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Vom heiligen Nikolaus

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(1)
Es war einmal in einer Stadt ein Dieb, der hatte schon viel Schlimmes getan.
Einmal beraubte er einen reichen Mann, das wurde entdeckt und man verfolgte ihn. Lange Zeit lief der Dieb durch den Wald davon, aber endlich kam er an eine freie Steppe, die war vielleicht zehn Werst lang. Da blieb der Dieb stehen und wußte nicht, was er machen sollte.
Lief er über die Steppe, so fingen ihn seine Verfolger gleich ein, denn man sah auf der Steppe alles von weitem und er hörte, daß seine Verfolger ihm schon nahe waren. Da begann er zu beten:
»Herr, vergib meiner sündigen Seele! Väterchen, heiliger Nikolaus, verbirg mich, dann opfere ich dir eine dicke Wachskerze.«
Plötzlich stand ein älterer Mann vor dem Dieb und fragte:
»Was hast du gesagt?«
Der Dieb antwortete:
»Ich flehte: Väterchen, heiliger Nikolaus, verbirg mich in dieser Öde, und dann versprach ich, ihm eine Kerze zu weihen.« Darauf beichtete der Dieb dem Alten seine Sünde.
Der Alte sagte: »Wenn du willst, krieche in dieses Aas.« Es lag da ein Aas in der Nähe und der Dieb konnte sich nicht helfen und mußte in das Aas kriechen, denn er wollte nicht gefangen werden. Er kroch hinein, und im selben Augenblick war der Alte verschwunden, denn es war der heilige Nikolaus selber gewesen.
Die Verfolger kamen, ritten wohl einen halben Werst weit in die Steppe hinein, aber als sie niemand sahen, kehrten sie wieder um. Der Dieb lag mittlerweile im Aas und konnte kaum atmen, des faulen Geruchs wegen. Als die Verfolger verschwunden waren, stieg er heraus und sah wieder jenen Greis in der Nähe stehen und Wachs einsammeln. Der Dieb trat zu ihm und dankte für seine Befreiung. Da fragte der Alte wieder:
»Was hast du dem heiligen Nikolaus versprochen, als du eine Zuflucht suchtest?«
Der Dieb antwortete:
»Ich versprach ihm eine Kerze.«
»So ist es! So übelriechend aber wie dir das Aas erschien, in dem du verborgen lagst, ebenso erschiene dem heiligen Nikolaus deine Kerze! Flehe niemals«, – fügte der Alte noch hinzu, – »Gott den Herrn und die Heiligen, seine Diener, um schlechter Dinge willen an, denn Gott segnet sie nicht. Gib acht und merk dir meine Worte. Sag es auch den andern, daß sie Gott nicht um Böses bitten!«
Er sagte es und verschwand.

[Rußland: A.N. Afanaßjew: Russische Volksmärchen]

 

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