0
(0)
Während einer Hungersnot nahm ein Mann Pfeil und Bogen und ging hinaus, um für die Seinen zu jagen. Unterwegs sah er einen Bienenstock. Er nahm die Waben heraus und fand, dass sie viel Honig enthielten. Zu Hause angekommen, stellte er fest, dass niemand daheim war. Er nahm seinen Topf, schüttete den Honig hinein, ging hinters Haus, grub ein Loch und vergrub den Topf sehr sorgfältig, damit keine Erde in den Honig fiel. Vorher hatte er noch ein Rohr in den Topf gesteckt, dessen Spitze aus der Erde ragte. Als nun die Familie am Abend nach Hause kam und das Essen fertig war, wollte man ihm auftun. Er aber sagte: „Gebt nur den Kindern. Was mich angeht, so will ich, dass die Kinder, wenn sie gegessen haben, mitgehen und mir hinter dem Haus mein Lied singen.“ Er ging mit den Kindern hinaus und lehrte sie ein neues Lied, und das lautete so: „Es möge ertönen, es soll auf mich zufließen.“ Während die Kinder sangen, beugte sich der Mann nieder und sog so lange Honig aus dem Rohr, bis er vollkommen satt war. So tat er es alle Tage. Als er aber eines Tages nicht zu Hause war, sprachen die Kinder untereinander: „Kommt, lasst uns gehen und das Lied unseres Vaters singen.“ Und während die anderen sangen, versuchte ein Kind, an dem Rohr zu saugen, wie es der Vater immer tat. Es merkte: Das Lied war außerordentlich süß! Auch die anderen Kinder kosteten den süßen Honig. Schließlich riefen sie ihre Mutter. Die Mutter erkannte, dass in der Erde Honig vergraben war und fand auch bald den Topf. Sie grub ihn aus, schüttete den Honig in ihren Topf und goss in den anderen Wasser. Darauf vergrub sie den Wassertopf wieder sorgfältig im Boden, denn der Vater durfte nichts merken. Den Honig trug sie ins Haus und aß davon mit ihren Kindern. Nachdem der Vater am Abend heimgekehrt war, sang er wie immer mit den Kindern das Lied. Als er aber an dem Rohr sog, merkte er, dass er nur Wasser schluckte. Er probierte noch einmal und fand, dass es tatsächlich so war. Da ging er mit den Kindern betrübt ins Haus. Sie aber verrieten ihm nichts. Nun aßen die Kinder Honig und gaben dem Vater nichts – wie er es mit ihnen getan hatte.
Quelle:
(Sotho)