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Es war einmal ein kleines Mädchen, welches man das Rotkäppchen nannte. Seine Mutter legte ihm einen Topf mit Butter und einen Kuchen in sein Körbchen und sagte zu ihm: »Mein Liebling, bring das deiner Groß!« Das kleine Rotkäppchen machte sich auf den Weg und unterwegs begegnete es dem Wolfe, welcher zu ihm sprach: »Kleine, wohin gehst du?« »Ich gehe zu meiner Groß und bringe ihr einen Topf Butter und Kuchen.« »Und welchen Weg schlägst du ein, den Weg der Steinchen oder den Weg der Nädelchen?« »Den der Nädelchen, ich könnte einige auflesen.« »Aber dein Korb wird dich stören. Gib ihn mir, ich will ihn dir tragen; ich gehe den Steinchenweg und wir treffen uns an der Türe deiner Groß wieder.«
Und das kleine Rotkäppchen gab dem Wolf seinen Korb, und dieser beeilte sich, um zuerst anzukommen. Als er da war, klopfte er: »Poch, poch!« »Wer ist da?« fragte die Groß. »Ich, deine kleine Enkelin, ich bringe dir einen Topf Butter und Kuchen!« »Es ist gut, drück auf die Klinke und stell alles auf den Tisch!« Daraufhin trat der Wolf ein, stürzte sich auf die Groß und verschlang sie. Als er satt war, legte er das, was von ihr übriggeblieben war, in den Schrank und das Blut stellte er in einer Schüssel auf den Tisch. Dann setzte er die Mütze der Alten auf und legte sich in ihr Bett.
Nun klopfte das arme kleine Rotkäppchen: »Poch, poch!« »Wer ist da?« »Ich, deine Enkelin, ich bring dir Nädelchen!« »Gut, drück auf die Klinke und leg sie auf den Tisch!« »Ich hatte dir einen Topf Butter und einen Kuchen gebracht, Groß mutter, aber ich bin dem Wolf begegnet; der hat mir meinen Korb abverlangt und ich habe ihm ihn gegeben aus Furcht gefressen zu werden.« »Da hast du recht getan, Liebling!« »Ach Groß, ich habe argen Hunger!« »Da! Öffne den Schrank, darin findest du Fleisch. Iß davon!« Und während die Kleine von dem Fleische aß, sagte der Wolf: »Ho! Die Kleine ißt das Fleisch, das Fleisch ihrer Groß! Das Fleisch ihrer Groß!« »Was sagst du da, Groß, daß ich dein Fleisch esse?« »Ach nein, ich sagte, du solltest dich beeilen, daß du ins Bett kommst.« »Ach Groß, ich habe argen Durst!« »Da! Trink aus dieser Schüssel mit Wein, die auf dem Tische steht!« Während sie trank, sagte der Wolf: »Ho! Die Kleine trinkt das Blut, das Blut ihrer Groß! Das Blut ihrer Groß!« »Was sagst du da, Groß, daß ich dein Blut trinke?« »Ach nein, ich sagte, ich wäre nun bald hundert Jahre alt.« »Ach Groß, ich bin sehr müde!« »Gut, so leg dich zu mir!« Als Rotkäppchen im Bette lag, fand es im Bett ganz behaarte Beine: »Mein Gott, Groß, was hast du für viele Haare an den Beinen!« »Das kommt vom Alter, mein Kind!« »Mein Gott, Groß, was hast du für eine rauhe Stimme!« »Damit du mich besser verstehen kannst, mein Kind!« »Mein Gott, Groß, was hast du für lange Ohren!« »Damit ich dich besser hören kann, mein Kind!« »Mein Gott, Groß, was hast du für eine große Nase!« »Damit ich dich besser riechen kann, mein Kind!« »Mein Gott, Groß, was hast du für leuchtende Augen!« »Damit ich dich besser sehen kann, mein Kind!« »Mein Gott, Groß, was hast du für lange Zähne!« »Damit ich dich besser fressen kann, mein Kind!« Und happ, verschlang es der Wolf.
Und das kleine Rotkäppchen gab dem Wolf seinen Korb, und dieser beeilte sich, um zuerst anzukommen. Als er da war, klopfte er: »Poch, poch!« »Wer ist da?« fragte die Groß. »Ich, deine kleine Enkelin, ich bringe dir einen Topf Butter und Kuchen!« »Es ist gut, drück auf die Klinke und stell alles auf den Tisch!« Daraufhin trat der Wolf ein, stürzte sich auf die Groß und verschlang sie. Als er satt war, legte er das, was von ihr übriggeblieben war, in den Schrank und das Blut stellte er in einer Schüssel auf den Tisch. Dann setzte er die Mütze der Alten auf und legte sich in ihr Bett.
Nun klopfte das arme kleine Rotkäppchen: »Poch, poch!« »Wer ist da?« »Ich, deine Enkelin, ich bring dir Nädelchen!« »Gut, drück auf die Klinke und leg sie auf den Tisch!« »Ich hatte dir einen Topf Butter und einen Kuchen gebracht, Groß mutter, aber ich bin dem Wolf begegnet; der hat mir meinen Korb abverlangt und ich habe ihm ihn gegeben aus Furcht gefressen zu werden.« »Da hast du recht getan, Liebling!« »Ach Groß, ich habe argen Hunger!« »Da! Öffne den Schrank, darin findest du Fleisch. Iß davon!« Und während die Kleine von dem Fleische aß, sagte der Wolf: »Ho! Die Kleine ißt das Fleisch, das Fleisch ihrer Groß! Das Fleisch ihrer Groß!« »Was sagst du da, Groß, daß ich dein Fleisch esse?« »Ach nein, ich sagte, du solltest dich beeilen, daß du ins Bett kommst.« »Ach Groß, ich habe argen Durst!« »Da! Trink aus dieser Schüssel mit Wein, die auf dem Tische steht!« Während sie trank, sagte der Wolf: »Ho! Die Kleine trinkt das Blut, das Blut ihrer Groß! Das Blut ihrer Groß!« »Was sagst du da, Groß, daß ich dein Blut trinke?« »Ach nein, ich sagte, ich wäre nun bald hundert Jahre alt.« »Ach Groß, ich bin sehr müde!« »Gut, so leg dich zu mir!« Als Rotkäppchen im Bette lag, fand es im Bett ganz behaarte Beine: »Mein Gott, Groß, was hast du für viele Haare an den Beinen!« »Das kommt vom Alter, mein Kind!« »Mein Gott, Groß, was hast du für eine rauhe Stimme!« »Damit du mich besser verstehen kannst, mein Kind!« »Mein Gott, Groß, was hast du für lange Ohren!« »Damit ich dich besser hören kann, mein Kind!« »Mein Gott, Groß, was hast du für eine große Nase!« »Damit ich dich besser riechen kann, mein Kind!« »Mein Gott, Groß, was hast du für leuchtende Augen!« »Damit ich dich besser sehen kann, mein Kind!« »Mein Gott, Groß, was hast du für lange Zähne!« »Damit ich dich besser fressen kann, mein Kind!« Und happ, verschlang es der Wolf.
[Ernst Tegethoff: Französische Volksmärchen]