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Märchenbasar

Das Märchen vom dummen Peter

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Es lebte einmal eine Mutter, die hatte zwei Kinder, einen Knaben und ein Mädchen. Dem kleinen Mädchen, dem ging es gut, denn es bekam den ganzen Tag Kuchen und Schokolade zu essen, niemals durfte es eine Arbeit tun, und obendrein wurde es gelobt, geherzt und geküßt. Aber dem kleinen Jungen, dem ging es nicht gut. Die Mutter schalt ihn, wo sie nur konnte. Er mußte alle harte Arbeit tun, bekam Schläge, sobald etwas nicht ganz richtig war, am Abend gab man ihm trocken Brot zu essen, und des Nachts mußte er im Stall bei den Schweinen schlafen. Der Junge hieß Peter, und die Mutter, die nannte ihn nicht anders, „als du dummer Peter“. Eines Tages aber, als sie ihn wieder schalt, da hatte es der dumme Peter satt und sagte zu seiner Mutter: „Weißt du was, Mutter, du sagst den ganzen Tag, ich sei zu nichts zu gebrauchen, schiltst und schlägst mich da gehe ich lieber in die weite Welt und versuche dort mein Glück.“ Das war der Mutter ganz recht, darum sagte sie: „Ja, geh nur du dummer Peter, doch zum Abschied will ich dir noch ein Stück trocken Brot geben und hier den kleinen Hammer kannst du auch mitnehmen.“ Als sie das gesagt hatte, steckte sie dem dummen Peter das Brot in die eine und den Hammer in die andere Tasche, und dann ging der Peter fort. Am Abend kam er an ein stattliches Haus, da schauten drei Mädchen zum Fenster heraus. „Guten Abend“, rief der Peter, „ich suche eine Arbeit, könnt ihr einen Kuhhirten gebrauchen?“
„Oh, wir suchen einen Kuhhirten, komm nur herauf und iß gleich mit uns Abendbrot.“ Das war dem Peter recht. Er stieg die Stufen hinan, trat in die Stube und bekam zu essen, bis er ganz satt war. Dann führten ihn die Mädchen in ein schönes Schlafgemach, und er hatte ein weiches Bett wie nie zuvor im Leben.
Am nächsten Morgen gab man ihm einen Krug Wein und ein fettes Butterbrot mit auf den Weg, und der Peter zog mit seinen Kühen auf die Weide. Es war ein schöner Tag, und alles ging gut. Der Peter lag in der Sonne und freute sich recht seines Lebens. Aber plötzlich – da kam aus dem Wald ein Ritter angesprengt, in einer Rüstung, ganz aus Silber, er schwang sein Schwert und rief: „Was machst du hier, du dummer Peter?“ „Das geht dich nichts an“, rief der Peter. Aber da wurde der Ritter böse, schwang sein Schwert und rief: „Na, warte nur, mir freche Antworten zu geben. Jetzt werde ich dir gleich den Kopf abschlagen.“ Der Peter zog seinen kleinen Hammer heraus, dem ihm die Mutter mitgegeben hatte, sprang auf das Pferd des Ritters und schlug dem Ritter eins gegen den Kopf da fiel er vomPferde und war tot. Peter nahm das Pferd, band es im Wald an einem Baum fest, zog dem Ritter die silberne Rüstung aus, versteckte sie und ging still mit seinen Kühen nach Hause, als sei nichts geschehen. Er nahm sich auch vor, den beiden Mädchen nichts zu sagen von dem, was er auf der Weide getan hatte.
Als die Mädchen den Peter kommen sahen, freuten sie sich, denn sie schauten schon zum Fenster heraus und warteten auf ihn. Sie hatten noch nie einen Kuhhirten gehabt, der am Abend wiedergekommen, weil ihn stets der Ritter erschlagen hatte. „Ach“, riefen sie „schaut, der Peter ist wieder da, der Peter ist wieder da“, und sie liefen ihm entgegen, holten ihn herauf und gaben ihm zu essen, bis er rund und satt und dudeldick war. Dann geleiteten sie ihn in sein Schlafgemach, und der Peter schlief wohl und geborgen die ganze Nacht. Am neuen Morgen ging er wieder mit seinen Kühen auf die Weide, aber als er wiederkam, diesmal nur von der anderen Seite kam ein Ritter angesprengt, er war noch größer und mächtiger als der Ritter vom Tag zuvor, hatte eine Rüstung, sie war aus purem Gold, schwang sein Schwert und rief: „Was machst du da, du dummer Peter?“ „Das geht dich gar nichts an!“ rief der Peter. „Na warte, mir so frech zu kommen, jetzt werde ich dir gleich den Kopf abschlagen.“ Unser Peter aber stand auf, zog den kleinen Hammer heraus, den ihm die Mutter mitgegeben hatte, sprang auf das Pferd und schlug dem Ritter damit gegen den Kopf, so daß er vom Pferde fiel und tot war. Da zog der Peter ihm auch seine Rüstung aus und band das Pferd neben das andere. Dann ging er mit seinen Kühen nach Hause und sagte wieder nichts von dem, was auf der Weide geschehen war. Die Mädchen freuten sich, als sie den Peter sahen, gaben ihm wieder zu essen und zu trinken, und am nächsten Tag ging er abermals auf die Weide. Alles ging gut, er schaute nach links und nach links, kein Ritter kam herangesprengt.

Als er aber mit seinen Kühen nach Hause gehen wollte, da öffnete sich mitten auf der Weide eine Falltür, und heraus stieg ein großer, mächtiger Ritter in einer Rüstung ganz mit Diamanten besetzt. Er schwang sein Schwert und rief: „Was machst du hier, du dummer Peter?“ „Ach, das geht dich gar nichts an“, antwortete der dumme Peter. „Na warte nur, mir so frech zu kommen! Nun werde ich dir gleich den Kopf abschlagen.“ Peter aber besann sich nicht lange, sprang auf den Ritter zu und gab ihm mit seinem Hammer eins gegen den Kopf, da fiel er hin und war tot. Nun, dachte der Peter, jetzt will ich sehen, was da eigentlich unter der Erde ist. Er ließ seine Kühe allein nach Hause gehen und stieg in die Öffnung unter der Falltür. Er mußte siebenhundertsiebenundsiebzig Treppen heruntersteigen und kam schließlich in ein Zimmer, das hing ganz voll Kleider. Die brauche ich nicht, dachte der Peter. Ich habe da oben drei Rüstungen erbeutet, die halten mein ganzes Leben vor. Doch sah der Peter, daß hier noch eine Tür war. Er öffnete sie und kam in ein Zimmer, das war angefüllt mit lauter Essen. Das ist eher was für mich, dachte er, und weil er ohnehin hungrig war, setzte er sich nieder und aß sich dudeldick satt an Kuchen, Braten, Würsten, Wein und Schokolade und Äpfel und Pflaumen und Nüssen, oder was er sonst noch haben wollte.
Doch während er aß, sah er, es gab sonst noch eine Tür dort, aber sie hatte keine Klinke. Der Peter wußte nicht, wie er die Tür öffnen sollte, nahm schließlich seinen Hammer und schlug damit gegen die Tür, und da sprang sie auf. Und was glaubt ihr was da drin war? Gold, lauter Gold, blanke runde Goldstücke.
Sie fielen nur so hervor, und der Peter machte vor lauter Vergnügen ein Purzelbaum, stand auf dem Kopf und lief auf den Händen und wußte sich nicht zu fassen vor Freude.
Endlich kam ihm ein guter Gedanke. Er schloß wieder alle Türen zu, ging hinauf und zog die schönste Ritterrüstung an, stieg auf eines der Pferde und ritt zum Haus der Mädchen. Er ging herauf, klopfte an und fragte: „Kann ich bei euch ein Nachtmahl bekommen?“ Die drei Mädchen saßen an ihrem gedeckten Tisch und mochten nichts essen, sondern sie weinten und klagten, weil die Kühe ohne den dummen Peter nach Hause gekommen waren, als sie den schönen fremden Ritter sahen, fragten sie: „Wer seid Ihr denn?“ „Na, kennt ihr mich nicht?“ „Nein, woher sollen wir dich kennen, wir sehen dich heute zum ersten Mal.“ „Nun, ich bin doch der dumme Peter.“
Na, das wollten die Mädchen gar nicht glauben, daß das der dumme Peter war. „Ach, Sie sind nicht der dumme Peter“, riefen sie. „Doch, doch, ich bin der dumme Peter.“

Und nun erzählte der Peter, was ihm auf der Weide begegnet war, und wie er die drei Ritter erschlagen hatte. Da freuten sich die Mädchen. Denn ihr müßt wissen, die drei Ritter hatten die Mädchen geraubt und all das Gold, das hatten sie gestohlen. Am nächsten Morgen spannte der Peter einen Wagen mit sieben Pferden an, und sieben Tage lang mußte jeden Tag siebenmal mit sieben Pferden fahren, um all das Gold aus der Erde zu holen. Von diesem Gold baute er sich ein schönes, stattliches Haus und heiratete das älteste der drei Mädchen. Doch als er geheiratet hatte, sagte er zu seiner Frau: „Weißt du was, liebe Frau, jetzt gehe ich einmal wieder zu meiner Mutter und gebe ihr einen Teil von meinen Schätzen ab, denn wenn mich die Mutter auch oft geschlagen und gescholten hat, wenn sie mir nicht den Hammer mitgegeben hätte, da hätte ich die Ritter nicht erschlagen, und du wärst nicht meine Frau, und all die Schätze, die lägen noch unter der Erde.“ Der Frau war das schon recht so.
„Aber weißt du“, sagte der Peter, „vorher da mache ich mir einen Spaß mit meiner Mutter. Ich zieh` wieder meinen alten, schmutzigen Peterkittel an und sage, ich hätte es in der Welt zu nichts gebracht, die Mutter möchte mich wieder zu Hause behalten. Du aber kommst in unserer goldenen Karosse nachgefahren und sagst, es sei dir am Wagen ein Rad gebrochen, ob du nicht die Nacht da schlafen könntest. Na, paß einmal auf, was ich da weiter tue.“ Als der Peter das gesagt hatte, zog er sich den alten Kittel an und ging zu seiner Mutter. „Ach, liebe Mutter, nimm mich doch wieder bei dir auf, ich habe in der Welt kein Glück.“ „Natürlich, du dummer Peter, du bist zu allem zu dumm, das habe ich mir gleich gedacht. Hier komm und hilf mir Kartoffeln zu schälen, und draußen im Stall ist auch dein Lager noch, auf dem du schlafen kannst.“ Der Peter war mit allem zufrieden, aber als er in der Ofenecke saß und gerade Kartoffeln schälte, klopfte es, und die Frau vom Peter stand davor und sprach: „Ach, liebe, gute, alte Frau, wollt Ihr mich nicht bei Euch aufnehmen? An meinem Wagen ist ein Rad gebrochen, und ich kann die Nacht nicht weiterfahren.“ „Aber von Herzen gern“, sprach die Mutter, „kommt nur herein und eßt erst mit zur Nacht, ehe Ihr schlafen geht.“ Als aber die schöne Dame an dem Tisch saß und sich den Teller mit Kartoffeln gefüllt hatte, da stand der Peter auf, ging an den Tisch und aß mit der Hand eine Kartoffel nach der anderen vom Teller weg. „Ach“, rief die Mutter, „da seh‘ einer meinen dummen Peter an! Du bist aber auch zu nichts zu gebrauchen. Marsch in den Stall mit dir!“ Sie gab dem Peter eine Ohrfeige und jagte ihn zum Zimmer hinaus. Als sie jedoch die schöne fremde Dame in ihr Schlafgemach bringen wollte, wer lag schon in dem Bett und schnarchte? Der dumme Peter! „Aber, Peter, dummer Peter“, rief die Mutter voll Entsetzen, „was machst du in dem Bett der fremden Dame?“ „Ach was, fremde Dame“, rief der Peter, sprang aus dem Bett und gab seiner Frau einen Kuß mitten auf den Mund, „das ist doch meine Frau.“ Ja, das wollte die Mutter gar nicht glauben, und sie war sehr erschrocken. Aber der Peter, der war seiner Mutter nicht böse, sondern er sagte: „Weißt du was, Mutter, wenn du mich auch oft geschlagen und gescholten hast, aber wenn du das nicht gemacht hättest, da wäre ich nie in die weite Welt gezogen, und wenn du mir nicht den kleinen Hammer mit auf den Weg gegeben hättest, da hätte ich die Riesen nicht erschlagen können, und ich hätte die Mädchen nicht befreien können, die, die Ritter geraubt hatten, hätte den Schatz nicht entdeckt, und diese schöne junge Dame wäre gar nicht meine Frau. “Und nun war alles gut. Und am nächsten Morgen brachte der Peter seiner Mutter einen Wagen mit Gold, und sie und seine Schwester hatten zu leben bis zu ihrem Tod, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie alle zusammen noch heute.

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