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Angsthasen

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Irgendwo auf einer einsam gelegen Wiese waren die Hasen fleißig am Malen. Körbe voller bunter Eier standen schon bereit, denn bis Ostern war nicht mehr lang.
„Möppel, dieses Jahr bist du auch groß genug. Du bekommst deinen ersten Auftrag.“
Ängstlich schaute der kleine Hase Dr. Mümmelmann, den Chef der Osterhasen, an. Er wollte gar nicht groß genug sein, auf der Wiese war es doch so schön.
„Du wirst im Kindergarten die Osterkörbchen verstecken.“
Im Kindergarten? Da gab es doch ganz viele Kinder. Was, wenn eines ihn entdeckte? Er hatte schreckliche Angst.

Zur gleichen Zeit kreischte die kleine Casy im Kindergarten. „Hilfe! Nimm die da weg.“
Weinend lief sie zur Erzieherin.
„Angsthase, Pfeffernase.
Morgen kommt der Osterhase.
Kommt er nicht,
kommt er doch.
Schießt er dir ins Popoloch“, riefen ihr die anderen nach.
Die Erzieherin zupfte ihr die Spinne aus den Haaren und versuchte sie zu beruhigen: „Das ist doch nur eine kleine Spinne, die hat sicher mehr Angst vor dir als du vor ihr. Du bist doch viel größer.“ Aber Casy hatte vor allen Tieren Angst, egal wie groß sie waren. Besonders vor Spinnen ekelte sie sich.

Endlich kam der Tag des Osterfestes im Kindergarten.
Eifrig hatten die Kindergartenkinder Osterkörbchen gebastelt und hofften nun darauf, dass der Osterhase sie befüllt und versteckt hatte. Es war jedes Jahr ein großer Spaß die Körbchen zu suchen.

Zitternd schlich Möppel in den Kindergarten. Dr. Mümmelmann hatte gesagt, nachts wären keine Kinder da. Das stimmte auch, aber nachts war es schrecklich dunkel. Die kleinen Glühwürmchen leuchteten ihm den Weg. Trotzdem war es gruselig.
Als Möppel fast fertig war, hörte er ein Geräusch. Schnell versteckte er sich in einer Spielzeugkiste.
Die Glühwürmchen lachten ihn aus. „Das ist nur eine Katze, die durchs Gebüsch streift.“
Katzen mochte der kleine Hase gar nicht, die waren ihm zu groß. Es war besser, er blieb noch eine Weile in seinem Versteck.
Dummerweise schlief er dabei ein.

Als er wieder erwachte, war es bereits hell. Erschrocken schaute er sich um. Da standen noch ein paar Osterkörbchen. Die musste er schnell verstecken. Sicher kamen bald die ersten Kinder.
Er mochte gar nicht daran denken, was geschehen würde, wenn Eines ihn entdeckte.
Die Glühwürmchen waren fort. Ihr Licht brauchte er jetzt nicht mehr. Es wäre einfach nur schön gewesen, wenn jemand bei ihm wäre.
Die restlichen Körbchen waren schnell versteckt. Jetzt musste er sich beeilen, nach Hause auf die Wiese zu kommen.

„Mama, ich will nicht. Ich will bei dir bleiben“, schluchzte Casy.
Tröstend umarmte Mama sie zum Abschied: „Schatz, heute kommt doch der Osterhase.“
„Ein Hase?“ Ängstlich drückte sie sich in Mamas Arme.
„Ja, der Osterhase, vor dem brauchst du keine Angst zu haben. Der bringt euch eure Osterkörbchen, mit Eiern und Schokolade.“

Traurig stand Casy am Fenster und winkte ihrer Mama.
Dann schaute sie sich suchend um. War hier wirklich kein echter Hase?
Schokolade mochte sie gern.

Später durften die Kinder ihre Osterkörbchen suchen. Alle liefen aufgeregt durcheinander. „Ich hab eins! – Da hinten, da steht eins! – Juhu! – Lecker, ein Schokohase!“, riefen sie.
Nur Casy fand keins. Und wenn sie eins entdeckte, dann war jemand anderes schneller.
Sie kramte suchend in einer Spielzeugkiste und erschrak. Sie konnte nicht schreien vor Schreck. Das war auch gut so, denn sonst hätte sie den armen Möppel verraten. Der starrte mindestens genauso ängstlich zu Casy hin. Er hatte es nicht geschafft, rechtzeitig aus dem Kindergarten heraus zu kommen und sich hierher geflüchtet
Beide bewegten sich nicht, starrten einander an und zitterten vor Angst.
„Bist du“, flüsterte Casy vorsichtig, „der Osterhase?“
Der kleine Hase nickte. „Ich bin Möppel.“
Irgendwie sah der ja ganz niedlich aus und so gar nicht gefährlich.
„Hallo Möppel. Ich heiße Casy. Was machst du da in der Kiste?“
„Ich verstecke mich.“
„Aber warum? Wir suchen Osterkörbchen, weißt du.“
„Ja, die habe ich versteckt. Hast du schon eins gefunden?“
„Nein, leider nicht.“
Da zog der kleine Hase ein Körbchen aus der Kiste. „Hier ist noch eins.“
„Danke. – Aber warum versteckst du dich denn?“
„Vor euch, damit mich keiner sieht. Aber jetzt hast du mich gefunden.“
„Ja und du hast mich erschreckt.“
„Hattest du etwa Angst vor mir?“, staunte Möppel.
Casy nickte und Möppel lachte: „Ich auch vor dir.“

„Kannst du mir hier raushelfen“, flüsterte der kleine Hase, der immer noch schrecklich Angst vor den anderen Kindern hatte. Vielleicht waren nicht alle so nett wie Casy.
„Warte hier, ich hole meine Kindergartentasche, darin kannst du dich verstecken. Nachher wenn ich abgeholt werde, lasse ich dich wieder raus.“
Es gelang Casy, unbemerkt ihre Tasche zu holen und den Osterhasen rein zu setzen.
Dieser schmiegte sich dabei kurz an sie und flüsterte: „Danke.“ In der Tasche fühlte er sich schon viel sicherer.

Später zu Hause lief Casy mit ihrer Kindergartentasche in den Garten.
„Möppel? Ich hoffe, du findest von hier den Weg nach Hause.“
„Ein Osterhase findet immer zurück zu seiner Wiese. Mach dir keine Sorgen.“
Zum Abschied kuschelte Casy noch einmal mit dem Hasen. Sein Fell war so schön weich.
„Besuchst du mich mal?“
„Gerne, wir haben jetzt ja erst mal Ferien, bis wir die nächsten Eier bemalen müssen.“
„Das wäre schön.“
Casy schaute dem Osterhasen noch lange nach, bis Mama auf einmal hinter ihr stand.

„Casy was machst du denn im Garten?“
„Mama, ich wünsche mir zum Geburtstag einen Hasen. Der soll dann Möppel heißen.“

Quelle: Stephanie Katharina Braun

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