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Betrüger und Bedrücker

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Der Zug der betrügerischen Fleischer, Müller, Wirte, Holzdiebe und Bedrücker der Bürger und Bauern ist besonders ansehnlich. Im Floßloch, einer schauerlichen Kluft über Steinbach, nach Liebenstein zu, sitzen drei gebannte Geister und spielen zusammen Karte. Der eine ist ein Gastwirt aus Steinbach, der bei seinen Lebzeiten die Leute mit falschem Gewicht und Gemäß betrog, der andere ein Müller aus Grumbach, der zuviel metzte, der dritte ein Ackersmann aus Schweina, der die Grenzsteine verrückte. Der erstere spukte nach seinem Tode in der Fleischkammer und dem Keller seines Hauses und stöhnte: »Drei Kartel (Nößel) für eine Kanne, drei Viertel für ein Pfund! « Der andere polterte als Geist bei Nacht in der Mühle umher und erschreckte die Kunden. Der dritte wanderte als feuriger Mann an der Grenze seiner Äcker und tückte die Vorübergehenden, so daß sich niemand, sobald es dämmrig wurde, zwischen den Orten Steinbach und Schweina hin und her zu gehen getraute. Alle drei wurden von Jesuiten ins Floßloch gebannt, und weil sie in ihrem Leben gern Karte gespielt hatten, so gab ihnen einer der Geisterbanner eine Karte mit. Da sitzen sie nun und spielen Solo und betrügen sich, werden uneins und zanken sich, daß der Lärm weithin durch den Wald schallt und verspätete Wanderer davor entsetzt fliehen. Manche haben die unheimlichen Spieler beisammen gesehen und wohl auch »Trumpfaus!« heischen hören. Der betrügerische Gastwirt hat aber immer dazwischen gerufen: »Drei Kartel für eine Kanne, drei Viertel für ein Pfund! «

Im Walde zwischen Herpf und Melkers, dem Eutel, spukt ein kleines graues Männchen mit Spinnwebegesicht, das Hackmännchen. Es hackt und hackt immerzu und muß bis zum jüngsten Tage hacken, ohne daß auch nur ein einziger Stamm fällt, zur Strafe dafür, daß es einmal an einem Sonntage in den Eutel gegangen ist, um Holz zu stehlen. – Der böse Landrichter Stergenbeck aus Gera hatte Bürger und Bauern um Hab und Gut betrogen und mußte deshalb geistern. Man sah, wie er um Mitternacht durchs Kirchhofsgatter grinste, und hörte, wie er dabei einem Hunde gleich winselte und bellte, weshalb er dann schließlich durch den Henker an einen entlegenen Ort gebannt wurde. Der ist lange Zeit unbekannt geblieben, bis einmal ein paar Weiber zum Holztage in den Wald gingen und zur Teufelskiefer auf den Kuhtanz kamen. Da haben sie um den Baum unzählige traurig pfeifende Vögel flattern sehen; in den Ästen aber saß niemand anderes als Stergenbeck, der böse Landrichter. Er hatte einen graulichen Mantel an, sein Gesicht war löcherig anzusehen wie vom Krebs zerfressen, und blutig war das Schwert, das er im Gurte trug. Die Weiber sind nach langem entsetzten Irrlaufen von ihren Männern erst spät abends im Türkengraben wieder aufgefunden worden.

Sage aus Thüringen

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