Igimarasugdjuqdjuaq war ein sehr großer, schlechter Mann, der viele Morde begangen und seine Opfer, nachdem er sie aufgeschlitzt hatte, verspeiste. Einmal kam seine Schwägerin, um seine Frau zu besuchen, aber kaum hatte sie die Hütte betreten, als Igimarasugdjuqdjuaq sie tötete und seiner Frau befahl, sie zu kochen.
Seine Frau war sehr erschrocken, befürchtete, daß sie selbst das nächste Opfer sein werde und beschloss zu fliehen. Als Igimarasugdjuqdjuaq auf die Jagd ging, sammelte sie Heidekraut, stopfte damit ihre Jacke aus und setzte die Figur aufs Bett. Dann lief sie, so rasch sie konnte, weg, bis sie ein Dorf erreichte. Als ihr Gemahl nach Hause kam und den Rock sah, glaubte er, es sei ein Fremder zu ihm auf Besuch gekommen und erstach ihn. Wie er aber bemerkte, daß seine Frau ihn betrogen und verlassen hatte, wurde er wütend und verfolgte sie.
Er kam ins Dorf und sagte: „Habt ihr nicht meine Frau gesehen? Sie ist mir weggelaufen.“ Die Inuit sagten ihm nicht, dass sie sich bei ihnen aufhielt, sondern verbargen sie vor seiner Wut. Schließlich gab sie Igimarasugdjuqdjuaq als verloren auf und kehrte heim.
Die Inuit beschlossen, die vielen Beleidigungen, die er ihnen angetan hatte, zu rächen. Sie suchten ihn auf und begegneten ihm auf dem Eis, gerade unterhalb seiner Hütte. Als er ihnen sagte, er ginge auf die Bärenjagd, sagten sie: „Lass uns deinen Speer ansehen.“ Dieser Speer hatte einen sehr starken, scharfen Walrosszahn als Spitze. „Ah!“ sagten sie „der ist sehr gut, um Bären zu töten; wie scharf er ist! Du musst ihn gerade in dieser Richtung stoßen.“ Und wie sie das sagten, stießen sie ihn ihm in die Stirne. Die Spitze des Speeres drang ihm ins Gehirn und dann schlitzten sie ihm mit ihren Messern den Leib auf.
Quelle: Eskimomärchen, übersetzt von Paul Sock, Berlin o. J. [1921], Nr. 17, S. 64.
aus: F. Boas: Central Eskimo (Annual Report of American Ethnology, Vol VI. Washington 188