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Des Teufels Dank

2.3
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Es war einmal ein Bursch, der hatte keine Eltern mehr. Er ging in den Wald mit Paluckes im Tornister und mit dem Beil, Holz zu hacken. Er fällte eine Eiche, und als sie umgefallen, setzte er sich auf den Baumstumpf und aß seinen Paluckes. Als er satt war, legte er den Rest auf den Stumpf und dachte: »Wer sie findet und ißt, wird mir ja danken.« Er ging nach Hause. Als er gegangen, kam ein Teufelsbursch und sah das Stück Paluckes, und als er es sah, freute er sich, denn er war hungrig, nahm sie und aß. Als er abends in die Hölle kam, erzählte er den Teufeln, er habe ein Stück Paluckes auf einem Baumstumpf gefunden und gegessen, sie wäre so gut gewesen. »Hast du dem, der sie hingelegt, einen Dank gewünscht?« fragte der älteste der Teufel. »O nein, ich habe nichts gesagt, ich habe vergessen.« – »Dann kehr gleich um und werde drei Jahre Knecht beim Stan Patitu.« So hieß der Bursch. Der Teufel nahm den Namen Chirila an, ging und rief am Fenster: »He, Herr, ich möchte Euch dienen.« Stan Patitu steckte seinen Kopf zum Fenster hinaus, um zu sehen, wer da sei. »Wer bist du, so mager wie die Ohnen? (Abfall vom gerösteten Hanf.) Was soll ich mit dir anfangen?« – »Sei so gut, nimm mich zum Knecht, du sollst mir keinen Lohn geben, nur das Essen.« – »Na, komm also, ich will probieren mit dir, komm, daß wir zu Abend essen.« – »Bade Stan, was sollen wir morgen arbeiten?« – »Wir sollen Holz hauen.« Als der Herr zu Bett gegangen, rief Chirila alle Teufel zusammen, und alle fingen an zu arbeiten; als Stan am Morgen aufstand, war alles Holz in Klaftern gelegt. »Na, du Chirila, du warst fleißig.« – »Ich habe mich beeilt, aber jetzt, bade Stan, sollst du zu dem Herrn gehen, dem das große Weizenfeld gehört, und sollst das Schneiden übernehmen und sollst nur so viele Garben verlangen, als wir beide auf dem Rücken tragen können.« Stan Patitu ging, und als er hinkam, wünschte er einen guten Morgen. »Ich danke, was wünschst du?« – »Ich habe gehört, Ihr hättet eine Tafel Korn zum Schneiden, ich möchte sie schneiden mit meinem Knecht, Ihr sollt uns nichts bezahlen außer so viele Garben, als er und ich auf dem Rücken tragen können.« Dem Herrn kam der Lohn gering vor, und er sagte: »Das Feld ist groß, es ist für 100 Paar Schnitter, zwei Menschen können es nicht fertigbringen.« – »Wir werden ja immer arbeiten, so viel wir können.« Da ihm der Lohn nicht hoch schien, gab der Boer ihm das Feld, und Stan ging abends nach Hause und sagte es dem Chirila. Er machte das Abendessen, packte das Essen in den Tornister, sie wollten dort schlafen, um gleich frühmorgens anzufangen, denn das Feld war groß. Bis sie hinkamen, war Stan so müde, legte sich hin und schlief. Als er eingeschlafen war, rief Chirila alle Teufel zu Hilfe. Auf einmal war das ganze Weizenfeld geschnitten. Dann machten sie drei Schober, einen großen und zwei kleine. Als sie fertig waren, erwachte sein Herr und rief: »He, Chirila, he, steh auf.« Als er selbst sich aufrichtete, sah er das Korn geschnitten. Da kam ein Aufsichter, den der Boer geschickt, um zu sehen, ob die Leute bei der Arbeit wären oder nicht. Als er sah, siehe, die Schober waren fertig. »Sage deinem Herrn, er solle kommen und uns den Lohn geben, wie wir gedungen.« Er kam. Chirila band fünf Bindseile zusammen, legte sie um den größten Kornschober, nahm ihn auf den Rücken und ging. Der Herr fiel um vor Ärger, er und auch Stan sahen, daß sie sich mit dem Teufel verbunden. Der Herr dachte, wenn der Schwache so viel tragen kann, was wird erst der Starke können, der trägt die beiden andern Schober auf einmal, und er fing an anders zu dingen und versprach ihm 500 Gulden, wenn er ihm das noch übrige Korn dalasse. Stan freute sich, nahm das Geld und drückte sich hinter seinem Knecht.
Bis er heimkam, kehrte Chirila schon aus der Mühle zurück, er hatte Mehl gemacht. »Na, bade Stan, Korn hast du, Geld hast du auch, jetzt sollst du heiraten. Auf den Sonntag gehen wir auf die Freite, in diesem Dorfe sind keine wohlhabenden Mädchen, wir gehn in ein anderes Dorf, nach Leschkirch.« Als der Sonntag kam, machten sie sich schön und gingen nach Leschkirch auf den Tanz. Stan fand sich gleich ein schönes Mädchen und tanzte mit ihr. »Was ist, bade Stan, gefällt sie dir?« fragte der Teufel nach dem Tanz. »Sie gefällt mir.« – »Aber diese nehmen wir nicht, die hat drei Rippen vom Teufel, mir gefällt sie nicht, wir gehen auf den andern Sonntag nach Alzen.« Gut. Als sie auf den Tanz nach Alzen kamen, fand Stan wieder ein schönes Mädchen und tanzte mit ihr, aber Chirila sprach: »Komm nach Hause, bade, auch hier finden wir kein gutes Mädchen, diese hat zwei Rippen vom Teufel, sie gefällt mir nicht, komm wir gehen in ein anderes Dorf, nach Bägendorf.« Hier fand Stan wieder ein schönes Mädchen, das gefiel ihm so gut, daß er sagte: »Du, Chirila, ich gehe nirgends mehr, diese gefällt mir, diese nehme ich.« – »Nimm sie, wenn sie dir gefällt, diese hat nur eine Teufelsrippe, ohne keine finden wir niemanden, aber diese eine wollen wir ihr schon ausreißen mit der Zange und dem Hammer.« Es dauerte nicht mehr lange, dann war Hochzeit, eine große und schöne Hochzeit mit Essen, Suppe und Braten und Getränken bis auf die andere Seite. Als dann ein Jahr vergangen, bekamen sie einen Knaben. Jetzt war das Glück des Stan Patitu vollständig, und er sprach zum Chirila: »Du, Chirila, siehst du, meine Frau hat doch keine Rippe des Teufels.« – »O sie hat sie, nur siehst du sie nicht, warte nur, bis die Zeit kommt, dann will ich sie dir zeigen.«
Die Frau hatte einen Bruder zum Verheiraten, dieser lud dieses junge Paar zur Hochzeit. Als sie sich fertiggemacht, sprach Chirila zu seinem Herrn: »Du, bade, sage der lele (Ehrenname für Frau), du könntest heute nicht mitgehen, du hättest zu tun, sie solle allein gehen mit dem Kind.« Als Stan seiner Frau so sagte, nahm sie sich die Wiege und das Kind und ging. »Na, bade Stan, gib jetzt acht, heute abends sollst du dich schön machen wie ein junger Herr, sollst auf ein Pferd sitzen und diese Flasche mit Branntwein nehmen, er ist gemacht aus allen Arten, aus Hefe, aus Trebern, aus Frucht, aus Zwetschgen, du sollst sehn, was deine Frau mit der Teufelsrippe macht. Dort neben deinem Schwiegervater wohnt eine 80jährige Witwe in einem Häuschen aus Stroh. Zu der gehe und sags ihr, sie solle auf die Hochzeit gehen und dir die jüngste Frau bringen, du gäbest ihr 10 Gulden, wenn sie nicht will, soll sie auch ihr so viel versprechen, es habe ein junger Herr etwas mit ihr.« Stan machte es so. Er ritt zu der Alten, und die Alte, trotzdem sie alt war, hatte sie doch noch Schlechtigkeiten im Kopf und ging gleich auf die Hochzeit und sagte der jungen Frau: »Du, he, es ist ein so feiner Jüngling gekommen wie ein junger Herr und hat mich geschickt, du solltest ein wenig zu ihm kommen.« – »Ich möchte gerne kommen, aber ich habe das Kind hier.« – »Zwick es einmal, daß es weint, dann sagt dein Vater: ‚Du, trag das Kind zur Nachbarin.‘ Dann komm, wir legen es im Keller in die Wiege.« Sie tat, wie sie die Alte gelehrt, und als sie zu ihrem Manne kam, erkannte sie ihn nicht, er gab ihr Branntwein zu trinken, sie trank, bis sie betrunken eingeschlafen war. Dann ging er in den Keller, nahm sich das Kind und ging nach Hause. Als die Frau wieder zu sich kam, suchte sie das Kind und fand es nicht. Da schrie sie in einem fort: »Tulai, mein Kind, weh mir Armen, was wird mein Mann tun, der bringt mich um um den Knaben, Großmutter, was soll ich?« – »Schweig, meine Liebe, wir wollen es schon machen. Wir ziehen eine große Katze wie ein Kind an, legen sie in die Wiege und zünden die Wiege an, dann schreien wir: ‚Das Haus brennt!‘, es brennt aber nur das Kind mit der Wiege, dann denkt dein Mann, das Kind sei verbrannt.« So machten sie es.
Chirila sagte: »Bade Stan, spann die Pferde vor den Wagen, die lele kommt nicht nach Hause, sie fürchtet sich vor dir.« Als er zu seiner Frau kam, fing sie an zu weinen und klagen, aber ihr Mann sagte: »Schweig jetzt, wir sind jung, werden ja noch Kinder haben, komm nach Hause.« Chirila nahm einen Sack, steckte die Alte hinein und band ihn zu und warf ihn in die Scherigle. »Was hast du dort?« fragte die junge Frau. »Ich habe mir ein wenig Werg von deiner Mutter gebracht.« Als sie zu Hause angekommen, sagte Stan: »Komm, du Chirila, daß wir jetzt die Teufelsrippe aus meiner Frau herausziehen mit Zange und Hammer.« Er zog sie an den Zöpfen zum Kind. Als sie das Kind erblickte, erschrak sie und dachte sich, wie die Sache gewesen. Sie bat um Verzeihung, sie werde solche Nichtsnutzereien nicht mehr vorgeben, solange sie lebe.
Chirila nahm den Sack mit der Alten auf den Rücken, nahm dann Abschied, sein Christtag war gekommen, und sagte zur jungen Frau, wenn sie ihren Mann noch einmal betrüge, käme der Teufel und würde auch sie in die Hölle tragen wie die Alte. Stan wollte ihm Lohn geben, aber Chirila sagte: »Dieser Sack ist mein Lohn.«

[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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