er wolle sich daher auf diese Weise für seinen späteren Beruf vorbereiten, damit alle Menschen dann Ehrfurcht und Achtung vor ihm haben sollten. „Denn“, sagte er, „der Himmel hat alles für den Gebrauch der Menschen erschaffen, diese müssen es nur verstehen, richtig damit umzugehen, und der Himmel unterstützt diejenigen, welche sich selbst zu helfen wissen.“ „Welch ein bewunderungswürdiger Knabe“, sagte Hong Pansa zu sich selbst, „wie sehr bedaure ich es, dass er nicht mein anerkanntes Kind ist, und was für eine Ehre würde ich mit ihm einlegen. Wie die Sache aber jetzt liegt, befürchte ich noch viel Unangenehmes mit ihm zu erleben.“ Laut rief er Kil zu, es sei für ihn besser schlafen zu gehen. Kil antwortete ihm, dass, wenn er sich auch nur zum Schlafen niederlege, ihm alle Ungerechtigkeiten, die ihm tagsüber widerfahren wären, in den Sinn kämen und er so lange darüber nachdächte, bis ihm die Tränen den Schlaf verscheuchten und er wieder aufstände. Da seufzte sein Vater und ließ ihn schweigend gewähren. Hong Pansas rechtmäßige Gattin und eine der Nebenfrauen, eine ehemalige Tänzerin, einigten sich jedoch in einem Punkt, dem großen Ärger über die Zuneigung, welche der Hausherr zu seinem Sohne Kil gefasst hatte. Beide hassten den schönen Knaben und beschlossen, ihn zu beseitigen, oder doch wenigstens unschädlich zu machen. Sie riefen also eine mootang oder Zauberin herbei, der sie sagten, ihr Glück und ihre Zufriedenheit sei durch das Kind einer Rivalin gestört und ihre Herzensruhe könne nur zurückkehren, wenn jener Knabe aus dem Haus verschwinde. „Nichts ist leichter als das“, beruhigte sie die mootang. „Am Osttor wohnt eine kluge, alte Frau, ruft sie herbei und befehlt ihr, sie solle den Vater gegen den Sohn beeinflussen, was ihr ein Leichtes sein wird, und das übrige wird sich von selbst finden.“ Das alte Weib wurde gerufen und kam gerade zu der Zeit an, als Hong Pansa sich in den Gemächern befand und dort von Kil Tong erzählte. Die Alte wurde gemeldet und verbeugte sich tief vor dem Hausherrn und seinen Frauen. Hong Pansa fragte sie, was sie wolle und erhielt zur Antwort, sie habe soviel von dem wunderbaren Kil Tong gehört, dass sie sich persönlich von seinen Tugenden überzeugen und seine Zukunft deuten wolle. Hong Pansa ließ seinen Sohn rufen, und sobald das alte Weib ihn erblickte, machte es ihm eine tiefe Verbeugung und sagte zu seinem Vater: „Schickt alle fremden Leute aus dem Zimmer.“ Nachdem dies geschehen war, fuhr sie fort: „Dieser Knabe wird ein großer Mann werden. Wenn nicht selbst König, wird er noch größer als ein König sein und einst seine Familie töten, eingedenk der Ungerechtigkeiten, die er in seiner Jugend erdulden musste.“ Als die Alte zu Ende war, befahl ihr Hong Pansa , mit niemand von ihrer Weissagung zu reden und tiefstes Schweigen zu bewahren. Kil Tong wurde sofort eingesperrt und scharf bewacht. Er benutzte die Gelegenheit, aus chinesischen Werken die Sternkunde zu erlernen und beschloss, später nach einem entfernten Distrikt zu entfliehen, um dort zu zeigen, was er verstände. In der Zwischenzeit war es ihm nicht erlaubt, seine Mutter zu sehen, die er sehr liebte, und sein unbarmherziger Vater war viel zu furchtsam, ihn zu besuchen, so bereitete er allein alles zu seiner Flucht vor. Der ewigen Quälereien überdrüssig, und selbst das Schlimmste von Kil Tong befürchtet, beschloss der feige Hong Pansa, Mörder zu dingen, welche den Knaben töten sollten. Sobald er den Befehl zu dieser schlechten Tat gegeben hatte, wurde er von einer schweren Krankheit befallen, die er für eine Strafe des Himmels hielt und deshalb seinen Befehl widerrief. Als kein Arzt dem kranken Manne helfen wollte, rief man wieder die mootang herbei. Diese ließ ihre Zaubertänze aufführen und ihre Trommeln schlagen, aber vergebens. Da sagte einer der Nebenfrauen: „An Hong Pansas Krankheit ist nur Kil schuld; wenn dieser tot ist, wird jener gesunden.“ Wieder wurden die Mörder herbeigerufen und erschienen alsbald mit ihren Schwertern bewaffnet und von dem alten Weib vom Osttor begleitet. Während nun diese alle zusammen den Plan zur Ermordung entwarfen, saß der unglückliche Kil im Gewahrsam und dachte über die Ungerechtigkeit nach. Da schreckte ihn das Krächzen einer Krähe aus seinem Brüten auf und er bemerkte, dass auf dem seinem Fenster gegenüberstehenden Baum ein solcher Unglücksvogel saß. „Das bedeutet mir Unheil“, sagte Kil zu sich selbst und in demselben Augenblick öffneten die von seinen Feinden gedungene Mörder, die Tür seines Gefängnisses und fielen über ihn her, wer beschreibt das Erstaunen, als sich plötzlich das Gemach in ein finsteres Felsental verwandelte, der gefangene Knabe verschwunden war und die Bösewichter sahen, dass sie statt des Knaben jenes alte Weib vom Osttor erschlagen und sich selbst verwundet hatten. Ein mächtiger Sturm erhob sich, der große Felsblöcke umherschleuderte, als wenn es Kieselsteinchen wären.

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