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Zwei Brüder mit Kohlen

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Zu der Zeit, als noch keine Zündhölzchen waren, lebten zwei Brüder. Der ältere war sehr reich, er hatte Felder und Vieh genug. Der jüngere lebte mit seiner Mutter und war arm, so arm, daß er nicht einmal ein Ferkelchen im Stall noch Holz im Hof hatte. Am Morgen ging das Feuer im Ofen immer aus. Dann ging er oder seine Mutter zum Bruder und verlangten einige Kohlen. Der gab sie ihnen, aber immer mit Gezänk und bösen Worten. Am Vorabend des neuen Jahres sagte seine Mutter: »Mein Sohn, diese Nacht wollen wir auf das Feuer sorgen, daß es nicht ausgeht, damit uns dein Bruder nicht auch am Neujahrsmorgen auszankt. Ich hüte das Feuer bis zwölf Uhr, du sollst es nach Mitternacht bis in der Früh besorgen.« Gut.
Die Alte hütete gut, aber den Burschen betrog der Schlaf, wie eben einen jungen Menschen. Dickes Holz hatte er nicht, er legte immer nur Äste und Stöcke auf. Das Feuer erlosch gänzlich, so daß nicht eine einzige Kohle blieb. Als er erwachte und sah, daß keine Kohlen mehr waren, ging er in den Garten, stieg auf eine Eiche, um sich umzusehen, ob er nicht irgendwo ein Feuer bemerke. Siehe, da im nächsten Walde zeigte sich ein Feuer.
Er sprang herunter und lief in den Wald zum Feuer. Dort saßen Gott und der heilige Petrus, gekleidet wie zwei alte Leute, am Feuer und wärmten sich.
»Guten Morgen, ihr guten Leute.« – »Wir danken. Was führt dich zu uns so am frühen Morgen des neuen Jahres?« – »Mir ist das Feuer ausgegangen; weil es mir ausgegangen, wollte ich nicht zu meinem Bruder um Kohlen gehen, weil er mich immer ausputzt; ich stieg auf die Eiche, um zu sehen, ob ich nicht irgendwo Feuer bemerke, ich sah dieses. Tut gut und gebt mir einige Kohlen.«
»Wir geben dir, aber wie stehen in deinem Dorf die Reichen mit den Armen?«
»Die Reichen geben den Armen ein Viertel Korn. Der Arme arbeitet dafür das ganze Jahr, und wenn es zur Verrechnung kommt, ist es doch nicht bezahlt.« Gott gab ihm Kohlen ins Hemd. Als er in den Hof kam, war es durchgebrannt. Die Kohlen fielen in den Garten und in den Hof, es blieben nur wenige, die er ins Haus brachte. Als seine Mutter erwachte, sah sie sich in einem großen schönen Hause, wie sie noch nie gesehen. Als sie zum Fenster hinaussah, erblickte sie eine Herde Schafe im Hof spielend und eine Herde von Pferden, alles entstanden aus den Kohlen. Jetzt war der Arme von heut auf morgen reich.
Der Reiche wartete am Morgen immer auf seinen Bruder, er solle um Kohlen kommen, damit er gut mit ihm zanke. Aber dieser kam nicht, und als er kam, verlangte er keine Kohlen, sondern lud ihn zum Mittagessen ein, am neuen Jahr. Er wunderte sich hierüber: von wo sollte er etwas zum Essen haben? sagte aber nichts und versprach zu kommen.
Als er mittags zu seinem armen Bruder kam, verwunderte er sich sehr über die große Wohlhabenheit und fragte, wie sich dies zugetragen. Der Bruder erzählte es ihm. Jetzt konnte er kaum erwarten, das Jahr sollte vergehen, und als der Vorabend des Neujahres gekommen, stieg auch er auf eine Eiche und sah das Feuer im Walde. Schnell sprang er herunter, nahm sich den Mantel und eilte in den Wald. Als er in den Wald kam, stand wieder Gott mit dem heiligen Petrus um das Feuer und wärmte sich.
»Was verlangst du, Mensch?«
»Tut gut und gebt mir einige Kohlen.« – »Wir geben dir, aber wie stehen bei euch die Reichen mit den Armen?« – »Der Reiche gibt dem Armen ein Viertel Korn, dafür arbeitet der Arme ein ganzes Jahr, und wenn es zur Verrechnung kommt, ist es nicht bezahlt.«
Er nahm sich den Mantel voll Kohlen und ging. Als er nach Hause kam, war ihm der Mantel nicht zerrissen und die Kohlen nicht herausgefallen. Aber er verzettelte sie im Hof, in der Scheune, im Stall und ging ins Haus. Nur einmal hörte er die Knechte schreien. »Tulai, es brennt.« Es verbrannten die Scheune, der Stall, das Vieh, seine ganze Wirtschaft.
Dann wurde der Reiche arm und ging nun auch jeden Morgen Kohlen verlangen.

Nicolai Gaspar, Großschenk.
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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